Stokke, Regine: Gegen die Angst

Originaltitel: Regines Bok
Verlag:
Oetinger
erschienen:
2012
Seiten:
365
Ausgabe:
Taschenbuch
ISBN:
3789147451
Übersetzung:
Nina Hoyer

Klappentext:

Face your fear. Eine Hommage an die Schönheit des Lebens und wider die Angst. Im August 2008 erhielt die 17jährige Norwegerin Regine Stokke die Diagnose Leukämie. Ein paar Monate später richtete sie den Blog „Face your fear“ ein, der schnell Norwegens meistgelesener Blog wurde. Mehr als 100.000 Menschen verfolgten Regines Einträge während ihrer letzten Monate und lasen ihre Gedanken über Krankheit, über Leben und Tod, über Freundschaft, Liebe und darüber, wie man mit seiner Angst fertig wird. Das Buch, das auf Regines Blogeinträgen basiert, ergänzt um die Antworten der Leser und Stimmen ihrer Familie, ist an Eindringlichkeit kaum zu übertreffen. Dieser wahre Bericht eines starken Mädchens, das viel zu früh starb, ist zutiefst bewegend und geht unter die Haut. Mit vielen privaten Fotos aus den Alben von Regine, ihrer Familie und ihren Freunden.

Rezension:

Sogenannte Erfahrungsromane lese ich normalerweise nicht und besonders Bücher, in denen andere Menschen über ihre schrecklichen Krankheiten berichten, lese ich nicht freiwillig, nachdem ich mal ein Buch über einen krebskranken 2jährigen gelesen habe. So ergreifend dieses Buch damals auch war, mich packt so etwas zu sehr und ganz ehrlich, mit einigen Dingen möchte man sich doch so wenig wie möglich beschäftigen, wenn man denn nicht selbst betroffen ist.

Trotzdem hat mich „Gegen die Angst“ sofort interessiert, weil das Buch auf Regines Blog basiert, welches sie während ihrer Krankheit selbst geschrieben hat. Außerdem erschien das Buch im renomierten Oetinger Jugendbuchverlag (Astrid Lindgren, Kirstin Boje, etc.), so dass ich mir sicher sein konnte, kein effekheischendes Reality-Entertainment geboten zu bekommen. Aufgrund einer Leseprobe konnte ich mich auch davon überzeugen, dass Regine trotz ihrer jungen Jahre sehr gut schreiben konnte. Leider ist dies in vielen Büchern dieser Art ein Manko. Nun hat natürlich jeder das Recht über seine Erlebnisse ein Buch zu schreiben, aber nicht alle können das sprachlich so meistern, dass es besser ist als ein Schulaufsatz. Regine aber hatte ein offensichtliches Talent für Sprache und es gelingt ihr mit wenigen Worten auszudrücken, was sie fühlt.

Trotz des Themas ist das Buch an sehr vielen Stellen voller Optimismus und Hoffnung und zwar nicht nur dann, wenn es vermeintliche Lichtblicke gibt, sondern auch, wenn Regine gerade ganz unten ist und sie dem Tod näher ist als dem Leben. Tatsächlich habe ich das Buch mehrfach vor Rührung unterbrechen müssen und ich hatte eher erwartet, ich würde es wegen meines Ensetzens tun. Das Mädchen hat eine unglaubliche Kraft, aber vor allen Dingen einen unglaublichen Mut in den dunkelsten Stunden sich noch Gedanken über das Leben zu machen.

Ab und zu werden Bilder von Regine eingestreut. Dabei verzichtete man auf tränendrüsige Krankenhausbilder mit Kanülen oder irgendwelchen Infusionen, sondern zeigt Regine, wie sie sich in der jeweiligen Situation, in der sie sich gerade befindet, fühlt. Manche Bilder sind fröhlich, andere eher dunkel und düster, was auch für Regines Fotos von Pflanzen und Orten gilt, die ebenfalls einen Platz im Buch finden.

Sehr berührend sind auch die Kommentare, die Regine auf ihre Blogeinträge erhalten hat und die ebenfalls in Auszügen abgedruckt wurden. Vermutlich sollte jeder, der sich dazu berufen fühlt und ebenfalls krank ist, ein Blog darüber führen, denn in vielen Szenen ist ersichtlich, wieviel Kraft Regine aus den mutmachenden und positiven Bekundungen ihrer Leser gezogen hat.

Obwohl das Buch auf falschen Pathos verzichtet, sind besonders die Tagebucheinträge von Regines Mutter und Schwester während der Krankheit, aber auch nach Regines Tod, harter Tobak und auch einige von Regines Beiträgen habe ich nicht trockenen Auges zu Ende gelesen.

Regines Botschaft jeden Tag des Lebens voll auszukosten und auch den negativen Dingen etwas Gutes abzugewinnen, ist sicherlich nichts Neues und sicherlich kann man nicht vollends danach leben, denn wer will sich schon täglich mit seiner Endlichkeit beschäftigen, aber es tut schon gut, ab und zu mal an den Wert des Lebens erinnert zu werden – egal welche kleinen und großen Sorgen man mit sich herumtragen mag.

Note: 1

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