Abigail Assor: So reich wie der König

Begonnen von Kathrin, 19. April 2022, 17:08:59

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Kathrin

So reich wie der König von Abigail Assor

Herausgeber ‏ : ‎ Insel Verlag
Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 224 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 3458642846

Inhalt:
Sarah, die sechzehnjährige, bildschöne Französin, hat nichts. Driss, der Sohn einer der wohlhabendsten muslimischen Familien hingegen hat alles, ist reich wie der König. Sarah beschließt, ihn zu verführen, ihn zu heiraten. Ihr Weg dahin führt sie durch die Stadt Casablanca, in all ihren Facetten: von den Armenbaracken mit den Prostituierten und Abgeschlagenen, wo Sarah mit ihrer Mutter lebt, bis in die Villenviertel auf den Hügeln, zu den reichen Jugendlichen, die jointsrauchend in üppigen Gärten an Pools sitzen und nachts durch die Clubs der Stadt ziehen – während sich unten, in den Baracken, alle nach einem Ort weit weg sehnen, einem unerreichbaren Ort. Sarah ist entschlossen, diesen Ort zu erreichen, ganz gleich, was sie dafür opfern muss.

Meine Meinung:
Oh, das Buch ,,So reich wie der König" von Abigail Assor, ist wieder mal so ein Buch, bei dem mir eine Bewertung wirklich schwerfällt, denn neben einer wirklich guten Sprache und interessanten Geschichte, treffen wir hier auf eine Protagonistin, mit der ich wenig bis nichts anfangen konnte.

,,So reich wie der König" spielt Anfang der 1990er Jahre in Casablanca und erzählt die Geschichte von Sarah, die als Kind mit ihrer Mutter von Frankreich nach Casablanca gezogen ist. Die Mutter hat damals all ihre Ersparnisse und all ihr Vertrauen auf den falschen Mann gesetzt und lebt jetzt als allein Erziehende mit ihrer Tochter am Rand der Gesellschaft in armen Verhältnissen. Wir lernen Sarah als 16-Jähriges junges Mädchen kennen, die sehr klare Vorstellungen von ihrem Leben und ihrer Zukunft hat und für das Erreichen ihrer Ziele alle möglichen Hebel in Bewegung setzt.

Grundsätzlich mag ich die Geschichte recht gern. Sie lässt einen über den eigenen Tellerrand schauen, auf eine andere Kultur, ein anderes Gedankengut, auch wenn das Denken und Verhalten vieler Männer in dieser arabischen Welt mich als westeuropäische, halbwegs emanzipierte Frau, auch echt wütend macht. Vielleicht werden die Klassenunterschiede und Ungerechtigkeiten des Lebens hier etwas zu offensichtlich und zu plakativ dargestellt, aber so ist zumindest ein Grundverständnis bei mir für Sarah vorhanden.

Ich kann wirklich verstehen, dass Sarah aus diesen armen Verhältnissen raus, dass sie etwas Besseres für sich und ihre Zukunft will und ich finde es auch bemerkenswert, dass Sarah so sehr für ihre Zukunft kämpft. Aber ich frage mich halt schon, ob sie wirklich reflektiert, was sie da tut. Klar, sie ist nicht dumm, sie ist manipulativ und durchtrieben, sie ist sich sicher, dass sie mit ihren Methoden ihre Ziele erreichen kann. Aber für mich sind es die falschen Ziele und vor allem die falschen Methoden. Ihre Direktheit, ihre Unverblümtheit und auch ihre Unverschämtheit, im Prinzip ihre ganze Art ist nicht die meine. Die Frage ist nur, ob sich ihr überhaupt andere Chancen und Wege öffnen würden, ob sie diese nutzen könnte, ob die zum Erfolg führen würden. Ich bin mir auch nicht wirklich sicher, ob ich alles an der Geschichte realistisch finden kann. Ich habe da so den ein oder anderen Zweifel, auf den ich aber ohne zu spoilern nicht näher eingehen kann. Aber das Ende hat mich über diese Zweifel dann letztlich ein Stück weit hinwegsehen lassen.

Als absolut positiv habe ich die Sprache der Autorin empfunden. Das ist alles sehr intensiv und atmosphärisch, wenn auch nicht schön atmosphärisch. In dieser Hinsicht hat mich Abigail Assor wirklich überzeugen können und ich behalte die Autorin mal im Auge. Ich kann mir durchaus vorstellen noch weitere Geschichten von ihr zu lesen, aber da wird es dann sehr auf den Inhalt und das Thema ankommen.

,,So reich wie der König" ist ein Roman mit Stärken und Schwächen, der bei mir aber auch nachhallt, je länger und intensiver ich darüber nachdenke.

Bewertung:
[note3+]
Rock the Night!