Riebe, Brigitte: Die Pforten der Nacht

Verlag:Diana
erschienen: 2008
Seiten:
512
Ausgabe:
Taschenbuch
ISBN:
3453352319

Klappentext:

Im mittelalterlichen Köln des Jahres 1338 schwören sich drei Kinder an der Schwelle zum Erwachsenwerden ewige Blutsfreundschaft. Das Leben hat jedoch für die Halbwaise Anna, Tochter des Färbermeisters Windeck, den jungen Juden Esra sowie ihren Freund Johannes, Sprößling einer reichen und angesehenen Kaufmannsfamilie, noch einige Überraschungen parat.

Johannes soll gegen seinen Willen zu einer befreundeten Familie nach Italien, um die Feinheiten des Fernhandels zu erlernen. Anna will nicht mehr in der Schankstube der Stiefmutter stehen und Esra begehrt gegen seinen jüdischen Glauben auf.

Rezension:

Wie man dem Klappentext schon entnehmen kann geht es in diesem Buch um dreiJugendliche aus ganz unterschiedlichen Gesellschaftsschichten.  Besonders brisant ist dabei auch der Unterschied zwischen Juden und Christen, da die Handlung im 14 Jh. in Köln angesiedelt ist.

Der Anfang des Buches (Prolog) ist recht flott geschrieben und zieht den Leser direkt in seinen Bann. Doch dann kommt erst einmal eine ausführlichere Beschreibung der Lebensbedingungen von Anna, Johannes und Esra. Der Leser lernt die Eltern und Geschwister der Jugendlichen kennen und bekommt auch eine ausführliche Beschreibung des Färber Handwerks und des Kaufmann Berufes im 14 Jh. mitgeliefert. Die Bilder die Frau Riebe mit ihren Beschreibungen beim Leser hervorruft sind sehr lebendig. Man riecht förmlich den Unrat in den Straßen von Köln und hat das Ungeziefer in den Fachwerkhäusern sehr deutlich vor dem inneren Auge.

Sehr viel Wert hat die Autorin auf die Beschreibung der Charaktere ihrer Protagonisten gelegt. Johannes der Kaufmannssohn, der lieber ins Kloster gehen möchte, als nach Italien in die die Ausbildung zum Kaufmann. Esra der Sohn eines Rabbiners, der mit seinem Schicksal hadert und lieber gar kein Jude sein möchte. Auch wenn   Esra gerne zu seinem Gott betete, so spürt er auch sehr deutlich die Verachtung und den Hass, den die Christen den Juden entgegen bringen- Und dann Anna Windeck die dritte im Bunde. Sie ist ein sehr selbstbewusstes und kluges Wesen und beide Jungens  lieben sie. An diesem Punkt hatte ich schon den Verdacht das die Handlung in einer klassischen Dreieck-Beziehung ausartet, aber die Autorin hatte dann doch bessere Ideen für den Lebensweg ihrer Protagonisten.

Das Buch ist nun nicht so spannend geschrieben das man es kaum aus der Hand legen könnte, im Gegenteil, manches mal musste ich das Buch sogar aus der Hand legen. Frau Riebe hat versucht den religiösen Fanatismus damals, durch ausführliche philosophische Dialoge und Gedankengänge der Protagonisten, dem Leser nahe zu bringen. Das ist auch am Anfang ganz in Ordnung, aber immer wenn es mal spannend wurde im Buch, hat Frau Riebe wieder ein längeres Kapitel eingeschoben in dem es um den Glauben an Gott geht. Irgendwann wurde mir dieses „raus reißen“ aus der Spannung dann doch zu viel und ich habe dann das Buch beiseite gelegt und musste mich dann fast wieder zwingen, es weiter zu lesen.

Einzig das Schicksal von Anna, die meiner Meinung nach, mit beiden Beinen fest im Leben stand, hat mich gefesselt und daher habe ich auch immer wieder weiter gelesen. Was ich auch schmerzlich vermisst habe, ist der Humor, oder auch mal einige „hellere bzw. freundlichere“ Szenen. Das ganze Buch wirkt leider sehr düster und furchtbar depressiv. Es gab bestimmt auch im 14 Jh. Feste und Feiertage die fröhlich von den Menschen mit Tanz und Musik begangen wurde. Als Bocca der Gaukler in dem Buch auftaucht, hatte ich mich schon gefreut das es nun mal etwas heiteres geben würde, aber da hatte ich mich leider zu früh gefreut.

Der Schreibstil dieser Autorin ist sehr angenehm und leicht verständlich. Die Geschichten die Frau Riebe hier in diesem Buch erzählt sind durchaus realistisch und sehr interessant. Der historische Hintergrund ist wirklich sehr gut recherchiert und erklärt, da gibt es nichts zu meckern. Es hat wirklich Spaß gemacht sich die damaligen Lebensbedingungen vorzustellen, aber wie gesagt, man wird immer wieder aus dieser wunderbaren Atmosphäre, die die Autorin mit ihren schönen Beschreibungen aufbaut, herausgerissen. Das war ein Punkt der mich doch etwas genervt hat, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass dieses Buch wirklich einige wunderbare Geschichten aus dem 14 Jh. erzählt.

Der Roman wird durch ein kleines Personenregister und ein ausführliches Nachwort der Autorin sehr schön  abgeschlossen. Ich denke, wenn die Passagen über Glaube, Tod und Teufel nicht so dominant gewesen wären, dann hätte ich dieses Buch als ein super spannendes historisches Werk mit sehr lebendigen Protagonisten bezeichnet.

Note: 2-

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  • Hab mich sehr über die schöne Rezension gefreut – danke!
    Du fandest das Buch zu depressiv?
    Liebe junge Rezensentin: Es ging um die Pest 1348/49 – und die war wirklich „depressiv“! Europa verlor 1/4, manche sagen sogar 1/3  seiner Bevölerung, überall schreckliche Progrome – keine „lsutige“ Zeit – leider! 
    Manche dachten, die Welt ginge unter – und in gewisser Hinsicht war das wohl auch so. 
    DAS wollte ich erzählen …
     
    Alles Liebe von deiner Brigitte Riebe