Löhnig, Inge: Der Sünde Sold

Band 1 Dühnfort Serie

Verlag:
Ullstein
erschienen:
2008
Seiten:
432
Ausgabe:
Taschenbuch
ISBN:
3548268641

Klappentext:

Eine Frau will nur noch vergessen. Ein Mann fühlt sich berufen. Ein Kind verschwindet spurlos. Doch das ist erst der Beginn. Bald jagt Kommissar Konstantin Dühnfort im bayerischen Mariaseeon einen sadistischen Mörder, der die Strafen der Inquisition das Licht der Welt neu erblicken lässt. Unter den Dorfbewohnern geht die Angst um. Einer von ihnen ist der Täter und Dühnfort muss ihn finden, bevor er erneut zuschlägt.

Rezension:

Ich habe schon länger keinen reinen Krimi mehr gelesen und war eher bei den Thrillern zu Hause. Genauso muss ich gestehen, war ich in den letzten Jahren von deutschen Krimiautoren eher enttäuscht, aber von allen Seiten hört man nur lobende Worte über die neue Generation von deutschen Krimiautorinnnen (Nele Neuhaus, Petra Busch, etc.), so dass ich mir doch ein Herz genommen habe. Gott sei Dank!

Inge Löhnigs erster Roman um Komissar Konstantin Dühnfort ist eine gelungene Mischung aus Kriminalfall und persönlichen Schicksalen, die die Autorin mit viel Einfühlungsvermögen schildert. Dabei wird beides gekonnt die Waage gehalten, so dass besonders Agnes‘ Leid zwar betroffen macht, aber nicht die Spannung überlagert oder gar unnötig unterbricht.

Der Kriminalfall zieht seine Spannung auch aus der dörflichen Gemeinschaft, die doch recht überschaubar gehalten ist, aus der der Täter aber kommen muss. So ist bald jeder, der sich etwas anders als normal verhält, verdächtig. Tatsächlich gehörte auch der schlussendliche Entführer und Mörder zum Kreis meiner Verdächtigen, aber dennoch war die Auflösung so gut gemacht, dass ich es trotzdem spannend fand. Zumal ich bis zum Schluss auch noch ein paar andere im Visier hatte und mir nicht wirklich sicher war, ob ich richtig liege.

Der Fall ist bis auf ein zwei Ausnahmen nicht überaus hart beschrieben. Es geht der Autorin nicht um Action und Blut, sondern um Ermittlungsarbeit, Spurensuche und vor allen Dingen um die Ausarbeitung ihrer Figuren. Dühnfort ist ein sympathischer, wenn auch einsamer Zeitgenosse, der nach gescheiterten Beziehungen allein lebt. Gut kochen kann er und essen tut er auch gerne. Anscheinend ein weit verbreitetes Hobby in Krimis, wenn ich da zum Beispiel an Kay Scarpetta denke. Es verleiht Konstantin aber eine gewisse Normalität und macht ihn menschlicher, denn alles was mit seinem Beruf zu tun hat, bringt eher traurige, erschütternde und unfassbare Dinge zu Tage.

Auch die Nebenfiguren sind Inge Löhnig gut gelungen. Dühnforts Kollegen haben ihr ganz eigenes Gesicht (die toughe Kollegin, der etwas übereifrige Neuling, etc.) und auch die Dorfbewohner sind in ihrer Unterschiedlichkeit sehr facettenreich. Hervorzuheben ist hier sicherlich Agnes, die nach dem Feuertod ihres Mannes und ihrer kleinen Tochter im beschaulichen Mariaseeon ein neues Leben beginnen will und dabei in die brutalen Geschehnisse des Dorfes verwickelt wird.

Ihre Vergangenheit entblättert sich erst nach und nach und wartet besonders am Ende noch mit einer ungalublichen Wendung auf, von der man sich fragt, wie eine Frau, die bereits so viel mitgemacht hat, noch mehr ertragen kann. Die beginnende Beziehung zwischen ihr und Dühnfort ist sehr behutsam und keineswegs kitschig oder klischeehaft beschrieben. Noch stehen die beiden am Anfang und ich bin gespannt, wie sich ihre Beziehung im Laufe der Serie noch entwickeln wird.

Sprachlich ist der Roman recht einfach gehalten, was aber nicht negativ gemeint ist. Löhnig pflegt einen eher nüchternen, sehr leicht zu lesenden Stil, der aber umso berührender ist, wenn sie sich doch einmal Zeit für die Gefühle und Ängste ihrer Figuren nimmt. Mir haben da z.B. auch die wenigen Szenen gefallen, in denen Dühnforts Beziehung zu seinem Vater geschildert wird. Obwohl es sich meist nur um Erinnerungen oder kurze Telefonate handelt, strahlten sie doch eine große Wärme aus. Hier zeigt sich, dass man sich nicht immer großer blumiger Worte bedienen muss, um wahre Gefühle zu  zeigen und zu erzeugen.

Alle Figuren sind mir nach wenigen Seiten ans Herz gewachsen und ich freue mich sehr auf weitere spannende Fälle.

Note: 2

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    • Ich kann es wirklich nur empfehlen. Ich kann allerdings keinen Vergleich zu Wallander ziehen. Bisher habe ich um nordische Krimis immer einen Bogen gemacht. So genau weiß ich auch nicht, wieso! :-)