Ann Napolitano - Der Morgen davor und das Leben danach

Begonnen von Inge78, 02. September 2021, 07:52:29

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Inge78

ZitatAn einem Sommermorgen besteigen der zwölfjährige Edward und seine Familie ein Flugzeug, das sie von New York nach Los Angeles bringen soll. Auf halbem Weg über das Land, stürzt das Flugzeug ab. Edward ist von einhundertsiebenundachtzig Passagieren der einzige Überlebende. Was geschah in den Stunden davor? Wie geht sein Leben nach dem schmerzvollen Verlust weiter?
Die atemberaubende Odyssee eines Jungen, dessen einsames Herz wieder lernen muss zu lieben.

"Was passiert ist, Edward, ist in deine Knochen eingebrannt. Es lebt unter deiner Haut. Es wird nicht weggehen. Es ist ein Teil von dir, und es wird jeden Moment ein Teil von Dir bleiben, bis du stirbst. Und seit ich dich zum ersten Mal traf, bist du dabei zu lernen, wie du damit leben kannst."


Der 12-jährige Edward überlebt als einziger Passagier einen Flugzeugabsturz. Auch seine Eltern und sein älterer Bruder sind ums Leben gekommen, Edward muss zu seiner Tante und seinem Onkel ziehen. Doch wie soll er wieder in ein normales Leben zurückfinden?

In zwei Zeitebenen erzählt Ann Napolitano sowohl die letzten Stunden vor dem Absturz im Flugzeug, als auch Edwards lange Weg zurück ins Leben. Ann Napolitano hat sehr genau zu Flugzeugabstürzen recherchiert, durfte Blackboxaufnahme nutzen, erklärt viel, wie es zu dem Unglück gekommen ist. Das ist interessant und bringt eine gewisse Spannung ins Buch, was ansonsten eher von den ruhigen Tönen lebt, vom Innenleben seiner Protagonisten. Ein paar ausgewählte Passagiere dürfen wir näher kennenlernen und ein Stück begleiten, so wie sie auch Edward ein Stück begleitet haben. Edward ist mir sehr nah gekommen in diesem Roman. Wie er mit seinen Gefühlschaos umgeht, mit seinen Gedanken und Erinnerung ist manchmal wirklich hart zu beobachten. Eine gewisse Distanz bleibt, hat für mich das Buch aber auch besser ertragbar und verstehbar gemacht. Die Art, wie Edward an sich arbeitet, und die Mittel, mit denen er "arbeiten" kann, sind interessant und geben dem Roman eine weitere Dimension. Ich halte mich hier absichtlich wage, denn das sollte jeder Leser selber entdecken. Ich empfinde den Schreibstil der Autorin als sehr emphatisch ohne pathetisch zu werden. Zu jeder Zeit nehme ich ihr ab, was sie beschreibt, wie die Personen sich fühlen. Den Abstand, den ich durch ihre manchmal fast sachliche Schreibweise empfinde, tut mir ganz oft richtig gut beim Lesen.
Ein ruhiges Buch, ein sehr emotionales Thema, eine bedrückende Stimmung, die doch immer wieder aufgehellt wird und mich nicht deprimiert zurück lässt, sondern nachdenklich und doch voller Hoffnung. Kein Tränenbuch für mich aber ein Highlight was mich so schnell nicht loslassen wird.

[note2+]
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf