Julia Drosten - Das Mädchen mit der goldenen Schere

Begonnen von nirak, 17. Dezember 2017, 17:23:52

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nirak

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Eine junge Frau geht ihren Weg

Wien im Jahre 1889. Es ist Weihnachten und in einem Krankenhaus wird ein Kind geboren. Doch Fanny ist ein Kind, welches die Mutter nicht will. Fanny bleibt im Findelhaus zurück und die Mutter geht ihre eigenen Wege. Einzig die Oberpflegerin Josepha kümmert sich um das Mädchen. Sie erzieht sie und ersetzt ihr die Familie. Fanny wird erwachsen und hat schnell gelernt, will sie etwas aus ihrem Leben machen, muss sie es selbst in die Hand nehmen. Sie wird eine Maßschneiderin und das mit Erfolg. Aber der Weg dorthin war nicht einfach. Ihre Vergangenheit lässt sie einfach nicht los. Die Frage nach ihrer Herkunft quält sie immer wieder.

Das Autorenpaar Julia und Horst Drosten nimmt ihre Leser mit nach Wien zur Jahrhundertwende. Sie erzählen die Geschichte einer jungen Frau, die nicht so recht in das Bild der Frau dieser Zeit passen will. Fanny hat ihren eigenen Kopf und setzt diesen auch durch. Den Ärger, den sie sich mit ihrer manchmal forschen Art einhandelt, ist vorprogrammiert. Immer wieder stößt sie an ihre Grenzen oder an Grenzen, die ihr von anderen aufgelegt werden. Aber am Ende erreicht sie ihr Ziel doch. Es wird eindrucksvoll geschildert, wie Fanny sich durchsetzt und was sie für Höhen und Tiefen durchleben muss. Durch Fanny erfährt der Leser aber auch von dem Leben dieser Zeit. Davon was Frauen durften und was eben nicht. Die Kluft zwischen Arm und Reich, zwischen Dienern und Herren wird ebenfalls gut sichtbar. Aber eben auch, dass es möglich ist, von ganz unten aufzusteigen und sein Schicksal eben auch selbst in die Hand zu nehmen. Es ist eine Zeit, in dem sich gerade auch die Frauen langsam bewusst werden, dass es mehr im Leben gibt, als ihnen die Vergangenheit zeigt. Mir hat gut gefallen, wie gerade Fanny es schafft voran zu kommen.

Fanny startet ihr Arbeitsleben als Dienstmagd bei adligen Damen und muss bald erkennen, dass es ihr nicht gefällt, so behandelt zu werden, wie es eben mit Dienstpersonal üblich war. Mir hat Fanny ihre Art gut gefallen. Sie hat versucht sich durchzusetzen, und zwar mit allen Konsequenzen, die es manchmal für sie hatte. Gerade weil Fanny auch für ihre Fehler eingestanden ist, war sie mir von Anfang an sympathisch. Sie duckt sich nicht, sondern stellt sich gerade hin und zeigt wer sie ist.

Geschickt haben die beiden Autoren das politische Zeitgeschehen mit ihrer Geschichte verwoben. Auf diese Weise erzählen sie eben auch von der Kriegsangst und wie es in Wien in den Kriegsjahren zuging. Der Erzählstil ist dabei flüssig zu lesen. Der immer wieder einfließende Wiener Dialekt sorgt für einen gewissen Charme. Die Mischung hat mir gut gefallen und es hat Spaß gemacht, hier zu lesen.

,,Das Mädchen mit der goldenen Schere" ist ein weiterer historischer Roman von Julia und Horst Drosten, der mich gut unterhalten hat. Es gab einige Wendungen und Handlungen, die ich so nicht erwartet hatte oder auch noch nicht gelesen habe, die mir aber gut gefallen haben. Sie machen diese Geschichte zu etwas Besonderem. Ich habe gern von Fanny und ihrem Leben gelesen.

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