Taras Wanderbuch 2023- Ich blätterte gerade in der Vogue, da sprach mich der Führer

Begonnen von Tara, 05. Februar 2023, 12:39:20

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Christiane

Ich bin inzwischen im vorletzten Kapitel. Zum Buch will ich gerade noch nichts schreiben, aber Euch noch einen Link da lassen, auf den ich im Zuge der Hintergrundrecherche gefunden hab.
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https://www.youtube.com/watch?v=3cWcAAVAWjA
Das Gespräch hat keinen direkten Bezug zum Buch, aber es bietet einen hochinteressanten Einblick in die Vorkriegs- und Machtergreifungszeit aus Sicht einer intellektuellen, sehr reflektierten Jüdin.
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Staunt euch die Augen aus dem Kopf, lebt, als würdet ihr in zehn Sekunden tot umfallen. Bereist die Welt. Sie ist fantastischer als jeder Traum, der in einer Fabrik hergestellt wird.
Ray Bradbury (1920 - 2012)

Christiane

So, es ist geschafft!

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Wie schon zu Beginn befürchtet: Biografien sind einfach nicht mein Genre  :nixweiss1: . So war das Lesen für mich schon sehr anstrengend. Dennoch war es auch sehr interessant. Jetzt muss ich erstmal durchatmen und schreib dann in den nächsten Tagen die Rezi. Eine Note kann ich aber schon mal hier lassen: Ich geb 8 Punkte, bzw.  :Box1:  :Box1:  :Box_halbgrau1:  :Box_grau1:  :Box_grau1:
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Staunt euch die Augen aus dem Kopf, lebt, als würdet ihr in zehn Sekunden tot umfallen. Bereist die Welt. Sie ist fantastischer als jeder Traum, der in einer Fabrik hergestellt wird.
Ray Bradbury (1920 - 2012)

Christiane

Und hier noch meine Rezi zum Buch:

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Meine Rezension zu: Ich blätterte gerade in der Vogue, da sprach mich der Führer an - Unity Mitford von Michaela Karl

Ich will es gleich zu Beginn sagen: Biografien sind kein Genre, das ich freiwillig lese. Ohne die Tauschbuchrunde hätte ich dies Buch daher nicht zur Hand genommen und ich vermute, die meisten meiner Kritikpunkte beziehen sich auf Dinge, die diesem Genre innewohnen. Wer also mit Begeisterung Biografien liest, sollte sich von meiner Bewertung nicht beeinflussen lassen, sondern dem Buch einfach eine Chance geben.
Denn, das sei auch gesagt, das Leben von Unity Mitford und ihrer Familie ist so interessant, so mit der Geschichte des zweiten Weltkrieges verwoben, dass es sicherlich lohnt, über sie zu lesen. Ich persönlich hätte das nur lieber in Form einer Romanbiografie getan oder mich auf Wikipedia beschränkt 😊.

Was das Lesen für mich extrem mühselig gemacht hat, war die schier unglaubliche Anzahl von Namen und Personen, die das Buch bevölkern. Das Register füllt sage und schreibe 8 Seiten! Die meisten der Personen aus Großbritannien waren mir bisher gänzlich unbekannt und ich hatte große Mühe, dabei auch nur einigermaßen den Überblick zu behalten. Dazu kam als kleine Zusatzchallenge, dass die Geschwister sich untereinander mit etlichen wechselnden Spitznamen ansprachen und diese im Buch immer wieder verwendet wurden.
Auch die Chronologie ist nicht einfach fortlaufend. Da über so viele Personen und so komplexe geschichtliche Vorgänge berichtet wird, wird immer wieder ein Handlungsstrang verfolgt, um dann wieder in der Zeit zurückzuspringen.
Natürlich lädt das Buch dazu ein, nebenbei viel zu einzelnen Personen und Begebenheiten zu recherchieren. Aber auch da erschlägt einen schnell die schiere Masse an Information.

Was für mich emotional schwierig war, ist der Einblick in das Denken der Faschisten. Ist diese unglaubliche Ignoranz, dieser Rassismus, dies Herrendenken. Dahinter steckt eine lange Tradition: Ständegesellschaft (hier auch der britischen Adelsstand), Kolonialismus, Rassismus, Faschismus,... immer geht es darum, bestimmte Teile der Bevölkerung auszugrenzen. Daran sind die Menschen offenbar so gewöhnt, dass es (bis heute!) vielen leicht fällt, sich Hitlers Ideologie anzuschließen. Mir bleibt aber auch nach der Lektüre des Buches völlig unverständlich, was an Hitler als Redner so faszinierend war. Das hat mir auch Unity nicht näherbringen können und ihre Begeisterung ließ mich immer wieder den Kopf schütteln.
So aus dem direkten Umfeld Hitlers die Entwicklungen der damaligen Zeit mitzuerleben, ist sehr bedrückend, denn man weiß ja in welchen Abgrund es die Welt gestürzt hat.

Faszinierend fand ich die Art der Erziehung, die die Mitford-Geschwister ,genossen' haben. Einerseits sehr frei und mit so vielen Möglichkeiten, interessante Menschen kennenzulernen, früh schon eine große Bandbreite an Literatur zur Verfügung zu haben, Lebensbereiche mit wenig elterlicher Aufsicht zu haben, frei diskutieren zu können. Andererseits die geballten Regeln, den geballten Snobismus der britischen Upper Class der damaligen Zeit mitzubekommen, der die Kinder in Teilen völlig lebensuntüchtig hinterlässt. So ist die eine Schwester völlig überrascht, dass Strom auch Geld kostet und hat sich völlig verschuldet, ehe ihr das bewusst wurde. Andere sind lebenslang außerstande, ohne ein Hausmädchen zurecht zu kommen, das hinter ihnen herräumt. Der Snobismus, die Ignoranz im Denken hat mich beim Lesen oft wütend gemacht, war mir zutiefst unsympathisch. Und dies ist auch etwas, das einem das Lesen erschwert: man findet kaum Charaktere, die einem sympathisch sind oder mit denen man sich identifizieren kann und möchte.

Bestärkt hat mich das Buch in meiner Distanz zu Bayreuth, Wagner und seinem Werk. Diese Heldenverehrung, dieses pathetische Werk finde ich ohnehin schwierig. Aber die Nähe zu den nationalsozialistischen Machthabern, die teils begeisterte Unterstützung von Hitler und seiner Ideologie, die im Buch immer wieder klar zu Tage treten, sind einfach unfassbar. Das wird nur noch dadurch übertroffen, wie einfach es nach dem Krieg für den Wagner-Clan war, ,entnazifiziert' zu werden und in Bayreuth einfach weiterzumachen wie zuvor.
Auch bei anderen Personen wurde immer wieder angemerkt, wie leicht sie nach 45 an ihr altes Leben anknüpfen konnten. Da kam mir immer wieder der bekannte Spruch der 68er-Generation in den Sinn: "Unter den Talaren - Muff von 1000 Jahren". Den Zorn, der die Jugend damals bewegte, konnte ich beim Lesen gut nachvollziehen.

Der Vollständigkeit halber noch ein paar Worte zu Cover und Titel des Buches: Das Cover passt vom Motiv her zwar zur damaligen Zeit, aber der starke Kontrast zwischen dem Hintergrundschwarz und dem blonden Haar gefallen mir leider nicht. Ähnlich geht es mir mit dem Titel. Der Satz beschreibt Unity wirklich gut – dieser Snobismus, diese Banalität und diese Ungeheuerlichkeit, als die man diesen Umgang mit einem Menschen wie Hitler heute empfindet. Aber leider mag ich einfach solch ellenlange Buchtitel nicht.

Fazit:
Ich habe durch dieses Buch etliche Details über die Nazizeit sowohl in Deutschland als auch in Großbritannien gelernt. Die Familie Mitford ist faszinierend, aber nicht wirklich sympathisch. Insgesamt gebe ich dem Buch eine 3. Dass die Bewertung nicht besser ausfällt ist vor allem der Tatsache geschuldet, dass es so schwierig war, dem Geschehen zu folgen und dass viele Passagen doch sehr trockener Stoff waren.


Note: 3
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Nun bin ich total gespannt wie Euch anderen das Buch gefallen wird...
Staunt euch die Augen aus dem Kopf, lebt, als würdet ihr in zehn Sekunden tot umfallen. Bereist die Welt. Sie ist fantastischer als jeder Traum, der in einer Fabrik hergestellt wird.
Ray Bradbury (1920 - 2012)

Tara

Vielen Dank für deine Meinung!
Sometimes you just need to lay on the couch and read for a couple of years.

With freedom, books, flowers and the moon, who could not be happy? Oscar Wilde

Christiane

Taras Wanderbuch kann sich auch im Laufe der Woche auf den Weg machen.  :flirt:
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SilkeS.

Zitat von: Christiane in 17. April 2023, 13:16:25Taras Wanderbuch kann sich auch im Laufe der Woche auf den Weg machen.  :flirt:
:flirt:  Denkst Du dann auch bitte an das Penny Louise Buch  :flirt:  :knuddel:
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Christiane

Ja, das liegt schon mit im Karton  :smilie_les_0081: .
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Christiane

Mika und ich haben gerade ein kleines Ründchen vorbei an der Post gedreht und der LKW-Fahrer hat netterweise noch auf das Päckchen gewartet. So ist Taras Buch jetzt auf dem Weg zu Dir, Silke.
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SilkeS.

Taras Buch ist seit gestern bei mir .
@Christiane danke für die ganzen Beigaben.... :schmacht:
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Christiane

Freut mich wenn sie Dir gefallen  :flirt:  und fein, dass die Bücher gut angekommen sind.
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SilkeS.

Hallo guten Morgen,

ich habe an Pfingsten mit Taras Buch begonnen.

Nun leichte Kost ist es nicht, aber es hat Potential interessant zu sein/werden.

Bin erst bei Seite 70...

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Vom Stil her erinnert es mich an das Buch von Florian Illes: Liebe in Zeiten des Hasses
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Gruß Silke
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SilkeS.

#26
Hallo,

ich habe gestern abend das Wanderbuch beendet.
Ich muß es noch etwas sacken lassen um meine Meinung, meine Gedanken darüber in Worte fassen zu können.

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Ich habe mir gerade Christianes Rezi durchgelesen und sie ist super  :five: sie spricht viel an, was ich auch denke und im Buch habe ich auch gemerkt, dass sie durch ihre Zahlreichen Bemerkungen echt tief in Geschichte eingetaucht ist und auch viel Wissen und Recherche hat einfließen lassen.
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Werde die nächsten Tage mal versuchen meinen Eindruck zu Papier zu bringen.


Eine Frage habe ich dann noch.
War in dem Paket kein Notizbuch dabei, wo wir unsere Meinung reinschreiben sollen?  :kopfkratz:
 Es ist nur das letze Wanderbuch, dann eben das aktuelle, und die Beigaben von Christiane drin ...


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Tara

Hallo Silke, nein ich habe kein Notizbuch.
Du kannst entweder auf den letzten Seiten eine Kurzmeinung schreiben, oder nur hier im Forum deine Rezi!
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Christiane

Zitat von: SilkeS. in 16. Juni 2023, 08:33:13Ich muß es noch etwas sacken lassen um meine Meinung, meine Gedanken darüber in Worte fassen zu können.
Das hab ich auch erst gebraucht.

Zitat von: SilkeS. in 16. Juni 2023, 08:33:13
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Ich habe mir gerade Christianes Rezi durchgelesen und sie ist super  :five: sie spricht viel an, was ich auch denke und im Buch habe ich auch gemerkt, dass sie durch ihre Zahlreichen Bemerkungen echt tief in Geschichte eingetaucht ist und auch viel Wissen und Recherche hat einfließen lassen.
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Das freut mich sehr  :rotwerd: .
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Kathrin

Taras Wanderbuch ist am Samstag wohlbehalten bei mir angekommen.
Ich hatte bislang noch nichts davon gehört und denke, dass es
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schwere Kost sein wird. Deshalb habe ich mir gleich zu Beginn den Artikel durchgelesen, den Christiane dazu gepackt hat wie auch die Meinungen zum Buch von Christiane und Silke, was eine gute Entscheidung war, weil ich so die vermutlich richtige Herangehensweise für das Buch gefunden habe. Ich habe gestern und heute die ersten 76 Seiten verschlungen. Ich denke aber, dass es noch heftig werden wird, denn noch ist Hitler in Unitys Leben nicht aufgetaucht, noch befinden wir uns in ihrer Kindheit. Den Schreibstil der Autorin finde ich aber super. Das ist null trocken, teilweise so gar witzig und die Figuren sind extrem lebendig - und das bei einer Biografie. Ich muss natürlich abwarten, wie der Rest des Buches für mich sein wird, aber ich bin momentan geneigt, noch weitere Biografien der Autorin zu lesen.
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Rock the Night!