Wilcke, Michael: Der Bund der Hexenkinder

Verlag: Aufbau
erschienen:
2010
Seiten:
400
Ausgabe:
Taschenbuch
ISBN:
3746626560

Klappentext:

Die Rache der Kinder. Ein Aufstand der Ausgestoßenen lehrt die Salzburger Obrigkeit das Fürchten. Salzburg im Jahr 1658: In einer eisigen Nacht wird die schwangere Sybilla von ihrer Mutter in eine Kutsche gesteckt, die sie nach Rosenheim bringen soll. Bevor die Kutsche abfährt, raunt die Mutter ihr noch zu, dass ihr Kind des Teufels ist. Sybilla hingegen hat sich längst entschieden, für ihr Kind zu sorgen. Zwanzig Jahre später beschließt dieses Kind nach Salzburg zurückzukehren, um seine Mutter zu rächen.

Rezension:

In diesem Buch greift der Autor ein Thema auf, dass kaum bekannt ist. Man kennt die Hexenprozesse, in deneb Heilerinnen, Kräuterfrauen oder besonders eigensinnige Frauen, meist mit roten Haaren grausam gefoltert und verbrannt wurden. Das die Kirche und die Obrigkeit aber auch Kinder, im Alter von 5-14 Jahren verfolgten und der Hexerei angeklagt haben, darauf wäre ich nie gekommen!

Michael Wilcke hat jedoch genau diese Grausamkeiten bei seinen Recherchen entdeckt und thematisiert in diesem Roman. Warum konnte es zu diesen furchtbaren Prozessen und Hinrichtungen kommen? Eingebunden in einer spannenden Handlung, in der alles vorhanden ist was man als Leser von einem historischen Roman erwartet, erzählt der Autor die Geschichte der Hexenkinder.

Die Atmosphäre in diesem Roman ist sehr dunkel und überaus traurig. Die Hauptdarsteller sind vom Autor mit facettenreichen Charakteren ausgestattet worden, aber auch mit Herz und Verstand. Der Einstieg in diese Handlung fällt nicht schwer. Der Autor erzählt fesselnd und mit einem fast rasanten Tempo, die Geschichte der Hauptfigur Robert, der ein Bankert-Kind ist.

Robert ist knapp 20 Jahre alt, leicht jähzornig und eine echte Spielernatur. Nach einem furchtbaren Schicksalsschlag muss er seine Heimatstadt Rosenheim verlassen und sein Weg führt ihn in die Alpen bis nach Salzburg.  Robert erlebt und sieht auf seinem Weg so viel Grausames, dass ich als Leser, dass Buch zwischenzeitlich beiseite legen musste, weil ich es nicht mehr ertragen konnte.  Das spricht jedoch auch wieder für den Autor, der mit einem sehr flüssigen Schreibstil und einer überaus bildhaften Sprache, diese grausamen Bilder vor dem inneren Auge  lebendig werden lässt.

Zusammen mit Helene und ihrem Sohn Adam, wandert Robert nach Salzburg. Sie treffen auf ihrem Weg einige interessante Wanderer und Reisende. Mit Helene konnte ich so gar nicht richtig warm werden. Ihr Denkschema und ihr Handeln habe ich wirklich nicht nachvollziehen können. An anderer Stelle wiederum lässt der Autor weitere weibliche Protagonisten in Erscheinung treten, die mir sofort ans Herz gewachsen sind.

Auch wenn der Autor die Landschaft und die ärmeren Menschen sehr genau beschreibt, so kommen dabei niemals langatmige oder zähe Passagen im Roman vor. Die Beschreibungen sind geschickt in die Handlung eingefügt. Auch die Lebensbedingungen der armen Bevölkerung hat der Autor sehr schön geschildert.  Genauso deutlich beschreibt Michael Wilcke aber auch die Standesunterschiede und die Ungerechtigkeiten die sich daraus für die ärmeren Menschen ergaben. Die Sprache und die Dialoge sind der Zeit und dem historischen Hintergrund wunderbar angepasst.

Wer auch die anderen Bücher dieses Autors kennt, wie ich, der kommt zu dem Schluss: Dieses Buch ist ein typischer „Wilcke-Roman „. Spannend, temporeich, lebendig und fesselnd geschrieben. Als hilfreichen Zusatz gibt es vorne im Buch eine Landkarte und ein ausführliches Nachwort.

Note: 2

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