Weltliteratur - ein Muss oder ein Kann?

Begonnen von kleinemaus, 02. Juni 2010, 21:06:07

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kleinemaus

Hallo meine Lieben dort draußen,

ich habe erst kürzlich in einem Forum einen Beitrag gelesen, der mich irgendwie nachdenklich gemacht hat.  :kopfkratz: Es ging dabei um die Frage, ob man gewisse Bücher die zur Allgemeinbildung gehören ( z.B. Pippi Langstrumpf von Astrid Lindgren und noch schwierigere Klassiker ) gelesen haben MUSS. Also was meint ihr?

MUSS bzw. SOLLTE man gewisse Bücher der Weltliteratur gelesen haben oder ist das jedem freigestellt, was er lesen will und was nicht?

Meine Meinung dazu ist ganz klar:

Ich finde, jeder sollte selbst entscheiden können was er lesen will und was nicht. Nicht jedem liegen die Klassiker und nicht jeder kann sich in so ein Genre einlesen und den Leuten gegenüber finde ich es "unfair" so etwas festsetzen zu müssen.

Eure kleinemaus amen:
Die besten Bücher sind die, von denen jeder Leser meint, er hätte sie selbst machen können.
>> Blaise Pascal

Ich lese gerade: Die Traumfresser von Gordon Dahloquist :-D

Grisel

Ich finde, es ist kein MUSS, sondern ein SOLLTE. Jeder, der gern liest, sollte zumindest mal ein paar Klassiker angeschnuppert haben, allein um zu wissen, ob da was interessantes dabei ist. Und man SOLLTE vielleicht dieses abschreckende Etikett KLASSIKER überdenken, denn das ist so ein weites Feld - und wer definiert es überhaupt? - in dem sich so viele komplett unterschiedliche Bücher tummeln. Da SOLLTE doch für jeden irgendwas mit dabei sein.

Aber das wäre eigentlich die Aufgabe des Deutschunterrichts, Schüler an die Klassiker heranzuführen. Bei uns hat das nicht ganz geklappt, weil unsere Deutschlehrerinnen uns stets mit zwar teilweise durchaus nicht schlechten aber entsetzlich deprimierenden Klassikern, oder, wie wir es formuliert haben, "lauter Irren", konfrontiert haben. Ich habe mich in der Oberstufe freiwillig durch ein paar große Namen gelesen, teils aus Interesse und teils, weil ich in Deutsch mündlich zur Matura (Abitur) antreten wollte und da brauchte man eine beeindruckende Leseliste.

Kathrin

Für mich ist es definitiv kein MUSS, aber ein KANN - SOLLTE. Auch bei Klassikern kommt es bei mir auf das Thema an. Klassiker die mich interessieren, die ich aber noch nicht gelesen habe sind Bücher wie :

Das Dschungelbuch
Die wundersame Reise des kleinen Nils Holgerson
Moby Dick
Die Elenden
Die Buddenbrooks

Und vermutlich gibt es noch mehr, die mir aber grad nicht einfallen.

Jagen kannst Du mich aber mit den typischen "Klassikern" des Deutschunterrichts.

Ich hatte diesbezüglich allerdings mal eine heftige Diskussion mit einer Freundin (die zu dieser Zeit grade Deutsch und Kunst auf Lehramt studierte) im Skiurlaub, für die die Antwort auf diese Frage ein klares MUSS war und ich bin der Meinung, dass LEsen mein Hobby ist, die Ablenkung vom Alltag und da lasse ich mir nicht vorschreiben, was ich zu lesen habe oder nicht.

lg
kathrin
Rock the Night!

jaqui

Ich schließe mich den Meinungen an. Ein paar Klassiker sollte man gelesen haben oder sollte zumindest wissen was drin steht. Für mich gehört das zum Allgemeinwissen einfach dazu.

Katrin

Xandi

Hallo Ihr Lieben!

Also ich bin da mal wieder ganz anderer Meinung!(gegen den Strom schwimm) :sorry:

Mir hat man im Deutschunterricht das Lesen damals so richtig vermiiiiiiiist.  Wenn ich "Schimmelreiter" oder "Bahnwerter Thiel" schon höre, rollen sich die Zehennägel ein.
Ich gebe auch offen zu, daß ich noch nie einen Klassiker in der Hand hatte. (also aufgeschlagen) Eben mal von der Schulzeit abgesehen.

Finde auch, jeder sollte lesen was er mag, hauptsache er liest (nicht nur das Fernsehprogramm). Wobei ich mich halt auch frage, was ist ein Klassiker eigentlich?
und wie wird er zu einem?
Vielleicht lesen wir ja jetzt schon die Klassiker von morgen?  :zwinker: ohne es zu wissen!
Weil, sind wir uns ehrlich, Diana Gabaldon Reihe?!?!?!?!  :kopfkratz:

:->  Xandi
Bücher, Schoko und Rock'n'Roll

Ich lese gerade:

jaqui

Zitat von: Xandi in 05. Juni 2010, 18:03:23
Wobei ich mich halt auch frage, was ist ein Klassiker eigentlich?
und wie wird er zu einem?
Vielleicht lesen wir ja jetzt schon die Klassiker von morgen?  :zwinker: ohne es zu wissen!

Ein Klassiker ist klar definiert. Es ist ein Buch, das auch 70 Jahre nach dem Tod des Autors noch immer verlegt und im Buchhandel verfügbar ist.
Wie er zu einem wird: Indem er immer wieder gelesen wird auch von Generationen nach seinen Tod.

Und wir lesen sicher Klassiker von morgen, wobei die Meinungen welche zu diesem werden weit auseinander gehen. Günther Grass oder Umberto Eco gehören wahrscheinlich dazu. Diana Gabaldon würde ich eher nicht da sehen. Auch Harry Potter wird wohl kein Klassiker werden, aber wir werden es nie wirklich wissen, denn so lange wird wohl keiner von uns leben.

Katrin

kleinemaus

Zitat von: Kathrin in 03. Juni 2010, 13:42:51
Ich hatte diesbezüglich allerdings mal eine heftige Diskussion mit einer Freundin (die zu dieser Zeit grade Deutsch und Kunst auf Lehramt studierte) im Skiurlaub, für die die Antwort auf diese Frage ein klares MUSS war und ich bin der Meinung, dass LEsen mein Hobby ist, die Ablenkung vom Alltag und da lasse ich mir nicht vorschreiben, was ich zu lesen habe oder nicht.

Das finde ich auch. Es müssen ja nicht immer "schwere" Klassiker wie Thomas Mann sie schrieb gelesen werden, sondern man kann sich ja für "leichtere" Varianten wie "Nils Holgersson" entscheiden. Und nicht jedem liegen Klassiker, aber man sollte keinen zu irgendwas "zwingen". :zwinker:
Die besten Bücher sind die, von denen jeder Leser meint, er hätte sie selbst machen können.
>> Blaise Pascal

Ich lese gerade: Die Traumfresser von Gordon Dahloquist :-D

Xandi

Hallo

He danke, jetzt hab ich wieder was dazugelernt.  :-B
und so lange will ich eh nicht leben, um ehrlich zu sein. Weil 70 Jahre is noch lang.  :->

Xandi
Bücher, Schoko und Rock'n'Roll

Ich lese gerade:

Hans

Zitat von: Xandi in 07. Juni 2010, 12:17:32
und so lange will ich eh nicht leben, um ehrlich zu sein. Weil 70 Jahre is noch lang.  :->
Ach wieso, das wäre ein runder Geburtstag mit einer 3-stelligen Zahl. - Das finde ich schon ganz nett.  :flirt:

:winken:
Hans
Man muß nicht alles wissen, aber man sollte wissen, wo es steht.
Zum Beispiel hier: Infoportal Deutschland & Globalisierung oder Nachdenkseiten

Christiane

Naja, Hans, aber um zu gucken ob Jamie und Claire irgendwann Klassiker sein werden, müsste sie ja Diana noch um mindestens 70 Jahre überleben. Und wir wollen doch hoffe, dass wir da noch nicht so bald mit dem zählen anfangen können.... Da wird die Luft dann doch schon dünn   :asbachuralt:

:winken: Christiane
Staunt euch die Augen aus dem Kopf, lebt, als würdet ihr in zehn Sekunden tot umfallen. Bereist die Welt. Sie ist fantastischer als jeder Traum, der in einer Fabrik hergestellt wird.
Ray Bradbury (1920 - 2012)

Hans

Ups, stimmt. Da hab ich nicht richtig gelesen. :rotwerd: Hab da erst 70 Jahre nach dem ersten Erscheinen von gemacht. Aber stimmt, bei 70 Jahren nach dem Tod des Autors wären im Falle von DG wohl noch rund 100 Jahre zu warten, und einige von uns müssten weit über 120 Jahre alt werden. Das ist denn doch etwas zu viel, da hast du recht. Und wir sind ja schliesslich keine Elfen...

:winken:
Hans
Man muß nicht alles wissen, aber man sollte wissen, wo es steht.
Zum Beispiel hier: Infoportal Deutschland & Globalisierung oder Nachdenkseiten

jaqui

Hallo,

ich denke, dass sich viele unter Klassiker etwas ganz anderes vorstellen, als sie dann tatsächlich sind. Ich habe um dieses Genre auch immer einen großen Bogen gemacht, aber irgendwann habe ich mal nach einem gegriffen und war erstaunt wie flüssig sie sich lesen lassen.

Sicher, in vielen Klassikern geht es um die Sprache und weniger um die Geschichte an sich, um die mache ich noch immer einen Bogen, aber es gibt auch viele die wirklich gut sind. In der Schule werden sie einem meist vermiest, das ist anscheinend das Los des Deutschunterrichts, bei mir war das Gott sei Dank ein wenig anders. Dort habe ich zum Beispiel Kafka kennen und lieben gelernt. Aber auch Kleist und Schiller lese ich seither gerne.

Mit Thomas Mann konnte ich immer wenig anfangen, bis ich Buddenbrooks gelesen habe und das gehört mittlerweile zu meinen Lieblingen in diesem Genre. Ich denke man muss dieses Genre einfach ausprobieren und man sollte nicht nach einem Buch das Handtuch werfen.

Denn komischerweise neigen viele dazu nach einem Buch zu sagen: Klassiker sind blöd oder doof oder schwer oder was auch immer. Nach einem schlechten Krimi, SF, Fantasy oder historischem Roman würde aber niemand das ganze Genre verteufeln und sagen, dass man nie wieder ein Buch aus dieser Richtung lesen wird.

Katrin

Lannie

Jeder sollte absolut frei entscheiden, was er liest. Ich habe die Klassiker auch erst sehr spät für mich entdeckt, da ich auch von der Schulzeit so negativ beeinflusst war.
Vor 10-15 Jahren hätte ich sicherlich auch noch behauptet, nie einen Klassiker lesen zu wollen.  :->
Ich lese jetzt nicht nur klassische Literatur, aber hin und wieder greife ich gern dazu und Bronte & Austen kann ich wirklich nur wärmstens weiterempfehlen und bin unheimlich froh, dass ich sie für mich entdeckt habe. Selbst Shakespeare (was hab ich ihn in der Schule gehasst) ist mir nicht mehr so ein rotes Tuch seit ich Charlotte Lynes Biographie über ihn gelesen habe und ich bin mir sicher, irgendwann traue ich mich auch ganz privat an ihn ran.

Liebe Grüße
Lannie aka Cait

The Viewfinder

jaqui

Zitat von: Lannie in 08. Juni 2010, 13:40:53
Ich lese jetzt nicht nur klassische Literatur,

Warum solltest du auch? Man liest ja auch nicht nur Krimis, oder nur Historische Romane oder nur SF.
Nur Klassiker würde ich auch nicht aushalten, aber ich merke bei mir, dass sie immer mehr Raum einnehmen. Vielleicht hat das wirklich etwas mit dem Alter zu tun.

Ich habe schon so viele Fantasy Bücher gelesen, dass ich teilweise gar nicht mehr weiß wie die einzelnen ausgehen und wovon sie überhaupt handeln weil sich viele so ähnlich sind. Genauso geht es mir bei Krimis und bei historischen Romanen.
Bei Klassikern ist mir dieses Phänomen noch nicht begegnet, vielleicht weil ich noch nicht so viele kenne, aber das wird sich ändern.

Katrin

wingfoot

Ich bin auch ganz klar für sollte. Also, ausser man studiert Literaturwissenschaften, wie ich armer Depp (Im Ernst, nein, ich bereue es keine Sekunde, sonst hätt ich so alt und mit einem Titel unterm Gürtel nicht nochmal angefangen; aber Leszwänge sind halt manchmal schon bitter...)

Von manchen stark intertextuellen Büchern hat man halt einfach mehr, wenn man weiß, worauf sie sich beziehen. Zum Beispiel macht mir Terry Pratchett immer mehr Spaß, je mehr Shakespeare ich lese- wobei ich ja Shakespeare auch toll finde, im Gegensatz zu Lannie. Dafür hab ich große Probleme mit der Moderne-  Woolf, Mann, das geht so gar nicht, an Joyce ist kaum zu denken.

Insgesamt sind Klassiker ja auch nicht wirklich ein Genre. Es gibt Krimi-Klassiker, Historische Roman-Klassiker, Horror-Klassiker, Liebesroman-Klassiker noch und nöcher- eigentlich könnte da schon für jeden was dabei sein, wenn man das abschreckende Label mal ignoriert.

Das mit den 70 Jahren fand ich erst ganz toll, aber so ganz geht's nicht auf, oder? Hemingway und Thomas Mann sind noch gar nicht lang genug tot. Woher kommt denn die Definition, jaqui?
Liest gerade:
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"Schweigsam und unschuldig breiten sich die Bücher im ganzen Haus aus und es gelingt mir nicht, sie aufzuhalten." - Carlos M. Dominguez