Jay Kristoff: Nevernight 01 - Die Prüfung

Begonnen von Kathrin, 05. Januar 2021, 16:41:34

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Kathrin

Nevernight - Die Prüfung von Jay Kristoff

Herausgeber :  FISCHER Tor
Gebundene Ausgabe :  704 Seiten
ISBN-10 :  3596297575

Inhalt:
In einer Welt mit drei Sonnen,
in einer Stadt, gebaut auf dem Grab eines toten Gottes,
sinnt eine junge Frau, die mit den Schatten sprechen kann, auf Rache.

Mia Corvere kennt nur ein Ziel: Rache. Als sie noch ein kleines Mädchen war, haben einige mächtige Männer des Reiches – Francesco Duomo, Justicus Remus, Julius Scaeva – ihren Vater als Verräter an der Itreyanischen Republik hinrichten und ihre Mutter einkerkern lassen. Mia selbst entkam den Häschern nur knapp und wurde unter fremdem Namen vom alten Mercurio großgezogen, einem Antiquitätenhändler. Mercurio ist jedoch kein gewöhnlicher Bürger der Republik, er bildet Attentäter für einen Assassinenorden aus, die »Rote Kirche«. Und Mia ist auch kein gewöhnliches Kind, sie ist eine Dunkelinn: Seit der Nacht, in der ihre Familie zerstört wurde, wird sie von einer Katze begleitet, die in ihrem Schatten lebt und sich von ihren Ängsten nährt. Mercurio bringt Mia vieles bei, doch um ihre Ausbildung abzuschließen, muss sie sich auf den Weg zur geheimen Enklave der »Roten Kirche« machen, wo sie eine gefährliche Prüfung erwartet ...

Meine Meinung:
Uff – ich fürchte die Rezension zu ,,Nevernight – Die Prüfung" wiedermal etwas lang ausfallen, ich entschuldige mich jetzt schon mal für den Umfang. Aber ich habe einfach zu viele Punkte, zu denen ich was sagen muss, vor allem weil ich wohl zu den eher wenigen LeserInnen gehöre, die von diesem ersten Band der Nevernight-Trilogie von Jay Kristoff nicht wirklich begeistert sind.

Und dabei hat alles so gut angefangen. Ich mochte den Prolog und vor allem mochte ich die Erzählstimme im Prolog, die sich im weiteren Verlauf des Romans auch in den Fußnoten und am Ende im Epilog wiederfindet. Da war Witz und Sarkasmus zu spüren und es war klar, dass diese Stimme einen anderen Blick auf die Ereignisse hat, als beispielsweise die Protagonistin Mia. Die Erzählstimme des ,,normalen" Textes hingegen fand ich überhaupt nicht spektakulär oder besonders, zumindest wenn ich von der teilweise sehr vulgären und derben Ausdrucksweise der handelnden Personen mal absehe. Ich war auf diese derbe Sprache zwar durch andere Rezensionen vorbereitet, aber gefallen hat es mir trotzdem nicht. Sie hat sogar ziemlich viel für mich zerstört – ich habe sicherlich einem Buch, in dem es um die Ausbildung zur Assasinin geht sicherlich mit einer wolle-wattig-weiche, zauberwebenden Sprache gerechnet, aber das war mir wirklich zu viel des guten. Und wenn ich schon beim meckern bin ... die Fußnoten, die zwar ein tolle Gimmick sind, können einen ganz schön aus dem Lesefluss und Konzept reißen, vor allem die arg langen Fußnoten, in der es über die Geschichte dieser Fantasy-Welt geht. Das hätte man auch kürzen können und mal ganz ehrlich, ich habe im Endeffekt nicht alle diese Informationen wirklich gebraucht.

Und leider konnte mich auch die Geschichte an sich nur mittelmäßig begeistern. Die ersten zwei Drittel plätschert alles recht ruhig vor sich hin. Im letzten Drittel nimmt das Buch dann jedoch deutlich an Fahrt auf, wobei mir Mia im Showdown zu perfekt, zu gut, zu sehr die Heldin ist, der alles gelingt. Eigentlich musste ich mich das ganze Buch über zum Weiterlesen zwingen, kein gutes Zeichen was mein Interesse an der Geschichte angeht. Ich habe aber das Gefühl, dass ich aktuell eher Fantasy-müde bin und lieber andere Bücher in die Hand nehme.

Verstärkt wurde dieses Desinteresse durch die Tatsache, dass mir die Figuren, allen voran Mia komplett egal waren und auch in keiner Weise nahe gekommen sind. Noch nicht einmal Mias Schattenkatze Herrn Freundlich konnte ich viel abgewinnen, und das wo ich doch eigentlich ziemlich katzenverrückt bin. Ja, okay, nette Idee, mehr aber auch nicht. Die unwichtigen Figuren waren so platt gezeichnet, die hätte man auch weglassen können. Ohne großes Profil waren auch die meisten der Shaiiden (der Lehrer der Roten Kirche). War Mauser der Lehrer von ,,Taschen" oder von ,,Lieder" und was genau war noch mal unter diesen seltsamen Fächernamen zu verstehen? Die wichtigeren Figuren (Mia und vier-fünf ihrer MitschülerInnen) hatten zwar mehr Facetten, aber nee, überzeugt haben auch die mich nicht.

Spannend und somit auch gut finde ich, dass die Trilogie zwar als Jugendbuch-Reihe klassifiziert ist, sie aber weitestgehend ohne die typischen Klischees der derzeitigen Fantasy-Jugendbuch-Reihen auskommt. Es gibt zwar ein unvermeindliches ,,Liebesgedöns" (wobei ich mir nicht sicher bin, ob man da wirklich von Liebe sprechen kann), aber es kommt mit verhältnismäßig wenig Drama aus. Dafür hat Jay Kristoff es hier an anderer Stelle übertrieben: und zwar an den SEHR ausführlichen und detailgenauen Sexszenen. Sorry, aber da wäre vermutlich selbst eine Diana Gabaldon (die in dieser Hinsicht gerne als Vergleich hinzuziehe) rot geworden. Ich WILL so etwas einfach NICHT mehr lesen! Das hat mich MASSIF gestört.

Tja, und je länger ich über dieser Rezension sitze, desto weniger weiß ich, ob ich die Reihe beenden werde. Die Welt an sich, die Jay Kristoff erschaffen hat, ist schon gut und die ein oder andere Wendung hat mich überrascht, fand ich sogar richtig gut, aber ich weiß wirklich nicht, ob ich weiterlesen will. Ich fürchte ich werde bei Fantasy zukünftig ähnlich wählerisch sein, wie bei hist. Romanen. Ich bin mir bei so einigen angefangen Fantasy-Reihen nicht sicher, ob ich sie weiterlesen werde. Aber warten wir mal ab, was das Jahr so bringt.

Bewertung:
[note3]
Rock the Night!

Inge78

Hm, okee ... klingt jetzt spontan nicht so ansprechend
Sex Szenen stören mich ja nicht wirklich aber dass die Personen blass bleiben, das mag ich auch nicht
Es subt ja noch aber mal schauen wann ich es denn lesen werde
Schade dass es dir nicht so gefallen hat, ich hatte bislang recht viel Gutes darüber gelesen
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf

Kathrin

Kann ja auch sein, dass Du die Figuren gar nicht als blass empfindest. Ich neige halt zu extremen Gefühlen, war schon immer so, wird auch immer so bleiben. Diese so detailerten Sex-Szenen haben es mir dermaßen verdorben, dass ich jeden noch so kleinen Kritikpunkt aufgeblasen habe...ich kenne mich da recht gut.

Heute morgen auch schon wieder ... ich schreib das aber mal irgendwo anders (wenn ich es jetzt nicht vergesse), das passt hier bei Nevernight nicht wirklich.

Probier Du Nevernight einfach mal aus. Gut möglich, dass Du das komplett anders siehst als ich.
Rock the Night!

leseschnecke

Ich habe sie alle letztes Jahr gelesen und und sehr positiver Erinnerung.

mowala

Da die Meinungen ja doch recht unterschiedlich ausfallen, bin ich mit eher gemischten Gefühlen an das Buch heran gegangen.

Ich würde die Kategorisierung lt Amazon "Dark Fantasy für junge Erwachsene" nicht so ganz unterschreiben, liegt für mich der Focus doch mehr auf dem "Dark", bei "Young adult" habe ich deutlich weniger Blut und Gewalt vor Augen.

Wer zB Robert Corvus' Schattenherren-Reihe kennt, ist davon aber nicht sehr erschüttert, ist halt Dark Fantasy, nichts mit Blumenelfen und Einhörnern.

Wie so häufig in diesem Genre, sind die Protagonisten nicht unbedingt dazu in der Lage, das Herz des Lesers zu erobern, die Charaktere haben meist eine Vorgeschichte, die sie nicht gerade zu Sonnenscheinchen macht. So hat auch Mia es nicht geschafft, mich wirklich für sich einzunehmen, erst zum Ende wird sie etwas sympathischer
Zumindest im ersten Band ist ihr Charakter auch nicht besonders vielschichtig. Ihre Schattenkatze Herrn Freundlich fand ich fast spannender.

Von "Liebesgedöns" würde ich auch nicht sprechen, die Sexszenen enden aber auch nicht gerade mit einem Ausblenden ins Kaminfeuer :->, Romantik ist eher nicht das Thema.

Etwas nervig fand ich die zahlreichen Fußnoten. Teil zwar recht witzig, ich mochte den Humor im Roman sehr gerne", teil boten sie informatives Hintergrundwissen, aber häufig war es auch eher Wissen, was ich überhaupt nicht vermisst hätte, wäre es mir nicht übermittelt worden.

Für Freunde der "Dark Fantasy" ist Nevernight auf jeden Fall zu empfehlen. Ich denke und hoffe ja auch, dass in den Folgebänden die Protagonisten noch etwas mehr Leben und Substanz bekommen.

Ich werde die Reihe auf jeden Fall gerne weiter lesen, wenn auch nicht unbedingt zum Preis von >20€, dafür wartet noch genug anderes in den Regalen auf meine Aufmerksamkeit

im Hinblick auf Steigerungsfähigkeit   [note3]

Das Leben ist zu kurz für später

Kathrin

Bin tatsächlich am überlegen, ob ich vielleicht einfach kein Dark-Fantasy-Typ bin. Ich mochte auch den ersten Teil der Schattenherren nicht so wirklich. Bin immer mehr davon überzeugt, dass ich die Nevernight-Reihe nicht weiterlesen werde, auch wenn sie sich im Regal echt gut machen würde, aber ach nee. Das wäre vermutlich noch nicht mal was, was ich irgendwann an meine Nichte weitergeben könnte.
Rock the Night!

Firnsarnwen

Dieses Buch hat mich echt Nerven gekostet. Erst lag es hier ein kleines Weilchen so rum und ich konnte mich nicht entscheiden, ob ich das Cover faszinierend oder abstoßend finde. Selbst jetzt, nachdem ich es gelesen habe, kann ich mich nicht entscheiden.
Zum Inhalt selber: der Hype ist an mir vorbeigegangen und ich habe also völlig unvorbereitet Samstag angefangen es zu lesen, um dann den Abend ständig darüber nachzudenken und dann am Sonntag den Rest der knapp 700 Seiten durchzusuchten.
Schon das erste Kapitel, in dem zwei völlig verschiedene Handlungen mit nahezu den gleichen Worten beschrieben werden,  habe ich innerlich so gefeiert.  :respekt3:
Mich hat es also ab der ersten Seite gepackt und bis zum Ende nicht mehr losgelassen. Die Geschichte ist düster, tragisch, herzzereißend, blutig, brutal, schonungslos,episch. Und zusammen mit Mia wird man auch als Leser nicht verschont. Die hier schon angesprochenen Sex-szenen haben mich überrascht, aber es hätte zu der Handlung nicht gepasst, sie in weniger deutlichen Worten zu beschreiben.
Ich fand das Worldbuildung (mitsamt der Anleihen an Rom und Venedig) großartig, die Charakterzeichnungen sind vielschichtig und stimmig und so manches kleine Detail (wie alles, was so in der Bibliothek passiert) ist so originell und besonders, dass es sich erst gegen Ende völlig erschließt.
Vor allem aber ist die Reise, die Mia auf der Suche nach so etwas wie Gerechtigkeit UND Rache antritt, so spannend, dass ich keine Ruhe hatte, bis ich das Ende (von Teil 1) erreicht hatte. Und die Wendungen haben mich jedes Mal kalt erwischt.  :wah:
Für mich ist "Nevernight" mein bisheriges Jahreshighlight. 9/10
Die vollen 10 hätte ich gegeben, wenn nicht die z.T. ausführlichen Fußnoten von der Handlung abgelenkt hätten.
What we do in life, echoes in eternity

Inge78

Oh, jetzt rückt es auf dem "to read Stapel" wieder sehr weit nach oben  :dong:
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf

Kathrin

Zitat von: Inge78 in 21. Juli 2021, 07:37:56
Oh, jetzt rückt es auf dem "to read Stapel" wieder sehr weit nach oben  :dong:
Wie war das gleich noch mal? Hast Du's schon oder willst Du meins haben?
Rock the Night!

Inge78

Zitat von: Kathrin in 21. Juli 2021, 08:43:38
Zitat von: Inge78 in 21. Juli 2021, 07:37:56
Oh, jetzt rückt es auf dem "to read Stapel" wieder sehr weit nach oben  :dong:
Wie war das gleich noch mal? Hast Du's schon oder willst Du meins haben?

Ich habe es als ebook
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf

Kathrin

Gut, wenn sonst niemand hier schreit, kommt mein Exemplar in den Bücherschrank.
Rock the Night!

Inge78

"Nur Licht den Schatten macht
dem Tag stets folgt die Nacht
und zwischen Schwarz und Weiß
liegt Grau."

Mia will ihre Familie rächen und schließt sich dafür den Assassinen der "Roten Kirche" an. Doch die Ausbildung verlang ihr alles ab.
Das hat richtig Spaß gemacht. Derb, brutal,düster, mit sehr deutlicher Sprache, viel Action und viel schwarzem Humor. Das liest sich weg wie nix, das ist spannend, es gibt ein paar richtig coole Wendungen in der Handlung. Man muss die direkte Sprache lieben, das Buch ist echt nichts für Zartbesaitete, es gibt viel Gewalt, viel Schmerz und viel Blut, einige echt ekelige Szenen. Und auch die ein oder andere doch recht explizite Sex Szene. Und all dies passt in die Handlung, passt zu den Figuren, passt zur Entwicklung der Geschichte. Der Fantasy Anteil ist für mich total ausgewogen, es wimmelt nicht von magischen Wesen aber es gibt so eine übernatürliche Grundstimmung, die mir richtig gut gefällt. Und der Autor hat einige echt tolle Ideen. Der Weltenaufbau gefällt mir, die Anlehnungen an Rom und Venedig sind eindeutig zu erkennen und daraus hat er etwas wunderbar Neues erschaffen. An der Ausarbeitung der Charaktere, vor Allem der Nebenfiguren kann der Autor noch arbeiten, aber vielleicht wird dies ja in den nächsten beiden Bänden besser. Dafür fand ich vor Allem Mia richtig stark und vielseitig und ihren Gefährte Herrn Freundlich mag ich eh. Im Buch gibt es einen , noch unbekannten, Erzähler, der über Fussnoten die Welt erklärt und einige bissige und unterhaltsame Kommentare liefert. Manchmal bringen einen diese aus dem Lesefluss, oft hatte ich aber auch einfach Spaß daran.  Ich bin so gespannt auf die nächsten beiden Teile. Für Fans von actiongeladener Fantasy.

[note1]
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf