Winter, Karen: Wenn du mich tötest

Verlag: Droemer
erschienen:
2016
Seiten:
320
Ausgabe:
Taschenbuch
ISBN:
3426305127

Klappentext:

Nach Kinlochbervie, einem Küstenort in den schottischen Highlands, verirrt sich niemand zufällig. Deswegen sorgt der deutsche Tourist Julian im einzigen Hotel der Gegend durchaus für Aufsehen. Verdreckt, durchnässt und völlig verstört bittet der Backpacker um Hilfe. Seine Frau Laura, mit der er einige Tage am Strand der einsamen Sandwood Bay verbracht hat, ist verschwunden. Die Polizei steht vor einem Rätsel, und bald gerät Julian selbst unter Verdacht. Dann wird südlich der Bay die Leiche einer Frau angespült; nackt und kaum mehr zu identifizieren …

Rezension:

„Wenn du mich tötest“ von Karen Winter ist der erste Krimi, den ich seit langer Zeit gelesen habe. In den letzten Monaten waren es doch eher Thriller und so war ich anfangs schwer begeistert vom Lokalkolorit und dem bekannten wohligen „wer war es“ Gefühl.

Der Krimi spielt in Kinlochbervie, einem kleinen Fischerei-Dorf mit einer handvoll Einwohnern im Nordwesten der Highlands. Der Autorin gelingt es vorzüglich das karge Leben der Einwohner zu schildern und das typische raue Schottland-Feeling aufkommen zu lassen. Auch der Fall um das Ehepaar Tahn fängt vielversprechend an, denn Julian kann man überhaupt nicht einschätzen und Lauras Verschwinden wirft jede Menge Fragen auf.

Stilistisch weiß der Krimi grundsätzlich zu überzeugen. Leider hat Winter die nervige Angewohnheit, Julian andauernd „den Deutschen“ zu nennen. Manchmal gab es Seiten, auf denen das 2-3 Mal passierte und ab der Mitte des Romans hat mich das wirklich sehr gestört. Der Deutsche tut dies, der Deutsche tut das, die Deutsche ist verschwunden, die Deutschen habe Eheprobleme. Ich glaube, die Leser haben schon auf der zweiten Seite begriffen, dass es sich bei Julia und Laura nicht um Einheimische handelt.

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Die Figuren sind unterschiedlich gut charakterisiert. Detective John Gills überzeugt als freundlicher junger Mann, der in Kinlochbervie aufgewachsen ist und trotz seines Jobs seine Herkunft nicht verleugnen kann. Auch der geheimnisvolle Julian ist durch seine unterschwellig brodelnde Aggression interessant. Dennoch lassen es eigentlich fast alle Figuren an Tiefe vermissen, was aufgrund der Kürze des Romans auch nicht verwunderlich ist. Ich hätte mir an der ein oder anderen Stelle mehr Einblicke in das Innenleben von Julian, John und all den anderen gewünscht. Auch der Fischer Peter Dunn hat viel Potential, aber seine Geschichte gleitet dann in die Bedeutungslosigkeit ab und ich habe mich gefragt, was Winter mit diesem Erzählstrang überhaupt bezwecken wollte.

Der Kriminalfall ist über 3/4 der Zeit packend und geschickt aufgebaut. Das Buch zieht seine Spannung daraus, dass der Leser unbedingt wissen will, was zwischen Julian und Laura geschehen ist und ob die weibliche Leiche in der Bucht wirklich Laura ist. Besonders Julian gibt immer wieder Rätsel auf, da er unter Angstzuständen leidet und seine Vergangenheit ihn offensichtlich quält. Die Auflösung des Falls ist dann leider auf den letzten Seiten eine einzige Enttäuschung. Ehrlich gesagt, kam ich mir sogar ein wenig verulkt vor. Die ganzen spannenden Fährten führen zu diesem Schmu?

Laut Innenklappe ist Karen Winter eine erfolgreiche Thrillerautorin (auch in Frankreich und Holland). Ich konnte unter diesem Autorennamen jedoch nur zwei Frauenromane aus dem Lübbe-Verlag finden. Aber vielleicht ist sie ja noch mit einem Pseudonym als Autorin unterwegs. Ich würde tendenziell gerne noch einmal etwas über den kleinen Küstenort Kinlochbervie und Detective John Gills lesen. Aber dann bitte mit einem vernünftigen Kriminalfall und mit einer Lektorin, die ein Auge auf Wortwiederholungen hat.

Note: 3

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