Ella Stein: MIMIS WELT - Die Sache mit dem Vater (Band II)

Begonnen von Dante, 26. Dezember 2021, 13:50:30

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Dante

Vorab: Die Rezension zu Band I (MIMIS Welt - Die Sache mit Dir) findet ihr hier https://www.buchrebellin.de/bkf/index.php?topic=5347.0 in der Rubrik "Liebesroman".
Band II fällt meines Erachtens jedoch nicht in diese Kategorie.


Klappentext:
Mimi nimmt eine überraschende Begegnung zum Anlass, sich endlich auf die Suche nach ihrem Vater zu machen. Ausgerechnet ihr ehemals bester Freund Alex soll sie zur letzten bekannten Adresse in Passau begleiten: eine Entscheidung, die Mimis Partner Konstantin an ihren Gefühlen zweifeln lässt. Doch auch Mimi stellt die Beziehung in Frage, denn Konstantin wird nicht nur durch seinen Freund Georg Soyer abgelenkt, der mit Herausforderungen konfrontiert ist, die weiteren Kreise ziehen als geahnt – auch für Mimi. / Zweiter Teil der Romanreihe ,,Mimis Welt" über das Leben, die Liebe, Sehnsüchte und Abgründe.

Über die Autorin:
Ella Stein wurde 1985 in Österreich geboren und lebt mit ihrer Familie in einer kleinen Gemeinde in der Nähe von Linz. Bevor sie den Fokus auf das Schreiben legte, durchlief die Juristin zahlreiche berufliche Stationen in den Bereichen Bankwesen, Werbung und PR. Nebenbei ist sie als freiberufliche Trainerin in der Erwachsenenbildung tätig. Näheres auf www.ella-stein.at

Meine Einschätzung:

,,Was man nicht erlaufen kann, musst man erwarten können."

In ,,MIMIS WELT – Die Sache mit dem Vater" präsentiert uns Ella Stein wieder die schon aus Band I bekannten drei Erzählperspektiven: Miriam Linz, diesmal im Zwiespalt von Suchen und Finden (wollen); Georg Soyer, von Beruf (noch immer und gleichzeitig doch nicht) Hotelbesitzer-Sohn-in-Warteposition; Greta Wagner, inzwischen Mimis beste Freundin und Leidenschaft von (das sei an dieser Stelle nicht verraten). Zu Konstantin, der heimlichen vierten Hauptfigur aus Band I, hat sich (der Titel deutet es bereits an) eine weitere gesellt: Mimis Vater.

Der Roman ist in sich geschlossen, es ist jedoch empfehlenswert, Band I gelesen zu haben, denn ,,Die Sache mit dem Vater" macht da weiter, wo ,,Die Sache mit Dir" aufhörte: Mimi weiß, wo sie ihren Vater finden könnte, müsste sich also nur noch auf den Weg machen.

Ella Stein nimmt ihre Leserschaft in Band II wieder mit auf eine spannend aufgebaute Reise, wie sie das Leben für manche Scheidungskinder schreibt; daher sei an dieser Stelle vorsichtshalber eine Lesewarnung ausgesprochen für Themen wie psychische Erkrankungen, sexualisierte Gewalt, Tod und Kindheitstraumata. Das soll jedoch auch dieses Mal Unschlüssige nicht abschrecken, das Buch enthält– so finde ich – nur zwei kurze Passagen, die gebeutelte (Lese)Seelen, um auf Nummer sicher zu gehen, überspringen sollten: Kapitel 21 insbesondere S. 108ff und Kapitel 30 insbesondere S. 151; gleichzeitig beschreiben diese Momente jedoch Schlüsselszenen, in denen Lesenden Blicke hinter die Fassade von und in die Abgründe des Georg Soyer gewährt werden. Die schon in Band I stimmig und vielschichtig gezeichnete Beschreibung des bittersüß-dunklen Charakters ruft in diesem Band nach Auflösung – nicht nur Mimi hat ein ,,Vaterthema" und wieder einmal mag man Mitgefühl für Georg empfinden.

Die Kapitel sind erneut kurz und erzählen jeweils vielschichtig beschrieben aus der Perspektive einer der drei Charaktere. Knapp 300 Seiten auf einem Rutsch zu lesen dürfte vielen auch dieses Mal nicht schwer fallen.

Dies ist mein zweites Buch von Ella Stein und sie beweist meines Erachtens erneut, dass sie schreiben kann und zu fesseln weiß! Band II trifft meinen persönlichen Geschmack sogar noch einen Tick besser als der Erstling (diesen hatte ich Lesenden empfohlen, die keinen oberflächlichen ,,kuscheligen" Liebesroman suchen, sondern den Hauch von ,,Darkness" mögen, der einen nicht gleich verstörend zurücklässt.) Die zentralen Fragen in Band II sind meines Erachtens: Gibt es Fragen, die man besser nicht stellen sollte? Muss jede Frage beantwortet werden? Will man wirklich in die dunklen Ecken des Lebens mit dem Licht der Wahrheit leuchten, auch auf die Gefahr, dass man die Illusion erträglicher gefunden hätte als die Realität? Georg, Mimi sowie Greta haben der Schatten genug und Ella Stein hat mit Band II eine schlüssige, spannend aufgebaute Weiterführung geschaffen, die neugierig macht bis zum Schluss.

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Instagram: @susanne_pilastro_autor