Im Banner der Königin - Elisabeth Chadwick

Begonnen von Kathrin, 04. Mai 2010, 08:39:59

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Kathrin

[isbn]3442372356[/isbn] Verlag: Blanvalet-Verlag
ISBN: 3442372356
Seiten: 543
Ausgabe: Taschenbuch
ET: 12.2009
Preis: € 8,95

Kurzbeschreibung:
Zu Beginn des 12. Jahrhunderts spaltet die Nachfolge König Heinrichs bereits zu dessen Lebzeiten den englischen Hof. Nach seinem plötzlichen Tod entlädt sich der erbitterte Kampf um seinen Thron in einem blutigen Bürgerkrieg. John FitzGilbert, der königstreue ehemalige Hofmarschall, zunächst auf der Seite Stephans, des Neffen des toten Königs, wird schon bald gezwungen, das Lager zu wechseln – zu Mathilde, der Königstocher. Seiner Vaterlandsliebe wird schließlich das teuerste Gut eines Vaters abverlangt: Er soll seinen eigenen Sohn für den Frieden Englands opfern ...

Meine Meinung:
Endlich hat mich das englische Mittelalter wieder, gerade die Zeit von Stephen von Blois und Mathilde von England und dann die folgende Zeit der Plantagenets (Henry II, Alienor von Aquitanien und deren Söhne Richard Löwenherz und John Ohneland) find ich unendlich spannend, interessant und abwechslungsreich.

Schön, dass ich endlich mal einen historisch gut recherchierten Roman über den Erbfolgekrieg lesen durfte, denn das muss ich Chadwick lassen, ihre Recherche ist schon sehr gut. Allerdings hatte ich in diesem Roman so einige Probleme mit dem Stil. Ich finde, dass sie teilweise etwas durch die Geschichte rast, auch wenn sie sicherlich keine wesentlichen Eckpunkte ausgelassen hat, dennoch hätte sie sich ein paar mehr Seiten gönnen können und uns einen tieferen Einblick in alles (die Geschichte und die Figuren) schenken können. Mag zwar sein, dass ich da ziemlich verwöhnt bin, aber für mich ging das Buch nicht tief genug und wirkte auf mich distanziert und fast schon ein wenig lieblos erzählt. Dies trifft vor allem auf die erste Hälfte des Romans zu, in der man die Geschichte eher erzählt bekommt und weniger miterleben und tief drin versinken darf. Ich brauche zwar nicht immer die große Action, hätte dann aber bitte gerne Figuren, die mich faszinieren und zu denen ich eine gewisse Nähe empfinden darf. Und auch in dieser Hinsicht finde ich das Buch sehr schleppend in der ersten Hälfte. Gerade zur männlichen Hauptfigur John konnte ich gar keinen Bezug aufbauen und seine Ehefrau Aline ging wirklich gar nicht. Da ist es dann auch letztlich kein Wunder, dass ich mir die vielen adeligen Nebenfiguren auch nicht merken konnte und ständig durcheinander geschmissen habe. Gerade für die Nebenfiguren hätte mir ein Personenregister sehr geholfen. Aber immerhin gibt es einen Stammbaum über Johns Familie und ein längeres Nachwort, das finde ich positiv.

Dass mir die zweite Hälfte des Romans besser gefällt als die erste, schiebe ich darauf zurück, dass ich das Gefühl hatte, als ob Chadwick ihren Hauptcharakter John selbst nicht mag und er auch erst mit seiner zweiten Ehefrau an Boden bei ihr und somit auch bei uns Lesern gewinnt. Vor allem, weil er ja der Vater ihres hochgelobten William ist, der mir als Kind schon fast ein bissl zu sehr glorifiziert wird. Grundsätzlich finde ich es allerdings mutig, dass sie einen Roman geschrieben hat, in der die Hauptfigur eher unsympathisch und gefühlskalt wirkt, nur finde ich diese sehr deutliche Bevorzugung von William etwas unfair John gegenüber. Denn letztlich zeigt sich bei seiner zweiten Hochzeit, dass er doch kein kalter Kotzbrocken ist. Mit Sybilla taut er echt wunderbar auf und gerade auch die Szenen, in denen man ihn bei Spiel mit seinen Söhnen beobachten kann, haben mir gut gefallen. Positiv an John bzw. an der Darstellung von John finde ich, dass er nicht als der Überheld dargestellt wird und mit seiner üblen Verwundung sowohl körperlich als auch seelisch schwer zu kämpfen hatte.

Was Johns Frauen Aline und Sybilla angeht bin ich ein wenig zwigespalten. Eigentlich hat Sybilla von der ersten Sekunde an mein Herz erobert, schon als kleines sechsjähriges Mädchen. Später dann wirkt sie auf mich fast schon zu perfekt und zwischenzeitlich hatte ich sogar das Gefühl in meinen alten Nackenbeißern aufzutauchen. Meine Gefühle seiner ersten Ehefrau Aline gegenüber überraschen mich irgendwie selbst, weil sie mich als seine Frau mit ihrer Gottesfürchtigkeit tierisch aufgeregt hat. Als John sie einmal als ,,unerträglich schwach" beschreibt, hab ich gedacht ,,BINGO! Das ist genau das was ich auch denke". Auf der anderen Seite tut sie mir aber auch leid, weil sie einfach so gar nicht aus ihrer Haut und Gefühle zeigen kann. Irgendwie wirkt sie ein wenig wie das große Opfer in diesem roman, wo sie doch eigentlich - aus ihrer Sicht - nichts falsch gemacht hat in ihrer Ehe mit John...aber kann man etwas falsch machen, wenn man einfach NICHTS tut?

Das negative Highlight in diesem Buch ist für mich die Übersetzung. Ich bin normalerweise hier nicht so streng und vor allem fällt mir eine schlechte Übersetzung oftmals gar nicht auf. Aber hier haben sich viele Dinge gehäuft, dass ich dem Buch leider doch hierfür den ein oder anderen Punkt abziehen muss, einfach weil es mich in meiner Lesefreude gestört hat. Dass englische Könige einen eingedeutschten Namen bekommen, ist mit Sicherheit Geschmacksache. Für mich ist es König Henry I und nicht Heinrich I! Dass aber die adeligen Namenszusätze mal  französisch (de) und mal englisch (of) und das bei ein und der selben Person auftauchen, gefällt mir gar nicht. Das hätte ich gerne einheitlich. Wenn dann noch grammatikalische falsche Sätze hinzukommen und Personen verwechselt werden, frag ich mich echt, ob es nicht auch nochmal ein Lektorat für Übersetzungen gibt. Das war leider gar nichts und hat mich sehr geärgert.

Bewertung:
[note2]

Liebe Grüße
Kathrin
Rock the Night!

nirak

Hallo Kathrin :winken:

ich habe deine Rezi hier gelesen und es freut mich zu hören, das dir das Banner der König nun doch gefallen hat :->
Ich bin ja von der ganzen Reihe begeistert :->
Du hast es wirklich toll verstanden, die Ditails in Worte zu fassen, die mich beim lesen auch eine wenig gestört haben, über die ich aber hinweg gelesen habe :->

Ich bin mal gespannt, was du zu den anderen beiden Bänden schreiben wirst.