[10. Jah. Deutschland] Die Sündenburg - Eric Walz

Begonnen von nirak, 13. August 2011, 15:01:34

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

nirak

[isbn]978-3442376964[/isbn]

Machtspiele und Liebe, Verrat und Rache

Anno Domini 912, am Oberrhein. Der alte Graf Agapet wird in der Burgpfalz hinterrücks ermordet. Kurz darauf heiratet seine Witwe, Gräfin Claire, erneut. Claires Tochter Elicia will den Tod ihres Vaters nicht ungesühnt lassen und stellt Ermittlungen an. Hatte ihre Mutter schon seit Längerem eine Liebesaffäre? Hat sie ihren Gatten ermorden lassen, ihn womöglich selbst getötet? Von Tag zu Tag werden Elicia ihre Mutter und ihr neuer Stiefvater immer verdächtiger...

Rezension

An einem Roman von Eric Walz kann ich nicht vorbei gehen und so musste ich natürlich auch das neueste Buch die Sündenburg lesen. Allerdings ist der Erzählstil diesmal nicht mit seinen Vorgängern zu vergleichen und zu dem ist es ein Einzelband. Einzig, dass es sich hier ebenfalls um einen historischen Krimi handelt ist gleich, aber die Art und Weise wie der Autor diesen Fall aufklärt und erzählt ist eine ganz andere wie üblich.

Der Leser befindet sich im Jahre 912 am Oberrhein auf einer Burg. Der Graf Agapet wird ermordet aufgefunden. Verdächtigt ist erstmal die aus dem Krieg mitgebrachte Gefangene Kara, die zur Tatzeit beim Grafen war. Aber war sie es wirklich? Wer hatte Grund den Grafen zu töten? Seine Witwe Claire die ein düsteres Geheimnis hat? Seine Tochter Elicia die irgendwie in ihrer eigenen Welt lebt? Ein Ermittler der Regierung, Malvin, soll Licht ins Dunkle bringen und den Fall klären. Schon bald wird klar, Malvin verstrickt sich hier selbst in dem Netz der Intrigen der Burgbewohner.

Eric Walz lässt hier jeden Verdächtigen, bezw. Burgbewohner und Malvin selbst, zu Wort kommen. So konnte ich die Gedanken der Claire genauso mitverfolgen wie die von Elicia oder ihrer Amme. Auch bei Malvin seinen Ergebnissen der Untersuchungen war ich immer auf dem neusten Stand.  
Jeder Abschnitt wird von einem anderen der fünf  Protagonisten in der Ich-Form erzählt und in jedem Abschnitt konnte man die Handlungs- und Denkweisen der Menschen verstehen oder zumindest nachvollziehen. Auch wenn die Erzählweise hier für mich neu war, hat es mir großen Spaß gemacht Malvin auf seiner Jagd nach dem Mörder des Grafen zu begleiten.
Dem Autor ist es gelungen die düstere Atmosphäre einer Burg und ihrer Bewohner  einzufangen, die unter einem Mord genauso zu leiden hatte wie auch unter ihrer jeweiligen eigenen Vergangenheit.

Der Kriminalfall hier ist nicht so einfach zu durchschauen und ich habe bis zum Schluss keine Ahnung gehabt wer denn nun den Grafen getötet hatte oder warum.

Leider hatte auch dieser Roman wieder viel zu wenig Seiten und so war ich schon ziemlich schnell am Ende angelangt und kann es nun gar nicht erwarten einen neuen Roman aus der Feder von Eric Walz in Händen zu halten, leider wird dieser vermutlich erst im Jahre 2013 erscheinen.

Mein Fazit: ,,Die Sündenburg" ist für alle Fans von historischen Krimis eine unbedingte Empfehlung, solange man bereit ist, sich auch mal auf einen ungewöhnlichen Erzählstil einzulassen. Ich hatte jedenfalls spannende und fesselnde Lesestunden.

Bewertung: [note2+]

Kathrin

Meine Meinung:
,,Die Sündenburg" – ein leider grausames Cover und somit ein Buch, dass ich mir niemals zugelegt hätte, wäre der Autor nicht Eric Walz, von dem ich weiß, dass er mich mit gerade mit seinen historischen Krimis immer wieder fesseln und begeistern kann und das auch diesmal wieder von Anfang an!

Anno Domini 912: Graf Agapet, der gerade von seinem Kriegszug gegen die Ungarn auf die heimische Pfalz zurückgekehrt ist wird von seiner Tochter Elicia ermordet im Bad aufgefunden. Bei der Leiche kauert Kara, eine Ungarin, die der Graf als Kriegsbeute in die Heimat mitgebracht hat. Doch Elicia glaubt nicht an die Schuld der Ungarin. Für sie steht fest, dass nur ihre Mutter Claire oder Aistulf, den Claire bereits zwei Tage nach dem Tod des Gatten heiratet, als Mörder in Frage kommen können...

Aber ist dem wirklich so? Das fragt sich der Leser relativ schnell, denn auch andere Figuren des Romans scheinen ein Motiv für den Mord zu haben ... und immer häufiger kam ich mit meinem Verdacht ins Straucheln: war es vielleicht die stumme Leibeigene Bilhildis, oder am Ende gar Elicia selbst? Immer wieder ertappte ich mich dabei, meine Meinung zu ändern, Figuren wie Kara und Claire, die ich anfangs zunächst als Mörder ausschloss, rücken im Laufe des Romans in den Kreis der Verdächtigen, andere Figuren sind schon wieder so hasszerfressen und intrigant, dass sie als Täter fast schon zu offensichtlich wären, aber der leise Zweifel nagte immer an mir. Mehrfach hat mich der Autor auf eine falsche Fährte gelockt, so dass mich das Buch und seine Wendungen immer wieder überraschen konnten.

Der Erzählstil mag für den ein oder anderen Leser gewöhnungsbedürftig sein, da Eric Walz nicht nur eine Figur in der Ich-Form erzählen lässt, sondern gleich fünf: Claire, Elicia, Bilhildis, Kara sowie Malvin,  der Vikar, der mit der Aufklärung des Falls betraut wird. Ich kam mit dieser Erzählweise auf Anhieb wunderbar zurecht, denn für mich erzählen diese  Charaktere sehr unterschiedlich und passend zu ihrem jeweiligen Wesen und Charakter, was immer deutlicher wird, je weiter voran man kommt. So wäre ich bei einem Elicia-Kapitel niemals auf die Idee gekommen, dass es von Claire oder Kara sein könnte.

Mit den Figuren des Romans bin ich nicht immer ganz zufrieden, wobei das nicht an der Ausarbeitung der Figuren durch den Autor liegt, sondern weil sie mir einfach teilweise extrem unsympathisch sind. Elicia z.B. empfinde ich zwar als sehr feurig und emotional, aber auch als extrem anstrengend. Gerade ihr schlechtes Verhältnis zu ihrer Mutter beschäftigt mich sehr. Leider entwickelt sich auch Bilhildis im Laufe der Zeit zum Negativen hin. Gerade zu Beginn war ich von ihrer Willensstärke, Bodenständigkeit und dem losen Mundwerk wirklich begeistert, ich musste mehrfach laut lachen über ihr Gekeife oder ihre Aktion, wie sie Elicia zu einem Kind verhelfen will. Sie ist und bleibt eine spannende Romanfigur, auch wenn sie mir schon fast ein wenig zu extrem in ihren Rachegelüsten ist. Nichtsdestotrotz haben alle Figuren ihren Hintergrund und ihre Geschichte, die ihre Handeln und ihre Gefühle erklärbar machen und es ist spannend ihre Entwicklung zu beobachten und ihren Hintergrund kennenzulernen.

Mit wem ich leider gar nicht warm geworden bin ist Vikar Malvin. Schon allein diese ach so schnelle große wahre Liebe zwischen ihm und Elicia macht mich fuchsig. Wie kann man nach so kurzer Zeit so schnell von der großen Liebe sprechen, wo ich doch immer das Gefühl habe, dass ich die Entwicklung dahin verpasst habe. Mag ja sein, dass es Liebe auf den ersten Blick gibt und ich weiß auch, das Buch ist nicht dick und die Liebe zwischen Elicia und Malvin steht nicht im Vordergrund, dass man vielleicht den ein oder anderen Umweg weglassen kann, aber mir ist's einfach zu schnell gegangen. Ich freu mich ja für Malvin und Elicia, wenn sie miteinander glücklich sein dürfen, aber das war mir einfach zu viel! Er ist in seiner Liebe einfach nicht objektiv und dies wirkt sich gerade auf das Ende des Romans negativ aus, mit dem ich irgendwie nicht so ganz einverstanden bin. Es hat mich zwar auch tief beeindruckt, vor eine Figur, von der ich dies nie erwartet hätte, aber gerade Malvins Rolle gefällt mir hier gar nicht. Ehrlich gesagt kann ich nur hoffen, dass Malvins ,,Vergehen" ihn bis zu seinem Lebensende quälen wird.

Auch wenn in meinen Augen die ein oder andere Figur etwas überzogen und ich auch mit dem Ende auch nur halb einverstanden war, so hat mich das Buch doch wieder bestens unterhalten und mir wunderbare und spannende Lesestunden beschert und es fiel mir extrem schwer, das Buch endgültig zuzuschlagen.

Bewertung:
[note2+]

lg
kathrin
Rock the Night!