David Eddings - Die Tamuli-Saga

Begonnen von Christiane, 09. März 2014, 23:29:54

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Christiane

[isbn]B007CLIL4M[/isbn]

Klappentext:
Friede herrscht in den Landen Eleniens, doch Gerüchte besagen, dass die blutigen Helden der Altvorderenzeit wiederauferstehen. Bald sammeln sich die ersten Unzufriedenen in Banden und ziehen plündernd und brandschatzend durchs Land. Gleichzeitig erreicht ein Gesandter aus dem fernen Tamulischen Imperium den Hof von Elenien. Er bittet um Hilfe. Ungeheuer, untote Krieger und schwarze Magie zerstören seine Heimat. Sperber, der Ritter der Königin, sei des Kaisers einzige Hoffnung; nur ein Held wie er, der einst den dunklen Gott Azash bezwang, könne gegen die Schrecken der Vergangenheit obsiegen. Also brechen Sperber und seine Königin auf in das ferne Reich des Ostens, zur schimmernden Stadt.

Cover/ Layout:
Die drei Weltbild-HCs sind schön gemacht, die Cover passen gut zum Inhalt der Bücher und auch als Trilogie gut zusammen. Auf dem Buchrücken steht sogar die Reihenfolge – sehr lobenswert, da das bei so vielen Serien fehlt! So etwas stell ich mir auch gern in mein Regal.

Einstieg:
Jedem der drei Bände geht ein Prolog  voraus, den man, wie ich finde, allerdings erst in der Rückschau wirklich würdigen kann. Er berichtet quasi aus der universitären Sicht der Fakultät für Zeitgeschichte über die Geschehnisse der Tamuli-Saga. Ich hab die drei Prologe ganz am Ende noch mal überflogen und mich beim zweiten Lesen sehr amüsiert.

Lesefluss/ Sprache/ Schreibstil:
Im Großen und Ganzen bin ich mit dem Stil und der Sprache gut zurecht gekommen. Aber an den witzigen, flüssigen Stil der Belgariade kommt Eddings hier bei weitem nicht heran. In dieser Hinsicht waren die Bücher eine ziemliche Entäuschung. Nur sporadisch blitzten der Wortwitz und die treffsichere Sprache, die ich bei diesem Autor so liebe, hier auf. Allerdings kann ich nicht sagen, ob das vielleicht auch daran liegt, dass die beiden Serien von unterschiedlichen Übersetzern ins Deutsche übertragen wurden. Hierfür spricht, dass ein Wort wie ,Gschaftlhuber' für mein Gefühl in einem Buch dieses Genres in einer Welt wie der hier beschriebenen mit Rittern, Göttern und Helden einfach nichts zu suchen hat.
Zudem stört es schon sehr, wenn immer mal wieder Namen von Personen und Orten falsch geschrieben oder gar verwechselt werden. Wir bewegen uns in einer Fantasy-Welt mit zwei Kontinenten und 17 Ländern, jedes davon mit Länder- und Städtenamen, weltlichen und geistlichen Herrschern und Helden. Viele davon ähneln sich sehr (Ein Beispiel gefällig?: Cynesga - das Land, Cynestra - eine Stadt, Cynga - noch eine Stadt, Cyrgon - der Gott, Cynesgai - eine Volksgruppe, Cyngai - und noch eine Volksgruppe.  :wah:) Ein Verzeichnis, das Ordnung und Überblick verschaffen würde, fehlt leider. Da sind solche Fehler dann extrem ärgerlich.

Geschichte/ Gestaltung:
Die Geschichte selbst ist nicht so wahnsinnig originell: ,Ein Held zieht mit einigen Gefährten aus die Welt von einem Unhold zu befreien.'  Durch die Vielzahl der Personen in den diversen Ländern hat es eine gefühlte Ewigkeit gedauert, bis ich einigermaßen drin war in der Geschichte. Nach den ersten ca. 40 Seiten hab ich schließlich nochmal von vorn begonnen und habe mir beim Lesen mein eigenes Namensregister erstellt. Nur so bekam ich irgendwann leidlich den Überblick. Es dauerte fast bis zur Mitte des zweiten Bandes bis die Geschichte dann doch mal begann, spannend zu werden. Leider erwies sich das aber nur als kurzes Strohfeuer. Denn kurz darauf konnten die Protagonisten eine neue Figur für ihre Sache gewinnen, die in der Lage ist, Gedanken zu lesen und nun viele Probleme einfach löste, indem sie den Gedanken der Feinde lauschte und das dann langatmig und spannungslos für alle nacherzählte.
Ja, es gab spannende Phasen und auch auf Seiten der ,Guten' gab es Verluste zu beklagen. Aber das geschah selten auf eine Weise, die einen wirklich berührt hätte. Entweder die Verluste waren etwas seelenlose Zahlen wie ,es fielen viele tausend Ritter in der Schlacht' oder es waren Personen, die man kaum kannte oder der befürchtete Verlust wurde von irgendeinem Zauberer oder einer der vielen Gottheiten einfach wieder behoben. Das machte die ganze Geschichte sehr oberflächlich und wenig bewegend.
Für alle Probleme, die sich den Gefährten in den Weg stellten, konnten sehr schnell Lösungen gefunden werden, die zwar zum Teil sehr außergewöhnlich waren, aber insgesamt ging das irgendwie immer zu leicht und glatt.
Im dritten Band springt die Geschichte dann ständig zwischen etlichen Gruppen von Protagonisten hin und her, zum Teil sogar ohne dass auch nur ein Absatz die verschiedenen Szenen trennen würde. Da vergeht einem als Leser Hören und Sehen und es bleibt einem gar nicht die Zeit, wirklich ins Geschehen einzutauchen und mitzufiebern. Kaum ist man in einer Szene auch nur halbwegs angekommen, schon springt man wieder anderswo hin – da kommt man sich ein bisschen vor wie in einem modernen Musikclip mit diesen extrem schnellen Schnitten.
Die Highlights der Geschichte will ich aber auch nicht verschweigen. Zwischendurch gab es durchaus unerwartete Wendungen, die dann auch kurzzeitig Spannung versprachen. Es gab Szenen, bei denen ich herzlich lachen konnte – Situationskomik, Wortwitz, originelle Charaktere. Durchaus amüsant auch die Momente, in denen der Geistliche einer Religion sich plötzlich dem lebendigen Gott einer anderen Religion gegenüber sah und in arge Gewissensnöte geriet ob dieses ketzerischen, aber nicht zu leugnenden Erlebnisses  :->. Stellt Euch vor, Shiva taucht leibhaftig im Petersdom auf, um mit Papst Franziskus zu plaudern  :umfall: .) Diese Abschnitte haben mich durchhalten lassen bis zum Schluß.
Das Ende des Abenteuers hat mir in weiten Zügen gut gefallen. Interessante Ideen, ausdrucksstarke Schilderungen, teils rasante Kämpfe zum großen Finale – da machte das Lesen Spaß.
Der Epilog kam dann für mich zu kurz und schnörkellos daher. Aber das geht mir oft so, dass ich am Ende gern noch mehr davon hören würde wie es mit den Protagonisten nun weitergeht.


Figuren:
Mit den Figuren in der Tamuli-Trilogie wurde ich einfach nicht so richtig warm. Ritter Sperber und seine Königin waren schon in der Elenium-Trilogie nicht wirklich lebendig geworden für mich und das ist auch hier so geblieben. Dies seltsame Verhältnis der beiden zueinander: der große Held, der die Welt rettet und sich dann aber bereitwilligst seiner Frau und Königin unterordnet, die er großgezogen hat wie an Vaterstelle – das ist so eine merkwürdige Konstellation, dass die Personen nie ein greifbares Profil bekommen. Es ist schwer zu beschreiben, aber immer wieder hat man das Gefühl, dass das so nicht stimmig ist.
Daneben gibt es eine Unzahl von weiteren Königen, Kirchenfürsten, Helden, Rittern, Bösewichten, Göttern, die diese Geschichte bevölkern und in der Vielzahl geht die einzelne Figur leider unter. Kaum eine bekommt tatsächlich so viel Kontur, dass man wirklich mit ihr mitfiebern will. Alle bleiben eher flach und man hat als Leser zunächst große Schwierigkeiten überhaupt einen Überblick über diese Armada von Protagonisten zu bekommen.


"Das Wort zum Sonntag":
Wenn man bedenkt, dass David Eddings eine meiner absoluten Lieblingsserien geschrieben hat, ist diese Trilogie wirklich enttäuschend. Der Plot bringt zu wenig Überraschendes und zu wenig Spannung, Personen gibt es zu viele mit zu wenig Profil, Eddings spezieller Witz blitzte viel zu selten auf und ich konnte nie wirklich in die Geschichte eintauchen.
Wenn ich die Bücher nicht als Reziexemplare bekommen hätte hätte ich vermutlich schon im ersten Band abgebrochen und die drei Bücher nur zur Vervollständigung meiner Eddings-Sammlung ins Regal gestellt.
Nun habe ich gerade bei diesem Autor sehr hohe Erwartungen, so dass ich vielleicht ein wenig streng geurteilt habe. Bei der Notenvergabe bin ich daher vorsichtig und gebe noch eine 3.

Note:
[note3]

Liebe Grüße,
Christiane
Staunt euch die Augen aus dem Kopf, lebt, als würdet ihr in zehn Sekunden tot umfallen. Bereist die Welt. Sie ist fantastischer als jeder Traum, der in einer Fabrik hergestellt wird.
Ray Bradbury (1920 - 2012)