Jo Baker: Im Hause Longbourn

Begonnen von Kathrin, 26. November 2020, 10:02:11

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Kathrin

Im Hause Longbourn von Jo Baker

Taschenbuch :  448 Seiten
ISBN-10 :  332810027X
Herausgeber :  Penguin Verlag

Inhalt:
Ein Millionenpublikum liebt Jane Austens Stolz und Vorurteil. Doch keiner weiß, was sich in Küche und Stall des Hauses Longbourn abspielt: Hier müht sich die junge Sarah mit Wäsche und Töpfen ab, immer noch hoffend, dass das Leben mehr für sie bereithält. Ist die Ankunft des neuen Butlers James ein Zeichen? Während Elizabeth und Mr. Darcy von einem Missverständnis ins nächste stolpern, nimmt in Longbourn noch ein anderes Liebesdrama seinen Lauf – denn James hütet ein großes Geheimnis.
Jo Baker erzählt Jane Austens bekanntesten Roman neu: aus Sicht der Dienstboten. Und zeigt, dass deren Dramen jenen der Herrschaften in nichts nachstehen

Meine Meinung:
,,Im Hause Longbourn" von Jo Baker ist ein hist. Roman, der auf Jane Austens Klassiker ,,Stolz und Vorurteil" basiert, allerdings aus der Perspektive der Hausangestellten Sarah erzählt wird und bei dem die Autorin den Hauptaugenmerk auf deren Leben und Lebensumstände wirft.

Zum Einstieg in den Roman habe ich eine Verfilmung des Austen-Klassikers geschaut, um so richtig in den Flair der Zeit des 19. Jahrhunderts einzutauchen. Das hat sicherlich auch dazu beigetragen, dass ich sehr schnell in Sarahs Geschichte drin war. Ich mochte die Idee sehr, hinter die Kulissen des Bennett-Hauses zu schauen und finde, dass die Autorin das harte Leben der Hausangestellten sehr gut eingefangen hat. Man fühlt, wie die rauhen, harten, abgearbeiteten Hände am Waschtag wehtun. Und die Autorin konnte mich auch überraschen, denn auch wenn ich wusste, in welcher Zeit ,,Stolz und Vorurteil" spielt, so habe ich bei ,,Im Hause Longbourn" nicht mit Kriegsszenen gerechnet, doch die bekommt man über den Hausdiener James, der die Familie irgendwann verlässt, auch geboten. Und die sind gut beschrieben, man fühlt den Hunger, die Angst und kann verstehen, wenn Soldaten desertieren. Es wird mir als Leserin übel, wenn ich von Kriegsgräuel und Vergewaltigungen lesen muss, auch wenn glücklicherweise nicht alles auserzählt wird. So konnte mich die Autorin mit grandiosen Szenen wirklich oft überzeugen, allerdings aber auch nicht immer. Mitunter ist die Geschichte etwas behäbig und plätschert etwas vor sich hin.

Die Mitglieder der Dienerschaft im Haushalt der Familie Bennett haben in Jo Bakers Roman alle einen guten und glaubhaften Hintergrund erhalten und vor allem die Hauptfigur Sarah ist mir von Anfang an sehr nah. Selbst die Liebe, die sie im Laufe des Romans, erfahren darf, konnte mich überzeugen, was viel heißt.

Das Ende ist mir ein wenig zu kurz abgehandelt worden, war aber alles in allem ein gutes Ende, das zu dem Buch passt, aber es hätte vielleicht noch 20-30 Seiten mehr verdient, um es zu einem tollen Abschluss des Romans zu machen. Nichtsdestotrotz ist es ein schönes Buch, ein Wohlfühl-Buch trotz des harten Lebens und der mitunter schweren Zeit für Sarah und auf jeden Fall eine Leseempfehlung meinerseits.

Bewertung:
[note2]
Rock the Night!

Firnsarnwen

Ich kann mich in weiten Teilen Kathrins Rezension anschließen.
Allerdings habe ich den folgenden Punkt stärker gewichtet:


Zitat von: Kathrin in 26. November 2020, 10:02:11
So konnte mich die Autorin mit grandiosen Szenen wirklich oft überzeugen, allerdings aber auch nicht immer. Mitunter ist die Geschichte etwas behäbig und plätschert etwas vor sich hin.

Vielleicht habe ich zu viel erwartet, denn ich war - trotz mancher sehr gut geschriebender und beschriebener Szene- nicht vollends zufrieden. Was mir genau gefehlt hat, kann ich nicht richtig greifen, aber ich denke, ich hätte mir zum Ende hin mehr "Gerechtigkeit" für den Hausdiener James gewünscht. Auch hat das Buch meinen Blick auf Mr.Bennet nachhaltig verändert und vielleicht muss ich dieses Bild erst mit dem anderen Eindruck von "Stolz und Vorurteil" abgleichen. Die anderen bekannten Figuren bleiben wie dort dargestellt, nur Mr.Bennet bekommt irgendwie eine andere Facette, die mir nicht gefallen hat.

6/10
What we do in life, echoes in eternity

Inge78

Das Haus Longbourn, bekannt als das Haus der Familie Bennet aus Jane Austens "Stolz und Vorurteil". Ich habe dieses Jahr bereits "Stolz und Vorurteil" gelesen, so dass ich auch in der Geschichte drin war, wobei dies nicht unbedingt notwendig ist um "Im Hause Longbourn" zu lesen und zu verstehen.

In diesem Buch erzählt Jo Baker die Geschichte der Dienstboten der Bennets. Und man lernt die Familie mal aus einer ganz anderen Sichtweise kennen, mit all ihren Schwächen und Eigenarten. Dies wirft nicht immer unbedingt ein positives Licht auf die bekannten Persönlichkeiten. Dafür gewinnt man die Dienstboten lieb und leidet und hofft mit Ihnen. Und nicht nur der Haushalt der Familie wird beleuchtet, wir lernen auch das Leben der Bevölkerung Anfang des 19. Jahrhunderts kennen und das Leid und Elend des Krieges.

Insgesamt hat mich das Buch mit seiner abwechslungsreichen Geschichte sehr überrascht, auch wenn es trotzdem ein paar Längen hatte. Das Ende kam dafür recht plötzlich und für mich etwas überstürzt.
Ich mag vor Allem die "Downton Abbey" Momente. Insgesamt ein guter historischer Roman mit tollen Charakteren.

[note2]
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf