Der schwarze Papst - Eric Walz

Begonnen von Kathrin, 18. Dezember 2009, 14:56:57

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Kathrin

[isbn]3442372690[/isbn] Verlag: Blanvalet
ISBN: 978-3442372690
Seiten: 445
Ausgabe: TB
Preis: € 12,00

Kurzbeschreibung:
Mord im Namen des Vaters ...
Rom 1552. Warum stirbt ein Schüler während der Eröffnung des Collegium Germanicum, der deutschen Schule der Jesuiten, durch Gift? Und wer hat Carlotta aus dem Fenster gestürzt? Der junge Jesuit Sandro Carissimi ermittelt mit der Unterstützung der lebenslustigen Glasmalerin Antonia Bender, die er wie Carlotta in Triest kennen gelernt hat. Die Nachforschungen sind heikel, führen sie doch in die allerheiligsten Gemächer des Vatikans, wo den Mächtigen mehr an den Geheimnissen der Kirche, als an den Geboten Gottes liegt ...

Meine Meinung:
Wie ich das erwartet habe, hat mich auch der dritte Kriminalfall, in dem der päpstliche Visitor und Jesuit Sandro mit Hilfe von Antonia, Hauptmann Forli und Angelo ermittelt, von Anfang an gefesselt. Gerade die Szenen mit Hauptmann Forli und seinem Gehilfen Angelo haben mich mehr als einmal zum schmunzeln gebracht. Das sind Sympathieträger auf ganzer Linie!

Den Kriminalfall an sich, der mit der Ermordung eines deutschen Schülers im soeben gegründeten Collegium Germanicum beginnt, ist sehr spannend. Ich war ständig hin und her gerissen in meinen Verdächtigungen bzgl. des Mörders. Wie ich das bei den bisherigen Kriminalfällen von Eric Walz gewohnt war, hatte ich auch jetzt wieder eine ganze Reihe verdächtiger Personen im Blick, teilweise mit eher privaten Motiven (Brudermord, Mord aus Eifersucht, Geldgier), teilweise klang aber auch immer mal wieder durch, dass es tatsächlich doch auch ein kirchen-politisches Motiv sein könnte. Einige Figuren war allerdings langzeit auch ohne wirklich erkennbares Motiv für mich verdächtig, einfach weil sie sich verdächtig verhalten haben, so letztlich auch der tatsächliche Mörder, den ich zwar auf meiner Verdächtigungs-Liste hatte, aber bis kurz vor Schluss tatsächlich nicht mit einem Motiv verbinden konnte. Der Endspurt im Kriminalfall an sich hat mir etwas weniger gut gefallen. Zum einen fand ich es schade, dass Sandro einen Teil der Lösung erzählt bekommt und nicht von selbst darauf gekommen ist. Zum anderen ist Sandro zwar letztlich dem Mörder auf die Spur gekommen, aber mit der Wendung, dass dennoch einer der vom Mörder später ermordeten Personen zum offiziellen Mörder abgestempelt wird, bin ich gar nicht einverstanden. Der offizielle Mörder war mir zwar in keiner Weise sympathisch und ich hätte ihm die verschiedenen Morde auch durchaus zugetraut, aber dass er dann posthum als Mörder abgestempelt wird, obwohl er es gar nicht war, das finde ich auch ihm gegenüber unfair. Selbst wenn der tatsächliche Mörder noch vor der Verkündung des offiziellen Mörders die Chance bekam, seinem Leben ein Ende zu setzen und auch die Tatsache, dass seine Gründe für die Morde irgendwo doch auch nett waren, ist er mich damit einfach zu gut weggekommen.

Ein weiterer Kritikpunkt bei diesem abschließenden Band der Krimiserie ist die Tatsache, dass für mich der Fall um den getöteten Schüler zu sehr im Vordergrund steht und das Zwischenmenschliche zwischen Antonia und Sandro zu kurz kommt. Klar es ist ein Krimi und ich will ja auch wissen, wer der Mörder ist, aber Sandro und gerade Antonia sind mir in den ersten beiden Bänden dermaßen ans Herz gewachsen, dass mich ihr weiteres Leben doch viel mehr interessiert. Vielleicht sollte ich auch eher sagen, dass mir Antonia zu kurz kommt, denn Sandro darf hier weiterhin sehr emotional und menschlich sein, aber die Wohlfühlmomente, in denen sich Antonia z.B. mit ihrer Kunst beschäftigt, die fehlen mir doch ein wenig, auch wenn es Wohlfühlmomente und wunderbare, teilweise urkomische und sehr lebendige Szenen gibt, sowohl zwischen Antonia und Sandro als auch mit anderen Figuren des Buches (der Köchin Giovanna, der alten Frau am Fester, Forli und Angelo, die Erstellung des Phantombild durch die Prostituierten) und auch gerade die Weiterentwicklung der Beziehung zwischen Sandro und Antonia wirkt auf mich überhaupt nicht aufgesetzt. Nichtsdestotrotz kommt mir Antonia zu kurz! Ich habe immer mehr das Gefühl, dass sich die Rolle der Hauptfigur von ihr zu Sandro verlagert hat, was ich einfach schade finde.

Absolut positiv für mich ist das ein Stück weit offene Ende in dem Buch für die ein oder andere Romanfigur, so dass man sich das als Leser nach seinem Gusto selbst zurechtlegen kann sowie die Figur Milo. Milo ist einfach ... aaaargh ... fast schon unbeschreiblich. Einerseits mag ich es gar nicht wie er zwischen Sandro und Antonia steht, ich kann ihm diverseste Taten nie und nimmer verzeihen, aber auf der anderen Seite hat er auch wieder etwas an sich, dass ich ihn nicht komplett verteufeln kann. Zum einen weil er doch teilweise nur die Marionette seiner Auftraggeber ist und weil er Antonia zwischenzeitlich eindeutig gut tut und ich ihm seine Gefühle für sie auch abnehme. Ich glaube mit einer anderen Vita und einem anderen Hintergrund hätte er durchaus zu Antonia passen können, wobei vielleicht doch eher wie eine Urlaubsaffaire nur ohne den nötigen Tiefgang, aber irgendwie einfach ein Typ Mann, den Frau in manchen Situationen einfach braucht um die Seele baumeln lassen zu können. Ich hätte ihm wirklich ein besseres, schöneres Leben gewünscht, als das was er führen musste. Ich denke, er hat schon gute "Anlagen", aber es ist halt irgendwie einiges schief gelaufen. Eric Walz es bei Milo geschafft, dass er für mich mit die interessanteste, wenn auch nicht sympathischste Figur in den Büchern war.

Alles in allem hat mir auch ,,Der schwarze Papst" wieder gut gefallen, trotz des ein oder anderen Kritikpunktes, vor allem im Vergleich zu Band 2, der mir von der Serie am liebsten war. Eric Walz hat mich zum weinen gebracht, ich hab mitgebibbert, nervös mit den Fingern auf dem Buch rumgetrommelt, gelacht, geseufz, mich gefreut und viele, viele Szenen des Buches im Kopfkino vor mir gesehen.

Bewertung:
[note2]

lg
kathrin
Rock the Night!