[isbn]3940855200[/isbn] | | Verlag: Dryas-Verlag ISBN: 3940855200 Seiten: 509 Ausgabe: Taschenbuch ET: 03.2010 Preis: € 14,00 |
kurzbeschreibung:,,Sollte man eine Geschichte, die zu Ende ist, weitererzählen?", fragt Andreas. Wenn sie zu Ende ist, ist sie zu Ende, findet Jakob. Und wer will auch schon hören, wenn dann alles ganz anders verläuft, als die Zuhörer sich das gewünscht hätten? Aber Andreas lässt nicht locker: ,,Das Leben geht ja auch immer weiter, oder?" Und so geht auch die Geschichte von Jakob und Elisabeth weiter, die sich im ersten Teil ,,Der Spielmann" gefunden und wieder verloren hatten. Jakob zerreibt sich als König von Reupen zwischen seinen Überzeugungen und den politischen Notwendigkeiten, während Elisabeth sich zu ihrer Cousine Eleonore geflüchtet hat, fest entschlossen, den Rest ihres Lebens als alleinstehendes Fräulein zu verbringen. Doch dann steht eines Morgens ein völlig unerwarteter Besucher vor Elisabeth und erschüttert nachhaltig die Ruhe ihres Refugiums und zwingt sie zum Handeln ...
Meine Meinung:Direkt zu Beginn stellt Andreas, der beste Freund unseres Spielmanns Jakob die alles entscheidende Frage ,,Sollte man eine Geschichte, die zu Ende ist, weitererzählen?. Ich kann auf diese Frage ehrlich gesagt keine klare und eindeutige Antwort geben. Zum einen würde ich mit einem ganz klaren ,,Ja!" antworten, da mich dieses Buch genau wie der erste Teil unendlich gefesselt und berührt hat und es wirklich ein Genuss war, dieses Buch zu lesen. Aber ein kleines ,,Nein" gibt es von meiner Seite aus auch, denn letztendlich hätte ich doch lieber einen von ,,Der Spielmann" unabhängigen Roman der Autorin gelesen hätte, auch wenn ich natürlich sehr neugierig auf die Weiterentwicklung der Geschichte zwischen Elisabeth und Jakob war. Die Erwartungshaltung war vielleicht einfach zu groß und die kleineren Kritikpunkte in diesem Buch hätten mich vielleicht weniger enttäuscht, wenn es keine Fortsetzung zu DER SPIELMANN gewesen wäre.
Der absolute Genuss an diesem Buch, wie auch bereits in DER SPIELMANN ist der wunderbare Erzählstil der Autorin. Das Schloss, die Figuren, die ganze Umgebung sind ungeheuer lebendig und zum greifen nah. Ingrid Ganß erzählt ihre Geschichten in einem sehr anspruchsvollen, poetischen Stil, ohne dass es beim Lesen selbst auffällt oder anstrengend wirkt. Mir persönlich ist das erst so richtig aufgefallen, als ich nach dem Ende von DER KÖNIG zu einem anderen historischen Roman gegriffen habe und dort dann die Einfachheit festgestellt habe. Es war für mich nie die Frage, mich an Ingrid Ganß' Erzählstil gewöhnen zu müssen, es war viel schwieriger, mich im Anschluss wieder mit einem einfacheren Stil abfinden zu müssen.
Was mir bei diesem Roman etwas gefehlt hat, war die Märchengrundlage, auch wenn ich der Autorin diesbezüglich keinen Vorwurf machen kann, da ich weiß, dass sich für eine Fortsetzung der Geschichte vermutlich kein bekanntes Märchen hätte finden lassen. Die Idee, das Märchen KÖNIG DROSSELBART in einen Roman zu packen, fand ich einfach eine wunderbare Idee, die zudem auch noch sensationell umgesetzt worden ist. Da ich in dieser Fortsetzung leider auch meine Probleme mit Jakob und teilweise auch mit Elisabeth hatte, wäre mir wie schon geschrieben ein neuer, unabhängiger Roman mit neuen Charakteren, der wieder auf ein Märchen aufbaut lieber gewesen.
Das größte ,,Problem" in diesem Buch war für mich eindeutig Jakob, oder besser König Philipp Jakob von Reupen, denn von unserem Spielmann Jakob Meger scheint nichts übrig geblieben zu sein. Die Laute, das Bild von Elisabeth und die Kleidung des Spielmanns verstauben im Haus seines Freundes und er selbst scheint sich aufgegeben zu haben. Es ist ihm hochanzurechnen, wie sehr er sich bemüht, ein guter König für sein Volk zu sein, aber den Jakob in sich richtet er mit seinem Leben zu Grunde und flüchtet sich in Alkohol und Weibergeschichten. Und auch mit Elisabeth hatte ich so meine Probleme. Sie war mir oft viel zu wenig entscheidungsfreudig und vielleicht nervt mich das auch deshalb so sehr, weil ich diese Charaktereigenschaft von mir selbst kenne. Dennoch, an manchen Stellen hätte ich ihr (genau wie Jakob) in den Hintern treten können. Ihre Passivität ging mir mitunter tierisch auf den Geist! Durch ihre Passivität und seine Sturheit wirkt die Liebe auf mich zwischendurch total hoffnungslos. Ich hatte oft das Gefühl, dass ich die beiden selbst im Weg stehen, selbst in der Zeit, wo sie sich nach zwei langen Jahren endlich wiedersehen. Zwischenzeitlich hatte ich das Gefühl, dass sie gar nichts mehr gemeinsam haben als den Sex und selbst der wirkte wie ein letztes Aufbäumen gegen das unvermeidlich scheinende Ende ihrer Beziehung. ich kann halt ÜBERHAUPT nicht verstehen, warum sich Jakob nicht zu ihr bekennt, warum sie sich nicht der Öffentlichkeit stellen? Ich bin ganz klar der Meinung, dass ein gewisser, gesunder Egoismus sogar sein MUSS. Es KANN nicht gut sein, wenn sich ein Mensch für andere (sei es in der Beziehung zu einem Partner oder von mir aus auch als König im Verhältnis zu seinem Volk) total verbiegt und sich selbst aufgibt. Der ganze Hickhack zwischen den Beiden ging mir irgendwann sogar sehr auf die Nerven, zumal so klar und eindeutig ist, dass sie sich lieben und zusammen glücklich werden können.
Die absoluten Highlights in diesem Buch waren für mich die Nebenrollen, wobei mein persönlicher Held Andreas (Jakobs bester Freund) gar keine so kleine Rolle mehr spielt. Gerade er und Barbel sind mir echt ans Herz gewachsen. Wenn Andreas oder Barbel auftreten kommt Leben in die Bude, da bewegt sich was. Gerade die Zeit zu Beginn, als Andreas Elisabeth sucht und bei Eleonore findet und dort den ganzen wohlgeordneten Haushalt bei Eleonore auf den Kopf stellt bzw. kurze Zeit später, als sich Elisabeth mit Barbel auf den Weg nach Reupen macht! Ganz ganz großes Kino und Unterhaltung pur! Ich denke mir liegen die gradlinigeren Figuren wie Barbel und Andreas einfach eher als die komplizierten Figuren à la Jakob. Sehr spannend fand ich in diesem Zusammenhang, dass sich dies auch in solchen ,,Kleinigkeiten", wie dem Schachspiel zeigen, dass Jakob gerne Schach spielt und Andreas nicht. Auch Andreas' Hof in der Nähe von Jakobs Residenz ist ein wunderbarer Ort zum Wohlfühlen, ein Ort, wo jeder willkommen ist und sich heimisch fühlt. Ich bin Ingrid Ganß wirklich dankbar für diese Figuren, sie werten das Buch in meinen Augen noch mal um einiges auf und dankbar bin ich auch für Menschen wie Therese, Marie, Johanna und Bernhard, die die Autorin nicht vergessen hat, nachdem wir ein kleines Stück ihres Schicksal im ersten Buch schon kennenlernen durften.
Bewertung:[note2+]
Liebe Grüße
Kathrin