Pfeffer, Anna: Für dich soll’s tausend Tode regnen

Verlag: cbj
erschienen:
2016
Seiten:
320
Ausgabe:
Klappenbroschur
ISBN:
3570171558

Klappentext:

Wer Emi auf die Nerven geht, dem verpasst sie in Gedanken eine Todesart. Und seit dem Umzug weiß sie nicht, wer mehr nervt: die Neue ihres Vaters, die sich ernsthaft in der Mutterrolle sieht, ihr Strahlemann von Bruder, der das auch noch gut findet (stirbt bestimmt mal, weil er auf seiner Schleimspur ausrutscht), oder Erik, Alphatier an ihrer neuen Schule, der einen auf cool macht und sie ständig provoziert (stirbt garantiert an einem Hirntumor wegen übermäßigen Handykonsums). Als sie sich in Chemie mit Alpha-Erik anlegt, kracht es wortwörtlich zwischen den beiden. Die Strafe dafür sind acht Samstage Graffiti schrubben. Mit Erik! Kann das Leben noch beschissener sein? Um aus der Nummer rauszukommen, schlägt Emi einen Wettstreit vor. Doch Erik ist nicht kleinzukriegen. Emi wünscht ihm tausend Tode an den Hals, bis sie merkt, dass es gar nicht so nervig ist, Zeit mit Erik zu verbringen …

Rezension:

Für das erste Jugendbuch des Autorenpaares Carmen Schmidt und Ulrike Mayrhofer alias Anna Pfeffer, hat sich der cbj Verlag optisch mächtig ins Zeug gelegt. Der Buchschnitt ist schwarz eingefärbt und alle Seiten sind schwarz umrandet und sehen somit aus wie Todesanzeigen, was natürlich perfekt zu Emis Gemüt und ihrem Tick mit den Todesarten passt.

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Emi selbst war mir sofort sympathisch. Sie ist eine Außenseiterin, aber nicht, weil sie schüchtern ist oder eine graue Maus, sondern weil sie anders ist und sich mit dieser Andersartigkeit auch durchaus wohlfühlt. Ihre Mutter ist zwar gestorben, als sie noch sehr klein war, aber trotzdem hatte ich nie das Gefühl, dass sie deswegen diesen morbiden Hang zum Tod hat oder gar deswegen lieber für sich blieb. Ehrlich gesagt, hat mir gerade das gut gefallen. Die Protagonistinnen in Jugendbüchern sind oft Außenseiterinnen, aber entweder, damit sie sich locker flockig vom nächsten Bad Boy retten lassen können oder weil sie eben eine schlimme Vergangenheit hatten. Bei Emi ist es so, dass ihre Art zu leben schon größtenteils selbstgewählt ist.

Emis Blick auf die Dinge sind gekonnt humorvoll geschrieben und driften nicht in zu starke Jugendsprache ab. Trotz großen Altersunterschiedes konnte ich mich perfekt in die sarkastische Heldin hineinversetzen und ihr Erfindungsreichtum an Todesarten ist wirklich bemerkenswert. Ein paar kann man prima übernehmen, wenn einem z.B. der doofe Kerl mit dem Minipli den letzten Parkplatz wegschnappt oder der Busfahrer einem einfach nicht mehr die Tür öffnet und wegfährt. Doch, ich kann durchaus sagen, man kann aus diesem Buch viel für den Alltag übernehmen. :mrgreen:

Erik, mimt zwar auf den ersten Blick den „Coolen von der Schule“, aber es wird ziemlich schnell klar, dass sich hinter der harten Schale ein weicher Kern verbirgt. Okay, ein bisschen Badboy haben wir also auch hier. Wie die beiden sich anfangs umkreisen und nicht gemein genug zueinander sein können, ist dabei wirklich witzig und auch die Mutproben, die sie sich gegenseitig ausdenken, sind teilweise nicht von schlechten Eltern.

Apropos Eltern. Emis Vater fand ich sehr sympathisch und seine neue Freundin Mara kann einem nur leid tun, denn Emi macht es der Öko-Vegetarierin nicht leicht. Maras ausdauernder Gleichmut kann man wirklich nur bewundern und obwohl der Leser sich tendenziell immer auf die Seite der Protagonistin und gegen die mögliche neue Stiefmutti schlägt, fand ich Mara doch sofort liebenswert. Sie hat ehrliches Interesse an den beiden Kindern und liebt Emis Vater aufrichtig. Der ist übrigens Therapeut, was zu einigen sehr witzigen Gesprächen zwischen ihm und Emi führt. Obwohl er Emi und Oliver mit dem Umzug in eine neue Stadt natürlich aus ihrem alten Umfeld herausgerissen hat, habe ich ihn doch als sehr fürsorglich empfunden, dem seine Kinder wirklich wichtig sind.

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Etwas nervig fand ich hingegen Emis Bruder Oliver, der mir einfach eine Spur zu gut gelaunt und glatt war. Seine Großspurigkeit und auch sein Egoismus haben mich manchmal doch genervt. Er verbirgt diese Eigenschaften hinter viel Charme, der an mir allerdings abgeprallt ist.

Stilistisch haben mir besonders die frechen und klugen Dialoge gefallen. Gerade Emi und Erik versuchen sich mit Sarkasmus gegenseitig zu übertrümpfen. Ob des nasskalten Hamburger Wetters, ist Emi zudem durchgehend schlecht gelaunt und versprüht dabei, ohne es zu merken, trotzdem so viel Charme wie ein Regenbogen. Getarnt in schwarz weiß versteht sich! ;-)

Für mich hätten es am Ende gerne noch ein paar Seiten mehr sein dürfen, denn das Buch ist doch ziemlich plötzlich zu Ende und die zauberhafte Emi hätte mich gerne noch ein paar Seiten mit ihren Gedankengängen unterhalten dürfen. Negativ aufgefallen ist mir allerdings das ständige Nennen des Apfel-Konzerns. Tun es nicht auch die Oberbegriffe Handy und Tablet? Grad in Jugendbüchern finde ich das übermäßige Nennen von Markennamen zweifelhaft. Auch die Beschreibung der obligatorischen Schul-Prinzessin war mir etwas zu sehr nach Schema F. Aber davon mal ab, ist „Für dich soll’s tausend Tode regnen“ eine leichtfüßige Geschichte mit viel Humor und Warmherzigkeit, der man diese kleinen Fehlerchen gerne verzeiht.

Note: 2

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