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Krimi => Rezensionen => Thema gestartet von: ClaudiC in 05. September 2008, 17:10:31

Titel: Richard Montanari: Cruzifix
Beitrag von: ClaudiC in 05. September 2008, 17:10:31
(http://ecx.images-amazon.com/images/I/51EH5S0ZZKL._SL500_AA240_.jpg)
[isbn]3404155548[/isbn]
Klappentext:
Die Bevölkerung von Philadelphia wird mit Verbrechen konfrontiert, die alles bisher Dagewesene in den Schatten stellen: Ein eiskalter Mörder hat es auf katholische Mädchen abgesehen und lehnt sich bei seinen Tötungsritualen an die Passion Christi an. Für die Kriminalbeamten Kevin Byrne und Jessica Balzano beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, denn das Osterfest steht kurz bevor, und für diesen Termin hat sich der Killer die Krönung seiner mörderischen Aktivitäten vorbehalten ...

"Spannender als die letzten fünfzig Seiten sind nur die ersten vierhundert." The New York Times


Ich lese eigentlich ganz gern Krimis, etwas weniger gern Thriller. Und wenn, dann nur als Unterhaltung für zwischendurch. Mit dieser Leseerwartung bin ich auch an diesen Roman herangegangen. Was aber dabei herauskam, war ein Lesevergnügen, wie ich es schon wirklich lange nicht mehr hatte:

Dieser Roman ist ein buchstäblicher Pageturner. Gegen Ende MUSSTE ich einfach immer schneller lesen, mein Herz hat wild geklopft und auch zwischendurch habe ich gelesen, bis es nicht mehr ging (nicht in der Bahn das Buch zugeklappt, sondern bis zur letzten Stufe der Rolltreppe - oder noch weiter - gelesen).

Die Morde, die Montanari beschreibt, sind grausam, seine Beschreibungen aber zum Glück nicht allzu detailgetreu. So wird einem beim Lesen nicht schlecht, trotzdem erfährt man von dem unglaublichen Grauen, dass den Ermittlern entgegenschlägt.

Jessica Balzano, der weibliche Teil des Ermittlerteams, ist durchweg sympathisch. Ich kann sie verstehen, sie agiert nicht immer nur dienstlich und professionell, sondern lässt sich auch von ihren Gefühlen leiten. Etwas weniger durchsichtig ist ihr Kollege Kevin Byrne, aber vielleicht lag das nur daran, dass ich eine weibliche Leserin bin.  :->

Die Auflösung des Falles bleibt bis zum Ende spannend. Richtig mitraten kann man hier nicht, aber das erwarte ich von einem Thriller auch nicht. Häufig kann ich mir Namen schlecht merken und wenn der Täter aufgelöst wird, kenne ich ihn nicht. Oder aber er wurde bis dato noch gar nicht eingeführt und ist eine komplett neue Figur. Das finde ich immer enttäuschend. Montanari hat mich hier überrascht und eine sehr stimmige Lösung gefunden.

Interessant fand ich auch die eingeschobenen Szenen aus der Sichtweise des Täters.

Ein rundum gelungener, sehr sehr spannender Roman. Ich hoffe, es gibt Fortsetzungen!

Note: 1
[note1]

ClaudiC
Titel: Re: Richard Montanari: Cruzifix
Beitrag von: Susanne in 05. September 2008, 17:46:41
Hallo Claudi,

Lieben Dank für die tolle Rezi  :knuddel:. Oh man, jetzt reizt mich das Buch ja noch mehr! Nur wie soll ich das bei meinen vielen LR die ich diese Jahr noch habe mit Kathrin noch unter bekommen. Ich denke fast das wird schwer werden.

Liebe Grüße
Susanne
Titel: Re: Richard Montanari: Cruzifix
Beitrag von: uschi in 05. September 2008, 20:04:04
Hallo Claudi,

die Fortsetzung ist doch schon längst da:

Lunatic von Richard Montanari
(http://ecx.images-amazon.com/images/I/41rmYHdkR3L._SL500_AA240_.jpg)

[isbn]3785723245[/isbn]

Kurzbeschreibung
Eine schöne junge Frau sitzt in einem langen, weißen Kleid am Flussufer und starrt zum bleichen Wintermond empor. Auf den ersten Blick sollte man nicht einmal meinen, dass sie tot ist. Auf den zweiten Blick sieht man, dass ihre Schuhe fehlen. Mitsamt den Füßen. Kevin Byrne und Jessica Balzano, Detectives der Mordkommission von Philadelphia, nehmen die Ermittlungen auf. Bald stoßen sie auf eine weitere Tote, in einem verlassenen Wasserwerk, mit einem rätselhaften Objekt in den verkrampften Händen. Eine Spur von Leichen führt den Schuykill River hinauf. Doch die Identität des Mörders bleibt ein Rätsel. Die Ermittlungen führen ins Leere, denn die möglichen Täter, die die beiden Detectives ins Auge fassen, werden selbst zu Mordopfern, einer nach dem anderen. In Balzano und Byrne wächst ein schrecklicher Verdacht. Haben sie es vielleicht nicht mit einem, sondern mit zwei Tätern zu tun? Einem Wahnsinnigen, der im kalten Licht des Mondes blutige Märchen inszeniert. Und einem kaltblütigen Killer, der die Verdächtigen tötet ...

Liebe Grüße
Uschi
Titel: Re: Richard Montanari: Cruzifix
Beitrag von: ClaudiC in 06. September 2008, 08:21:12
Danke, Uschi, für deinen Hinweis. Mittlerweile habe ich mich auch schlau gemacht. Bei Krimicouch heißt es, dass

http://ecx.images-amazon.com/images/I/51Vt8dDx2HL._SL500_AA240_.jpg
[isbn]3404156773[/isbn]

der Folgeband ist und erst dann Lunatic kommt.

Hast du die Bücher schon gelesen? Ich möchte sie auf jeden Fall lesen!

LG
ClaudiC

Titel: Re: Richard Montanari: Cruzifix
Beitrag von: uschi in 06. September 2008, 15:53:53
Hallo Claudi,

oops, habe ich ganz übersehen, klar ist "Mefisto" der 2. Band. Ich habe bisher auch erst den 1. Band gelesen. Aber Mefisto und Lunatic habe ich schon in meinem SUB.  :-> +  :dance:

Liebe Grüße
Uschi
Titel: Re: Richard Montanari: Cruzifix
Beitrag von: Kathrin in 11. Dezember 2008, 12:32:28
Und hier noch schnelll meine Meinung:

Seit langer Zeit habe ich mir zuletzt nun endlich mal wieder einen Thriller gelesen, der ein wenig Abwechslung in meinen zugegebenermaßen selbsterwählten und geliebten Fantasy- und hist. Romane-Alltag gebracht hat. Es handelte sich da bei um ,,Crucifix" von Richard Montanari, den ersten Fall des Ermittlerduos Kevin Byrne und Jessica Balzano.

Es ist ein guter Thriller, aber leider keiner, der mich direkt den nächsten Thriller aus dem Regal ziehen bzw. ungeduldig sein lässt, bis ich Fall Nr. 2 lese. Das fing schon damit an, dass mir der Einstieg, oder vielleicht auch der extreme Wechsel von einem historischen Super-Wohlfühlroman zu diesem Buch hieretwas schwer fiel. Zwar hat mir auch das Thema ,,Hexenverfolgung" und der Wahn eines Kramer bzw. einer Alma in dem hist. Roman von Brigitte Riebe des Öfteren die Haare zu Berge stehen lassen, aber hier fühlte ich doch ziemlich brutal brutal in die Gegenwart und Realität zurückgerissen, denn gleich der erste Mordfall und die Inszenierung desselben durch den Mörder haben mich echt zweifeln lassen, ob das Buch ist, was man abends vor dem Schlafengehen lesen sollte. Was ja aber irgendwie auch ein gutes Zeichen für ein Buch ist, denn es hat mich schon auch irgendwie von Anfang an gepackt und sich auch sehr sehr schnell zu einem wahren Pageturner entwickelt, so dass ich pro Tag deutlich über meinem normalen Lesedurchschnitt lag. Wobei das auch wieder einmal an der Taktik des Autor lag, mit vielen sehr kurzen Kapiteln den Leser zum Weiterlesen zu animieren, frei nach dem Motto "Eins geht noch...und noch eins...und noch eins." Allerdings wird das Buch in meinen Augen durch die kurzen Kapitel sehr aufgebläht, da jedes neue Kapitel auf einer neuen Seite anfängt und dadurch viele Seiten (ich habe grob drüber geschaut, es waren bestimmt an die 30 verschenkten Seiten) geschunden werden, zumal einige Kapitel wirklich mit zwei Zeilen auf einer neuen Seite enden und da wirklich noch viel Platz gewesen wäre. Das mag ja für die Übersichtlichkeit okay sein und es stört mich im Normalfall auch nicht, aber hier ist es mir einfach extrem aufgefallen und ich empfinde es als extreme Seitenschinderei!

Leider auch nicht 100%ig zufrieden war ich mit dem Fall an sich. Der erste Verdächtige konnte es für mich überhaupt nicht sein, das war viel zu auffällig, dass sämtliche Indizien für ihn als den Rosenkranzmörder sprechen. Auch die Finte des Autors, zwischen einem Kapitel aus Sicht des Mörders auf Jessicas Noch-Ehemann umzuschwenken und da durch Parallelen ein wenig den Verdacht auf ihn lenken zu wollen, war für mich total durchschaubar. Auch die Rolle des Sensationsreporters Simon habe ich nicht wirklich verstanden und schon gar nicht, warum er ebenfalls sterben musste. Ich fand seine Rolle sehr konstruiert und undurchsichtig und irgendwie so gar auch überflüssig.

Die Mordfälle selbst fand ich allerdings sehr spannend und vom Mörder auch gut durchdacht, Hinweise bzw. falsche Fährten geschickt eingefädelt, auf eine morbide Art und Weise echt faszinierend. Nur leider war auch der letzte geplante Mord für mich wieder unlogisch. Durch die kursiv gedruckten Kapitel, die aus Sicht des Mörders erzählt werden, wird relativ schnell klar, dass er es irgendwie auf Jessica und ihre Tochter abgesehen hat. Nur verstehe ich dann nicht, warum Lauren das fünfte Opfer werden soll und er für sie auch die Kreuzigung vorgesehen hat. Wie wollte er das denn dann noch für Jessica (oder Sophie) toppen? Dass er letztlich tatsächlich dann noch Jessica und Sophie in tödliche Gefahr bringt, schien dann eher wieder Zufall zu sein, weil Lauren ihm entwischen konnte. Irgendwie war das in meinen Augen überhaupt nicht rund.

Mit dem tatsächlichen Mörder hat mich der Autor allerdings wieder total überrascht. Ich hatte mich relativ schnell auf einen Verdächtigen eingeschossen, auch wenn mir irgendwie doch für ihn das Motiv gefehlt hat. Aber mit DIESEM Mörder habe ich überhaupt nicht gerechnet.

Sehr gut gefallen haben mir die beiden Ermittler, Jessica und Kevin. Sie wirken auf mich einfach sehr menschlich, sind nicht einfach nur die Super-Cops oder super toughen Ermittler, sondern haben ihre Ecken und Kanten, ihre Fehler und ihre Probleme. Ich habe mich zwar gewundert, dass sich Jessica und Kevin von Anfang an gut verstehen und zusammenarbeiten können (schließlich ist Jessica ja neu im Morddezernat), aber es hat mich auch gefreut, dass dieses Zusammenwachsen so klischeefrei von Statten ging, vor allem weil sich Kevin mit seinem vorherigen Partner wirklich zu verstanden hat und über dessen Verlust wohl echt zu leiden hat.

Es ist wie gesagt ein guter Thriller, der sich super schnell und gut lesen lässt, aber mich eben auch nicht total vom Hocker reißt. Ich werde die Reihe bestimmt weiterlesen, aber ich kann bei Band vier auch problemlos darauf warten, bis er als Taschenbuch erscheint.

Bewertung:
[note2]