Ellen Sandberg - Das Erbe

Begonnen von nirak, 26. Dezember 2019, 10:52:11

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

nirak

Ellen Sandberg - Das Erbe
ISBN: 9783328104025
Seiten: 500
Verlag: Penguin
Ausgabe: broschur
Preis: 15,00€
ET: 2019


Das Leben geht manchmal seltsame Wege

Mona Lang lebt in Berlin und ist eigentlich der Meinung, glücklich zu sein. Doch dann erreicht sie der Brief eines Anwaltes aus München. Ihre Großtante Klara ist verstorben und hat ihr ein Haus vererbt. Mona hat die Tante nur einmal kurz gesehen und das ist Jahre her. Warum sie ausgerechnet ihr so ein großes Erbe hinterlassen hat, versteht sie nicht. Einmal in München angekommen und sich mit dem Erbe befasst, kommt die junge Frau einer Intrige aus der Vergangenheit auf die Spur. Das Haus hat eine Geschichte, die nicht so ganz einfach zu entschlüsseln ist.

Ellen Sandberg erzählt die Geschichte eines Hauses in München-Schwabing. Mona erbt dieses Haus und damit auch ein gewisses Vermögen, allerdings ist es nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick scheint. Mona ist eine Frau, die es nach Möglichkeit allen recht machen möchte. Sie hat die Veranlagung, auch den ärmsten der Armen zu helfen, und so wandert schon mal schnell der eine oder andere Euro in die Dosen der Bettler. Für Mona ist es selbstverständlich anderen Menschen zu helfen. Dies ist wohl auch mit einer der Gründe, warum die Großtante ausgerechnet ihr das Haus mit seiner Vergangenheit vererbt hat. Ein Satz der Tante begleitet die junge Frau: ,,Mona wird das richtige tun", was aber genau die alte Dame damit gemeint hat, bleibt lange im Unklaren.

Die Geschichte um Mona und das Haus und vor allem um die Bewohner dieses Haus, spielt sich auf zwei Zeitebenen ab. Zum einen in der Gegenwart und erzählt von Mona und ihren Problemen im Jahre 2018. Der zweite Handlungsstrang setzt im Jahre 1938 an. Hier beginnt die Geschichte der Großtante Klara und ihrer Freundin Mirjam Roth. Die Familie Roth plant ihre Auswanderung, denn die Zeiten sind schlecht für jüdische Familien. Auch die Freundinnen müssen sich trennen.

Ellen Sandberg schildert gelungen davon, wie das Haus den Besitzer wechselte und was alles in diesen Jahren geschehen ist. Immer wieder kehrt sie aber zu Mona Lang in die Gegenwart zurück. Nicht nur für die junge Frau ist es eine Reise in die Vergangenheit, sie lernt auch die Nachfahren der Familie Roth kennen. Die Schilderung dieser zweiten Familie, ist vielleicht ein wenig zu überspitzt. Sie werden als Menschen geschildert, die nur aufs Geld aus sind. Der Traum vom Reichtum begleitet sie, die Hoffnung, Hartz IV hinter sich lassen zu können, ist immer dabei. Diese Szenen fand ich schon etwas zu klischeehaft und überzogen. Auch die Handlungsweise von Mona war nicht immer nachvollziehbar oder glaubwürdig, obwohl ich den Gedanken gut finde, dass es Menschen gibt, die so selbstlos handeln. Mona wird als Frau geschildert, die eben alles richtig machen möchte und vor allem es anderen recht machen will. Dies bringt sie schon mal an ihre Grenzen und sie gerät schnell unter den Einfluss falscher Leute. Es dauert ein wenig, bis sie ihre Fehler erkennt und ihre Schlüsse daraus zieht. Aber im Ganzen gesehen hat mir ihre Art gut gefallen. Gemeinsam mit Mona erfährt der Leser die tragischen Ereignisse ab den Jahren um 1938. Sie entschlüsseln sich so nach und nach mithilfe von Briefen und Dokumenten, die die junge Frau bei der Durchsicht der persönlichen Hinterlassenschaft der Tante findet. So entsteht eine spannende Geschichte aus der Vergangenheit und verbindet sich gekonnt mit der Gegenwart.


Der Erzählstil ist dabei leicht und flüssig zu lesen, einmal begonnen konnte ich das Buch eigentlich nicht mehr aus der Hand legen. Mir hat die Geschichte von Mona und Klara gut gefallen. Zwei Freundinnen, zwei Leben und Schicksale und am Ende bekommt jeder was er verdient, den das Leben geht manchmal seltsame Wege.

[note2]

Kathrin

Und hier nun meine Meinung (scheine gerade in Rezi-Laune zu sein, nur dumm, dass mein Urlaub rum ist):

Ich muss gestehen, dass ich bei "Das Erbe" von Ellen Sandberg, dem dritten Roman, den die Krimiautorin Inge Löhnig unter diesem Namen geschrieben hat, leider echt erstmal kräftig seufzen muss, denn für mich war das Buch leider eine Enttäuschung!

Das Buch wird in drei Perspektiven erzählt. Zum einen lernen wir Mona kennen, die mit ihrem Freund (oder Mann?) Bernd in Berlin lebt, in dessen Firma sie arbeitet. Als Bernd aus für Mona heiterem Himmel die Beziehung beendet und sie dadurch auch ihre Arbeit verliert, steht sie vor einem Scherbenhaufen, der einst ihr Leben war. Als Alleinerbin ihrer vor kurzem verstorbenen Großtante Klara (zweite Erzählperspektive), die Mona kaum kannte und von der sie ein altes und großes Mehrfamilienhaus in München-Schwabing erbt, flüchtet Mona in ihre bayerische Heimat. Sie fängt an in Klaras Vergangenheit zu wühlen und stößt dabei aus ein Geflecht aus Lügen und unschönen Wahrheiten,  dass es für sie zunächst zu durchdringen gilt, bis sie die Entscheidung treffen kann, ob sie das Haus behalten oder verkaufen wird. Im dritten Erzählstrang lernen wir Sabine aus Hamburg kennen. Als Sabine ihre demente Großmutter in ein Pflegeheim geben muss, stößt auch sie auf ein lang gehütetes Familiengeheimnis.

Wie die beiden Geschichten von Sabines und Monas Familien sich ineinanderfügen, hat Ellen Sandberg in ihrem gewohnt spannenden und flüssig zu lesenden Stil erzählt. Ich bin gut in die Geschichte reingekommen und wäre im Prinzip auch wieder gut daraus herausgekommen, wenn die Geschichte im Laufe der Zeit nicht immer konstruierter gewirkt und die Figuren nicht so fürchterlich platt und eindimensional gewesen wären. Himmel noch mal! Solche Figuren ist man von der Autorin echt nicht gewohnt, da waren mit Nane, Pia und wie sie alle in "Der Verrat" hießen, deutlich lieber gewesen. Gerade Sabine, ihr Mann und auch ihr Bruder verkörpern das schlimmste Klischee an Hartz-VI-Empfängern aus RTL-II-"Dokus", die man sich schlimmer nicht vorstellen kann. Bernd ist der blöde und unsympathische Ex und auch Monas Familie ist einfach nur widerlich und unsympathisch. Selbst Mona ist mir zu sehr "das Opfer" und viel zu sehr "Gutmensch."

Das alles ging mir so derart auf die Nerven, dass ich den guten Kern des Buches, die Geschichte von Klara, ihrer Freundin und die Geschichte des Hauses, komplett aus den Augen verloren habe und gar nicht richtig würdigen konnte. Ich bin wirklich am überlegen, ob ich das nächste Buch der Autorin, das sie als Ellen Sandberg schreiben sollte (da ist ja noch nichts bekannt, soweit ich weiß), noch lesen werde. Vielleicht warte ich da lieber die Meinung von anderen Lesern ab  und erfreue mich statt desssen an den Tino Dühnfort und/ oder Gina Angelucci-Krimis, mit denen mich die Autorin als Inge Löhnig immer wieder abholen kann.

Bewertung:
[note3-]
Rock the Night!

Inge78

Ich habe, mit einem Jahr Verspätung, nun auch endlich "Das Erbe" gelesen.
Ich liebe Inge Löhnigs Krimis, die Ellen Sandberg Romane begannen mit "Die Vergessenen" auch ziemlich gut, flachen aber meiner Meinung nach ab

"Das Erbe" war kein schlechtes gut, es lässt sich gut lesen und ich mag auch den Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Und vor Allem mochte ich das Thema des Buches, wirklich spannend. Und das hat mich auch bei der Stange gehalten.
Bei mir mangelt es dieses Mal stark an den Personen. Ich kann bei kaum einer der Personen ihr Handeln nachvollziehen, weder im "Guten", noch im "Bösen". Und ich empfinde die Charakter auch als sehr platt und eindimensional wie Kathrin schon schreibt und das macht es einfach langweilig.
Schade, die Idee hätte mehr Potential gehabt

[note2-]
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf

Kathrin

Rock the Night!

Inge78

Ich habe "Die Schweigende" trotzdem gekauft  :dong:
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf

Kathrin

Ich noch nicht, will ich im nächsten Jahr machen und dann - wenn möglich - für's Bingo nutzen
Rock the Night!

Esmeralda

Mein Leseeindruck:
Ich habe von Ellen Sandberg bereits so gut wie alle Romane gelesen und ganz besonders haben mir "Die Vergessenen" und "Die Schweigende" gefallen.
Daher war ich sehr gespannt auf diesen Roman, den ich bisher noch nicht gelesen hatte.

Aber leider war ich doch eher enttäuscht. Meiner Meinung nach ist dieser Roman ziemlich überladen und die Autorin hat viel zu viele Nebenhandlungen hineingepackt.
Das Thema 'Zwangsverkäufe' im Dritten Reich hätte völlig ausgereicht, um ein interessantes und spannendes Buch zu schreiben.

Darüber hinaus empfand ich die meisten Personen oft als zu klischeehaft: angefangen bei der geldgierigen Putzfrau Sabine und ihrem intriganten Bruder bis hin zur Hauptfigur Mona, die im Grunde eine gute Seele ist und eine tolle Persönlichkeit hat, aber in einigen Belangen doch recht naiv rüberkommt.

Ein Buch mit einigen Schwächen über ein interessantes Thema deutscher Geschichte.

[note3+]
Life is too short to read bad books.