Annette Mingels - Dieses entsetzliche Glück

Begonnen von Inge78, 03. März 2021, 13:18:21

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Inge78

ZitatÜber unsere Neigung, einander misszuverstehen, und das schwierig-schöne Miteinander, das Leben heißt

Hollyhock, eine Kleinstadt irgendwo in Virginia: von hier kommen sie, von hier fliehen sie, hierhin kehren sie zurück, manche für immer. Fünfzehn Menschen, fünfzehn Leben, die miteinander verbunden sind. Da sind Robert und Amy, die vor einem Jahr eine Vereinbarung getroffen haben: sie dürfen beide mit anderen schlafen, was Robert gar nicht will. Da ist Aiko, die glücklich sein könnte mit Alex, der eine Zuversicht ausstrahlt, die sie von ihrem Bruder Kenji kennt, doch das Glück will sich nicht einstellen. Da ist Dan, dessen Ehe in die Brüche ging und der ahnt, dass auch die seiner Schwester Amy auf der Kippe steht. Da ist Kenji, der sich als Schriftsteller versucht, und Lucy, die sich zu ihrer eigenen Überraschung in eine Frau verliebt. Und da ist Basil, der ein Geheimnis mit sich trägt, von dem in Hollyhock niemand etwas ahnt.

Annette Mingels erzählt mit großer Wärme, heiterer Melancholie und Virtuosität von Menschen, die auf Durchreise in ihrem eigenen Leben sind. Ein Roman über die Unmöglichkeit der Nähe, unsere Sehnsucht danach und den manchmal lebenslangen, verzweifelten Versuch, sie zu erreichen.


Der Roman "Das entsetzliche Glück" erzählt vom täglichen Leben mehrerer Bewohner der fiktiven US Kleinstadt Hollyhock. Der Roman ist in Episoden erzählt, jedes Kapitel wird aus der Sicht einer der Personen beschrieben. Auf den ersten Blick haben die Geschichten nichts gemeinsam, im Kern sind sie aber ganz oft mehr oder weniger ineinander verwoben. Ich habe eigentlich so meine Probleme mit Kurzgeschichten und auch mit Romanen, in denen Charaktere immer nur kurz dargestellt werden und wir sie dann wieder verlassen. Von daher liegt das Buch schon außerhalb meiner Komfortzone.
Ich konnte mich hier aber gut auf die Erzählform einlassen, vielleicht weil ich wusste, was mich erwartet. Und ich mochte es, immer wieder Verknüpfungen zu finden und all die einzelnen Schicksalen im großen Zusammenhang zu sehen. Die Geschichten waren nicht alle gleich interessant, einige plätscherten eher etwas dahin und diese Personen haben auch keinen bleibenden Eindruck gemacht. Das ein oder andere Mal hat es mir aber auch richtig leid getan, die aktuelle Episode zu verlassen und hätten noch gerne mehr über die Menschen gelesen.
Alles in Allem ein Roman auf dessen Erzählform man sich defintiv einlassen muss. Geschickt verwoben aber zum Ende doch als Roman nicht zufriedenstellend da mir zu wenig Story erzählt wurde und es zu viele offene Enden gibt.
3,5 Sterne

[note3+]
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf