Delphine de Vigan - Nach einer wahren Geschichte

Begonnen von Esmeralda, 22. März 2021, 09:43:01

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Esmeralda

ZitatZwei Frauen lernen sich auf einer Party kennen. Die zurückhaltende Delphine, die sich mit fremden Menschen meist sehr schwer tut, ist sofort fasziniert von der klugen und eleganten L., die als Ghostwriter arbeitet. Aus gelegentlichen
Treffen werden regelmäßige, man erzählt einander das eigene Leben, spricht über Familie und Freunde, vor allem über Freundinnen. Und natürlich über Bücher und Filme, die man liebt und bewundert. Delphine ist glücklich über die Gemeinsamkeiten und fühlt sich verstanden wie schon lange nicht mehr. Ganz entgegen ihrer Gewohnheit gibt sie in einem Gespräch über das Schreiben die Idee für ihr nächstes Buch preis. L. reagiert enttäuscht: Wie nur könne Delphine ihre Zeit auf eine erfundene Geschichte verschwenden? Eine Autorin ihres Formats müsse sich der Wahrheit verschreiben. Delphine ist entsetzt. L.s leidenschaftlich vorgetragene Forderung löst eine tiefe Verunsicherung in ihr aus. Bald kann sie weder Papier noch Stift in die Hand nehmen. L. scheint völlig unglücklich über das zu sein, was sie in der Freundin ausgelöst hat. Selbstlos übernimmt sie die Beantwortung von E-Mails, das Absagen von Lesungen und Interviews, das Vertrösten des Verlags, der auf einen neuen Roman wartet. Und all das in Delphines Namen. Keiner weiß davon, keiner kennt L., und so ist Delphine allein, als sie feststellt, dass L. ihr immer ähnlicher wird ...

Durch die ruhige Erzählweise fiel es mir zunächst schwer, mich in das Buch einzufinden: ellenlange, detailverliebte Beschreibungen von L. oder auch allgemeines und theoretisches über Literatur - seitenweise ist irgendwie nichts passiert.
Aber ab dem zweiten Drittel war ich dann dennoch so gefesselt, so dass ich relativ zügig durchgelesen habe: man spürt Delphines Angst und L.s manipulative Art sind sehr fesselnd geschrieben.

Zurück bleiben viele Fragen um das "Mysterium L.".
Hat es diese Frau im Leben der Delphine aus dem Buch wirklich gegeben?
Handelt es sich hier vielleicht sogar um ein autobiographisches Werk der Autorin?
Dieses Buch verwischt die Grenzen zwischen Wahrheit und Fiktion und lässt dem Leser Spielraum für die eigene Interpretation.
Ich persönlich hätte mir jedoch ein eindeutigeres Ende gewünscht.

Daher fällt mir die Bewertung dieses Buches recht schwer.
Das Thema an sich ist schon spannend.
Auch das Spiel mit Fiktion und Realität ist gut gelungen.
Deshalb gibt es von mir nur eine mittlere Bewertung.

[note3]
Life is too short to read bad books. 

Annette B.

Zitat von: EsmeDaher fällt mir die Bewertung dieses Buches recht schwer.
Das Thema an sich ist schon spannend.
Auch das Spiel mit Fiktion und Realität ist gut gelungen.
Deshalb gibt es von mir nur eine mittlere Bewertung.

Ganz ehrlich, mit so einem offenen Ende wäre ich auch nicht glücklich geworden. Da ist deine Bewertung schon recht wohlwollend.
Es darf für mich gerne ein Ende geben, welches noch Spielraum für eigene Ideen zum Fortgang der Handlung bietet. Aber so offen wie du es hier beschrieben hast, das klingt für mich fast so, als hätte die Autorin selbst keine Idee für ein ordentliches Ende gehabt.  :rollen:
Liebe Grüße Annette