Der Medicus - Noah Gordon

Begonnen von Lannie, 10. August 2007, 20:37:54

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Lannie

Verlag: Goldmann
ISBN: 3-442-43768-7
Seiten: 694
Ausgabe: Taschenbuch
Preis: € 10,00
ET: 09.1997

[isbn]3442437687[/isbn]

Rob Jeremy Cole ist gerade neun Jahre alt als er im Jahre 1021 von einem fahrenden Bader als Gehilfe angenommen wird. Dieser Croft ist nicht nur ein Genie, was den Verkauf seiner Elixiere und das Behandeln verschiedenster Leiden anbetrifft, sondern auch ein grosser Lebenskünstler. Der Bader lehrt Rob jedoch nicht nur die Grundlagen der Heilkunst sondern auch die Furcht vor der katholischen Kirche, da Bader in jenen Tagen häufig als Hexer auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden.

Eines Tages hörte Rob von der berühmten medizinischen Akademie in Isfahan und beschliesst nach Persien zu pilgern und Arzt zu werden Doch sine Reise dorthin dauert Jahre und schliesslich verbringt er lange Zeit als "Jude" unter den islamischen Einwohnern Isfahans, bevor er als ausgebildeter Medicus wieder nach England zurückkehrt.

Meine Meinung


Jahrelang habe ich mich geweigert ,,Der Medicus" zu lesen, eigentlich ohne ersichtlichen Grund. Im Rahmen einer Leserunde habe ich mich erweichen lassen und den Roman endlich gelesen. Nur leider konnte er mich nicht vollkommen überzeugen.

,,Der Medicus" lässt sich gut und zügig lesen, allerdings gefiel mir nicht, dass der Autor den Gefühlen der Figuren kaum Beachtung schenkt. Einige Szenen sind viel zu kurz, andere zu lang, so dass es stellenweise langatmig wurde. Leider ist auch nicht alles in sich schlüssig und logisch, so dass man hin und wieder ins Grübeln kommt, ob der Autor eigentlich selbst weiß, was er dem Leser nun verkaufen möchte. Gerade im medizinischen Bereich widerspricht sich Noah Gordon häufig. Die Handlung selbst ist äußerst interessant, wenn auch nicht immer allzu spannend aufgebaut. Noah Gordon versucht sehr viele Facetten des Lebens im 11. Jahrhundert einzufangen. So lernt der Leser den Beruf des Baders und des Medicus' kennen, erfährt viel über die Reise von England nach Persien und auch der Kultur und Religion der Moslems und Juden wird viel Zeit geschenkt, was mir besonders gut gefallen hat. Nur fehlt bei sämtlichen Ereignissen die nötige Spannung. Sobald Rob z.B. in Schwierigkeiten gerät, ist er keine fünf Seiten später ,,gerettet". Vieles ist vorhersehbar oder nicht schlüssig.

Die Figuren haben mir alle sehr gut gefallen. Sie sind äußerst lebendig und farbenfroh, mit viel Liebe zum Detail erschaffen. Noah Gordon bemüht sich sehr, auf Schwarz-Weiß-Malerei zu verzichten und meistens gelingt ihm das auch. Viele der Nebenfiguren haben sich in mein Herz geschlichen und sind zu guten Freunden geworden, allerdings zählte Rob nicht dazu.  Nur leider können weder die Figuren noch die Handlung Gefühle transportieren. Ich habe sehr nah am Wasser gebaut und trotz wirklich tragischer Entwicklungen und Todesopfer blieben meine Augen während des gesamten Romans trocken. Ich muss sagen, das ist neben der Spannungslosigkeit mein größter Kritikpunkt.

Das Ende hat mir sehr gut gefallen. Hier passte für mich einfach alles und es rundet das Buch perfekt ab. Ein Höhepunkt in dem doch manchmal auf recht wackeligen Beinen stehenden Roman.
Eine Karte von Robs Reiseweg hätte nicht geschadet, aber das Glossar war zumindest sehr ausführlich und hilfreich. Die Fortsetzung werde ich sicherlich nicht lesen. Es gibt zu viele gute Bücher, die gelesen werden wollen. Vielleicht hätte mich ,,Der Medicus" vor 10 Jahren mehr begeistern können, als ich noch nicht so viele sehr gute historische Romane gelesen habe. Heute geht er in der Masse einfach unter und zählt für mich eher zu den durchschnittlichen historischen Romanen...

Bewertung


[note3]
Liebe Grüße
Lannie aka Cait

The Viewfinder

Kathrin

Hi Süße,

mir erging es ähnlich, allerdings hab ich den Roman gelesen, als ich krank im Skiurlaub im Bett lag und noch nicht so arg viel auf die einzelnen Punkte geachtet hab, die mir heute für einen guten Roman wichtig sind. Ich kann Dir also nicht genau sagen, was mir an dem Buch nicht gefallen hat, aber ich weiß, dass es für mich nicht der Knüller war und dass ich die Begeisterung vom Rest meiner Familie einfach nicht nachvollziehen konnte.

lg
kathrin
Rock the Night!

Meike

Hallo ihr Lieben,
ich muss euch leider widersprechen  :zwinker:. Ich liebe den "Medicus" seit ich ihn das erste Mal verschlungen habe und das ist neben "Die Säulen der Erde" das Buch was ich immer wieder re-readen kann. Ich muss immer ganz schrecklich heulen (besonders bei Karim  :heul:)...
Allerdings verbinde ich auch nostalgische Erinnerungen mit dem Buch, da das mit 14 oder 15 mein erster "richtiger" Erwachsenenroman war, den ich gelesen habe. Schade, dass er euch nicht so gefallen hat!
Die nachfolgenden Teile kann man sich übrigens wirklich schenken... "Der Schamane" ist zwar noch ganz nett, aber "Die Erben des Medicus" waren zum abgewöhnen und das schon damals.

Liebe Grüße, Meike
"Du öffnest die Bücher und sie öffnen dich"
Tschingis Aitmatov

Ich lese gerade:
"Seal Team 12 - Aus dem Dunkeln" Marliss Melton

Dante

Zitat von: Meike in 11. August 2007, 13:20:06
Allerdings verbinde ich auch nostalgische Erinnerungen mit dem Buch, da das mit 14 oder 15 mein erster "richtiger" Erwachsenenroman war, den ich gelesen habe.

Ich hatte auch mit "Der Medicus" meinen Leseeinstieg in Romane jenseits der 45-Seiten-Marke. Ich glaube, ich war 16, als ich den Medicus las... Und wie Dich hat er mich total begeistert. Das weiß ich heute noch. Ich kann mir aber vorstellen, dass ich ihn heute ganz anders empfinde. Bei Gelegenheit werd ich ihn vielleicht auch noch mal lesen, wenn mein SUB abgebaut ist - oder ich ganz plötzlich Bock drauf habe...

Die Nachfolger nahmen dann immer mehr ab, da gebe ich Dir Recht. Wobei ich "Der Schamane" lieber gelesen habe, als "Die Erben des Medicus". Beides hat ja, soweit ich weiß, mit dem Medicus gar nichts mehr zu tun, abgesehen von den Instrumenten, die in der Familie blieben... Was mir halt bei "Den Erben" aufgefallen war - es sind keine "Erben" sondern eine "Erbin", die die Gabe geerbt hat, mit den Händen zu fühlen, wie sich der andere fühlt... Das kennt man heute weitläufig unter "Reiki", auch wenn das nur wenige wirklich können...

LG
Dante
Instagram: @susanne_pilastro_autor