Sarah Lark - Der Ruf des Kiwis

Begonnen von Mobi, 09. August 2009, 13:38:06

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Mobi

Hallo zusammen,

zu diesem Buch muss ich doch noch ein bisschen was loswerden:

[isbn]3404162617[/isbn]

Neuseeland, Canterbury Plains 1908: Gloria wächst auf Kiward Station auf. Ihre glückliche Kindheit endet jäh, als sie mit ihrer Großkusine Lilian in ein englisches Internat geschickt wird. Während Lilian sich dem Leben in der alten Welt anpasst, beginnt Gloria ihre Eltern dafür zu hassen, dass sie ihr ein neues Leben aufgezwängt haben. Um jeden Preis will sie nach Neuseeland zurück. Sie schmiedet einen verwegenen Plan, der sie in höchste Gefahr bringt ...
Das Schicksal nimmt seinen Lauf und einmal mehr zeigt sich, wie tiefe Gefühle die Menschen verzweifeln lassen können oder sie stark machen.

Meine Meinung:

Ich hatte mich sehr auf den dritten Band gefreut, weil mir die ersten beiden sehr gut gefallen haben. Leider wurde ich herb enttäuscht, weil dieses Buch meinen Erwartungen überhaupt nicht entsprochen hat.

In diesem Teil der 'Neuseeland'-Saga spielt nämlich mehr als die Hälfte der Handlung in Europa, Amerika und sonstwo. Ich hatte mich natürlich auf die Weiten der Canterbury Plains, Ausritte, Schafe, etc. gefreut, aber leider bekam ich Schützengräben in der Türkei vorgesetzt.
Keine Frage, der 1. Weltkrieg ist das wichtigste Ereignis in dieser Zeit, aber mir hätte es gereicht, wenn man in Neuseeland nur ab und zu was mitkriegt. Wenn ich einen Kriegsbericht lesen will, dann mache ich das. Diesen in der Hülle eines Buches über Neuseeland zu bekommen, hat mich ehrlich gesagt ziemilch verärgert.

Ein weiterer wichtiger Handlungsstrang dreht sich um Gloria, die nach ein paar Kapiteln in Neuseeland auf ein Internat in England geschickt wird. Natürlich passt sie dort absolut nicht rein und wird von ihren Mitschülerinnen sofort als Opfer auserkoren. Die Streiche hätten durchaus lustig sein können, wenn Gloria sich gewehrt hätte, aber dazu ist sie viel zu tief in ihrem Selbstmitleid und in ihrer Tatenlosigkeit versunken. Schließlich muss sie ihre Eltern auf Tournee begleiten und kommt auch dort nicht zurecht. Als sie endlich flieht, kommt sie leider auch nur vom Regen in die Traufe... mehr will ich hier nicht verraten.
Insgesamt hat das Buch also eine wahnsinnig negative Grundstimmung, die leider den Lesegenuss ziemlich beeinträchtigt.

Der einzige Lichtblick ist Lily, ein lebenslustiges Mädchen, später eine tatkräftige junge Frau, die ihren Weg so geht, wie sie es will. Die Kapitel über sie waren echt wie ein Sonnenstrahl im tristen Grau.
Allerdings glänzt die Autorin hier mit einer sehr konstruierten Handlung, Lily lernt nämlich in England Ben kennen, wird dann aber von ihren Eltern sehr kurzfristig wegen des Krieges zurück nach Neuseeland geholt. In Neuseeland trifft sie Ben, oh Wunder, in ihrem Heimatkaff wieder, denn zufällig kommt er auch aus Neuseeland und auch noch aus dem gleichen Dorf (was beide natürlich vorher nicht wussten).

Der letzte Abschnitt konnte mich noch etwas mit dem Buch versöhnen, denn es geht wieder nach Neuseeland und teilweise kommt auch die aus den ersten beiden Büchern bekannte Atmosphäre auf. Leider ist die Grundstimmung immer noch sehr negativ, weil die Protas ihre Erlebnisse nicht verkraften können. Am Schluss wird es zum Glück noch etwas positiver, aber dann ist das Buch auch fast aus.

Man merkt durchaus, dass die Autorin schreiben kann und einige der Charaktere sind echt toll. Leider kommt es mir so vor, als wären ihr die Ideen für Geschichten in Neuseeland ausgegangen. Für die letzten 200 Seiten gibt es noch ein paar Punkte, aber die können bei 800 Seiten insgesamt eben auch nicht alles wieder wettmachen.

[note4+]

LG, Mobi