Christianes Wanderbuch 2022 - Das Haus auf dem Wasser von Emuna Elon

Begonnen von Christiane, 15. Februar 2022, 18:44:56

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Kathrin

Zitat von: Christiane in 13. März 2022, 10:12:05
Oh, danke Kathrin für diese Rückmeldung. Das beruhigt mich jetzt doch. Als 'leichte Zwischendurchlektüre' hatte ich es mir auch nicht vorgestellt, sondern eher als Buch, das Zeit zum lesen, nachdenken, etc. braucht.

Naja, es ist halt so, dass ich bei dem Buch eher etwas wie
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"Junge Frau, am Fenster stehend ..."
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erwartet habe, einfach etwas, was sich leichter liest. Hinzu kommt, dass ich zwar parallel lesen kann, es aber nicht gern mache. Sprich, ich hätte mich eigentlich gerne "nur" mit Deinem Wanderbuch beschäftigt.

Aber Dein Wanderbuch ist auf dem Weg von einem Abbruch-Kandidaten hin zu einem Highlight. Ob es das werden wird, weiß ich noch nicht. Aber aktuell liebe ich es sehr, auch wenn es gedauert hat  :knuddel:
Rock the Night!

Inge78

Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf

Kathrin

Leider war die Mittagspause zu kurz um das Buch zu beenden, aber irgendwann heute nach Feierabend werde ich es dann beenden. Gut 30 Seiten habe ich noch vor mir. Ich hoffe sehr, dass mir die Autorin das Ende nicht vergällt und die Identität einer bestimmten Person auflöst oder zumindest nicht so auflöst, wie ich es befürchte, denn damit würde sie sich und der Geschichte, zumindest in meinen Augen keinen Gefallen tun. So wie ich das jetzt geschrieben habe, kann noch nicht mal Christiane was damit anfangen :-), die aber immerhin weiß, um welches Buch es sich handelt. Bin echt gespannt, was auf den letzten 30 Seiten noch passiert und ob ich da mit Euch drüber diskutieren will oder muss :-)
Rock the Night!

Kathrin

Sodele, Buch beendet und ich schwanke momentan noch zwischen [note1] und [note2+].
Eigentlich müsste ich ein kleines bissl abziehen, weil ich mich ja anfangs echt schwer getan habe, aber es ist sprachlich echt großartig und das Ende hat die Autorin für mich auch perfekt gemacht und meine Befürchtung ist nicht eingetroffen. Insofern tendiere ich eigentlich schon zu [note1]

ausführliche Rezi folgt demnächst, vermutlich frühestens nächste Woche
Rock the Night!

Christiane

Ach wie schön! Es freut mich total, dass Dir das Buch dann doch so gut gefallen hat.  :funkey:
Staunt euch die Augen aus dem Kopf, lebt, als würdet ihr in zehn Sekunden tot umfallen. Bereist die Welt. Sie ist fantastischer als jeder Traum, der in einer Fabrik hergestellt wird.
Ray Bradbury (1920 - 2012)

Kathrin

Sag mal Christiane, Du hast ja auch das Journal wieder reingelegt, in dem wir unsere Eindrück zu "Die juten Sitten" reingeschrieben haben. Sollen/ Dürfen wir das auch für das diesjährige Wanderbuch wieder dazu nutzen? Wenn denn der Platz dazu reicht, die Rezi von mir könnte lang werden  :-)
Rock the Night!

Christiane

Ja klar, das dürft Ihr gern wieder/weiter nutzen. Ist ja noch jede Menge Platz im Journal.
Staunt euch die Augen aus dem Kopf, lebt, als würdet ihr in zehn Sekunden tot umfallen. Bereist die Welt. Sie ist fantastischer als jeder Traum, der in einer Fabrik hergestellt wird.
Ray Bradbury (1920 - 2012)

Kathrin

Sodele, ich bin fertig mit meiner Meinung zu Christianes Wanderbuch.

Wenn jemand Redebedarf hat (ich hatte großen Redebedarf - aber niemanden mit dem ich mich hätte austauschen können), meldet Euch. Ich habe mir das Buch inzwischen für mein Regal gekauft und die Markierungen (nicht meine Kommentare), die ich mir beim lesen gemacht hatte, von Christianes Buch auf meins übertragen. Ich schätze, über das Buch kann ich noch eine Weile (mit-) reden.

Meine Meinung:
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,,Er bleibt ungestört auch an den belebtesten Orten stehen, anonym bis zur Durchsichtigkeit, um mit seiner kleinen Kamera Fotos zu machen und einfach genau hinzusehen, zuzuhören und Szenen, Ereignisse und Gedanken in seinem Notizheft zu notieren. Anonym bis zur Durchsichtigkeit dringt er in die Zeitfalten der Stadt ein, sieht, ohne gesehen zu werden, ist anwesend, ohne existent zu sein."

Wenn man ein Buch fast abgebrochen hätte, dieses Buch sich aber noch zu einem Jahreshighlight entwickelt, dann muss das schon ein ganz besonderes Buch sein. Und genau das ist ,,Das Haus auf dem Wasser" von Emuna Elon. Ohne unsere Wanderbuch-Runde 2022 in meinem Heimat-Bücherforum hätte das Buch seinen Weg zu mir vermutlich nicht gefunden, denn bewusst wahrgenommen hatte ich es weder in den Buchhandlungen, die ich regelmäßig aufsuche, noch  über die unterschiedlichen Social Media Kanälen.

Schon nach wenigen Seiten war für mich klar, dass sich das Buch nicht locker-flockig weglesen lassen würde, denn ich habe sowohl die Sprache als auch den Erzählstil der Autorin als sehr gewöhnungsbedürftig und anstrengend empfunden. Die Sätze sind teilweise sehr lang und gerade in der ersten Hälfte ist mir das Buch fast schon zu ruhig erzählt. Es gibt wenig  Dialoge, es passiert wenig, eigentlich tigert Joel erst einmal nur ziemlich plan- und ziellos durch Amsterdam und dessen Museen. Alles an Joels Geschichte ist sehr nach innen, auf ihn selbst gerichtet und da er kein sehr nahbarer Charakter ist, hat es mich nur sehr zögerlich zu dem Buch hin gezogen. Erschwerend hinzu kommt, dass die Geschichte nicht linear erzählt ist. Wir springen sehr viel zwischen verschiedenen Punkten in Joels Vergangenheit und der Gegenwart hin und her, so dass es nicht immer leicht ist, seinen Gedanken und auch dem Verlauf seiner Lebensgeschichte zu folgen. Aber je mehr wir von der Vergangenheit erfahren, desto fesselnder – aber auch schlimmer – wurde die Geschichte. Irgendwann war der Schalter umgekippt und meine Lese-Blockade gelöst, und ich habe angefangen, dieses so besondere, so eindringliche Buch und seine Sprache zu genießen. Das zuvor noch bekrittelte Springen zwischen den Zeiten wurde immer öfter zu einem wahrhaft fließenden Übergang von Vergangenheit in die Gegenwart und ist an vielen Stellen sprachlich einfach nur fantastisch gelungen. Inzwischen finde ich das Buch sprachlich herausragend gut erzählt. Anstrengend aber so gut!!! Für mich sticht es aus der Masse an Literatur über die Zeit des Zweiten Weltkrieges ganz klar heraus!

,,Aber als Tal (Joels Enkel) etwas älter wurde, entdeckte auch er, dass sein Großvater Joel eine Festung ist, deren Mauern man nicht durchbricht ..."
,,Sonia nickt und lächelt, nickt und bricht in Stücke und lächelt."

Auch die beiden Hauptfiguren Joel und seine Mutter Sonia machten es mir als Leserin nicht gerade einfach, einen Zugang zu ihnen zu finden. Aber genauso wie das plan- und ziellose Herumtigern Joels mit der Zeit einen Sinn macht, so macht es auch einen Sinn, dass Joel und seine Mutter unnahbar erscheinen. Aber dazu muss man wissen, was sie erlebt haben. Ohne zu spoilern kann ich kann da nicht näher auf die Figuren eingehen. Aber eines ist klar: Sonia und auch Joels Frau Bat-Ami sind meine persönlichen Heldinnen des Buch und an Joel selbst wird deutlich, dass es nie zu spät ist und dass man nie zu alt ist, um sich weiter zu entwickeln.

Neben Joels Familie, gibt es natürlich weitere Figuren aus ihrem Umfeld, die eine wichtige Rolle in der Geschichte spielen, die ich aber lange Zeit einfach nur als sehr anstrengend empfunden habe und die ich irgendwann nur noch verachten und hassen konnte. Doch auch diese Figuren haben ihre Geschichte und ich kann nicht meine Hand dafür ins Feuer legen, ob ich in ihrer Situation nicht genauso gehandelt hätte.

,,Das Haus auf dem Wasser" ist definitiv ein Buch, für das man sich Zeit nehmen sollte, bzw. das man lesen sollte, wenn man Zeit hat, um sich voll und ganz darauf einlassen zu können. Kein Buch für 10 Minuten Lesezeit zwischendurch. Und sicherlich auch kein Buch für  jedermann oder jede Lebenslage und die aktuellen Bilder aus der Ukraine und von den Ukrainer*innen tragen ihren Teil dazu bei, dass das Buch stellenweise kaum zu ertragen war. Ein Buch, das mir die Tränen in die Augen getrieben hat, ohne dabei massiv auf die Tränendrüse zu drücken. Ich hatte einen permanenten Kloß im Hals, alles in mir hat sich verkrampft und verknotet. Das Buch hat mich derart tief emotional packen können, dass ich über meine anfänglichen Schwierigkeiten hinweg sehen kann, auch wenn ich weiß, dass solche Schwierigkeiten in anderen Büchern zu einer schlechteren Bewertung hätten führen können. Hier ist es eher so, dass ich das Buch vermutlich in nicht allzu ferner Zukunft nochmal lesen will, weil ich mit meinem Wissen um die ganze Geschichte, den zunächst für mich so schwierigen Beginn ganz anders zu schätzen weiß.
[Schließen]

[note1] (wenn auch eine 1-, wegen der Startschwierigkeiten)
Rock the Night!

Christiane

Ich freu mich total, dass Dir auch dies Buch so gut gefallen hat  :dance:. Aber den Spoiler spare ich mir auf bis ich das Buch selbst lesen kann (auch wenn mir das gerade total schwer fällt  :rollen:).
Staunt euch die Augen aus dem Kopf, lebt, als würdet ihr in zehn Sekunden tot umfallen. Bereist die Welt. Sie ist fantastischer als jeder Traum, der in einer Fabrik hergestellt wird.
Ray Bradbury (1920 - 2012)

Kathrin

Zitat von: Christiane in 06. April 2022, 14:51:46
Ich freu mich total, dass Dir auch dies Buch so gut gefallen hat  :dance:. Aber den Spoiler spare ich mir auf bis ich das Buch selbst lesen kann (auch wenn mir das gerade total schwer fällt  :rollen:).
Bewunderswert. Das habe ich bei Danielas Meinung zu meinem diesjährigen Wanderbuch nicht geschafft.
Im Prinzip spoilere ich in meiner Rezi "nur" um welches Buch es sich handelt und erzähle halt wieso weshalb warum ich es so empfunden und bewertet habe, ich es getan habe. Inhaltlich spoilere ich (denke ich) aber nicht.
Rock the Night!

Inge78

Diese Spoiler aushalten bei den Wanderbüchern hier, das ist immer das Schlimmste  :wieher:
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf

sisquinanamook

Christianes Wanderbuch ist heute bei mir angekommen und klingt wirklich spannend. Hab noch nicht davon gehört.

Da ich ja das Buch wieder von Kathrin bekommen habe, hab ich es direkt wuckelsicher weggepackt, auch wenn Kathrin ein paar Leckerbissen für die Vierbeiner beigelegt hat.
Sicher ist sicher  :->

Ich muss noch mein aktuelles Buch beenden und dann werd ich mich direkt ans Wanderbuch machen.
Viele Grüße
Daniela

sisquinanamook

Ich habe mit dem Buch begonnen und finde es bisher unheimlich fesselnd und sehr intensiv.
Viele Grüße
Daniela

Christiane

Staunt euch die Augen aus dem Kopf, lebt, als würdet ihr in zehn Sekunden tot umfallen. Bereist die Welt. Sie ist fantastischer als jeder Traum, der in einer Fabrik hergestellt wird.
Ray Bradbury (1920 - 2012)

Kathrin

Zitat von: sisquinanamook in 01. Mai 2022, 16:16:28
Ich habe mit dem Buch begonnen und finde es bisher unheimlich fesselnd und sehr intensiv.
Hach, das freut mich, dass es Dich direkt packen kann.
Rock the Night!