Die Rose der Leibköchin - Dagmar Schnabel

Begonnen von Kathrin, 09. Mai 2007, 14:47:51

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Kathrin

   Verlag: Aufbau Verlagsgruppe
ISBN: 3746622174
Seiten: 429
Ausgabe: Taschenbuch
Preis: € 9,95

[isbn]3746622174[/isbn]

Kurzbeschreibung:
Verschwörung im Schatten des Doms
Aachen 1376: Im Dom soll der junge Wenzelzum König gekrönt werden. Die Leibköchin Franziska findet, noch bevor sie auftischen kann, die Leiche einer Frau. Sie steckt plötzlich in einer Verschwörung, in der es um eine Silberrose, einen zwielichtigen Gaukler und einen Mörder aus höchsten Kreisen geht. Ein spannender Roman aus dem Mittelalter.

Meine Meinung:
Der Roman ,,Die Rose der Leibköchin" von Dagmar Schnabel spielt vor dem historischen Hintergrund der Krönung von Wenzel (Sohn Karls IV) zum römischen König im Jahr 1376 in Aachen. Franziska, eine selbständige Leihköchin ist in diesen Tagen bei Tuchhändler Schnidder angestellt und wird durch den Fund einer ermordeten Frau und eines weiteren Todesfalles im Haus ihres Arbeitgebers in den Fall hineinkatapultiert.

Der Einstieg in den Roman, in dem wir die letzten Augenblicke der späteren weiblichen Leiche miterleben dürfen ist grundsätzlich ganz gut gelungen, aber nichts Außergewöhnliches für einen Kriminalfall. Alles in allem hat es aber dennoch einige Zeit gedauert, bis ich wirklich in der Geschichte drin war, teilweise hat die Story ein wenig vor sich hingetröppelt. Der Spannungsbogen war eher flach und nicht wirklich fesselnd und spannend geschildert, vielleicht ist mir das aber auch gerade deswegen aufgefallen, weil ich vor nicht allzu langer Zeit von Jörg Kastner und Richard Dübell historische Krimis gelesen habe, die einfach fesselnder waren.

Was mir an der Gestaltung der Geschichte sehr gut gefällt ist, dass wir nicht nur die Lösung des Mordfalls beiwohnen, sondern die Atmosphäre in der Stadt Aachen während der Krönungsfeierlichkeiten miterleben dürfen. Die Aufregung und den Trubel in allen Gesellschaftsschichten, aber auch die Unterschiede in den verschiedenen Gesellschaftsschichten hat Dagmar Schnabel sehr gut eingefangen, man ist als Leser ,,live" dabei. Dagmar Schnabel spart dabei nicht mit kleinen Anekdoten aus dem Leben, so wird beispielsweise das abenteuerlichen Leben des nachbarlichen Katers Herrn Knauff immer wieder mit einem Augenzwinkern in den Roman mit eingeflochten und da ich auf tierische Geschichten stehe, hat mir das natürlich sehr gefallen. Dass diese Anekdoten jedoch mit dem Mordfall verbunden werden und die Sache in gewisser Weise abrunden, wirkt etwas konstruiert. Die Anekdoten hätten meiner Meinung für sich stehen können, es hätte auch andere Möglichkeiten geben können, Franziska mit dem Täter zusammentreffen zu lassen, aber das ist wohl auch Geschmacksache. Auch mit den letzten Seiten, nach der grundsätzlichen Lösung des Falls, bin ich nur bedingt zufrieden. Ich finde, dass sich die Autorin die ziemlich unglaubwürdige Erpressung des wahren Drahtziehers hätte sparen können. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich dieser Mensch so erpressen lässt (ich hoffe damit nicht zuviel verraten zu haben).

Die Figuren insgesamt haben mir sehr gut gefallen, auch wenn ich mit der Hauptfigur etwas weniger warm wurde, als mit div. Nebenfiguren, sie waren allesamt sehr lebendig und hatten ihre Ecken und Kanten und ihr Päckchen zu tragen. Auch das Zusammenwachsen/ Wieder-Zueinanderfinden der Figuren zu einen Team oder einen Paar, das Zwischenmenschliche und gegenseitige Verhalten, war sehr glaubwürdig und realistisch und hätte in der eigenen Nachbarschaft so ablaufen können. Vor allem die Gefühle der beiden Pärchen und deren Zueinanderfinden fand ich sehr gelungen, man spürte das Prickeln, das Knistern in der Luft eines leichten unbeschwerten Flirts und das alles ohne kilometerlange Schleimspur. Meine absoluten Lieblinge in diesem Roman waren Schnidders Hausangestellte Maria und Franziskas väterlicher Freund Andreas...von diesen beiden bin ich restlos begeistert! Dass mir da Franziska mit ihrem schon fast zu forschen, zu selbstbewussten Auftreten weniger ans Herz gewachsen ist, finde ich gar nicht so verwunderlich. Grundsätzlich finde ich es ja gut, wenn Franziska selbstbewusst, energisch, tatkräftig und neugierig ist und auf eigenen Fußen steht, aber es ist mir einfach fast schon ein wenig zu viel des Guten. Es passt einfach nicht in mein Bild einer, wenn auch nur leihweise, Angestellten im 14. JH. Sie ist mir wirklich nicht unsympathisch, weiß Gott nicht, aber es dauert ziemlich lange bis ich sie so wirklich ins Herz schließen konnte und das eigentlich auch nur, weil mich ihre Geschichte und ihr Verhalten ihrer Jugendliebe und ihrem Vater gegenüber tief berührt hat.

Alles in allem lässt sich das Buch flüssig lesen und ist es auch wert gelesen zu werden, auch wenn ich vielleicht nicht so in Begeisterungsstürme ausbreche, wie bei Dübell oder Kastner, bei denen mehr Spannung zu spüren war. Dafür können sich die Herren der Schöpfung etwas von der zwischenmenschlichen Gestaltung einer Dagmar Schnabel abschneiden. Vielleicht wäre ein Thema wie Rebecca Gablé sie in ihren Romanen schreibt doch noch geeigneter für Dagmar Schnabel als ein historischer Kriminalfall.

Worüber ich allerdings bis zum Schluss des Romans gegrübelt habe, ist der Buchtitel, denn Franziska ist eine Leihköchin und keine Leibköchin, ich musste wirklich mehr als einmal auf das Cover gucken, ob ich mich nicht verlesen habe.

Bewertung:
[note2]

lg
kathrin

Rock the Night!

uschi

Hallo Kathrin,

vielen dank für deine tolle Rezi! Ich bin mir unsicher, ob ich es mir zulegen soll. Ich werde es mal auf meiner Wunschliste lassen, vielleicht kann ich es irgendwann mal günstig ergattern.  :->

Liebe Grüße
Uschi
Liebe Grüße
Uschi

Ein schönes Buch ist wie ein Schmetterling. Leicht liegt es in der Hand, entführt uns von einer Blüte zur nächsten und lässt den Himmel ahnen. (Lao-Tse)