Carlos Ruiz Zafon - Das Spiel des Engels

Begonnen von Nerolaan, 08. März 2020, 20:23:47

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Nerolaan

Das Spiel des Engels
Autor: Carlos Ruiz Zafon
Genre: Belletristik

Taschenbuch: 711 Seiten
Verlag: Fischer
ISBN-13:  978-3596186440

Klappentext
Wir schreiben das turbulente Jahrzehnt vor dem Bürgerkrieg, als alles aus den Fugen gerät. Die Bevölkerung Barcelonas explodiert, die Stadt expandiert, Gaudí erschafft seine Kathedrale, Banden kontrollieren ganze Stadtviertel und die Anarchisten zünden ihre Bomben. Der junge David Martín fristet sein Leben als Autor von Schauergeschichten. Als ernsthafter Schriftsteller verkannt, von einer tödlichen Krankheit bedroht und um die Liebe seines Lebens betrogen, scheinen seine großen Erwartungen sich in nichts aufzulösen. Doch einer glaubt an sein Talent: Der mysteriöse Verleger Andreas Corelli macht ihm ein Angebot, das Verheißung und Versuchung zugleich ist. David kann nicht widerstehen und ahnt nicht, in wessen Bann er gerät...

Meine Meinung

Lange musste Zafons Roman ,,Das Spiel des Engels" auf dem SuB verharren – eigentlich unverständlich, fand ich doch ,,Der Schatten des Windes" damals einfach grandios und auch dieser Roman versprach, uns erneut auf den Friedhof der vergessenen Bücher zu führen.

Letzteres ist leider nur bedingt wahr, denn ,,Das Spiel des Engels" ist zeitlich vor ,,Der Schatten des Windes" anzusiedeln und der Friedhof der vergessenen Bücher ist nur eine kleine Nebenfigur, die eigentlich keiner Erwähnung wert ist.

Dennoch zeigt Zafon auch in diesem Roman meiner Meinung nach, dass er ein begnadeter Erzähler ist. Selten lag für mich die Bandbreite an Gefühlen so nah beieinander wie in diesem Roman. In einem Moment muss man grinsen, ja fast lachen, dann ist man wieder besorgt, verängstigt oder bis zur letzten Sehne angespannt.

Die Charaktere sind meiner Meinung nach das eigentliche Highlight, auch wenn die Dialoge zwischen dem Protagonisten und seinem Patron Andres Corelli ebenfalls nah herankommen, da diese einfach nur teilweise bitter böse sind und vor Zynismus nur so triefen.
Der Protagonist David Martin ist ein absolut vielschichtiger Charakter, dem man gleichzeitig für seine Entscheidungen verflucht und gleichzeitig einfach hofft, dass er endlich sein Glück findet.
Dementsprechend hatte ich ebenfalls einen unglaublichen Spaß an Davids Dialogen mit seiner Assistentin Isabella.

Einziger Wermutstropfen: das Ende. Gefühlt spielt sich das Ende ziemlich rasant auf den letzten 90 Seiten ab. Wenn man sich jetzt vor Augen führt, wie viel Zeit sich Zafon im Vorfeld lässt, ist es doch eher gehetzt. Hier hätte ich mir in der Tat irgendwie mehr Subtanz gewünscht, da es so auf mich fast so wirkte, als hätte der Autor keine Zeit mehr gehabt und müsse schnell seinen Roman beenden.

Insgesamt für mich ein toller Roman, der seine Lektüre wert ist. Aber: bitte als eigenständigen Roman behandeln und nicht zu sehr an ,,Der Schatten des Windes" dabei denken.

[note2]

Inge78

Vielleicht sollte ich "Der Schatten des Windes" doch nicht re-readen :kopfkratz:
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf

Nerolaan

Die Anspielungen sind da, aber meiner Meinung nach nicht so in dem Maß vorhanden, dass ein Re-Read zwingend nötig wird. Wie gesagt, dieser Roman ist die Vorgeschichte und der eigentliche Handlungsstrang aus diesem Roman spielt im "Schatten des Windes" keine Rolle.

Inge78

Ich habe nun auch endlich "Das Spiel des Engels" in der 12bi12m Challenge gelesen
Und dabei festgestellt, dass ich es bereits gelesen habe, und zwar 2011  :dong:, dank meiner tollen Excel Tabelle (die ich bereits 10 Jahre führe, habe ich festgestellt)
Das hatte ich echt vergessen  :dong:, aber mir kam das dann doch bekannt vor beim Lesen  :kopfkratz:

Aber trotzdem musste ich das Buch neu entdecken, und ich habe es sehr geliebt und auch sehr durchgesuchtet
Es war sehr düster, sehr mystisch. Der Friedhof der vergessen Bücher spielte hier leider nur eine untergeordnete Rolle, was wirklich schade war aber verschmerzbar
Ich liebe den Schreibstil des Autors, ich habe auch die Dialoge und den (teilweisen bösen) Witz sehr genossen.
Die Geschichte kam mir zu Anfang recht verworren vor, zum Glück schafft es Zafón aber, alle losen Ende zu verbinden.

Ich will unbedingt die Reihe weiterlesen

[note2+]
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf