Der Knochenpoet - Susanne Kraus

Begonnen von Lannie, 03. Januar 2008, 09:43:02

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Lannie

Verlag: Bastei Lübbe
ISBN: 3404153162
Seiten: 383
Ausgabe: Taschenbuch
ET: 05.2005
Preis: € 7,95

[isbn]3404153162[/isbn]

Inhaltsangabe

Als Kaiser Friedrich, genannt Barbarossa, im Frühjahr 1158 zum ersten Mal seine neue prächtige Pfalz im Marktflecken Lautern besucht, wird auf der nur wenige Meilen entfernten Burg Beilstein eine mysteriöse Truhe voller Menschenknochen entdeckt. Und noch ein weiterer Mord hält die Burgbewohner in Atem. Als der Burgherr Merbodo verdächtigt wird, stellt seine Tochter Rotrud auf eigene Faust Ermittlungen an. Doch welche Rolle spielt der zwielichtige Spielmann Trushard, auch der "Knochenpoet" genannt - jener Mann, in den Rotrud sich verliebt?

Reihenfolge

Der Knochenpoet
Das Flammensiegel

Meine Meinung

Ein begeisterter Krimi-Fan bin ich nicht. Im Gegenteil, mache ich doch meist einen großen Bogen drum. An historische Kriminalgeschichten, die mir wärmstens empfohlen wurden, wage ich mich aber von Zeit zu Zeit heran. So kam ich auch an "Der Knochenpoet".
Vom Titel her hätte ich es mir wahrscheinlich nie angeschafft, er klingt mir einfach zu "reißerisch". Und auch die Kurzbeschreibung klingt eher nach 08/15. Aber weit, weit gefehlt...

Susanne Kraus hat unwahrscheinlich vielschichtige Charaktere geschaffen, die mich einfach verzaubert haben.
Rotrud, die weibliche Hauptfigur, ist einem vom ersten Moment an unheimlich sympathisch. Durch ironische Einstellung, ihren Scharfsinn und Witz gehört sie keineswegs zu den durchschnittlichen Heldinnen, die einem so oft begegnen. Auch ist sie optisch nicht eine der zarten, wunderschönen Geschöpfe, sondern klein, ein wenig füllig und eher unscheinbar. Einfach eine wunderbare, lebensechte Gefährtin für die kommenden knapp 400 Seiten!
Auch der Spielmann Trushard überzeugt nicht unbedingt durch sein Äußeres, sondern durch sein ganzes selbstbewusstes Auftreten. Lange weiß man nicht, was man von dem Spielmann halten soll und das macht es neben den zu klärenden Morden unheimlich spannend.

Die Geschichte selbst ist sehr rasant erzählt. Zeit zum Aufatmen und Zurücklehnen bleibt dem Leser kaum. Die Knochentruhe wird gleich auf den ersten Seiten gefunden und schon ist man Mitten im Geschehen...
Erst auf den letzten 20 Seiten wird es etwas ruhiger.
Die Kriminalgeschichte ist kaum voraussehbar und wunderbar in den historischen Kontext eingebettet. Wer der Mörder ist, wusste ich bis zum Ende nicht, auch wenn ich zwischendurch in die richtige Richtung gedacht habe. Sicher war ich mir nie. Susanne Kraus fügt alle Fäden richtig zusammen, sodass keine Fragen offen, keine Erzählstränge unbeendet bleiben.

Stil und Sprache machen es einem sehr schwer, neben der hohen Spannung, das Buch aus der Hand zu legen. Sehr flüssig und schnell liest sich die Geschichte und ist dabei historisch gesehen höchst informativ und wunderbar recherchiert!
Ein Glossar und ein ausführliches Nachwort runden das Buch perfekt ab!
Fazit: Ein absolut stimmiger, sehr kurzweiliger und spannender Roman, mit wunderbaren Helden und sehr hohem Unterhaltungswert!

Bewertung

[note1]
Liebe Grüße
Lannie aka Cait

The Viewfinder

Kathrin

Meine Meinung:

,,Der Knochenpoet" von Susanne Kraus ist der erste von zwei Romanen, in denen die junge Rotrud – Tochter des Burgherren Merbodo) und der Spielmann Trushard die Hauptrollen spielen. Der Roman spielt zur Zeit Kaiser Barbarossa, der im Frühjahr 1158 die neue Pfalz in Lautern besucht. Auf der nahe gelegenen Burg von Merbodo wird eine Truhe mit Menschenknochen gefunden und als Wiebald vom Turme ermordet aufgefunden wird und Rotruds Vater des Mordes verdächtigt wird, fängt Rotrud an auf eigene Faust zu ermitteln, um die Unschuld des Vaters zu beweisen.

Der Anfang ist sehr vielversprechend. Rotrud liefert sich mit verschiedensten anderen Figuren auf der väterlichen Burg ihre Wortgefechte, die einem doch mitunter laut loslachen lassen, dann wird die mysteriöse Truhe mit den Knochen darin gefunden, von der sich niemand vorstellen kann, woher sie kommt und wem die Knochen einst gehörten und alle sind aufgeregt auf Grund des anstehenden Besuchs durch Kaiser Barbarossa und seiner Gemahlin. Das Buch liest sich wunderbar zügig durch und wenn man das Buch und seine Figuren einfach nur genießen will und nicht zu sehr auf Einzelheiten Acht gibt, dann wird man wirklich gut unterhalten.

Ich jedoch erwarte von einem Roman mehr, sowohl von einem historischen Roman – da will ich ein wenig mehr über die Vergangenheit erfahren, wie auch von einem Krimi. Ich finde der Fall kommt lange Zeit nicht wirklich voran, wir haben zwar ein paar Verdächtige, aber keine wirklichen Beweise oder Verdachtsmomente. Vermutlich bin ich gerade was die Krimifrage angeht doch ein Kind meiner Zeit, ich will Beweise, Fingerabdrücke und schlagkräftige Argumente, wenn ich Antworten auf meine Fragen nur durch reine Spekulation der ,,Ermittlerin" bekomme, dann reicht mir das nicht.

Vor allem hat mich ein Satz bzw. Gedanke von Rotrud total gestört, der mir nicht mehr aus dem Kopf ging: ,,Ich war nur eine schwache Frau ohne große Lebenserfahrung, wie sollte ich ganz alleine einen gefährlichen Verbrecher zur Strecke bringen." Dieser Satz hat mir das Buch leider ziemlich verleidet, denn er passt überhaupt nicht zu Rotrud und ihrem Charakter und zum Buch schon gleich gar nicht, denn schließlich ist sie schlau genug um den Mord aufzuklären, kennt sich mit möglichen Tatwaffen oder Symptomen an der Leiche aus. Ich habe an dieser Stelle auf Seiten Rotruds auch keinerlei Ironie in dem Satz heraushören können, in meinen Augen meint sie genau das, was sie da sagt bzw. denkt. Und das ist einfach nicht stimmig. Zudem klingt das so unterwürfig und wenn Rotrud eines nicht ist, dann unterwürfig! Und dann wird sie auch noch kurzzeitig als Hexe verschrien, sorry, aber da war ich wirklich kurz davor, das Buch abzubrechen.

Leide gab es noch zwei-drei weitere kleine Stellen, die mir unlogisch und unrund vorkamen. Zum einen das Verhältnis zwischen Rotrud und den Brüdern Jost und Siegfried oder auch die Aussage, dass es in der Gegend keine Höhlen gebe und sich dann Rotruds Vater doch in einer versteckt. Ich weiß, das sind Kleinigkeiten und vermutlich sollte ich aufhören, das Haar in der Suppe zu suchen, aber mir ist das halt aufgefallen und es hat mich gestört.

Alles in allem kann ich zumindest aber doch sagen, dass sich das Buch zügig liest und dass einen Rotrud wirklich ans Herz wachsen kann. Es ist nette Unterhaltung, nicht mehr aber auch nicht weniger für mich. Den zweiten Roman mit Rotrud und Trushard werde ich jedoch nicht mehr lesen.

Bewertung:
[note3+]

lg
kathrin
Rock the Night!