Juliet Marillier - Die Tochter der Wälder

Begonnen von Aurian, 24. Januar 2010, 18:26:45

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Aurian

[isbn]978-3426625798 [/isbn]

649 Seiten
Fantasyroman mit historischem Hintergrund
OT: Daughter of the Forrest

Diese Ausgabe ist zur Zeit vergriffen. Das Buch ist jedoch noch als Weltbild-Reader erhältlich.

Teile der Sevenwater-Trilogie:
1. Die Tochter der Wälder
2. Der Sohn der Schatten
3. Das Kind der Stürme

Inhalt
Sorcha und ihre sechs Brüder wachsen in den Wäldern Irlands frei und ungebunden auf. Doch dieses unbeschwerte Leben ist zu Ende, als ihr Vater sich neu verheiratet. Die Stiefmutter beherrscht böse Kräfte und belegt die Brüder mit einem Fluch, den nur Sorcha lösen kann, indem sie eine furchtbare Prüfung besteht.

Meine Eindrücke
Die Autorin hat aus dem Märchen ,,Die sechs Schwäne" einen ganz wunderbaren Roman mit magischen Elementen und einer historischer Rahmenhandlung gemacht. Im Gegensatz zu dem Märchen lernt der Leser Sorcha ausführlich kennen, sodass man sich sehr gut in sie einfühlen kann. Es ist schon erstaunlich, wie sehr man mitfiebert, obwohl man doch weiss, wie das Märchen ausgeht. Doch die Autorin hat eine sehr packende und spannende Geschichte voller Dramatik geschaffen, die sich zum Teil vom ursprünglichen Geschehen löst oder es ergänzt, um dann das ursprüngliche Märchen geschickt darin einzubetten.
Anfangs bin ich regelrecht in der märchenhaften Atmosphäre versunken und der schöne Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Nach dem Auftauchen der bösen Stiefmutter spitzt sich die Dramatik immer mehr zu. Doch leider bleibt gerade die Figur der Stiefmutter Oonagh etwas nebulös, denn man erfährt überhaupt nichts über ihr Vorleben, wo sie herkommt, wer oder was sie ist, oder woher sie ihre magischen Fähigkeiten hat. Das war für mich als Leser etwas unbefriedigend.
Aber den Brüdern Sorchas widmet sich die Autorin wieder etwas ausführlicher, sodass auch sie mehr Persönlichkeit haben als in der Vorlage. Jeder der Brüder hat sein ganz eigenes Talent und man lernt ihren Charakter und ihre Interessen  kennen.
Sorcha muss viele teilweise grausame Prüfungen bestehen, in denen getestet wird, ob sie ihr Schweigegelübde auch unter extremen Bedingungen nicht bricht und Sorcha wird bis an ihre Belastungsgrenze getrieben, was auch für mich etwas nervenaufreibend war. Zum Glück bekommt Sorcha in ihren schwärzesten Stunden Hilfe von ganz unerwarteter Seite.

Leider sind zum Ende einige Dinge nicht ganz zu meiner Zufriedenheit aufgeklärt worden, was wahrscheinlich als Vorbereitung für den zweiten Teil gedacht ist.

Fazit:
Ein spannender und packender Roman zum mitfiebern, mit einer sehr tapferen Heldin, die sich allen Prüfungen stellt.

[note2]

LG, Aurian

Kathrin

Meine Eindrücke:
Der erste Teil der Sevenwaters-Trilogie ,,Die Tochter der Wälder" von Juliet Marillier basiert auf einer irisch-keltischen Sage, die bei uns als das Märchen ,,Die sechs Schwäne" der Gebrüder Grimm bekannt ist, und spielt hier in einem historischen Kontext im 9. Jahrhundert in Irland und England. Von Anfang an hat der sehr märchen-, sehr sagenhafte Stil der Autorin bei mir das Kopfkino angeworfen, auch wenn ich zu Beginn ein wenig Probleme mit den Fantasy-Elementen rund um die Herrin der Wälder und das Feenvolk hatte. Da für mich Zaubereien in historischen Bücher generell nichts verloren haben – und in meiner Histo-Laune war dieses Buch für mich zunächst einmal ein hist. Roman – musste ich erst meine Einstellung zu dem Buch ändern und es als großes Märchen sehen und das hat ein wenig gedauert. Hinzu kommt, dass ich den Anfang fast schon zu ruhig, zu dahinplätschernd empfand, wobei sich das mit dem Auftreten der bösen Stiefmutter schlagartig geändert hat und die Geschichte mit den Intrigen von Lady Oonagh deutlich an Fahrt aufnimmt. Spätestens als die sechs Brüder in Schwäne verwandelt werden, hatte mich das Buch gepackt, auch wenn ich Bedenken hatte, dass das Buch langatmig werden könnte, so ohne Dialoge, da Sorcha, um ihre Brüder zu erlösen, schweigen muss, bis alle 6 Hemden genäht und den Brüder übergestreift sind. Aber das war durch die anderen Figuren glücklicherweise ausgeglichen, auch wenn ich an der ein oder anderen Stelle dennoch das Gefühl hatte, als ob das Buch etwas vor sich hinplätschern würde. Ich hatte zumindest zwischenzeitlich Sehnsucht nach den Brüdern und ihrer irischen Heimat.

Desöfteren hatte ich auch kleinere Probleme mit dem Erzählstil der Autorin. Da gab es Szenen, die mir eindeutig zu langatmig aber auch gleichzeitig zu schwammig erzählt waren, so dass ich der Autorin und ihren Gedanken nicht immer folgen konnte bzw. diese teilweise sogar als unlogisch oder widersprüchlich erachtet habe. Vielleicht hätte es geholfen, wenn die ein oder andere Szene etwas chronologischer erzählt worden wäre, gerade bei der Auflösung der Intrigen war ich ziemlich verwirrt. Nichtsdestotrotz gab es in diesem Roman auch großartige Wohlfühlmomente und Wohlfühlfiguren, die ich gerne noch länger genossen hätten. Schade, dass es diese Hochs und Tiefs in diesem Roman gab.

Dennoch gerade die Figuren, vor allem diverse Nebenfiguren, haben es mir angetan. Vor allem bei Sorchas Vater oder Lady Anne hatte ich immer wieder das Gefühl, dass ihre Handlungsweisen und Reaktionen perfekt zu ihrer Figur und Rolle passen und dazu auch noch realistisch und  nicht aufgesetzt wirken. Der Vater wirkt nach dem Tod seiner ersten Frau abgestumpft und innerlich abgestorben, eine leblose Hülle ohne Seele und Lady Anne finde ich einfach nur perfekt dargestellt. Man kann ihre Abneigung und ihre Gedanken zu Sorchas Aufnahme in Hughs Haushalt wirklich sehr gut nachvollziehen und doch ordnet sie sich ihrem Sohn unter und achtet ihn als denjenigen, der das Sagen hat. Ich weiß nicht, ob das viele Autoren/innen so gemacht hätten. Aber ich finde ihr Verhalten passt zu dem Verhaltensmuster von Frauen in der damaligen Zeit, zumindest so wie ich es mir vorstelle. Ich denke die ständig rebellierenden Romanheldinnen, die man sonst so oft kennt, waren damals eher die Ausnahme, insofern spiegelt Lady Anne für mich eher das Bild wieder, wie ich es mir mache. Und solche realistisch wirkenden Verhaltensmuster findet man bei vielen Figuren, auch bei den Hauptfiguren, Sorcha und Hugh, die ich beide sehr in mein Herz geschlossen habe, auch wenn Hugh vielleicht schon wieder fast zu perfekt war und Sorcha vielleicht schon zu viel erleiden und erdulden musste.

Weniger gelungen fand ich hingegen die ,,bösen" Charaktere, diese waren mir eindeutig zu schwarz-weiß gemalt. Natürlich in der kürzeren Märchenvorlage darf die Stiefmutter ruhig die böse Stiefmutter sein, aber da es sich hier um ein Märchen in einer langen Romanform handelt, hätte ich mir doch mehr Grauschattierungen bei diesen Figuren gewünscht. Auch hätte ich über Lady Oonagh gern mehr gewusst, vor allem was ihren Hintergrund betrifft und wie sie zu ihren Zauberkräften gekommen ist. Das war für mich nicht befriedigend gelöst. Ebenso war auch das Ende für mich nicht gut gelöst. Der Roman greift zwar das Ende des bekannten Märchens wie bekannt auf und es gibt für Sorcha auch ein Happy End, aber dennoch sind da einige Handlungsstränge für mich nicht gut gelöst und stellenweise deutlich offen gelassen. Das ist für mich insofern ärgerlich, dass mich das Buch nicht genügend überzeugt hat, um die Fortsetzungen unbedingt lesen zu wollen. Außerdem scheinen die Fortsetzungen mit der nächsten bzw. übernächsten Generation weiterzugehen, insofern bezweifle ich ein wenig, ob ich wirklich alle meine offenen Fragen dort noch beantwortet bekommen würde. Auf der anderen Seite konnte ich mir aber so gerade auch für die tragische Figur des Romans, Sorchas Bruder Finbar mein eigenes Ende zurechtspinnen und kann nur hoffen, dass es für ihn so ausgeht, wie ich es mir wünsche! Dennoch, alles in allem wäre mir ein abgeschlossener erster Teil lieber gewesen.

[note2-]

lg
kathrin
Rock the Night!

nirak

[isbn]978-3426509067[/isbn]

Rezension

Juliet Marillier erzählt hier das Märchen der ,,6 Schwäne" neu. Ich liebe Märchen schon seit meiner Kindheit und so wollte ich nun endlich auch dieses Märchen lesen. Die Autorin lässt ihr Märchen im 9Jahrhundert in Irland spielen. Sie hat den Konflikt den die Iren und die Briten miteinander auskämpften hier wunderbar mit eingearbeitet.
Der Einstieg in die Geschichte fiel mir allerdings schwer. Fr. Marillier lässt die jüngste Tochter ihre Geschichte selbst erzählen, damit hatte ich zunächst meine Probleme schließlich ist Sorcha am Anfang erst 12 Jahre alt. Sie beginnt damit ihre glückliche Kindheit mit sechs Brüdern zu schildern, erst allmählich wird der Leser zum Kern der Geschichte geführt, der sich im wesentlich an das bekannte Märchen der sechs Schwäne hält. Aber schon bald war ich gefangen von dieser mystischen Feenwelt rund um Sevenwaters. Davon, dass hier ein ganz junges Mädchen ihre Lebensgeschichte erzählt war nichts zu spüren, im Gegenteil.

Der Erzählstil dieser Autorin ist hier eher düster, mystisch und traurig, aber auch fesselnd und spannend. Ich war gefangen von der Welt in der Sorcha leben musste und habe mit ihr gebangt wenn wieder einmal etwas die Fertigstellung der Hemden verzögerte. Eigentlich gehöre ich nicht zu der Sorte Leserin die ständig bei traurigen Szenen heulen müssen, aber hier bei dem Schicksal von Sorcha brauchte ich doch einiges an Taschentücher um die eine oder andere Träne wegzuwischen.

Etwa ab der Mitte des Buches hatte ich das Gefühl, dass die Geschichte etwas heller wird. Sorcha begegnet den Briten die sie mitnehmen in ihre Welt. Ab diesem Punkt wird ,,Die Tochter der Wälder" zu einem gewöhnlichen historischen Roman und verliert ein bisschen was von seinem mystischen Zauber.

Juliet Marillier hat hier tolle Charaktere geschaffen. Egal ob dabei die Rede von Sorcha ist oder von ihren Brüder, die alle einen bestimmten Platz in ihrem Leben haben und diesen auch ausfüllen müssen. Sie sind facettenreich und spannend und lassen viel Raum zum träumen. Wobei die  Liebesgeschichte um Sorcha nicht unbedingt so vordergründig ist, dass sie aufdringlich wirken würde. Die ganze Geschichte ist von Anfang bis Ende wunderbar ausgearbeitet und stimmig. Jedes Detail und jede neue Szene passen herrlich zusammen und halten die Spannung gleich bleibend hoch.

Am Ende meiner TB-Ausgabe befinden sich außerdem eine kleine Erklärung der fremden Namen und zwei Karten von Irland und England aus dem 9 Jahrhundert. Beides war für mich sehr hilfreich, zumal ich die keltischen Namen ohne Hilfe sonst nicht hätte aussprechen können.

Mein Fazit ,,Die Tochter der Wälder" ist eine Märchenerzählung die sehr viel Freiraum zum träumen lässt. Die Autorin hat die mystische Welt Irlands hier wunderbar in einen historischen Roman wiedergegeben. Ich hatte verzauberte Lesestunden und ich bin schon gespannt auf den nächsten Band.

Bewertung: [note2+]