Intro bis Kapitel 7

Begonnen von Inge78, 13. Dezember 2016, 08:00:31

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SilkeS.

Hallo zusammen!

@Jennifer: Danke für deine langen ausführlichen Antworten. Ich muß echt gestehen, dass ich mich echt bei vielen Dingen total wenig auskenne. Ich bekomme mit was über die Nachrichten gesendet wird, ohne mir ihr aber wirklich ein Urteil zu bilden, denn es ist ja selten wirklich neutrale Berichterstattung. Zum anderen bekomme ich eben über die städtische NAchrichten per Lokalblättchen und FB Dinge mit die hier passieren, die organisiert werden etc.
Da ich ja keine Berührungspunkte habe kann ich mir kein eigenes Bild machen.
Klar es ist auch etwas Ausrede, aber es fehlt mir einfach echt die Zeit und Muse den Schritt zu tun, bei den Ansprechpartnern mal seine Hilfe anzubieten....

Aber ich habe, seit ich gestern das Buch angefangen zu lesen, total viel nachgedacht und bin froh dass ich das Buch lesen kann, somit kleines Wissen vergrößern, mein verzerrtes Bild von Lage etwas begradigen kann.

So, ich muß jetzt leider Haushalten

P.s.
Zitat"nach dem Krieg" (was eigentlich bedeutet: nach Assad.)
Ist es echt realistisch, dass er mal gestürzt wird?  :kopfkratz:

Gruß Silke
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Christiane

Zitat von: Jennifer B. in 17. Dezember 2016, 11:12:58
Für das Assad-Regime war die DDR ne tolle Sache, vieles wurde sich vermutlich dort abgeschaut. Es gab ganz viele Parallelen, so standen angeblich sogar die gleichen Comics auf dem Index und durften nicht verkauft werden.
Ja, so kann man auch 'Entwicklungshilfe' leisten  :rollen:. Länder wie die DDR versuchen natürlich auch ihr Weltbild zu exportieren. Das ist einem nicht immer so bewusst.

Zitat von: Jennifer B. in 17. Dezember 2016, 11:12:58
Und dann kommt natürlich noch dazu, dass Europa sehr viele Fluchtursachen selbst schafft. Da denke ich vor allem auch an Afrika.
Europäische Unternehmen graben denen da im wahrsten Sinne des Wortes das Wasser ab - oder vergiften es durch ihre Industrieanlagen (harmlos anmutende Blumenfarmen machen da ganze Landstriche (fruchtbares Land!) unbewohnbar). Die inländische Wirtschaft wird mit Fleischresten oder gespendeter Kleidung systematisch zerstört.
Der Kuchen wird immer fetter - und dann wundern wir uns  sehr, wenn die Menschen von dort was von dem Kuchen haben wollen.
Ja genau. Das ist das zweite große Problem. Viele Leute hier wollen alles hübsch billig kaufen, ohne sich Gedanken zu machen wer dafür die Zeche zahlt, Die europäische Wirtschaft ist in vielen Belangen eine Katastrophe für die Länder, die man früher mal 'Entwicklungsländer' nannte. Das gilt für Afrika ebenso wie für Asien (wenn ich an die Kleidungsindustrie denke). Und das gilt für die Blumenfarmen ebenso wie für billiges Obst und Gemüse auf dem europäischen Markt.

Der europäische Kuchen wird fetter - aber da gilt der Massenerhaltungssatz: was hier dazu kommt fehlt woanders. Und dort leben auch Menschen. Dass die das auf Dauer nicht mitmachen - wundert das wirklich irgendwen?
Staunt euch die Augen aus dem Kopf, lebt, als würdet ihr in zehn Sekunden tot umfallen. Bereist die Welt. Sie ist fantastischer als jeder Traum, der in einer Fabrik hergestellt wird.
Ray Bradbury (1920 - 2012)

Christiane

Zitat von: SilkeS. in 17. Dezember 2016, 11:25:37
Klar es ist auch etwas Ausrede, aber es fehlt mir einfach echt die Zeit und Muse den Schritt zu tun, bei den Ansprechpartnern mal seine Hilfe anzubieten....
Ich glaube, das ist auch ein bisschen so, dass es nicht jedem liegt da aktiv hinzugehen und seine Mithilfe anzubieten. Mir zumindest geht es so. Wo immer ich ein bisschen was getan hab, da hat sich das einfach ergeben, weil ich zufällig dort was wo es was zu tun gab.

Zitat von: SilkeS. in 17. Dezember 2016, 11:25:37
Zitat"nach dem Krieg" (was eigentlich bedeutet: nach Assad.)
Ist es echt realistisch, dass er mal gestürzt wird?  :kopfkratz:
Ich weiß nicht ob es realistisch ist. Aber es ist mE die einzige Möglichkeit für dauerhafte Beruhigung der Region und dafür, dass die Menschen heimkehren können.
Staunt euch die Augen aus dem Kopf, lebt, als würdet ihr in zehn Sekunden tot umfallen. Bereist die Welt. Sie ist fantastischer als jeder Traum, der in einer Fabrik hergestellt wird.
Ray Bradbury (1920 - 2012)

Jennifer B.

Silke, das ging mir vor dem Buch ganz genau so.  :schmusen: man kann nie alles wissen - die Welt ist groß und komplex.
Und wenn du mich jetzt fragst, was eigentlich im Jemen los ist, muss ich sagen: Ähm, irgendwas mit Saudi Arabien und ... ähm. Und man muss noch nicht mal so weit schauen - über den Konflikt in der Ukraine weiß ich auch so gut wie gar nichts.
Oder deutsche Geschichte zwischen 45 und 80. - Schwarzes Loch für mich.

Oft sind es Zufälle, die das Interesse lenken. Wenn mich in der NUK damals nicht Roza und Suzan in Empfang genommen hätten sondern Rahel und Canan, würden wir jetzt vielleicht über Afghanistan sprechen.


Zu Assad ... ich weiß es nicht. Wenn Russland sich zurückzieht, wäre es vielleicht immer noch möglich. Aber ob es noch besser werden würde? Die politisch wünschenswerte Opposition, die nach Demokratie verlangt hat, ist zu großen Teilen geflüchtet oder tot. Womöglich sind die muslimischen Extremisten nun in der Überzahl. Schwer zu sagen, die Syrer in Deutschland können es selbst kaum mehr einschätzen.
Nach jedem Gesetz dieser Welt müsste Assad vor ein Kriegsgericht und von der UN entmachtet werden. Aber das war bei dieser Familie schon mehrmals nach großen, blutigen Massakern der Fall und nach wie vor ist Syrien Mitgliedsstaat.
Ich fürchte, der Zeitpunkt, Syrien als weltoffenes, multikulturelles Land zu retten, ist verstrichen. Aber wissen kann das keiner.


nala11

Hallöchen!

.. ich bin jetzt auch mit dabei und hab mich erst mal hier eingelesen .. :zwinker:


Ich kann die Familie am Anfang schon verstehen. Ich habe beim lesen schon gemerkt, dass mir auch ständig die "wie hättest du in dem Fall reagiert"- Frage im Kopf herumgeisterte.
Da ist dieses "wir wurden nicht gefragt", was oft ein negatives Gefühl gibt ..
Es gab da so viele offene Fragen, die so einfach nicht beantwortet werden können ..
"wie lange soll das so sein?"
"wie viele Menschen werden hier bleiben?"
"wie wird das alles finanziert?"
und so weiter ...
Da liegt es dann an jedem selber .. will ich mich positiv oder negativ damit auseinander setzen?
Oft stellt man sich diese Frage gar nicht so genau .. man positioniert sich "einfach" ...

Dann ist ja auch dieses Empfinden, dass ihr schon angesprochen habt, dass es soo viele sind und man kaum noch "Deutsche" sieht ( wobei man sich in dem Fall sofort die Frage stellen muss, wie definiere ich denn DEN Deutschen?)

Ich habe lockeren Kontakt zu einigen Flüchtlingen.
Ich arbeite in einem Dorf in einem Blumengeschäft. Zwei Häuser weiter ist so eine besagte leerstehende Immobilie, die umfunktioniert wurde.
In diesem Haus lebten zwischenzeitlich 14 Menschen ... in einem recht großen Einfamilienhaus!
Mein Chef hat Kontakt zu ihnen aufgenommen und kümmert sich um kleinere Behördengänge und so.
Nach und nach kamen sie dann auch schon mal in den Laden, wo ich einige dann auch kennenlernte.
Zwei von ihnen sind regelmäßig da. Der Eine hilft beim Anschneiden, der Andere abends beim Einräumen, wenn ich alleine bin.
Im September wurde ich sogar zur Feier einer Hochzeit eingeladen!
Ein Erlebnis, das ich nicht vergessen und auch nicht missen möchte.
Im Zuge dieser Hochzeitsvorbereitungen war Teamwork angesagt, wo viele Nachbarn in irgendeiner Weise eingebunden waren ... das war richtig toll! So viele hatten Spaß beim Helfen, Fragen und Organisieren!

Zurück zum Buch! 

Toni .. ihr Erlebnis prägt sie verständlicherweise .. sie war ja hilflos und musste es geschehen lassen ...
Dass sie da auch das Äußere der Täter nicht außer Acht lassen kann ist für mich nachvollziehbar. Das war das, was sie gesehen hat. Sie versucht es ja zu differenzieren, indem sie erwähnt, dass sie akzentfrei Deutsch sprachen ..
Dass Fee nicht so wirklich darauf eingeht, liegt, glaube ich an Toni selber, so wie ich das gelesen und für mich verstanden habe, hat sie es nicht so richtig mit Fee kommuniziert ...
Fee ... ich finde sie Toll!! Gerade dieses vermeintlich unbedachte, lässt sie so einfach und ohne schischi helfen.

Toni stellt sich anfangs die Frage, wie sie zu Allem steht und erkennt, dass sie zuwenig weiß. Leider stellen sich diese Frage zuwenige ...

Mich hat die Bemerkung von Shirvan sehr getroffen, als er über das Waschen vor dem Beten spricht ..
Zitat: *"Doch du kannst in dieser Situation nichts für deine Familie und Freunde tun, außer zu Beten. Wenn dir nicht einmal das bleibt .."*
Für eine streng gläubigen Menschen muss das sehr hart sein, nicht einmal das zu können.

Die Sache mit den Behördenbriefen und der Sprachbarriere habe ichselbst schon einige Male im Laden erlebt ... manche Sachen verstehen wir selber nicht .. wie sollen sie das dann verstehen?





Ich finde den Einstieg in die Kapitel mit SMS- Nachrichten, Koran- und sonstigen Zitaten sehr gut!

Besonders das Koranzitat zu Beginn des 12. Kapitels, in dem es um den Umgang mit Verletzten , Kindern, usw geht ... 





Das waren jetzt mal meine ersten Eindrücke und Gedanken. Ich werde weiterlesen und hoffe in der nächsten Woche Zeit zu finden, mich hier blicken zu lassen ... Weihnachts-Arbeits-Rüsel ...

Liebe Grüße, genießt den Rest-Samstag und den Sonntag!

Carmen

Lesen ist nicht nur ein Hobby, es ist eine Lebenseinstellung.
Du misst das Jahr nicht in Wochen und Monaten, sondern in Büchern.

SilkeS.

Zitat von: nala11 in 17. Dezember 2016, 19:53:39
Toni stellt sich anfangs die Frage, wie sie zu Allem steht und erkennt, dass sie zuwenig weiß. Leider stellen sich diese Frage zuwenige ...
Ich finde dafür das Buch total gut. Es hält einem irgendwie den Spiegel vor, ohne es jetzt negativ zu meinen...  ich bekomme viel erzählt, meiner Hundetrainerin ihr Vater ist Polizist und mein Mann hat einen Feuerwehrkumpel im Tischtennis. Die erzählen NICHT von den TOLLEN Erlebnissen sondern, eben immer von den Negativeinsätzen und das verzehrt das Bild von den Menschen echt gehörig...

Zitat von: nala11 in 17. Dezember 2016, 19:53:39
Mich hat die Bemerkung von Shirvan sehr getroffen, als er über das Waschen vor dem Beten spricht ..
Zitat: *"Doch du kannst in dieser Situation nichts für deine Familie und Freunde tun, außer zu Beten. Wenn dir nicht einmal das bleibt .."*
Für eine streng gläubigen Menschen muss das sehr hart sein, nicht einmal das zu können.
Das gehört in den nächsten LA, da wollte ich dann auch etwas dazu sagen...

Zitat von: nala11 in 17. Dezember 2016, 19:53:39
Die Sache mit den Behördenbriefen und der Sprachbarriere habe ichselbst schon einige Male im Laden erlebt ... manche Sachen verstehen wir selber nicht .. wie sollen sie das dann verstehen?
Ja, das glaube ich gerne. Eine befreundet Kollegin von mir gibt nebenbei als Lehrbeauftragte noch Deutschunterricht für Flüchtlinge. Nach den Stunden kommen dann die Flüchtlinge mit ihren Anträgen und brauchen Hilfe. Da hat sie mir Storys erzählt.... da habe ich mit den Ohren geschlackert. Sowas hätte ich nicht beantworten können, meine Kollegin hat dann eine irgendwie was mit ihnen ausgemacht sich selbst zu kümmern oder zu informieren, aber da ist mir dann auch bewußt geworden, wie schwer unserer Bürokratie für solche Menschen ist...




Zitat von: nala11 in 17. Dezember 2016, 19:53:39
Ich finde den Einstieg in die Kapitel mit SMS- Nachrichten, Koran- und sonstigen Zitaten sehr gut!
Ja stimmt, das gefällt mir auch total!




Gruß Silke
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nala11

ZitatDas gehört in den nächsten LA, da wollte ich dann auch etwas dazu sagen...
upps ... ja ...
Entschuldigung!!
Ich habe leider nur nach den seitlichen Markierungen geguckt ...



Dann ist das Koranzitat auch falsch hier ....
Sorry ...
Lesen ist nicht nur ein Hobby, es ist eine Lebenseinstellung.
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Jennifer B.

Carmen, das klingt schön.
Ich fände es wirklich schön, wenn es überall einfach normale Nachbarschaft werden könnte - die einen mag man, die anderen findet man blöd ... aber personenbezogen, nicht auf die Herkunft.

Silke, bei uns hat die Polizei das wirklich großartig gelöst: Die sind täglich einmal zur NUK gekommen und haben dort Kaffee getrunken. Das war in vielfacher Hinsicht richtig toll:
- den Bewohnern mit Hintergedanken wurde gezeigt: Wir sind hier vor Ort.
- den Nachbarn mit rechtradikalen Gedanken wurde Präsenz demonstriert
- die Beamten kamen freundlich mit den Bewohnern zusammen und erlebten eben auch die positiven Seiten, waren bei der Weihnachtsfeier dabei usw.
- und vor allem wurden Ängste abgebaut. Die Syrer z.B. haben erstmal vor jeder Art der Uniformierung Angst und fühlen sich davon bedroht.
Der Nachteil war leider, dass sich in der Nachbarschaft herumsprach, es würde "ständig die Polizei vor dem Heim stehen"  :rollen:

SilkeS.

^
Zitat von: Jennifer B. in 18. Dezember 2016, 12:41:43
Der Nachteil war leider, dass sich in der Nachbarschaft herumsprach, es würde "ständig die Polizei vor dem Heim stehen"  :rollen:
:hau: Man sieht nur was man sehen willl  :rotwerd: :rollen:

Gruß Silke
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Jennifer B.

Ja, aber das liegt ja auch nahe.
Das zu begreifen war für alle Seiten schwierig. Wir drinnen haben entspannt Kaffee getrunken und geredet, mit den Kindern gespielt oder uns beim Deutschunterricht kaputtgelacht. (Man sagte mir sehr unterhaltsamen Unterricht nach  :bang:)
Und draußen haben die eben nur gesehen: schon wieder Polizei. Na, das muss ja einen Grund haben.

Wenn man dann nicht darüber spricht, dann entstehen und verfestigen sich seltsame Eindrücke. Wir haben erst nach Wochen von der Außenwirkung erfahren - vorher ist uns diese Idee einfach nicht gekommen.
Wir waren drinnen in genau so einer Blase wie die kritischen Leute draußen.

Die Nachbarn erzählten sich die dollsten Dinger über unsere NUK - uns das war vermutlich die entspannteste Unterkunft der Welt. Wir hatten in einem halben Jahr zweimal Probleme: einmal stritten sich zwei Väter über Kindererziehung und einmal schleppte ein Mann Sachen unbekannter Herkunft rein - die waren vom Sperrmüll, stellte sich dann heraus.
Und einmal wurde ein geklautes Fahrrad bei uns gefunden - dumm nur, dass Helfer dabei waren, als das Rad - als Spende - von einem älteren Ehepaar gebracht wurde.
ich konnte da auch nicht nur mein Kind frei herumlaufen lassen  - irgendwer hatte immer ein Auge drauf - ich ließ auch grundsätzlich meinen Kram (Handtasche mit Handy, Portemonnaie, Schlüssel) offen herumliegen. Da kam nie was weg. (Was sicher auch daran lag, dass ich respektiert wurde - ich weiß nicht, wie es bei Fremden gewesen wäre.)
Um ein Buch zu schreiben, in dem auch mal "was passiert" musste ich in die deutlich schlechter geführten und größeren Camps gehen.
Und auch da gibt es immer mehrere Wahrheiten. Ein schönes gemeinsames Fest oder ein Gruppenbesuch in Moschee oder Kirche gehen halt bloß nicht durch die Presse oder werden verbreitet. Eine Klopperei oder eine belästigte Frau natürlich schon. Wenn es allerdings auf der nächsten Gesamtschule die 10a und die 10b zum gegenseitigen Verdreschen treffen, berichtet da ehrlich gesagt auch keiner drüber ...

Und von Silvester iin Köln ... fangen wir vielleicht gar nicht erst an. Ich war da mit 17, 1997. Und ich habe entschieden, da nie wieder hinzugehen, weil es eben genau SO war. Ein Riesengedränge mit Grabschen, Klauen und Gepöbel. Das lief auch ohne Flüchtlinge schon so ab. Kölner Karneval hab ich mir auch nur ein einziges Mal gegeben, aus diesem Grund.
Aber ein Gutes hat es: Es wird jetzt endlich mal wahrgenommen.

SilkeS.

Zitat von: Jennifer B. in 18. Dezember 2016, 13:31:48
Und auch da gibt es immer mehrere Wahrheiten. Ein schönes gemeinsames Fest oder ein Gruppenbesuch in Moschee oder Kirche gehen halt bloß nicht durch die Presse oder werden verbreitet. Eine Klopperei oder eine belästigte Frau natürlich schon. Wenn es allerdings auf der nächsten Gesamtschule die 10a und die 10b zum gegenseitigen Verdreschen treffen, berichtet da ehrlich gesagt auch keiner drüber ...
Negative Sachen verbreiten sich immer schneller als positive. DAs wird immer so hingenommen.


Zitat von: Jennifer B. in 18. Dezember 2016, 13:31:48
Und von Silvester in Köln ... fangen wir vielleicht gar nicht erst an. Ich war da mit 17, 1997. Und ich habe entschieden, da nie wieder hinzugehen, weil es eben genau SO war. Ein Riesengedränge mit Grabschen, Klauen und Gepöbel. Das lief auch ohne Flüchtlinge schon so ab. Kölner Karneval hab ich mir auch nur ein einziges Mal gegeben, aus diesem Grund.
Aber ein Gutes hat es: Es wird jetzt endlich mal wahrgenommen.
Ich fand die Berichterstattung damals echt bekloppt. Es war ziemlich rassistisch, das habe ich damals schon so empfunden...
ABer ich bin eh kein Mensch von Großveranstaltungen...

Gruß Silke
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nala11

ZitatIch fände es wirklich schön, wenn es überall einfach normale Nachbarschaft werden könnte - die einen mag man, die anderen findet man blöd ... aber personenbezogen, nicht auf die Herkunft.
Ja, das wünsche ich auch allen, die sich hier wohlfühlen und einleben wollen, ohne von irgendwelchen "besorgten Bürgern" daran gehindert zu werden. So wie es aussieht, werden sie so nach und nach das Haus verlassen. Die Erste, Mustafa, der beim Einräumen hilft, wird zum 1.1. mit deiner Frau und seinem Sohn wegziehen ... Ich hoffe, dass er da genauso aufgenommen wird, wie bei uns. Er ist ein echt offener und hilfsbereiter Mensch!
Die Braut ist direkt nach der Hochzeit mit ihrem Mann nach Lübeck gezogen ... so verteilen sie sich jetzt alle ...


Jennifer, Silvester in Köln ... dass du es vor Jahren schon genauso erlebt hast finde ich furchtbar, genau wie Karneval oder beim Oktoberfest .. nur wurde das nie soo hochgekocht ..
"Die sollen sich doch nicht so anstellen, da ist doch nix dabei mal so'n Klaps auf'm Po und mal 'n bisschen bützen ..." (ich hoffe, ich hab das richtig geschrieben ..)
Das interessierte niemanden, da die Täter keine Fremden waren ...
Das macht es eigentlich nur schlimmer ... alle schimpfen, dass die Muslimen keinen Respekt vor Frauen haben ... was haben denn diese Männer, die es in Deutschland jahrelang praktizieren ... boa ... da schwillt mir echt der Kamm bei solchen Argumenten!

ZitatDie Nachbarn erzählten sich die dollsten Dinger über unsere NUK - uns das war vermutlich die entspannteste Unterkunft der Welt.
Leider gibt es immer genug Menschen, die solchen Geschichten zuhören und mit ein paar Verfeinerungen weitererzählen.
Lesen ist nicht nur ein Hobby, es ist eine Lebenseinstellung.
Du misst das Jahr nicht in Wochen und Monaten, sondern in Büchern.

Inge78

Hallo zusammen

Wahnsinn, was ihr hier Alles schreibt, ich brauche ja fast mehr Zeit für eure Kommentare als fürs Buch
Aber ich finde es super dass hier schon so viel Diskussion aufkommt
Deshalb wollte ich auch unbedingt eine LR zum Buch, ich hatte so viel Redebedarf beim Lesen und es scheint euch genauso zu gehen

Zitat von: SilkeS. in 17. Dezember 2016, 11:25:37
Hallo zusammen!

@Jennifer: Danke für deine langen ausführlichen Antworten. Ich muß echt gestehen, dass ich mich echt bei vielen Dingen total wenig auskenne. Ich bekomme mit was über die Nachrichten gesendet wird, ohne mir ihr aber wirklich ein Urteil zu bilden, denn es ist ja selten wirklich neutrale Berichterstattung. Zum anderen bekomme ich eben über die städtische NAchrichten per Lokalblättchen und FB Dinge mit die hier passieren, die organisiert werden etc.
Da ich ja keine Berührungspunkte habe kann ich mir kein eigenes Bild machen.
Klar es ist auch etwas Ausrede, aber es fehlt mir einfach echt die Zeit und Muse den Schritt zu tun, bei den Ansprechpartnern mal seine Hilfe anzubieten....

Aber ich habe, seit ich gestern das Buch angefangen zu lesen, total viel nachgedacht und bin froh dass ich das Buch lesen kann, somit kleines Wissen vergrößern, mein verzerrtes Bild von Lage etwas begradigen kann.



Hallo Silke
Das kann ich genauso unterschreiben
Ich habe auch keinen Kontakt und muss zugeben dass ich den auch nicht suche
Aber das Buch macht mich aufmerksam und ich habe schon mal geschaut was bei uns im Ort angeboten wird zum Helfen ... jetzt muss ich nur mal hingehen


Danke an Jenny für deine sehr ausführlichen Antworten, das hilft ungemein
Ich stelle nämlich auch immer wieder fest wie wenig ich weiß und wie traurig ich das selber finde
Aber gerade bei diesem ganzen religiösen und politischen Gruppen und Gruppierungen fällt es so schwer den Durchblick zu halten
Und dann noch der Stellvertreterkrieg , so schwierig

Ich kann nicht fassen was zur Zeit in Aleppo passiert
Man sitzt da wirklich total hilflos vor diesen Bildern und kann gar nicht glauben dass das tatsächlich gerade eben passiert
So viel zu unseren modernen aufgeklärten Zeiten
Wir können einfach nur jeden Tag dankbar sein für das was wir haben
Da kommen die eigenen Probleme so klein vor
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf

SilkeS.

Hallo Inge!

Zitat von: Inge78 in 19. Dezember 2016, 09:51:24
Wahnsinn, was ihr hier Alles schreibt, ich brauche ja fast mehr Zeit für eure Kommentare als fürs Buch
Aber ich finde es super dass hier schon so viel Diskussion aufkommt
Deshalb wollte ich auch unbedingt eine LR zum Buch, ich hatte so viel Redebedarf beim Lesen und es scheint euch genauso zu gehen
Ja ohne Austausch kann man das Buch nicht lesen.
Ich habe nun die zweite Nacht in Folge kaum geschlafen. Auf der einen Seite wollte ich weiterlesen, auf der anderen Seite darüber reden, dann wieder, einfach sacken lassen was ich gelesen habe, sowohl im Buch als auch hier im Forum und mir eine Meinung bilden, darüber nachzudenken, wie ich mich ändern muß oder ob ich mich ändern muß....



Zitat von: Inge78 in 19. Dezember 2016, 09:51:24
Das kann ich genauso unterschreiben
Ich habe auch keinen Kontakt und muss zugeben dass ich den auch nicht suche
Aber das Buch macht mich aufmerksam und ich habe schon mal geschaut was bei uns im Ort angeboten wird zum Helfen ... jetzt muss ich nur mal
ja, einfach hingehen. Klingt einfach! Bei mir steht mir echt ziemlich sperrig mein Volltimejob und mein Leben im Weg. DAs ist das wo ich hin&her grübel wie ich das umstrukturieren könnte um da ein Zeitfenster aufzumachen, aber noch ist mir keins eingefallen. Der Tag hat 24 Stunden und 21,5 Stunden sind einfach verplant, das ist so... und am WE sind dann andere Termine die ich nicht umtackten kann...




Zitat von: Inge78 in 19. Dezember 2016, 09:51:24
Danke an Jenny für deine sehr ausführlichen Antworten, das hilft ungemein
Ich stelle nämlich auch immer wieder fest wie wenig ich weiß und wie traurig ich das selber finde
Ja das stimmt. DA versucht man gewissenhaft sich zu informieren und da muß man EIN Buch lesen und merkt dass man quasie nichts weiß :hau:



Zitat von: Inge78 in 19. Dezember 2016, 09:51:24
Ich kann nicht fassen was zur Zeit in Aleppo passiert
Man sitzt da wirklich total hilflos vor diesen Bildern und kann gar nicht glauben dass das tatsächlich gerade eben passiert
Ja, vorallem, muß ich bei dem Bildern im Fernsehen an Shirvans Erzähungen über sein Zuhause denken und das macht mich traurig...


Zitat von: Inge78 in 19. Dezember 2016, 09:51:24
Wir können einfach nur jeden Tag dankbar sein für das was wir haben
Da kommen die eigenen Probleme so klein vor
Auf jeden Fall!  WAs sind Geldsorgen, was sind Chef's die mit dem Zeigefinger arbeiten, was sind die ganzen Oberflächlichkeiten, über die man sich aufregt...  :egal1:


Gruß Silke
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Jennifer B.

Helfen ... das sind manchmal auch ganz kleine Winzigkeiten.
Zum Beispiel hat eine syrische Freundin mir mal freudestrahlend erzählt, dass ihre ältere Nachbarin sie zum ersten Mal angelächelt hat. Das hat ihr total viel bedeutet. (Seitdem wird die arme, alte Frau mit Gebäck tyrannisiert.  :wieher:)
Überhaupt sind es Kleinigkeiten. Ein Lächeln, mal ein paar freundliche Worte ... die Araber fühlen sich oftmals ausgeschlossen, weil man in Deutschland so wenig miteinander redet, z.B. beim Einkaufen oder an der Bushaltestelle. Sie beziehen das manchmal auf sich, weil sich nicht verstehen, warum die Leute keinen Smalltalk mit ihnen machen.

Oder einfach mal Nein, nicht mit mir! sagen, wenn Menschen versuchen, Rassismus salonfähig und zur Alltagssache zu machen.
Auch das hilft.


Ich finde es wahnsinnig spannend, wie unterschiedlich die Leser auf das Buch reagieren. Leute, die unmittelbar dabei waren, in der Flüchtlingshilfe z.B. inhaltieren da meist so weg, grinsen und sagen: Ja, das war "unser Sommer". Teenager knuspern es weg, melden zurück, dass "Shirvan süß ist". Und mit manchen macht es ganz viel ... Fasziniert mich total.

Mich persönlich macht die aktuelle Situation in Aleppo völlig fertig.
Ich bin ein bisschen erleichtert, dass das, was da seit Jahren Alltag ist, endlich gesehen und thematisiert wird, und gleichzeitig total frustriert. Denn nach dem Ende von Ostaleppo wird es in der Region Idlib genau so weitergehen - nur fehlt da der große Name - da leidet dann nicht die älteste Stadt der Welt, sondern irgendeine Gegend in einem unbedeutenden, kleinen Land.