Das Spiel des Puppenkönigs - Wolf Serno

Begonnen von Kathrin, 10. August 2009, 14:35:57

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Kathrin

[isbn]3426635453[/isbn]   Das Spiel des Puppenkönigs
Serno, Wolf
hist. Roman/ Krimi
18. Jahrhundert
   
Seiten: 488

Inhalt:
Berlin anno 1783. Als Bauchredner Julius Klingenthal mit seinen sechs Puppen die Stadt an der Spree betreten will, wird seine gesamte Barschaft widerrechtlich beschlagnahmt. In seiner Not wendet er sich an niemand Geringeren als Friedrich den Großen, der in Potsdam residiert. Friedrich zeigt sich gnädig und hilft ihm. Doch beim Verlassen des Schlosses bricht neues Unheil über Julius herein: Ein Sterbender taumelt ihm in die Arme ...

Meine Meinung:
Nachdem ich vor einiger Zeit mit großer Begeisterung den ersten Teil der Puppenkönig-Serie von Wolf Serno gelesen habe, habe ich mich sehr auf die Fortsetzung ,,Das Spiel des Puppenkönigs" gefreut. Nur leider hat mich das Buch von Anfang an nicht überzeugen können. Für mich kommt Julius' Beruf und Begabung der Bauchrednerei zu kurz, wobei mich die Szenen, in denen Julius seine Puppen spielen lässt auch nicht mehr überzeugen konnten, was ggf. daran lag, dass es für mich einfach nicht neu war. Ich denke, da hat Wolf Serno einiges an Potential verstreichen lassen. So hat er zum einen das Skelett des Leibarztes des Königs nicht für einen Bauchredner-Gag genutzt, der mir sofort in den Sinn gekommen ist. Zum anderen wurde erwähnt, wie spannend es jedesmal für Julius war, wenn er eine neue Puppe geschaffen und diese dann ihr Eigenleben entwickelt hat. In ,,Das Spiel des Puppenkönigs" kommt zwar mit der Puppe des Königs eine neue Puppe zu seiner Crew hinzu, allerdings geht Serno nicht großartig auf die Entstehung der Puppe ein, was ich sehr schade finde.

Mit der Puppe des alten Fritz fängt dann für mich auch das größte Ärgernis an, die Unglaubwürdigkeit und fehlende Logik in diesem Buch. Mir kann keiner erzählen, dass man, so unterwürfig man seinem König gegenüber auch sein mag, den Unterschied zwischen dem echten König und einer Puppe nicht merkt. Hallo! Wir sind im 18. Jahrhundert und man merkt doch selbst bei den Wachsfiguren von Madame Toussaud, dass diese nicht lebendig sind. Es mag ja sein, dass Julius durch seine Bauchrednergabe die Menschen mit der Stimme täuschen kann, aber doch bitte nicht eine Puppe für einen echten Menschen verkaufen kann! Das ging gar nicht. Mindestens ebenso schlimm und unglaubwürdig fand ich Julius allzu rasche Reaktion auf die Vergiftung und vor allem sein ,,Gegenmittel" (Kotzen gegen eine Kontaktgift, dass über die Haut in das Blut dringt und nicht in den Magen)! Sorry, aber das war einfach schlecht!

Leider war auch der Kriminalfall an sich viel zu durchsichtig. Mir war sehr schnell klar, wer der Mörder ist. Der Kriminalfall hat mich zwischenzeitlich dermaßen genervt, dass ich mir mein Hirn verknotet habe, wie Serno ggf. noch das Ruder rumreißen könnte, um uns am Ende doch noch einen ganz anderen Mörder zu präsentieren. Letztlich hat mich auch das Motiv des Mörders nicht überzeugen können, so dass ich das gesamte Buch über das Gefühl hatte, dass diese Fortsetzung zwar gewollt, aber leider nicht wirklich gekonnt war.Echt schade, dass dieses Buch meine Meinung zu dem Autor grad ein wenig revidiert.

Am Lesefluss/ der Sprache habe ich weniger auszusetzen. Das Buch lässt sich , wie ich das von Wolf Serno gewohnt bin, locker und leicht in einem Rutsch weglesen, allerdings wurden mir manche Dinge ein wenig zu oft wiederholt, z.B. die Laienhaftigkeit von Madame de Chattemonts ,,Kunstwerken". Ähnlich erging es mir auch mit den Kommentaren des wirklichen Königs zu den ganzen Bittgesuchen, die an ihn gerichtet werden. Das ist mal ganz amüsant, teilweise seine Antworten wohl auch genau so überliefert, aber da übertreibt der Autor in meinen Augen leider!

Leider kamen auch die Figuren des Buches nicht mehr bei mir an, wie das noch im 1. Band der Fall war, weder Alena noch Julius. Aber letztlich kann ich mir auch gut vorstellen, dass es das Buch leider auch nicht einfach hatte bei mir. Ich habe direkt davor ein Buch gelesen, dass für mich sehr sehr tief ging, wo ich jede einzelne Handlung/ Gefühlregung, ob gut oder schlecht und egal welcher Figur, ob sympathisch oder nicht nachvollziehen konnte, da wirkt dieses Buch hier leider ein wenig zu seicht auf mich. Das ist zwar eine schöne Ablenkung, bei der man nicht groß nachdenken braucht, kann allerdings halt nicht den direkten Vergleich bestehen.Auf Grund der Enttäuschung bin ich inzwischen froh, dass ich dieses Buch nicht als HC gekauft, sondern auf das TB gewartet habe, das dann auch besser in das Regal zu Band 1 passt. Ob ich den angekündigten dritten Band mit Julius Klingental noch lesen werde, weiß ich noch nicht. Wenn dann werde ich warten, bis das Buch als TB erschienen ist. Aktuell brauche ich leider eine kleine Wolf-Serno-Pause. 

Bewertung:
[note4+]

lg
kathrin
Rock the Night!