[18 Jh. Deutschland/Österreich] Leeres Versprechen - Evelyn Barenbrügge

Begonnen von nirak, 17. September 2011, 11:04:24

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nirak

[isbn]978-3937950778[/isbn]

Ein hoffnungsvoller Aufbruch wird zur fatalen Odyssee und besiegelt ihr Schicksal. Attendorn 1764 - Missernten und willkürliche Steuererhöhungen treiben die Menschen im Herzogtum Westfalen in bittere Armut. Der vierzehnjährige Bauernjunge Kasper Baumann kann nach einem Unfall in seiner Kindheit keine schweren Arbeiten verrichten. Bei den Mönchen im Kloster Ewig stillt er seinen unwiderstehlichen Drang nach Bildung. Als sein Vater dem Versprechen auf fruchtbaren Boden und der Aussicht auf Steuerfreiheit in Österreich folgt, muss Kasper die Obhut der Mönche verlassen und die Familie ins Ungewisse begleiten. Nach Monaten voller Leid und Entbehrungen, dem endlosen Kampf gegen Naturgewalten und lebensbedrohlichen Verhältniss erwartet die Familie an den Ufern des Mures eine Tragödie, die Kasper zu vernichten droht.

Rezension

Erzählt wird die Geschichte von Kaper Baumann und seiner Schwester Marie im 18 Jahrhundert. Gemeinsam mit ihren Eltern und Geschwister machen sie sich von Attendorn aus auf den Weg nach Österreich, wo ihnen ein besseres Leben als Bauern versprochen wurde. Die Kaiserin Maria Theresia hatte allen Bauern Land zugesagt.
Kasper hatte, als kleiner Junge, einen schweren Unfall und als Folge davon eine verkrüppelte Hand nach behalten, diese macht ihm schwere Feldarbeit unmöglich. Weshalb er viel Zeit bei den Mönchen, die ihn Gesund gepflegt hatten, verbracht hat. Dort hat er lesen und schreiben gelernt. Außerdem haben sie ihn in Kräuterheilkunde unterrichtet. Dieses Wissen hilft der Familie auf dem Weg nach Österreich sehr.

In einem bildhaften Erzählstil schickt Evelyn Barenbrügge den Leser auf eine Reise quer durch Deutschland nach Wien und weiter nach Ungarn. Ihre Darstellung ist so gelungen, dass ich die Landschaften und Menschen deutlich vor Augen hatte. Es hat Spaß gemacht Kasper auf seiner langen Reise zu begleiten.
Kaper und Marie und einige andere Protagonisten sind liebvoll gestaltet und ausgearbeitet worden. Sie werden im Laufe der Geschichte immer eigenständiger und Kasper erwachsen. Dem Roman ist die gute Recherchearbeit, die im Vorfeld geleistet wurde, anzumerken. Fr. Barenbrügge hat hier mit viel Liebe zum Detail geschrieben und dies ist beim Lesen auch deutlich zu spüren.

In einem kleinen Nachwort geht die Autorin noch einmal kurz auf Fiktion und Wahrheit ein, so was les ich immer wieder gern, so auch hier. Leider gibt es in dieser Ausgabe keine Karte über die Reiserute der Familie. Diese habe ich beim Lesen doch einwenig vermisst. Ich mag aber Karten auch immer besonders gern.

Mein Fazit: ,,Leeres Versprechen" ist ein historischer Roman, einmal nicht über den Adel sondern ausschließlich über die Landbevölkerung. Er erzählt von dem harten Leben dieser Menschen und kommt trotzdem ohne die Schilderung von grober Gewalt aus. Er erzählt von all ihren Ängsten und Nöten und von der Willkür der Obrigkeit. ,,Leeres Versprechen" schildert  aber auch von dem eisernen Willen zu Leben und zu überleben. Auf dieser Reise wird Kasper vom Jungen zum jungen Erwachsenen. Er wächst über sich hinaus und entwickelt sich weiter. Er ist mir sehr schnell Sympathisch geworden. Ich habe ihn sehr gern begleitet und war am Ende traurig, dass ich ihn schon wieder gehen lassen musste. Für alle Liebhaber historischer Romane kann ich ,,Leeres Versprechen" nur wärmsten empfehlen.
Ich finde Evelyn Barenbrügge hat mit ,,Leeres Versprechen" einen wunderbaren Debütroman vorgelegt und ich hoffe bald wieder etwas von ihr zu lesen. Vielleicht ja sogar auch wieder über Kasper.

Bewertung: [note2]