Lorentz, Iny: Die Pilgerin

Verlag: Knaur
erschienen:
2006
Seiten:
704
Ausgabe:
Hardcover
ISBN:
3426662493

Klappentext:

1368: Als ihr Vater stirbt, ändert sich Tilla Willingers Leben mit einem Schlag. Von der Sorge um sein Seelenheil getrieben, hat der Kaufherr bestimmt, dass sein Herz nach Santiago de Compostela gebracht werden soll. Tillas Bruder schert sich jedoch nicht um den letzten Willen des Vaters und auch nicht um dessen Wunsch, Tilla mit Damian zu verheiraten. Stattdessen zwingt er Tilla in eine Ehe mit Veit Gürtler. Dieser stirbt jedoch in der Hochzeitsnacht und Tilla entschließt sich zur Flucht. Sie holt das Kästchen mit dem Herzen ihres Vaters, um es nach Santiago zu bringen. Dabei nimmt sie auch die Schatulle mit, in der sie ihren Heiratsvertrag und das Testament ihres Vaters weiß. Sie ahnt allerdings nicht, dass sich noch weit aus brisantere Papiere darin befinden. Tilla verkleidet sich als Mann, schließt sich Pilgern an und begibt sich auf eine gefährliche Reise.

Rezension:

Zunächst muss ich erwähnen, dass dies mein erster Roman ist, den ich von Iny Lorentz gelesen habe. Die Handlung und besonders die geschichtlichen Hintergründe haben mich wirklich überzeugt. Iny Lorentz hat sehr sorgfältig recherchiert und die geschichtlichen Fakten nicht verbogen oder verändert um sie der Handlung anzupassen. Im Gegenteil, die Handlung wurde offenbar den geschichtlichen Fakten angeglichen. Dies war für mich sehr beeindruckend.

Direkt nach den ersten Seiten fühlte man sich schon in die Stimmung und Lebensweise des Mittelalters hineinversetzt.  Der Sprachgebrauch ist der Zeit, in der diese Geschichte spielt, wunderbar und überzeugend angepasst. Das man in diesem Buch auch eine Karte, ein Namensregister, sowie ein Glossar zu den alten Begriffen findet, empfinde ich als sehr hilfreich. Auch das Iny Lorentz am Ende des Buches noch auf ein paar Seiten einige Informationen zum geschichtlichen Hintergrund gibt, ist sehr schön.

Der Spannungsbogen wurde sorgfältig aufgebaut und als Leserin konnte ich Tilla, mit ihren Gefühlen und Ängsten sehr gut verstehen. Die Beschreibungen der Kleidung, Orte, Landschaft und auch der Personen sind gelungen und zaubert dem Leser ein lebendiges Bild dieser Zeit vor das innere Auge. Auch die Schicksale der einzelnen Personen und Pilger sind verständlich und nicht übertrieben dargestellt. Der Schreibstil und die Erzählweise, sowie die Gliederung der einzelnen Abschnitte hat mir wirklich gut gefallen. Zeitweise konnte ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen.

Wie schwer eine Pilgerreise und das Leben im 14 Jahrhundert war, versteht man erst, wenn man dieses Buch gelesen hat. Was ich als etwas schade empfunden habe, ist die Nüchternheit und mangelnde Sensibilität der Männer in diesem Buch. Bei den Beschreibungen der Gefühle zwischen Mann und Frau, hätte ich mir etwas mehr Tiefgang und Romantik gewünscht. Eine prickelnde Liebesszene kam so gut wie gar nicht vor.

Alles in allem ist dieser Roman sehr empfehlenswert und ich werde bestimmt auch weiterhin zu den Werken von Iny Lorentz greifen. Mit dieser Autorin habe ich eine weitere Schriftstellerin gefunden, zu deren Werken ich bedenkenlos greifen kann, wenn ich ein gutes Buch kaufen möchte.

Note: 2