Marie Tièche - Mein Jahr am Nordpol

Begonnen von Xandi, 06. Oktober 2017, 15:46:54

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Xandi

[isbn]3492304184[/isbn]

Inhalt:
Es ist ein filmreifer Beginn: In einem Pub in der spitzbergischen Stadt Longyearbyen trifft die Britin Marie Tièche auf den deutschen Professor Hauke Trinks, der sie spontan zu seiner nächsten Expedition einlädt. Ein Jahr in einer Hütte im ewigen Eis nördlich von Spitzbergen. Alleine mit ihm und zwei Hunden. Unter einfachsten Bedingungen sind die beiden Fremden auf Monate von der Welt abgeschnitten - in einer zwanzig Quadratmeter großen Hütte. Der sehr persönliche Bericht einer starken Frau.

Meine Meinung:
Nachdem das ja mein aller erstes Buch in diesem Genre ist, hab ich also überhaupt keinen Vergleich. Somit tu ich mir mit bewerten etwas schwer, allerdings
will ich euch meine Eindrücke vermitteln.

Die Zeile im Inhalt "der sehr persönliche Bericht einer starken Frau" passt auf jeden Fall.
Gleich die zweite Begegnung der beiden endet im Bett. Man erfährt, dass sie bei Arzt war um sich einen Jahresvorrat an Antibabypille zu besorgen und
auch den Tamponvorrat von einem Jahr für die Expedition einkauft.
Auch unterm Jahr "knisterts" hin und wieder zwischen ihnen.
Nun ja, die Dame ist 43, also so alt wie ich gerade und dass da nicht nur tote Hose ist, kann man sich eigentlich selbst denken. Ob das jetzt in
einen Erlebnisbericht passt, sei mal dahingestellt.
Die Neugierde, ob denn da mit einem 15 Jahre älteren Mann, den sie in einem Hotel kennengelernt hat, was läuft, ist gleich mal befriedigt.

Gut 100 Seiten lang beschreibt die Autorin mal nur, was sie nicht alles einkaufen, was nicht noch zu erledigen ist, die Wohnung wird
gekündigt, der Job aufgegeben, eine Probe im Umland wird gemacht (ein Wochenende lang wird durch Schnee gestapft und in einer Hütte übernachtet;
ob das wirklich eine Vorbereitung ist, wage ich zu bezweifeln). Es wird von Menschen verabschiedet und Bastelzeug detailiert erklärt, das sie gegen die
Langeweile mitnimmt.
Am meisten den Kopf geschüttelt hab ich über die Menge an Alkohol, den die beiden mitnahmen. eine Flasche Sekt für jeden Sonntag zum Frühstück,
und über 300 Liter Rotwein, weil sie jeden Abend eine trinken.
Nun ja, ich bin jetzt kein Antialkoholiker, aber wenn ich für ein Jahr in die Einsamkeit geh, dann nehm ich um das Gewicht doch was Sinnvolleres mit, oder?
Und von ihrere missglückten Ehe wird berichtet.
Was hat das alles mit dem Nordpol zu tun?

Und dann nach unendlich langen Seiten wird endlich aufgebrochen.
Wahrscheinlich hab ich mir zu viel erwartet, an etwas anderes gedacht, als wissenschaftlich interessierte Person, wollte ich etwas über
die Versuche erfahren, die sie dort machen. Aber eigentlich ging es nur um Bären.
Um die gefährlichen Eisbären, um Rentiere und Vögel um den kranken Schlittenhund, den sie dann erschossen haben.
Und um Bären, sagte ich das schon?
An die breite Masse der Bevölkerung verkaufen sich die unzähligen Bärensichtungen wahrscheinlich besser.
Und die ganzen Handarbeiten, ob Näharbeiten, Gestricktes und Gesticktes, alles wurde genau erklärt.

Auch bei der Autorin selbst bin ich mir nicht sicher, ob ich sie näher kennenlernen möchte. Mit 43 keine Ausbildung zu haben,
nur von Gelegenheitsjob zu Gelegenheitsjob springen, einfach immer, wenn was nicht passt die Zelte abzureißen und zu verschwinden.
Tja, Leuten mit Berufsleben und Familie am festen Wohnsitz passieren solche Abenteuer sicher nicht.
Darum bin ich hin und her gerissen, ob ich dieser Frau Respekt zollen oder Leichtsinnigkeit vorwerfen soll.

Und das Jahr in Einsamkeit hinterfrage ich ehrlich gesagt auch. Alle drei Monate kam ein Hubschrauber oder Schiff mit Post, Geschenken
und neuem Proviant.
Einmal würden Touristen erwähnt, die mit den Kreuzfahrtschiffen anlegen und sie waren immer froh, wenn die wieder weg waren.

Meine jahrelangen Befürchtungen und Vorurteile gegenüber diesem Genre wurde leider mit dem Ersten Eindruck untermauert.
[note4]


Bücher, Schoko und Rock'n'Roll

Ich lese gerade:

Annette B.

Meine Fresse Xandi !!!

Da hast du ja direkt ein sensationelles negativ Beispiel aus diesem Genre erwischt.  :wah:

Ich habe vor einigen Jahren auch mal so ein Buch gelesen, da ging es um eine Weltreise mit einem kleinen Segelboot. Klar der Mann ist auch immer mal an einer Küste gewesen um sich mit Wasser und Proviant zu versorgen, aber Alkohol hatte er z.B. nur 1 Flasche Hochprozentigen Rum und Whisky dabei, falls er mal krank wird. Aber er hat viel Hunger und Durst gelitten, weil er sich mit seinen Routen entweder verrechnet hatte, oder das Wetter ihm einen Streich spielte.
Ich fand das Buch damals sehr spannend, interessant und aufschlussreich, aber noch mehr solcher Berichte wollte ich dann auch nicht lesen.

ZitatTja, Leuten mit Berufsleben und Familie am festen Wohnsitz passieren solche Abenteuer sicher nicht.
Darum bin ich hin und her gerissen, ob ich dieser Frau Respekt zollen oder Leichtsinnigkeit vorwerfen soll.

Also Respekt zollen....  :kopfkratz: Wofür ???
Sie war doch nie ganz abgeschnitten von der Zivilisation und offenbar mit allem ausgestattet was sie für ihr Wohlergehen brauchte.

Ich finde deine Rezi toll. Vielen Dank 

Ich weiß jetzt, welches Buch ich bestimmt nicht lesen werde.
Liebe Grüße Annette

Xandi

Hallo

Ja Respekt, da ich sicher nicht in so eine Hütte ziehen würde. Trotz Proviant und Lesestoff.
In manchen Nächten sank in dieser Hütte die Temperatur auf -15 °C.
Und immer mit Leibwächter zum Klohäuschen gehen müssen, wegen der Bären?
Darum Respekt.

Aber ich fand viele Entscheidungen komisch. Gut ich kann nicht mitreden, weil ich es noch nicht
erlebt hab, aber wenn da eh ständig Schiffe und Hubschrauber kamen, warum haben die den
kranken Hund nicht einfach zurückbringen lassen? Anscheinend kennt in Spitzbergen eh jeder jeden.
Da kann man doch einen Schlittenhund zum Arzt bringen lassen und muss ihn nicht Monate lang
leiden lassen und dann erschießen. Vorallem, da der Hund nur geborgt war und nicht ihnen gehörte.

Und das mit dem Alk: nunja
sicher soll man sich auch was gönnen und die Moral aufrecht erhalten.
Ich kann mir vorstellen, dass in der Polarnacht, ohne Licht über Monate, in der Kälte und so.  :kopfkratz:
Da braucht man sicher was, auf das man sich freuen kann am Ende eines weiteren überstandenen Tages.

Tja egal, ich probier es nicht.  :zwinker:
Xandi

Bücher, Schoko und Rock'n'Roll

Ich lese gerade:

Kassandra

Hi, danke für die Warnung. Ich persönlich finde die Idee auch seltsam, mit einem fremden Mann für ein Jahr in die Einsamkeit zu gehen. Warum er das macht, ist mir schon verständlicher. :-)
Tatsächlich stelle ich es mir schwer vor, über so ein Jahr wirklich etwas Interessantes zu erzählen. Ich hatte immer mal wieder die Idee, selbst einen Reisebericht zu schreiben, weil ich Reiseberichte üblicherweise total langweilig sind. Bei meinen Versuchen ist mir aufgefallen, dass es tatsächlich nicht einfach ist. Es passiert ja nicht immer etwas Aufregendes. Die interessanten Reiseberichte sind meist sowieso nicht deshalb interessant, weil da etwas Spannendes passiert, sondern weil der Autor sich viele tiefsinnige Gedanken macht. Das scheint bei diesem Buch zu fehlen.
Ich mag sehr gerne die Reiseberichte von Jack London. Habe gerade "Die Fahrt der Dazzler" neben meinem Bett liegen, aber noch nicht angefangen. In seinen Berichten geht es um die Menschen, denen er begegnet, aber auch um das Leben an sich. Lebenswille, Sinn des Lebens etc.
Viele Grüße,
Kassandra


Xandi

Hallo

@Kassandra: Ja, er gibt ja zu, dass er wen fürs Kochen braucht.  :->  Nachdem "er" (übrigens ein Deutscher Forscher)
schon mal alleine am Pol unterwegs war und weiß, auf was er sich einläßt.  :flirt:

Xandi
Bücher, Schoko und Rock'n'Roll

Ich lese gerade:

Kassandra

Ach so, "Kochen" nennt man das heutzutage. Wobei ich denke, dass ein Mensch schon grundsätzlich jemanden zum Quatschen braucht, um nicht verrückt zu werden oder Selbstgespräche zu führen. Aber das hätte ja auch ein anderer Mann sein können, mit dem er Schach spielt.