Die Hüterin der Quelle - Brigitte Riebe

Begonnen von Lannie, 18. Mai 2007, 20:50:04

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Lannie

Verlag: Diana Verlag
ISBN: 3-453-35130-4
Seiten: 544
Ausgabe: Taschenbuch
Preis: € 9,95
ET: 05.2006

[isbn]3453351304[/isbn]

Bamberg 1626

Der alte Weihbischof versetzt die einst friedliebenden Bürger der Stadt mit seinem Hexenwahn in Angst und Schrecken. Als Marie Sternens Ehe kinderlos bleibt, wendet sie sich in ihrer Verzweiflung an Ava, eine geheimnisvolle, schöne Frau, von der man sagt, sie verwandle sich in klaren Mondnächten in ein Otterweibchen. Doch Ava kann nicht helfen, denn auch sie liebt Maries Mann, heimlich und verzweifelt. Noch ahnt niemand in Bamberg, dass das kommende Unheil seinen Anfang nahm in Avas Haus...

Meine Meinung

,,Die Hüterin der Quelle" ist eine Mischung aus historisch belegten Ereignissen und Fiktion. Die Hexenverfolgung gab es 1626 tatsächlich und mehrere hundert Menschen vielen dem Hexenwahn bis 1630 zum Opfer. Die Geschichte um Veit Sternen und seine Angehörigen ist allerdings frei erfunden. Ein ausführliches Nachwort der Autorin gibt dazu ausreichend Auskunft.

Ein typischer ,,Hexenroman" mit all seinen Grausamkeiten ist ,,Die Hüterin der Quelle" nicht, vielmehr fängt der Roman die Spannungen und Ängste ein, die den Hexenprozessen vorausgingen. Mir persönlich war der gesamte Roman leider ein wenig zu leise, ohne großen Spannungsbogen. Selbst zu den meisten Figuren konnte ich keine Beziehung aufbauen.
Stellenweise ist mir der Roman viel zu voraussehbar und insgesamt gesehen einfach ohne große Überraschungen.

Die Figuren sind generell recht farbenfroh gezeichnet, einige mit sehr viel Tiefe, andere ein wenig zu flach, ein wenig mehr Grautöne in den Facetten hätten den Charakteren sicherlich nicht geschadet. Richtig ans Herz gewachsen ist mir leider niemand, dafür waren mir einige aber zumindest sehr sympathisch und ich kann mir gut vorstellen, dass einige von ihnen zu der Zeit gelebt haben könnten.

Wie schon bei ,,Straße der Sterne" habe ich mich vor allem mit den schnellen Szenen- und Perspektivenwechseln schwer getan. Durch das schnelle hin und her Springen zwischen den Figuren, konnte ich leider keine Emotionen aufbauen und so sind mir sogar die tragischeren Szenen nicht wirklich nah gegangen.

Allerdings lässt sich ,,Die Hüterin der Quelle" sehr schnell und angenehm lesen und verspricht leichte und kurzweilige Unterhaltung. Es hat mir einige schöne Lesestunden geschenkt. Erwähnenswert an dieser Stelle ist die sehr angenehme Länge der Kapitel, die bei der gebundenen Ausgabe in der Regel 50 Seiten nicht überschreitet.

Wirklich gelungen ist Brigitte Riebes Beschreibung der stetig anwachsenden Angst und das aufkommende Misstrauen untereinander, selbst unter langjährigen Freunden. Das Brodeln war deutlich spürbar und ein hat einen kleinen Einblick ermöglicht, wie es in den Menschen damals ausgesehen haben mochte.
Die Beschreibungen der Krippenschnitzkunst haben mich nicht nur die fertige Krippe sehen, sondern auch das Entstehen miterleben lassen. Sehr interessant fand ich die Einschübe der damaligen Medizin und auch die Behandlungsmethoden bei Gicht.
Insgesamt ist der Autorin eine sehr authentische und  bildhafte Erzählung des damaligen Alltags in Bamberg gelungen.

Ein ausführliches Nachwort der Autorin und eine schöne Karte von Bamberg rundet den Roman ab und lässt das bibliophile Bücherherz ein wenig höher schlagen.

Meine Bewertung


Note: 3+

[note3+]
Liebe Grüße
Lannie aka Cait

The Viewfinder

Kathrin

Hallo Lannie,

auch wenn ich mit meiner Rezi noch gar nicht angefangen hab, aber wir haben es mal wieder geschafft, eine vollkommen unterschiedliche Meinung von dem Buch zu haben. Ich war total gefesselt und fasziniert von diesem Buch und bei mir hat es die volle Punktzahl bekommen. Meine Amazon-Wunschliste ist spontan ziemlich Riebe-lastig geworden.

[note1]

Die ausführliche Rezi folgt im Laufe des Wochenendes

lg
kathrin
Rock the Night!

Lena

Ach Du lieber Himmel, Kathrin bist Du etwa auch schon mit dem Buch fertig  :wah: :ausrast: ?

Gruss Lena
Ich lese:
Rebecca Gable: Das Spiel der Könige

Lannie

Liebe Kathrin,

das müssen wir wohl im Kalender ankreuzen.  :-)
Bin schon sehr gespannt auf Deine Meinung!

LG
Lannie
Liebe Grüße
Lannie aka Cait

The Viewfinder

Kathrin

@Lena: ja  :rotwerd:

@Lannie: na, bei Ines Thorn sind wir uns auch nicht einig gewesen  :->, dabei bin ich eigentlich gern mit Dir einer Meinung  :-B
Rock the Night!

Kathrin

So, jetzt ist die Rezi fertig (gott ist die wieder lang geworden  :rotwerd:) und hier ist sie:

Meine Meinung:
Vor ca. einer Woche glaubte ich mich noch, in einem Fantasy-Fieber bzw. einer Histo-Pause und war mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob ich so viel Lust auf eine Leserunde zu einem historischen Roman hätte. Aber es hat sich wieder einmal voll und ganz gelohnt und mein erstes Buch von Brigitte Riebe hat mich voll überzeugt, so dass alle anderen Bücher der Autorin direkt auf meine Wunschliste gewandert sind.

Der Einstieg in die Geschichte fiel mir sehr leicht, Ava, eine der Hauptfiguren des Romans, hat auf Anhieb mein Herz erobert, was sich auch bis zum Schluss hin nicht geändert hat. Ich hatte allerdings ein wenig Sorge, dass mich die vielen verschiedenen Perspektiven, die mit jedem Abschnitt wechseln, verwirren könnten, was jedoch nicht der Fall war, zumal sehr schnell die ersten Zusammenhänge zwischen den einzelnen Personen und ihren Geschichten aufgezeigt wurden und sich zum Ende des Buches hin zu einem bunten und lebhaften Gesamtbild zusammengefügt haben.

Die Geschichte selbst hat mir sehr gut gefallen: eine fiktive Handlung vor einem traurigen, immer wieder schockierenden Kapitel der Geschichte (Hexenverfolgung) mit teilweise historischen Persönlichkeiten, eine Geschichte, die clever gelöst und zusammengefügt wurde, ohne die tatsächliche Historie im Anschluss an den Zeitraum des Romans zu ,,gefährden". Es tut gut einen Roman über die Hexenverfolgung zu lesen, ohne dabei Verhöre oder Verbrennungen ,,live" miterleben zu müssen, die Hetztiraden und –predigten eines Friedrich Förner reichen vollkommen, um einem die Haare zu Berge stehen zu lassen und Angst zu bekommen.

Den ein oder anderen mag eine gewisse Vorhersehbarkeit der Geschichte, zu deutliche Anzeichen, Cliffhanger am Ende mancher Kapitel und ein zu konstruiert wirkender Zufall stören, mich stören solche Dinge nicht, solange eine Geschichte gut und fesselnd erzählt wird. Dass ich nun endlich auch mal Erfolg beim Detektivspielen hatte und schnell hinter das Geheimnis des Romans gekommen bin, ist für mich reine Glückssache.

Das große Plus dieses Buches sind die vielen, toll gezeichneten, spannenden und interessanten Figuren des Buches, auch wenn die ein oder andere vielleicht ein wenig zu eindeutig ,,gut" bzw. ,,böse" ist. Vor allem die beiden weiblichen Hauptfiguren Marie und Ava haben es mir angetan, zwei starke und zugleich sehr liebevolle, warmherzige Frauen, die für sich, ihre Lieben und Bekannten, ihr Leben, ihre Rechte und die Gerechtigkeit kämpfen, sich kümmern und bemühen und dabei auch Risiken eingehen. Auch die beiden jugendlichen Gegnerinnen des Buches, Kuni, als ,,Chefin" der Waisenbande (Die rote Zora und ihre treue Bande lassen grüßen) und Maries Stieftochter, die taube Selina sind mir sehr ans Herz gewachsen. Sie sind so spannend, so normal trotz ihrer besonderen Lebensumstände, schlau, clever, zickig, bockig, rebellisch, aber auch einsam und unabhängig und dadurch einfach unendlich lebendig. Aber was wäre ein Buch ohne tolle Männer, auch wenn der Held, dem die holde Weiblichkeit im Buch zu Füßen liegt, bei mir überhaupt nicht ankam. Aber es gibt auch die positiven männlichen Beispiele, die man einfach lieben muss! Dies alles wird durch sehr intensive und lebendige Dialoge verstärkt, die der Leser hautnah miterleben darf. Wie oft wollte ich in das Buch hineinkriechen und bei den Menschen sein, sie unterstützen, trösten und ihnen helfen!!! Aus diesem ,,Haufen" einen besonderen Liebling herauszufiltern war mir nicht möglich,  sie hatten irgendwie alle das gewisse Etwas, allerdings gab es auch Nebenfiguren, die überhaupt nicht bei mir haften geblieben sind, aber bei Nebenfiguren ja auch nicht so wesentlich.

Wenn man sich das Ende des Buches so ansieht, könnte man denken: Friede, Freude, Eierkuchen, aber trotzdem ist es für mich ein offenes Ende, denn sowohl Marie und ihre Familie als auch Ava und ihre Freunde beginnen ein neues Leben und sehen einer ungewissen Zukunft entgegen.

Ich bin mit dem Buch sehr sehr glücklich und habe eine schöne Geschichte mit sehr lebendigen Figuren lesen dürfen, die durch ein ansprechendes Cover und Layout-Specials wie einem Stadtplan von Bamberg und einem ausführlichen Nachwort der Autorin über die historischen Hintergründe und Wahrheit und Fiktion abgerundet wird.

Bewertung:
[note1]

lg
kathrin
Rock the Night!