Shaw, Ali: Der Mann, der den Regen träumt

Originaltitel: The man who rained
Verlag:
Script5
erschienen:
2013
Seiten:
332
Ausgabe:
Hardcover
ISBN:
3839001463
Übersetzung:
Sandra Knuffinke & Jessika Komina

Klappentext:

Wie Kreide, vom Regen zu einem weißen Schleier verwaschen, begannen seine Umrisse zu verschwimmen und seine Konturen schwanden, beinahe unmerklich. Im einen Moment sah Elsa einen Mann vor sich und im nächsten nur noch eine graue Silhouette. Seine Haut wurde zu Nebel. Die Sonne hinter ihm ließ ihn erstrahlen und umrahmte ihn mit ihrem goldenen Schein, bis er nichts mehr von einem Mann an sich hatte, sondern immer mehr einer Wolke glich, die durch Zufall die Form eines Menschen angenommen hatte.“ Finn ist kein gewöhnlicher Mann, ihn umgibt ein Geheimnis. Es ist der Grund für sein Einsiedlerleben und der Grund, warum die Einwohner von Thunderstown ihm nicht wohlgesinnt sind. Doch trotz aller Gerüchte und Anfeindungen hält Elsa zu Finn. Gemeinsam versuchen sie, ihre Liebe gegen all die Widerstände zu behaupten.

Rezension:

Immer wieder musste ich beim Lesen an „Das Mädchen mit den gläsernen Füßen“ denken, denn es gibt doch die ein oder andere Parallele. Auch hier ist die Handlung von unglücklichen Menschen bevölkert und die Stimmung ist dem entsprechend sehr melancholisch. Mich hat das nicht gestört, denn das Buch kam für mich genau zur richtigen Zeit, um mir den ein oder anderen Denkanstoß zu geben.

Die zentrale Figur ist Elsa. Sie ist 29 Jahre alt und hat gerade erst ihren Vater verloren, auf den das Wetter eine merkwürdige Faszination ausgeübt hat. Elsa glaubt nicht an die Liebe und hat sie selbst auch noch nicht erlebt, außer die Liebe zu ihrem Vater. Hier ein Zitat von ihr:
„In New York hatte ich irgendwie immer das Gefühl, dass mein Leben …. einfach über mich hereinbricht. Es war, als könnte ich nicht selbst darüber bestimmen, sondern hätte gar keine andere Wahl, als einfach loszugehen und es zu leben. Und dann sind Anfang dieses Jahres ein paar Sachen passiert, durch die ich erkannt habe, dass ich mein Leben selbst bestimmen will, dass ich der Mensch sein will, für den ich mich halte. Darum bin ich wahrscheinlich hergekommen, weil ich glaube, dass ich hier genug Raum habe, um diesen Menschen in mir zu finden.“

Ali Shaw hat wieder ganz wunderbare und fantasievolle Ideen, die ich gar nicht näher beschreiben möchte, denn es ist einfach schön, wenn man sie beim Lesen entdeckt. Doch sie stehen nicht im Vordergrund, sondern mehr die Menschen und wie sie mit ihrem Schicksal umgehen. Ich hätte zwar gerne ausführlicher darüber gelesen, und finde es auch schade, dass manches Phänomen nicht  aufgeklärt wird. Aber so ist es bei Ali Shaw. Bei ihm sind die fantastischen Elemente mehr zur Verstärkung der Atmosphäre gedacht.

Für mich waren es gleich mehrere Themen, mit denen ich mich als Leserin konfrontiert sah. Zum einen geht es um Trauerbewältigung. Wie gehen die Menschen damit um, wenn sie  jemanden verlieren? Dann geht es noch darum, wie Eltern das Leben und Denken ihrer Kinder beeinflussen, indem sie ihnen Ängste einimpfen oder aber die Freude an bestimmten Dingen vermitteln. Und der letzte Schwerpunkt war für mich der Umgang der Menschen mit dem Unbekannten, das sie nicht verstehen. Und was hilft uns mit all diesen Problemen und Lasten fertig zu werden? Natürlich die Liebe, aber nur, wenn man sie zulässt!  Allerdings ist es nicht so, dass jeder Bereich ausführlich und eindringlich erzählt wird. Vielmehr bleibt dem Leser Raum, sich selbst seine Gedanken dazu zu machen.

Das alles schildert Ali Shaw in seinem gewohnt ruhigen Schreibstil, untermalt mit atmosphärischen Beschreibungen, mit denen es ihm meistens gelingt die Stimmung spürbar zu machen. Es gab zwar die ein oder andere Länge, doch insgesamt habe ich das Buch sehr gerne gelesen und vor allem am Ende sind die Seiten nur so dahin geflogen. Ich freue mich schon auf das nächste Buch des Autors, das ich auf jeden Fall auch wieder lesen werde!

Fazit: Ein eher ruhiges und melancholisches Buch um eine Liebesgeschichte, die durch mystische Elemente atmosphärisch untermalt wird.

Note: 2-

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