Buchrebellin Forum

Allgemeines => Bücher auf Wanderschaft => Thema gestartet von: Annette B. in 13. Februar 2008, 09:03:58

Titel: Sehnsucht nach der Dobrinka - A.E. Johann
Beitrag von: Annette B. in 13. Februar 2008, 09:03:58
Hallo zusammen,

also wenn man einmal anfängt die Bücherregale durch zu schauen, entdeckt man doch Bücher die schon lange nicht mehr im Gespräch sind, aber dennoch sehr schön sind. Dieses Buch habe ich mir 1988 gekauft und habe es auch schon mehr als einmal gelesen. Der Autor schreibt mit sehr viel Einfühlungsvermögen.
Seine Figuren sind mit sehr menschlichen Charaktereigenschaften ausgestattet und seine Geschichten haben immer einen realen Hintergrund gehabt. Sprich; es sind persönliche Schicksale von Freunden oder Bekannten von ihm, die er dann in seinen Büchern mit einigen "schriftstellerischen Freiheiten" spannend erzählt hat.

Nach Johannes Mario Simmel und H.-G. Konsalik war in den 80 ziger Jahren auch A.E. Johann einer meiner Lieblingsautoren.
Darum möchte ich dieses Buch auf Wanderschaft schicken, damit auch ihr Euch ein Bild von ihm machen könnt.

Sehnsucht nach der Dobrinka (HC von 1988)

(http://ecx.images-amazon.com/images/I/21R7B7TXKML._AA148_.jpg)

[isbn]3784422225[/isbn]

Autorenporträt
A. E. Johann, 1901 geboren, ist Verfasser zahlreicher Romane, Erzählungen, Sachbücher und Reiseschilderungen. Seine bekanntesten Romane sind "Sohn der Sterne und Ströme", "Weiße Sonne" und "Steppenwind". Die Reiseschilderungen wie "Westwärts nach Oregon", "Wo ich die Erde am schönsten fand", "Die Bergwelt Kanadas", führen in fast alle Weltgegenden und sind Höhepunkte der Reiseliteratur.

Alfred E. Johann (eigentlich Alfred Ernst Johann Wollschläger) geb. 03.09.1901 in Bomberg gest. 08.10.1996 in Oerrel bei Gifhorn.

Klappentext:
A.E.Johann führt den Leser nach Westpreußen:
Sein Held Johann-Alfred Walkner erinnert sich oft mit Wehmut an die kleine Stadt Preußisch-Friedland, aus der er nach dem Zweiten Weltkrieg vertrieben wurde.
Sehnsucht nach der Dobrinka ist gleichzeitig der Roman einer Heimat und die Familiensaga eines Bürgergeschlechts durch sieben Jahrhunderte. Der bedeutende Reiseschriftsteller A.E. Johann bewährt sich hier wieder einmal als Romanautor, der Geschichte und persönliche Schicksale anschaulich zu verknüpfen weiß.

Wie gesagt, das Buch ist schon etwas älter, aber schön.  :flirt:

Liebe Grüße
Annette

Teilnehmerliste:


Titel: Re: Sehnsucht nach der Dobrinka - A.E. Johann
Beitrag von: Kassandra in 10. April 2008, 17:49:02
Hallo Annette,

von diesem Autor habe ich auch schon mehrere Bücher gelesen und sogar zwei behalten, weil sie so schön sind.
Schriftstellerisch ist er durchaus ein Vorbild für mich. Ich habe erst neulich in meiner neuen Wohnung seine Bücher
wieder ins Regal geräumt, obwohl ich sehr viel anderes ausgemistet habe. Da ich in letzter Zeit wieder mal viele
Nieten gezogen habe - lesemäßig jedenfalls - will ich jetzt wieder auf Bewährtes zurückgreifen, um mal wieder
Spaß zu haben und mich auf etwas freuen zu können, nämlich abends gut zu schmökern.

Dein Posting/ Angebot ist ja schon eine Weile her. Gilt es noch? Ich würde dann auch gerne über das Buch
diskutieren, nachdem ich es gelesen habe. Ich schicke Dir schonmal als PM meine neue Adresse.

Liebe Grüße,
Kassandra

Titel: Re: Sehnsucht nach der Dobrinka - A.E. Johann
Beitrag von: Annette B. in 12. April 2008, 09:54:43
Hallo Kassandra,

auch ich liebe die Bücher von A.E. Johann und sie werden jetzt auch mit mir Umziehen und nicht im Altpapier landen (auch wenn sie schon alt sind)!
Ich habe von A.E. Johann auch noch "Aber die Wildnis schweigt" hier im Schlafzimmer-Regal. Möchtest du das Buch vielleicht auch lesen? Ich schicke es dir gerne direkt mit! Ich weiß ja, dass die Bücher bei dir gut aufgehoben sind, während ich hier im Umzugschaos versinke. :zwinker:
Zurückschicken kannst du sie ja dann so in 6 Wochen, wenn wir in der neuen Wohnung das Bücherregal wieder aufgebaut haben. :flirt:
Liebe Grüße
Annette
Titel: Re: Sehnsucht nach der Dobrinka - A.E. Johann
Beitrag von: Annette B. in 14. April 2008, 21:14:48
Hallo Kassandra,

das Buch "Sehnsucht nach der Dobrinka" ist heute auf die Wanderschaft zu dir gegangen. Ich hoffe es kommt heile an und du kannst damit viele schöne Lesestunden verbringen.  :schmusen:

Liebe Grüße
Annette
Titel: Re: Sehnsucht nach der Dobrinka - A.E. Johann
Beitrag von: Kassandra in 07. Mai 2008, 13:33:20
Hallo Annette,

bin inzwischen bei Seite 100 oder so. Da ich mal wieder ein halbes Dutzend Bücher parallel lese,
komme ich nur langsam voran. Ich habe mir schon eine Menge Notizen dazu gemacht.
Hier erstmal nur etwas zum Stil: Das Buch gefällt mir lange nicht so gut wie die Romane über
die beiden Kriegsgefangenen. Mir ist auch ungefähr klar, woher das kommt. Es fehlen einfach
die Details, die Lebendigkeit. In "Sehnsucht nach der Dobrinka" werden echte Ereignisse
nacherzählt und vermutlich wollte er da auch nicht zu viel dazu erfinden, sondern sich an das
Wenige halten, was er von seinem Großvater erzählt bekam. Leider finde ich aber auch die
Charakterisierungen der Personen ziemlich klischeehaft. Ich werde mit den Personen nicht warm.
Sehr schade. Interessant finde ich aber, wie er negative Eigenschaften von Menschen doch so
liebevoll auszudrücken vermag, dass es nicht zu hart klingt.

Was die geschichtlichen Hintergründe angeht, ist das Buch aber auf jeden Fall spannend.
In der Form haben wir das im Geschichtsunterricht in der Schule nicht gelernt.
Die Geschichte dieser Gegend ist ja auch etwas heikel.

Ich melde mich auf jeden Fall nochmal ausführlicher wegen des Buchs.
So viel nur als erster Zwischeneindruck.

Liebe Grüße und fröhliches Kistenschleppen! Du weißt ja: Die einen gehen ins Fitnesstudio
und stemmen sinnlos Eisengewichte, andere schleppen dafür Kartons.

Kassandra
Titel: Re: Sehnsucht nach der Dobrinka - A.E. Johann
Beitrag von: Kassandra in 13. Mai 2008, 10:49:54
Hallo Annette,

am langen Wochenende habe ich jetzt wahnsinnig viel gelesen. Draußen auf dem Balkon zu sitzen war
attraktiver, als drinnen zu arbeiten. Bin RICHTIG braun geworden, als käme ich direkt von zwei
Wochen Strandurlaub zurück.  :funkey:

Das Buch von A.E. Johann hat mich jetzt leider nicht mehr sehr gefesselt.
Spannend fand ich erst den Schluss wieder: Nationalsozialismus, Judenverfolgung und Flucht.
Dieser Teil war auch viel besser geschrieben. Oder mir kam´s so vor, weil mich das Thema
mehr interessierte. Zufällig habe ich am Wochenende auch Autobiographisches von einer
Frau gelesen, die damals als Kind aus den Ostgebieten flüchten musste. Mit dem Zug,
aber das war auch nicht so toll.

Wenn ich solche Bücher lese, denke ich auch an die Menschen in Afrika und anderswo,
die dasselbe in Grün aktuell erleben: Rassenhass, Völkermord, Krieg.
Die Menschheit als Ganzes lernt wohl nicht dazu. 

OK, aber ich komme vom Thema ab. Ich werde sicher mal wieder ein Buch von
Johann lesen, aber dieses halte ich nicht für sein Meisterwerk. Habe zu dem,
was ich neulich geschrieben habe, leider auch nicht viel hinzuzufügen.

Wie es aussieht, gibt es sonst keine Interessenten für dieses Buch.
Wann kann ich es Dir denn wieder zurück schicken?
Stehen die Bücherregale schon?

Und dann muss ich mal sehen, ob ich eines meiner Bücher als Wanderbuch einstelle.
Finde ich eine witzige Idee.

Liebe Grüße,
Kassandra





Titel: Re: Sehnsucht nach der Dobrinka - A.E. Johann
Beitrag von: Annette B. in 26. Mai 2008, 09:02:41
Hallo Kassandra

du hast sicher recht mit deiner Einschätzung, dass dieses Buch nicht ganz so spannend und mitreissend geschrieben ist, wie die Bücher über die Kriegsgefangenen.
Das mag wirklich daran liegen, dass diese Geschichte auf wahre Begebenheiten beruht. Dennoch finde ich, spiegelt dieses Buch die Stimmung unter den Menschen und ihre Gefühle damals recht glaubwürdig wieder. Ich glaube A.E. Johann wollte einfach nur Tatsachen /Tragödigen bzw. Familienschicksale festhalten für alle interessierten Nachfahren.
Sein Schreibstil und seine Ausdrucksweise hat er bei diesem Buch offenbar der Geschichte angepasst. Das ist mir auch bei anderen Büchern von ihm aufgefallen, dass er manches mal ganz andere Kapiteleinteilungen und auch Satzstellungen benutzte um seinen Schreibstil der Geschichte anzupassen. Nicht immer ist das Ergebnis für den Leser befriedigend gewesen.
Dennoch glaube ich sind seine Bücher für uns heute interessant, da er uns Einblicke in die damalige Zeit gewährt die ER Hautnah erlebt hat und wir uns heute gar nicht mehr richtig vorstellen können.
A.E. Johann gehört einer anderen Generation an und hatte obendrein auch noch Theologie studiert, ich denke das hat seine Bücher und seinen Schreibstil nachhaltig geprägt.
Ich schicke dir eine PN mit meiner neuen Adresse, dann kannst du mir wenn du Zeit hast das Buch zurück schicken.
Liebe Grüße
Annette
Titel: Re: Sehnsucht nach der Dobrinka - A.E. Johann
Beitrag von: Kassandra in 02. Juni 2008, 11:36:30
Hallo Annette,

er gehört ganz sicher einer anderen Generation an. Ich lese aber gerne Autoren dieser Generation.
Sie schaffen es nämlich, gleichzeitig ernsthaft, tiefsinnig und doch optimistisch und menschenfreundlich
zu sein. Heutzutage finde ich hauptsächlich ernsthafte und tiefsinnige Literatur, die
zynisch oder depressiv ist, oder menschenfreundlichen Klamauk.
Da ich selbst aber alles auf ein Mal hinkriegen will, wenn ich schreibe, suche ich mir meine Vorbilder
in früheren Generationen.

Ich werde ganz sicher nicht von diesem Autor abfallen. Ich halte aber gerade diesen Band für eines seiner schwächeren Werke.
Aber das liegt sicher daran, dass er hier eben nicht nur einen Roman erzählen, sondern Geschichte widergeben wollte.

Kassandra
Titel: Re: Sehnsucht nach der Dobrinka - A.E. Johann
Beitrag von: Annette B. in 02. Juni 2008, 13:54:27
Hallo Kassandra,

danke das du das Buch so schnell zurückgeschickt hast.  :festknuddel: Es ist heute morgen bei mir wieder angekommen.

Zitat von: KassandraIch lese aber gerne Autoren dieser Generation.
Sie schaffen es nämlich, gleichzeitig ernsthaft, tiefsinnig und doch optimistisch und menschenfreundlich zu sein. 

Mit dieser Einschätzung hast du tatsächlich den Nagel auf den Kopf getroffen. Genau diese Mischung in den Büchern von A.E. Johann ist es, die ich auch so mag. Ausserdem habe ich bei diesem Autor immer das Gefühl, dass er bei allem was er schreibt sich selbst treu bleibt und auch ehrlich ist.
Dieser Mann hat viel erlebt und wollte diese Erblebnisse mit anderen Teilen. Er hatte eben viel zu erzählen und hat das irgendwie ehrlich und ohne zu übertreiben erzählt.

Daher ist vielleicht dieses Buch wirklich ein schwaches Buch geworden, weil er sich an die Tatsachen gehalten hat.

Zitat von: KassandraHeutzutage finde ich hauptsächlich ernsthafte und tiefsinnige Literatur, die
zynisch oder depressiv ist, oder menschenfreundlichen Klamauk. 

Hmmm, jetzt wo du das so sagst....da ist was dran! Man spürt in den heutigen Werken wirklich kaum noch diese tiefen Gedanken und Gefühle. Ich glaube das ist es auch, was ich mit "ehrlich" meine.
Über diesen, deinen Satz, muß ich noch weiter nachdenken, :kopfkratz: es ist ein interessanter Aspekt, wenn man sich mit Bücher und Autoren ernsthaft auseinander setzten will.
Vielen Dank für diesen "Denkanstoß".

Liebe Grüße
Annette