Zur Lage der (Buchhandels)Nation – ein Kommentar

Die Bücherkiste war von jeher mit dem Partnerprogramm von amazon verknüpft. Einfach, weil es lange, lange der einzig ernstzunehmene Internethändler war, den man ohne große Arbeit verlinken konnte. Dies ist allerdings schon lange nicht mehr so und so tat ich es eigentlich nur noch aus Gewohnheit. In den letzten Wochen und Monaten ist viel über amazon berichtet worden und so habe ich heute beschlossen auf der Bücherkiste nicht mehr zu amazon zu verlinken. Allerdings habe ich mich auch dazu entschieden, amazon nicht durch einen anderen Händler zu ersetzen, denn ich möchte, dass IHR selbst entscheidet, wo ihr Euer Buch kauft. Thalia, Amazon, Weltbild, Mayersche, kleine inhabergeführte Buchhandlung? Jeder so, wie er oder sie gerne möchte. Nur ich möchte mich einfach vor keinen Karren mehr spannen lassen, auch wenn mir dadurch vielleicht ein paar Euro Provision durch die Lappen gehen. Aber wer eine Literaturseite zum Geldverdienen betreibt, hat sowieso was falsch gemacht! ;-)

Ich möchte jedoch auch ein paar weitere Worte zum Thema verlieren. Ich habe in einer klitzekleinen inhabergeführten Buchhandlung meine Ausbildung gemacht. Leider existiert diese Buchhandlung schon lange nicht mehr, weil die Mayersche Buchhandelskette es vor knapp 10 Jahren für eine ganz tolle Idee gehalten hat, in den Dortmunder Vorort Hombruch zu gehen. Das war damals ein Novum, weil die Ketten eigentlich nur in die Innenstädte ziehen, aber die zwei kleinen Buchhandlungen in Hombruch waren der Mayerschen anscheinend ein Dorn im Auge, zumal der Dortmunder Süden der einkommensstärkste Bevölkerungsteil in Dortmund ist. Das war für uns damals ziemlich schlagartig das aus. Mittlerweile arbeite ich seit 8 Jahren bei Weltbild – also dem genauen Gegenteil, einer Kette.

Beide Seiten haben ihre Vor- und Nachteile. Ich habe die Zeit meiner Ausbildung geliebt, aber es ist auch ein hartes Brot, wenn man keinen Konzern hinter sich stehen hat. Die Freiheiten sind wunderbar. Man muss eben keinen halben Tisch voll mit Dieter Bohlen und Akif Pirinçci bestücken, sondern hat halt für den Kaufwilligen eins im Regal stehen, dafür aber Stapel von Büchern auf dem Tisch, hinter denen man steht und die man empfehlen kann und will. Es ist toll, wenn man einen Großteil seiner Kunden mit Namen kennt, ihre Familiengeschichte, ihre Vorlieben in Sachen Literatur. Ja, es war tatsächlich eiin bisschen so wie wie in „Email für dich“, auch wenn das bei dem ein oder anderen ein Augenrollen hervorruft. Ja, ich weiß, früher hatten wir auch nen Kaiser und sind in Kutschen gefahren. Trotzdem war es toll. Übrigens für die Stammkunden UND die Mitarbeiter.

Denn auch letztere sind menschliche Wesen, die als solche wahrgenommen werden möchten. Und ja, es macht mehr Spaß, wenn einem ein Kunde ein Eis mitbringt, anstatt immer nur seinen Frust bei einem abzuladen, weil man für ihn das anonyme Wesen ist, das stellvertretend für alles Übel des jeweiligen Konzern steht. Aber es ist auch für den Kunden schön, wenn er seinen prall gefüllten Zettel voller Nackenbeißertitel abgeben kann und anstatt schräg angeguckt zu werden, sich mit der Buchhändlerin über die Vor- und Nachteile von Schotten in Kilts austauschen kann, während man der nächsten Kundin einen ungefragt zurückgelegten Thriller mit den Worten „ist richtig blutig, so wie sie es mögen“ in die Hände drückt und sie sozusagen augenblicklich anfängt zu lesen.

Ich weiß, alles niedliche Geschichten, die man irgendwann mal seinen Enkeln erzählen kann, die einem aber nicht helfen, sich den Realitäten des heutigen Buchhandels zu stellen. Ich wollte es trotzdem mal gesagt haben. Und bevor wieder einer aufstöhnt, natürlich gibt es nette Kunden auch in großen Buchläden. Erst kürzlich hat mir eine Kundin eine Tüte gebrauchte Manesse Büchlein vorbeigebracht, weil wir uns mal bei einem Pläuschchen über diese Bücher unterhalten haben und sie nicht mehr weiß, wohin damit. Das passiert einem auch bei Weltbild. Ist aber leider seltener.

Aber zurück zum Thema. Amazon hatte in den letzten Jahren viele tolle Ideen. Sie sind innovativ und trauen sich in ihre Ideen Geld zu investieren. Ich denke, ohne amazon gebe es heute keinen nennenswerten ebook-Markt und ja, die deutsche Buchhandelsgemeinde hat diesen Trend kräftig verpennt. Sicher, die Tolinoallianz hat aufgeholt, aber im Prinzip existiert sie nur aus der Not heraus.

Der momentane Status Quo ist geteilt. Der deutsche Buchhandel plus Verlagswesen sieht den Riesen als fleischgewordenen Teufel, die lieben Selfpublisher stehen natürlich auf der anderen Seite, weil man beißt ja nicht die Hand, die einen füttert, denn seien wir mal ehrlich, ohne amazon gäbe es einen Großteil dieser Selfpublisher gar nicht. Deswegen sich hinzustellen und amazon für die tollste Erfindung seit der Waschmaschine zu halten, ist für meine Begriffe auch ziemlich kleinkariert. Ich glaube, die Wahrheit liegt dazwischen, denn amazon ist beides! Die buchhandelsfressende Ratte und die tolle Ideenschmiede.

Ich mag aber auch nicht mehr hören, dass der Buchhandel sich doch bitte mehr anstrengen soll, dann würden die Kunden auch nicht mehr bei amazon kaufen. Ja klar, und heute abend fallen dicke weiße Flocken vom Himmel und wir singen alle Hummtata. Man kann das Rad nicht neu erfinden. Wir bestellen Ware, wir dekorieren sie, wir geben Empfehlungen und wir verkaufen. Und wenn ein Kunde in meinen Laden kommt und ein bestimmtes Buch haben will, was ich nicht da habe, dann hat es nichts mit meiner Unfähigkeit zu tun, sondern vielleicht daran, dass ich nicht genug Platz für die Millionen Bücher habe, die es so gibt. Man kann schlicht vom stationären Buchhandel nicht verlangen, dass sie alles da haben. Trotzdem könnte man ja beim Onlineshop des betreffenden Buchladens das Buch bestellen. Sogar nach Hause. Zumindest die großen Ketten wie Weltbild, Hugendubel, Thalia haben so etwas und viele kleine Buchläden längst auch. Trotzdem werden diese Seiten weniger genutzt, als amazon. Und woran liegt das?

Tja, weil man bei amazon so hübsch die nächste fällige Packung Pampers und den Lipgloss und die Kondome und diese Schokoriegel und ach, die Waschmaschine von weiter oben ist auch grad in die Binsen, bestellen kann. Und woran liegt das? Weil wir alle strunzenfaul geworden sind.

Und auch weil amazon als eine trendige Marke wahrgenommen wird. Ein bisschen so wie Apple und Starbucks. Die Leute haben das Gefühl, sie kaufen ein Premiumprodukt, dabei ist es auch nur Kaffee und nur ein Handy und nur ein Buch. Das liegt vielleicht daran, weil amazon der erste Buchhändler im Internet war. Ich erinnere mich an die späten 90er, wo 80% der Deutschen noch gar kein Internet hatten. Damals gab es kaum Internethändler, noch keine Blogs und eine handvoll Literaturseiten, die versuchten eine Community aufzubauen. Damals war amazon nur ein Buchhändler. Die Fernseher, das Klopapier und all das andere Zeugs kamen erst später.

Das Internet, nicht nur amazon haben den Einzelhandel verändert, aber die Bedeutung dieses Wandels muss viel mehr in den Fokus gerückt werden. Es geht nicht nur um den Buchhandel. Es geht um Spielzeugläden, um Boutiquen, um Plattenläden, etc. etc.

Vorgestern hörte ich im Radio einen Bericht, wo sich eine Mutter darüber beschwerte, dass sie in keinem Laden in der Stadt eine Schulgeldbörse (was das genau ist, weiß ich im Übrigen auch nicht) für ihren Sohn bekommen konnte, dabei wären ja nächste Woche die Ferien zu Ende. Das wäre vom Einzelhandel ja eine bodenlose Frechheit. Tja, wozu soll der liebe Einzelhandel denn bitte schön zwanzig verschiedene Geldbörsen bestellen und auf Lager haben, wenn kein Schwein mehr kommt und danach fragt. Solll ich auf die eine Kundin in 6 Wochen warten, die so was haben will? Es wird sich immer über den Einzelhandel aufgeregt, aber Leute, wenn ihr den Einzelhandel mal nutzen würdet, könnnte der auch besser planen, Dinge vorrätig haben, weil er auch weiß, dass danach gefragt wird und das er es auch verkauft.

Mir geht dieses „der Kunde ist König“ total auf den Zeiger. Wenn der liebe König nur alle paar Jahre mal vorbeischaut, dann hilft das leider wenig. Auch die Kunden haben eine Verantwortung. Die Innenstädte sterben schon und irgendwann kann man nicht mehr am 24.12. noch das obligatorische Parfum für Omi und das Buch für Opa kaufen, weil dann gibt es die Geschäfte nicht mehr. Aber vielleicht schickt amazon dann ja einen mit’m Fahrrad oder ne Drohne.

Mich macht es wütend, dass alle immer nur an sich denken. Natürlich ist auch im deutschen Buchhandel nicht alles tutti. Bei den großen Buchhandelsketten sind die Arbeitsbedingungen auch nicht wunderschön, aber wenigstens zahlen die Unternehmen hier ihre Steuern. Aber wir verbrennen in den letzten Jahren Arbeitsplätze (überhaupt im Einzelhandel), dass ich mich frage, wer soll eigentlich irgendwann bei amazon noch kaufen, wenn alle arbeitslos sind, die Städte leer. Wir brauchen den Einzelhandel und damit meine ich nicht nur die Leute, die darin arbeiten. Wir hofieren Euch Kunden gerne als König, aber wir müssen auch die Möglichkeit dazu bekommen.

Leider befinden wir uns mittlerweile schon in einem Teufelskreis und man muss sogar Dinge bestellen, weil man sie schlichtweg stationär nicht mehr bekommt. Aber wie gesagt, kein Einzelhändler kann sich totes Kapital aufs Lager legen, nur weil er hofft, dass doch mal jemand fragt. Solange es kein grundsätzliches Umdenken gibt, wird die Spirale immer weiter nach unten zeigen. Das hat für mich nichts mit Schuldzuweisungen zu tun, aber jedem muss bewusst sein, dass sein Kaufverhalten direkte Auswirkungen hat.

Und das Gejammer wird groß sein, auch bei den Selfpublishern, denen amazon jetzt die ganze Torte gibt und irgendwann wahrscheinlich auch nur noch ein paar Krümel. Ich weiß, es gibt keine wirkliche Alternative und würde ich jetzt veröffentlichen, würde ich es auch (wenn ohne Verlag) bei amazon tun. Ich boykottiere den Laden ja nicht. Auch ich bestelle da schon mal Sachen, die ich woanders nicht kriege. Ich würde mir nur wünschen, dass alle mal ein bisschen ehrlicher sind und sich den Gefahren bewusst werden, die so ein Monopol mit sich bringt. Denn ist es nicht gerade die Vielfalt, die unsere Literatur ausmacht? Was passiert, wenn doch irgendwann mal die Buchpreisbindung fällt? Wenn amazon – weil sie den langen Atem haben – in einer beispiellosen Rabattschlacht alle anderen Händler ausstechen wird, um dann hinterher die Preise diktieren zu können? Alles Schwarzmalerei? Dann schaut mal über den Atlantik!

Ja, der Einzelhandel muss sich anstrengen und den Einkauf zu einem Erlebnis machen. Aber wenn der Kunde möchte, dass man ihm alles nach Hause trägt, damit er sich nicht mehr vom Sofa bewegen muss, dann hat der Einzelhandel keine Chance und dann kann er sich auch noch so anstrengen und noch so tolle Ideen haben. Vielleicht schmiert Euch der Postbote ja auch demnächst das Bütterken? Und bitte kommt mir jetzt nicht wieder mit den vielbeschäftigten arbeitenden Menschen. Früher hatten die Geschäfte viel weniger Stunden am Tag geöffnet und trotzdem ist keiner verhungert oder lief ziellos nackig durch die Straßen.

Ich höre immer, dass der Kunde sich nicht gängeln lassen will, dass er selbst entscheiden darf, kann und muss. Gerne! Auch ich rufe keinesweg zum amazon-Boykott auf (wie ich schon sagte, auch ich bestelle hin und wieder dort), aber ich finde schon, dass man die Bevölkerung in die Pflicht nehmen darf, mal mehr nachzudenken. Es geht nicht um den Buchhandel, es geht um den Einzelhandel insgesamt. Es geht darum, dass wir alles am liebsten nur noch super günstig oder am besten umsonst haben wollen. Aber bitte Bio und mit fairen Arbeitsmethoden. Nur geht das alles auf einmal nicht. Wir können direkt durch unser Kaufverhalten Einfluss nehmen. Wollen wir amerikanische Verhältnisse?

Mir geht die Diskussion nicht weit genug. Es geht nicht nur um Bücher. Es geht um grundsätzliches Kaufverhalten, um Arbeitsplätze, um Familien. Und es täte niemandem weh, wenn er seine Käufe weiter streut. Die Diskussion um amazon ist nur ein Anfang. Letztlich ist es eine gesellschaftliche Diskussion. Es geht nicht darum Kunden zu bevormunden, aber es geht darum Kunden zu informieren. Was sie dann mit dieser Information anfangen, bleibt ihnen ja zu überlassen. Wer aufgeklärt ist und trotzdem bei amazon kaufen möchte, der soll dies tun. Immerhin leben wir ja in einer Demokratie. :-)  Allerdings sollte man sich eben über die Auswirkungen seines Tun bewusst sein.

Amazon geht es nicht um den Verkauf von Ware, sondern um Marktmacht. Auch Thalia, Mayersche und Weltbild sind große Ketten, die viele kleine Buchhandlungen kaputt gemacht haben, aber sie sind wenigstens noch im weitesten Sinne Buchhändler, denen am Kulturgut Buch etwas liegt. Ich würde mir allerdings wünschen, dass Letztere sich doch eines von amazon abgucken – den Mut, mal etwas für Ideen und Innovationen zu wagen. Vielleicht fragt man da auch glatt mal die Mitarbeiter, also die Leute an der „Front“ und verlässt sich nicht immer nur auf die schicken in Auftrag gegebenen Studien und die super Ideen der Geschäftsführungen.

P.S. Ich weiß, der Text ist sehr lang und ich hoffe, Ihr seid nicht auf halbem Weg eingeschlafen. :mrgreen: Wer möchte, ist herzlich dazu eingeladen etwas zu diesem Kommentar zu schreiben. Egal ob hier oder auf Facebook oder wo auch immer. Dieser Text ist eine erweiterte Version eines Facebookbeitrages von mir auf meinem privaten Profil, der bereits einige Male geteilt und kommentiert worden ist.

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    • Hallo Silke! Vielen Dank für Deinen Kommentar. Haben Deinen Text auch sofort gelesen. Was für ein süßer kleiner Buchladen. Vielleicht findet sich ja irgendwann, wenn der jetzige Innhaber in den Ruhestand geht, doch eine enthusiastische Seele, die den Laden weiterführt.

      Liebe Grüße,
      Steffi

  • Da, wo ich wohne, gibt es eine Buchhandung, wie man sie sich wünscht. Stammkunden werden nach Gusto beraten, es gibt Schmökerecken und Bücherlesungen und richtiggehende „Events“, wenn ein lang erwarteter Titel erscheint. Inzwischen kann man auch online bestellen und kriegt die Bücher nach Hause geliefert, wenn man es mal nicht in den Laden schafft.

    Ich bin langjähriger Amazon-Kunde, aber Bücher kaufe ich dort keine mehr. Meine lokale Buchhandlung hat die Unterstützung nötiger.

    • Liebe Mona!

      Danke für Deinen Kommentar!

      Ich versuche das mittlerweile auszuweiten. Sprich, ich bestelle in der Regel nur noch Sachen bei amazon, die ich wirklich nirgendwo anders bekommen kann. Unter anderem ein bestimmtes Duschgel, welches DM, etc. aus dem Programm genommen haben. Auch CDs kaufe ich meist bei amazon, weil ich die Sachen, die ich da kaufe in unserem Saturn in der Regel nicht kriege.

      Ansonsten versuche ich dort zu kaufen, wo ich es offline auch bekomme. Weil es betrifft ja nicht nur den Buchhandel, sondern den ganzen Einzelhandel.

      Wobei, ich bestelle auch bei zalando. Ich bin einfach keine Shopping-Queen und hasse es durch de Geschäfte zu latschen und Klamotten anzuprobieren. :-D

      Liebe Grüße,
      Steffi

  • Liebe Steffi,

    dein Artikel macht nachdenklich. Ich bestelle auch viel zu viel im Internet, einfach weil mit zwei Kindern, zwei Jobs, einem Haus und Garten oft die Zeit fehlt, zumal man in der Stadt schlecht parken kann und man dann noch nicht alles bekommt. Als ich noch in Hamburg gewohnt habe und zwei große Einkaufszentren direkt vor der Nase hatte, war das natürlich noch anders.
    Trotzdem muss ich dir recht geben. Der Einzelhandel braucht auch Kunden, die in die Stadt kommen und kaufen. Dein Artikel verstärkt bei mir die guten Vorsätze, mal wieder öfter in die Stadt zu fahren, statt die Sachen online zu bestellen.
    Übrigens habe ich auch ein paar Monate in den Sortimentsbuchhandel hineingeschnuppert – damals, lange vor Amazon – und kann deine Eindrücke bestätigen. Es ist schon ein anderes Kaufgefühl. Ich habe mich dann aber doch für ein Studium entschieden und gegen die Ausbildung.

    Danke für deinen Artikel.
    Liebe Grüße,
    Doro

    • Liebe Dorothea!

      Ich würde ehrlich gesagt, momentan auch niemandem raten eine Ausbildung zur Buchhändlerin zu machen. Toller Job, aber vom Aussterben bedroht und die meisten Buchhändlerinnen sind doch heutzutage nur noch bessere Verkäuferinnen, weil gar keine Zeit mehr für Beratung und Bestandspflege bleibt bzw. letzteres ohnehin von der Zentrale vorgeschrieben wird. Reich wird man mit dem Job auch nicht, wobei das ja auch nicht schlimm sein muss, wenn einen der Job ausfüllt.

      Das Zeitmanagement ist heute leider ein schwerwiegendes Problem und da ist Online-Handel natürlich eine Erleichterung. Wie gesagt, ich verteufel das ja auch nicht. Wir bestellen ja alle auch mal beim Pizzadienst, anstatt selbst zu kochen! :-)

      Liebe Grüße,
      Steffi

  • Hallo Steffi,

    Deinen Artikel kann ich voll und ganz unterschreiben.
    Ich verteufle Amazon auch nicht, aber wenn zu mir jemand sagt, wenn der Staubsauger den Geist aufgibt dann kauf ihn doch bei Amazon, da hört bei mir der Spaß auf.
    Ich war vor vielen Jahren froh auf Amazon zu stoßen, weil ich zwar meiner Meinung nach einen tollen Wohnort habe, aber nirgends in der Nähe Buchhandlungen waren. Klar hätte ich Mitglied bei Bertelsmann werden können, aber ich wollte mich nicht dazu zwingen lassen, innerhalb eines bestimmten Zeitraumes mindestens ein Buch kaufen zu müssen.
    Ich will dann kaufen, wenn mir danach ist und da kann es schon passieren, dass es nicht nur ein Buch, sondern 30-40 Bücher sind. Wer braucht da dann schon nach 3 Monaten wieder eins? Ich für meinen Teil nicht. Der nächstgelegende Buchhändler war damals Hugendubel in der Münchner Innenstadt. Für mich sehr umständlich zu erreichen. Also wurde ich Amazon-Kunde und kaufte dort gerne. Aber nur Bücher, denn Amazon ist für mich das was es am Anfang war. Ein Buchhändler.
    Mittlerweile leider zum Ramschladen mutiert, wohl in der Hoffnung den noch größeren Reibach zu machen und somit die Kleinen an der Ecke zu ruinieren…..
    Ja, mittlerweile hab ich nur noch 10 km zu einer inhabergeführten Buchhandlung und da gehe ich gerne hin. Was die nicht da haben, bestellen die und zu 99% ist der Artikel am nächsten Tag für mich vor Ort. Klar, ich muss da nochmal hin, aber das mach ich gerne. Bestelle ich bei amazon, habe ich die bestellten Bücher auch nicht sofort, sondern auch erst 1-3 Tage später. Wo also liegt der Unterschied?
    Richtig, man kommt nicht nur in einen schnuckeligen kleinen Laden, wo man mit seinem Namen begrüßt wird, nein, man kommt generell unter die Leute und sitzt nicht stumpf vor dem Rechner und „arbeitet“ irgendwelche Wunschlisten ab.
    Gerne geh ich auch zu Weltbild. Hier insbesondere direkt nach Augsburg zum Lagerverkauf. Da wird dann zweimal im Jahr zugeschlagen. Und? Ich komme wieder unter die Leute und geniesse den Einkauf.
    Bei Amazon kaufe ich zwar auch noch, aber da meist Bücher, die mir der stationäre Buchhandel nicht bestellen kann, weil die Bücher nur in USA oder Japan aufgelegt werden und mit den Buchgroßisten in USA ein Vertrag bestehen muss, damit sie bestellen können.
    Aber wie eingangs schon erwähnt, ich werde auch immer wieder auf amazon zurück greifen, allerdings ist und bleibt amazon für mich ein Buchhändler und sonst nichts.

    Liebe Grüße
    Andrea

    • Liebe Andrea!

      Vermutlich macht Amazon mit Büchern schon längst nicht mehr den Hauptgewinn, weswegen sie manche Diskussion auch so prächtig aussitzen können. Wenn man wie verrückt Nippes, Toilettenartikel und Technik verkauft, dann macht es auch nix, wenn man ein bisschen weniger Büch verkauft, als letztes Jahr.

      Das Du immer 10km zu einer Buchhandlung fährst und sogar dann noch mal hinfährst, wenn Du etwas bestellen musst, finde ich klasse. Das machen sehr sehr wenige Leute. Aber ich finde, dass Bücher kaufen in einem richtigen Buchladen etwas ist, was einem keiner ersetzen kann.

      Das mit den englischen Büchern ist allerdings wirklich ein Problem. Die sind im Einzelhandel im Normalfall wirklich deutlich teurer, als bei amazon. Besonders kleinere Buchhandlungen, die solche Bücher nur beim Grossisten besorgen können, sind da wirklich im Nachteil.

      Liebe Grüße,
      Steffi

  • Sehr gut auf den Punkt gebracht. Es ist nicht nur der Buchhandel, es ist generell der Facheinzelhandel, der um den König Kunde kämpfen muss. Da ich auch im Facheinzelhandel tätig bin, kenne ich das Problem nur zu gut.
    100.000 Produkte oder auch 200.000 – nur einen Mausklick entfernt. Diese Vielfalt kann kein Einzelhändler auf Lager haben. Natürlich bestellen wir gern, wenn jemand etwas Spezielles wünscht, meist ist es sogar am nächsten Tag schon da. Manchmal wünsche ich mir statt eines bockigen: „Dann bestelle ich es eben bei Amazon“, ein wenig Verständnis. Man kann eben nicht alles online kaufen und dann nur die karierten Maiglöckchen, die man woanders nicht gefunden hat, im Fachhandel, denn dann wird es irgendwann auch den Fachhandel nicht mehr geben.

    Ich bestelle meine Bücher aus Prinzip in meiner Stammbuchhandlung. Vom einer inhabergeführten ist sie inzwischen auch zu einer Ketten-Buchhandlung geworden, aber es arbeiten noch immer dieselben Leute da, die man schon ewig kennt.

    Letztlich haben wir es durch unser eigenes Kaufverhalten mit in der Hand, wie unsere Innenstädte in den nächsten Jahren aussehen werden.

    • Ich weiß genau, was Du meinst, Grit. Manchmal sind die Leute richtig boshaft, wenn sie sagen „bestellen kann ich es auch selber“, so als hätte ich mit meinem freundlichen Angebot es für sie in die Filiale oder nach Hause zu bestellen, irgendwie unterstellen wollen, dass sie es nicht könnten. Schön ist auch immer: „Aber es steht doch auf ihrer Internetseite als lieferbar“. Jau… wie 3 Millionen andere Artikel, die leider nicht auf 150qm passen! :-D

  • Liebe Autorin,
    vielen Dank für Worte, die mir aus tiefster Seele sprechen !
    Ich habe mich in den Darstellungen über die inhabergeführte Buchhandlung selbst wiedergefunden und musste herzhaft lachen, denn selbst die Kundin, die im Sommer ein Eis mitbrachte, um die Zeit im Geschäft zu „versüßen“, kenne ich.
    Es ist genauso, wie du es beschreibst !
    Auch ich denke, dass der Buchhandel und das Verlagswesen die Zeit verschlafen hat und sich nun „plötzlich“ wundern, dass Kunden abwandern, weil sie glauben, bei Amazon günstiger kaufen zu können, was bei Büchern ( explizit Neuerscheinungen ) nicht der Fall ist !
    Auch ich habe mir den Mund fusselig geredet, um die Kunden über diesen Irrtum aufzuklären und auch ich habe erlebt, dass nach meiner Kundenberatung der Wunsch geäußert wurde: “ Ich überleg es mir noch mal…..“ und eine Woche später mir dann verkündet wurde, man habe die Bücher im „Buchgroßmarkt“ gekauft.
    Dank meiner Beratung. ;-)
    Auch das immer gerne benutze Mantra vom „Kunde als König“ kenne ich. Wobei ich in manchen Situationen auch sagen musste: Der Kunde ist zwar König, aber ich bin die Kaiserin……, was dann meist sprachlos machte und dann beiden ein Lächeln ins Gesicht zaubert.
    Auch ich sehe die Kommentare zum Thema nicht als Boykott zum Onlinekauf, sondern als Alternative und neue Möglichkeit zur Erfüllung zeitgemäßer Wünsche.
    Ist es nicht einfach traurig, dass wir alle, die in dieser wunderbaren Branche tätig sind, immer mehr Verlustängste haben müssen, nur weil man die Bevölkerung nicht über die wahren Gründe und Hintergründe von Amazon & Co informiert ? So ein Klick ist eben nach Feierabend schnell gemacht und die Mähr vom „Bestellst du Buch…. kommt die Lieferung umsonst“ kann doch nicht alles sein, was einen Kauf ausmacht, oder ? Ich glaube, dass mit fortschreitender Zeit, wenn die Kunden immer jünger werden, das stationäre Buchhandelsgeschäft nicht überleben KANN !
    Die Generation „Online“ wird erst dann merken, wenn sie in die Innenstadt geht, dass es kaum noch Geschäfte gibt, in denen man EINKAUFEN kann. Die großen Ladenketten werden vorhanden sein, mit schlecht oder gar nicht ausgebildetem Personal, deshalb durch Unwissen und Desinteresse kaum Kundenberatung durchführen können und die Spirale wird sich weiterdrehen.
    Meine Buchhandlung habe ich vor ein paar Jahren schweren Herzens verkauft und ich war und bin immer noch Buchhändlerin aus Leidenschaft !
    Die Sorgen um die Zukunft persönlich und wirtschaftlich haben mich dazu bewogen, diesen Schritt zu gehen und ich habe ihn LEIDER nie bereut. Auch in meiner Buchhandlung war es ein wenig so wie bei „Email für dich“, was ich oft von Kunden zu hören bekam. Diese Atmosphäre, diese besondere Stimmung in einer inhabergeführten Buchhandlung vermisse ich sehr. Zeit lässt sich nicht aufhalten, aber wir alle können bzw. könnten einen Beitrag dazu leisten, das uns Kleinigkeiten, die uns den Alltag versüßen, erhalten bleiben und das ist sicher NICHT der Onlinehandel, auch wenn der die Zukunft bestimmen wird !

    Herzliche Grüße
    UlRike

    • Liebe Ulrike!

      Ja, ein bisschen von einer besseren Buchhandelszukunft träumen, darf man ja noch.

      Das mit der Buchpreisbindung kenne ich. Ich bin immer wieder verblüfft, wie viele das nicht wissen und meinen, in kleineren Läden wäre alles teurer. Selbst bei Weltbild (die Filialen sind ja eher kleiner) höre ich manchmal, mal schauen wie teuer es bei der Mayerschen ist. Wenn es irgendwie möglich ist, sage ich dann dazu auch was, aber man will ja den Leuten auch nicht immer in ihre privaten Gespräche quatschen.

      Zu „Bestellst du Buch…. kommt die Lieferung umsonst” kann ich nur sagen, amazon verlegt gerade seine Logistik nach Polen. Dadurch verschwinden hier Arbeitsplätze und die Verlage dürfen die höheren Frachtkosten auch noch bezahlen. Die schicken die Ware also nach Polen, damit amazon sie wieder zu Kunden nach Deutschland schickt. Das ist doch einfach Irrsinn!!!

      Das Du Deine eigene Buchhandlung aufgeben musstest, ist wirklich traurig. Für meine damalige Chefin war es auch hart, auch wenn sie im Stadtteil noch immer aktiv ist und Lesezirkel betreut und Vorträge hält und so. Aber damals war es auch noch eine Zeit, als die Ketten sehr stark waren. Momentan habe ich das Gefühl, in ein paar Jahren gibt es vielleicht doch wieder eine Chance, für solche Läden, wie Deiner auch anscheinend einer war.

      Liebe Grüße,
      Steffi

  • Ich habe es früher geliebt, in Buchhandlungen zu stöbern. Manchmal ging ich wieder ohne ein Buch, meistens aber kaufte ich gleich mehrere.
    Das vermisse ich. Die meisten Buchhandlungen, die ich kenne, haben inzwischen nämlich hauptsächlich die Bestsellerliste rauf und runter. Überall die gleichen Bücher. Die persönliche Note (das habe ich kürzlich so in einer Buchhandlung gesehen): Gleich am Eingang eine Wand mit den Empfehlungen der Mitarbeiterinnen – und was empfehlen sie? Die Bestsellerlisten rauf und runter.
    Ich bin dann stöbern gegangen. Obwohl ich inzwischen von Buchhändlern gehört habe, dass das gar nicht gern gesehen wird. Die Kundin, die noch Zeit hat, bis ihr Bus geht oder die einfach mal vorbeischaut, bleibt zu lang im Laden, erfordert Aufmerksamkeit, und dann ist nicht mal sicher, dass sie auch etwas kauft.
    Also: Ich bin dann stöbern gegangen. Sofort war eine Mitarbeiterin da, die das sehr ungnädig zur Kenntnis nahm. Sie beobachtete mich die ganze Zeit. In der Fotobücher-Ecke fand ich zehn Bücher für Foto-Einsteiger, kein einziges interessantes. Bei Religion, Esoterik, Ratgeber (bilden zusammen eine Bücherwand) gab’s mindestens so viele Räucherstäbchen, Edelsteine zum Wasser optimieren und Engelchen wie Bücher. Bei den Gartenbüchern verschwanden die Bücher fast zwischen Lavendelsträußchen aus Plastik, Plastik-Elfen, Plastik-Gießkännchen (10 cm hoch, in rot und grasgrün).

    In Facebook gibt es eine Gruppe, die für Buchhändler, Verleger und andere Buchprofis reserviert ist. Ich bin da reingekommen, weil ich Buchwissenschaft studiert habe und einen kleinen Verlag habe. Mir quollen die Augen über, als ich las, wie Buchhändler über ihre Kunden reden. Sicher nicht alle, diese Gruppe ist hoffentlich nicht repräsentativ. ich zog mich dann wieder zurück, nachdem mir dort erklärt worden war, das sei doch ganz normal, ein fachlicher Austausch unter Kollegen.

    Vielleicht ist es zu nostalgisch, aber ich würde so gern wieder in einer Buchhandlung stöbern, einer, die von jemandem geführt wird, der Bücher liebt. Dann würde ich auch nicht online Bücher kaufen. Dann würde ich es in Kauf nehmen, dass ich erst mal 20 km fahren und einen Parkplatz finden muss, wenn ich das Buch abholen will, das die nette Buchhändlerin für mich beim Zwischenbuchhändler online bestellt hat.

    • Liebe Marianne!

      Was Du so schreibst, ist total traurig. Das in den meisten Buchhandlungen nur noch die ewig gleichen Bestseller liegen, ist tatsächlich so. Teilweise, weil man von denen weiß, dass sie wenigstens gekauft werden, teilweise wohl auch, weil vielleicht auch in vielen Läden nur noch Aushilfen arbeiten, die anderes vielleicht gar nicht an den Mann/die Frau zu bringen wissen.

      Das die Leute nicht mehr in Ruhe stöbern können, finde ich allerdings grauenvoll. Also das ist zumindest in unserer Weltbildfiliale nicht so. Wir sprechen die Kunden natürlich schon an, besonders, wenn sie schon eine Weile im Laden sind, aber wenn sie dann nur schauen möchten, dann gibt es ein freundliches Lächeln und dann lassen wir sie auch in Ruhe oder halten ein Pläuschchen über das Buch, was die Kundin gerade in Händen hält. :-)

      Aber ernsthaft, wir freuen uns über jeden Kunden, der im Laden ist und wenn er dann auch noch ausführlich stöbert, ist das doch klasse! Begreif ich einfach nicht…

      Liebe Grüße,
      Steffi

  • Ich bin ein sogenannter ‚Hybridautor‘, habe sowohl im Publikumsverlag (Bonnier/Ullstein) als auch im Kleinverlag und im KDP-Programm veröffentlicht und fühle mich daher im Kreuzfeuer von beiden Seiten.
    Die überwiegende Anzahl der Beiträge beider Fraktionen ist unreflektiert, schlecht recherchiert und nimmt die Argumente der jeweils anderen Seite nicht wahr.
    Herzlichen Dank für diesen ’neutralen‘ Beitrag, der weit über den Tellerrand hinaussieht.
    Es ist der erste Beitrag zu diesem Thema, mit dem ich zu hundert Prozent übereinstimme.

    Liebe Grüße aus dem Allgäu

    Siegfried Langer

  • Liebe Steffi!
    Ich möchte mich fast verneigen vor dir und diesem tollen Artikel. Du beleuchtest viele Aspekte, bringst es aber trotzdem treffend auf den Punkt.
    Sparsamkeit und Bequemlichkeit haben manchmal ihren Grund, und keine muss sich deshalb schämen. Aber: wenn ich ein leckeres Essen zubereiten will und allein schon das Kochen genieße, dann gehe ich auch nicht in den Discounter und hole eingeschweißtes Kalbsschnitzel für einen Euro (und glaube noch ernsthaft, dass dieses Tier irgendwann mal artgerecht glücklich war…)
    Genauso ist es mit dem Lesen: es ist doch schon das halbe Vergnügen, im Buchladen zu stöbern, den Geruch der Bücher zu schnuppern und hier und dort mal nachzuschlagen. Darauf möchte ich nicht verzichten.
    In diesem Sinne – nochmals danke für diesen Beitrag!
    PS:
    Die Entwicklung in Dortmund habe ich übrigens hautnah miterlebt (ich bin in Hörde geboren und aufgewachsen).

  • Bravo! Hier spricht mir jemand aus der Seele! :-) Herzlichen Dank für diesen Beitrag, der wirklich alle Seiten beleuchtet und in verständlichen Worten die Hintergründe des aus persönlicher Bequemlichkeiten geborenen Problems und seine Konsequenzen in der Zukunft erläutert. Leider ist die derzeit stattfindende Diskussion oft zu einseitig und wird als „Amazon-bashing“ wahrgenommen und abgetan. Die bedrohliche Entwicklung, die absolut nicht nur die Buchbranceh betrifft, geht dabei leider ziemlich unter. Deshalb danke für diesen reflektierten emotionalen und ehrlichen Beitrag – ich bin ganz sicher nicht beim Lesen eingeschlafen!

  • Hallo Steffi,
    vorab danke für den Diskussionsanstoß. Ich glaube, dass dieses Thema, wie so viele, eine Einstellungssache ist.
    Es wird so viel über Nachhaltigkeit etc. gesprochen, aber es reicht halt nicht, nur im Aldi zur Biomarke zu greifen.
    Wie du schon angesprochen hast, ist das eine tiefgehendere Sache. Letztenendes wird der Markt immer vom Verbraucher/Kunden bestimmt. D.h., wir haben es in der Hand, ob es langfristig überhaupt noch Einzelhandel gibt.
    Wenn ich die Möglichkeit haben möchte vor Ort einzukaufen, muss ich den Einzelhändler dort auch bedienen; sprich: dort kaufen.
    Und in meinen Augen fängt das halt im Kleinen an.
    Ich selbst wohne ländlich, aber mit exzellenter Anbahnung zu einer größeren Stadt. Alles, was machbar ist, versuche ich im Ort zu kaufen. Was nicht zu bekommen ist, versuche ich über den ansässigen Einzelhändler zu bestellen. Wenn das nicht geht, bestelle ich sehr gerne online.
    Gebrauchte Bücher kaufe ich gerne bei Amazon, bestücke und beleihe aber auch fleißig unseren örtlichen Bücherschrank.
    Und ja, ich bin auch ebook Leserin – im Urlaub einfach unschlagbar.
    Ich glaube niemand muss extrem sein und nur online oder im Einzelhandel kaufen. Die Mischung macht´s – wie so oft.
    Aber sich ein paar Gedanken machen, welche Konsequenzen gewisse Kaufverhalten haben – das ist doch nicht zu viel verlangt.
    Und manchmal muss man dann halt mal raus aus der Komfortzone und rein in den Laden.
    Die Einzelhandelslandschaft wird sich wohl unaufhaltsam verändern. Beratung wird kosten etc.
    Aber WIR haben es doch in der Hand, in welche Richtung und/oder wie sehr.

    So, das war eine lange Antwort auf eine lange Frage :-)
    Und P.S. : Nein, ich habe beruflich nichts mit dem Einzelhandel zu tun.

    • Danke für Deinen tollen Kommentar, Leseschnecke!

      Ich sehe das genauso wie Du. Die Mischung macht es. Der Internethandel ist ja nun mal da und es ist auch utopisch zu sagen, dass man ihn gar nicht nutzt. Ist ja auch quatsch, denn auch im Internet gibt es super schöne kleine Shops, deren Existenz ja auch davon abhängt, dass wir dort bestellen.
      Ich kann auch z.B. verstehen, wenn man in ländlichen Gegenden vielleicht sogar mehr im Internet bestellt, als z.B. Einwohner einer größeren Stadt wie eben hier in Dortmund. Wenn Du erst 50km fahren musst, dann hat es eben auch etwas mit Zeit und Geld zu tun.
      Ich lese auch mittlerweile gerne mal ebooks. Besonders bei dicken Büchern finde ich es schon praktisch. Momentan lese ich den dritten Gabaldon und es ist schon ein Unterschied, ob ich meinen Reader oder den 1000 Seiten Wälzer im Bett hin und her schiebe! :-D Ich habe übrigens einen Kindle und einen Tolino, wobei ich sagen muss, dass das Herunterladen von Büchern mit dem Kindle schon bequemer ist. Das System da bei amazon ist schon unschlagbar gut. Aber hin und wieder gibt es natürlich Bücher, die es z.B. nur bei Weltbild gibt oder ich bekomme ein epub als Vorabexemplar vom Verlag, deswegen hat sich die Anschaffung des Tolinos auch schon gelohnt. Außerdem hat er Licht. Mein altes Kindle-Schätzchen hat das noch nicht. ;-)

      Wie gesagt, ich rufe ja nicht zum Amazon- oder Internethandelboykott auf, aber zwischendurch einfahch mal etwas mehr nachdenken, was mach ich da gerade. Wieso kauf ich gerade dort und nicht da, wäre schon toll und würde bestimmt eine Menge bringen!

      • Viele gute Denkanstöße. Auf dem Land und Selbständige – so wie ich – kaufen noch im Laden. Warum, weil man die Mitarbeiter + Inhaber nicht arbeitslos machen möchte.

        Nur wenn ich etwas einfach nicht in meiner Umgebung bekomme und extra rumfahren müsste (mein DM ums Eck hat ein paar Produkte aus dem Sortiment genommen, die ich haben will, deshalb kaufe ich diese im Internet).

        Ich habe den Verkäuferinnen gesagt, dass ich das leider im Internet besorgen muss und habe deine Arbeitsplatzgründe angegeben, aber beide Verkäuferinnen haben mich angesehen wie eine lila Kuh. ;-) Das heißt, denen war es herzlich egal. :-(
        Herzlichen Gruß Aveleen

        • Liebe Aveleen!

          Das ist natürlich ziemlich ärgerlich. Vermutlich sind die Verkäuferinnen bei DM aber gar nicht für das Sortiment zuständig, weswegen sie vielleicht was merkwürdig geguckt haben! :-D

          Aber wenn man natürlich bestimmte Dinge sucht und nicht findet, hat man keine andere Möglichkeit diese Dinge online zu bestellen. Das finde ich auch gar nicht schlimm. Ich finde es auch nicht schlimm, wenn man ab und zu mal online kauft, obwohl man es auch vor Ort bekommen würde. Ich bin ja nicht Mutter Theresa! :-D

          Liebe Grüße,
          Steffi