Alexandra Fischer - Der Traum vom Horizont

Begonnen von nirak, 17. April 2016, 18:13:26

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nirak

[isbn]B01781PZQC[/isbn]

Romantischer Titel mit bewegendem Inhalt

Der Traum vom Horizont beginnt seine Geschichte mit einem Prolog, in dem sich zwei Schwestern nach langen Jahren wieder sehen. Es wird deutlich, nicht alles in ihrem Leben verlief so, wie es sich die Schwestern gewünscht hätten. Nicht nur der Krieg hat ihrem Leben zugesetzt auch die Umstände ihrer Erziehung und ihrer Lebenssituation. Es ist das Jahr 1920 in dem sich Helene und Martha wiedersehen. Ihre eigentliche Geschichte startet dann im Jahre 1902 und wird im Grunde rückwirkend erzählt. Die Schwestern wandern gemeinsam mit Vater und Mutter und ihrer älteren Schwester nach Deutsch-Samoa aus. Karl von Bahlow will sich hier eine neue Existenz aufbauen und sich selbst verwirklichen. Mit harter Hand regiert er seine Familie. Er selbst entstammt altem Adel, hat aber keinen großen Erbanspruch und muss sich somit selbst versorgen und beweisen. Auf Deutsch-Samoa bekommt er die Chance dazu. Seine Entscheidungen sind nicht immer zum Wohl seiner Familie und so haben die Kinder sowie auch die Mutter, Rosa von Bahlow unter seiner strengen Führung zu leiden.

Fischer erzählt ihre Geschichte auf ungewöhnliche Weise. Mit jedem neuen Kapitel erzählt ein anderer Protagonist aus seinem Leben, ebenfalls erzählt jedes Kapitel aus einem anderen Jahr. Am Ende war man insgesamt 13 Jahre bei der Familie Bahlow. So ist der Leser mal bei Helene, mal bei Martha, dann wieder bei der Mutter oder der älteren Schwester, genauso wie direkt beim Vater und später kommen auch die Männer zu Wort, die sich für die Schwestern interessieren. Es macht durchaus Spaß dieses Buch mit dieser ungewöhnlichen Erzählweise zu lesen. Ich fand es sehr interessant, auf diese Weise, in die Köpfe der einzelnen Charaktere schauen zu können, und eben auch ihre Gedanken und Gefühle mitzuerleben. Jeder erlebt sein Leben und das der Anderen auf unterschiedliche Weise. Auch die politische Situation wirkt auf jeden anderes. Gerade dies wurde hier gut ausgearbeitet.

Allerdings scheut die Autorin nicht davor zurück, mit deutlichen Worten das schwere Leben der Schwestern zu erzählen. Sie leiden unter dem strengen Vater und unter der schwierigen Lebenssituation. Karl ist der Ansicht eine Frau habe zu gehorchen und Erben zur Welt zu bringen und ansonsten still und unsichtbar zu sein. Alexandra Fischer zeigt deutlich auf, wie wenig gerade Frauen damals zu sagen hatten, von einem selbstbestimmten Leben ganz zu schweigen. Durch ihre fiktiven Charakteren der Familie Bahlow zeigt sie die strenge Lebensmoral dieser Zeit. Wie eine Insel wie Samoa unter Fremdherrschaft gestellt wurde und wie mit den Einheimischen umgegangen wurde. Sie hat die politischen Ereignisse gut mit der fiktiven Geschichte verwoben. So ist ein schönes Gesamtbild der Zeit entstanden. Der Leser ist mit dabei, wie die Schwestern erwachsen werden und sich verlieben, erlebt aber auch, dass es nicht immer so läuft wie man es sich erträumt.

Der Traum vom Horizont mag vom Titel her romantisch klingen, der Inhalt ist es aber eher weniger. Auch wenn hier von Liebe die Rede ist, ist es in diesen Zeiten nicht einfach sie zu leben. So müssen die Protagonisten einiges durchstehen und ob sie am Ende das finden was sie suchen, nun dass muss jeder Leser selbst herausfinden. Das letzte Kapitel schließt zwar an den Prolog an und schließt so den Kreis und einiges ist zum Abschluss gekommen, aber ganz zu Ende erzählt ist die Geschichte von Helene und Martha und ihrer Familie dann doch noch nicht. Man darf auf den zweiten Band gespannt sein, der sicher noch einiges zu erzählen hat.

[note2]

Christiane

Hallo Karin,

du hast recht: der Titel klingt nach Liebesroman. Und ich hab auch nur in die Rezi geschaut weil ich neugierig auf Deinen Lesestoff war - ich war sicher, dass das für mich nix ist  :-> . Aber was Du da über das Buch schreibst klingt überraschend spannend. Ich schreib es also mal auf meinen Wunschzettel.
Danke für die Rezi, die mich mal wieder auf ein Buch gebracht hat, das ich sonst sicher nie in Betracht gezogen hätte.

LG, Christiane
Staunt euch die Augen aus dem Kopf, lebt, als würdet ihr in zehn Sekunden tot umfallen. Bereist die Welt. Sie ist fantastischer als jeder Traum, der in einer Fabrik hergestellt wird.
Ray Bradbury (1920 - 2012)

nirak

Hallo Christiane  :schmusen:
schön, dass ich helfen konnte  :teufel:
lg
nirak