II - Novelle

Begonnen von Dante, 16. April 2020, 16:04:23

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Dante

Kapitel 6-9
Instagram: @susanne_pilastro_autor

Inge78

Der Jakobsweg, ja, bestimmt eine beeindruckende Erfahrung. Ich denke, für mich unerreichbar, weil ich einfach nicht fit genug fürs lange wandern bin. Und ich nicht diesen Drang verspüre, den Jakobsweg zu laufen.
Ich kenne auch "Ich bin dann mal weg", habe es gelesen und gehört. Ja, es fasziniert, aber es reizt mich nicht wirklich.

Aber ich kann hier deinen Wunsch nachvollziehen.

Ich muss übrigens sehr schmunzeln bei solchen Einschüben wie dem "egaler"  :-)
Ich höre euch da reden  :-)

Was ich unheimlich finde, ist deine Sicherheit mit der Du als Kind meintest, nur ein kurzes Leben zu haben.
Hat es dich glücklich gemacht, deinen 41.Geburtstag zu feiern? Die Schwelle überschritten zu haben?

Und wer bestimmt eigentlich, was "normal" ist und wer "einen an der Klatsche" hat. Weil, was "man" so sagt, das sollte jedem herzhaft egal, ach, sogar egaler, sein
Hat Dir das Schreiben dieses Buch eine andere Sichtweise verschafft, in dieser Hinsicht? Also akzeptierst Du Dich jetzt mehr?

Und dann wird Dantez zum Schwein, ich kann es nicht anders sagen. Das ist schon hart und hier verstehe ich voll und ganz, dass Du Dich nicht mit ihm beschäftigen wolltest. Das ist unentschuldbar, das ist sch... .
Und doch bin ich neugierig. Keine Ahnung, was mich an ihm fasziniert. Aber ich will schon wissen, wie geht es weiter mit ihm. Kann er sich bessern? Steckt in ihm auch ein guter Mann?

Ich habe deine Novelle ja auch gelesen. Es ist nicht mein Buch. Es ist mir zu esoterisch, zu vergeistet. Ich habe zu dieser Welt keinen Zugang und suche ihn auch nicht. Ich verstehe die Intention, aber mehr auch nicht. Das einzig interessante in der Novelle war für mich immer schon Dantez.
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf

Dante

#2
Zitat von: Inge78 in 22. April 2020, 07:31:52
Der Jakobsweg, ja, bestimmt eine beeindruckende Erfahrung. Ich denke, für mich unerreichbar, weil ich einfach nicht fit genug fürs lange wandern bin. Und ich nicht diesen Drang verspüre, den Jakobsweg zu laufen.
Ich kenne auch "Ich bin dann mal weg", habe es gelesen und gehört. Ja, es fasziniert, aber es reizt mich nicht wirklich.
Ich freue mich immer, wenn ich einen Abschnitt entdecke, auf dem ich gerade zufällig laufe - wie z.B. in Rothenburg o.d.T. - oder bei uns in der Nähe im Wald. Ich dachte, ich sehe nicht richtig, als ich das Zeichen entdeckt habe. Oder bei uns in Bamberg. Mir war überhaupt nicht bewusst, wie weit dieses Netz gebaut ist...

ZitatIch muss übrigens sehr schmunzeln bei solchen Einschüben wie dem "egaler"  :-)
Ich höre euch da reden  :-)
:-> Es ist immer sehr, sehr... besonders... schön... unbeschreiblich... Ich mag ihn überhaupt nicht mehr missen. Weder als Lektor noch als Freund!

ZitatWas ich unheimlich finde, ist deine Sicherheit mit der Du als Kind meintest, nur ein kurzes Leben zu haben.
Hat es dich glücklich gemacht, deinen 41. Geburtstag zu feiern? Die Schwelle überschritten zu haben?
Ich möchte ungern spoilern... Vielleicht können wir zu einem späteren Zeitpunkt auf diese Frage zurück kommen?

ZitatUnd wer bestimmt eigentlich, was "normal" ist und wer "einen an der Klatsche" hat. Weil, was "man" so sagt, das sollte jedem herzhaft egal, ach, sogar egaler, sein
:->

ZitatHat Dir das Schreiben dieses Buch eine andere Sichtweise verschafft, in dieser Hinsicht? Also akzeptierst Du Dich jetzt mehr?
Das kann ich auf jeden Fall mit "JA" beantworten. Es ist einfacher, wenngleich auch noch immer ein wenig gewöhnungsbedürftig. Aber definitv einfacher. Ich habe im Zuge dieses Buches auch mehreren Außenstehenden - u.a. auch meinem Vorgesetzten - erklärt, dass ich ein hochsensitiver Mensch bin und das einfach nicht mehr "vertuschen" kann. Nicht mehr die Kraft habe, draußen "den Starken" zu markieren. Viele Leute verwechseln meine Unsicherheit mit Arroganz... Für mich ist dieses Buch sogesehen ein "Coming Out".

ZitatUnd dann wird Dantez zum Schwein, ich kann es nicht anders sagen. Das ist schon hart und hier verstehe ich voll und ganz, dass Du Dich nicht mit ihm beschäftigen wolltest. Das ist unentschuldbar, das ist sch... .
Ja, das ist es... Aber wie sagt meine Tochter mittlerweile: "Was willst du eigentlich...?! Er ist ein Mann seiner Zeit! Du musst und darfst es nicht richtig finden aus deiner heutigen Sicht - aber es war halt einfach so... Reib dich nicht auf..."

Edit in diesem Zusammenhang, Zitat aus einer späteren Präszisierung:
ZitatO.k., hier muss ich wohl den Kontext herstellen: Sie meinte damit, dass ich - die heutige Person - mich nicht aufreiben soll, dass er - als Teil meiner Seele, aber Mann seiner Zeit - derart gehandelt hat, was ich - die heutige Person - ein Stück weit auch in meiner Verantwortung gesehen habe, quasi als Mittäter. Vielleicht ist das jetzt schwer, hier zu transportieren. Das wäre jetzt ein Exkurs in Rückführungen und ich denke, führte hier doch ein wenig zu weit...
    Es war mehr so gemeint wie: "Reib dich nicht auf, für etwas, was ein anderer getan hat, der Mensch seiner Zeit war. Du als Mensch von heute verpönst das und würdest es auch nicht tun."



ZitatUnd doch bin ich neugierig. Keine Ahnung, was mich an ihm fasziniert. Aber ich will schon wissen, wie geht es weiter mit ihm. Kann er sich bessern? Steckt in ihm auch ein guter Mann?
Ich spoilere nicht  :->

ZitatIch habe deine Novelle ja auch gelesen. Es ist nicht mein Buch. Es ist mir zu esoterisch, zu vergeistet. Ich habe zu dieser Welt keinen Zugang und suche ihn auch nicht. Ich verstehe die Intention, aber mehr auch nicht. Das einzig interessante in der Novelle war für mich immer schon Dantez.
Ja - die Novelle... die mag man oder man lehnt sie vollkommen ab; so jedenfalls meine Erfahrung. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass man, wenn man die Novelle nicht mag, auch eher Schwierigkeiten mit diesem Buch hat. Sie sind ja auch irgendwie miteinander verwoben...
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Inge78

ZitatIch freue mich immer, wenn ich einen Abschnitt entdecke, auf dem ich gerade zufällig laufe - wie z.B. in Rothenburg o.d.T. - oder bei uns in der Nähe im Wald. Ich dachte, ich sehe nicht richtig, als ich das Zeichen entdeckt habe. Oder bei uns in Bamberg. Mir war überhaupt nicht bewusst, wie weit dieses Netz gebaut ist...

Sogar bei uns kann man ein Stück Jakobsweg laufen

ZitatIch möchte ungern spoilern... Vielleicht können wir zu einem späteren Zeitpunkt auf diese Frage zurück kommen?

Na klar, dürfen wir nur nicht vergessen vor lauter anderen Fragen

Zitatas kann ich auf jeden Fall mit "JA" beantworten. Es ist einfacher, wenngleich auch noch immer ein wenig gewöhnungsbedürftig. Aber definitv einfacher. Ich habe im Zuge dieses Buches auch mehreren Außenstehenden - u.a. auch meinem Vorgesetzten - erklärt, dass ich ein hochsensitiver Mensch bin und das einfach nicht mehr "vertuschen" kann. Nicht mehr die Kraft habe, draußen "den Starken" zu markieren. Viele Leute verwechseln meine Unsicherheit mit Arroganz... Für mich ist dieses Buch sogesehen ein "Coming Out".

Zumal Du es ja auch nicht unter Pseudonym veröffentlicht hast
Wie waren die Reaktionen?
Und meinst Du, sie lesen dein Buch?

ZitatJa - die Novelle... die mag man oder man lehnt sie vollkommen ab; so jedenfalls meine Erfahrung. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass man, wenn man die Novelle nicht mag, auch eher Schwierigkeiten mit diesem Buch hat. Sie sind ja auch irgendwie miteinander verwoben...

Als "Nichtmöger" der Novelle werde ich Dir dann schon ehrlich sagen, wie mir Über Leben gefällt

ZitatJa, das ist es... Aber wie sagt meine Tochter mittlerweile: "Was willst du eigentlich...?! Er ist ein Mann seiner Zeit! Du musst und darfst es nicht richtig finden aus deiner heutigen Sicht - aber es war halt einfach so... Reib dich nicht auf..."

Das ist sehr fatalistisch gedacht. Ja, Dantez lebte in einer anderen Zeit, aber auch da war eine Vergewaltigung verpönt. Impulskontrolle sollte jeder Mann können und ein NEIN sollte jeder Mann verstehen. So sehr der Druck auch da ist.
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf

Dante

Zitat von: Inge78 in 22. April 2020, 10:34:54
ZitatIch möchte ungern spoilern... Vielleicht können wir zu einem späteren Zeitpunkt auf diese Frage zurück kommen?
Na klar, dürfen wir nur nicht vergessen vor lauter anderen Fragen
Es wird später thematisiert, denn ich komme auf meinen Geburststag zu sprechen - später.

Zitat
ZitatDas kann ich auf jeden Fall mit "JA" beantworten. Es ist einfacher, wenngleich auch noch immer ein wenig gewöhnungsbedürftig. Aber definitv einfacher. Ich habe im Zuge dieses Buches auch mehreren Außenstehenden - u.a. auch meinem Vorgesetzten - erklärt, dass ich ein hochsensitiver Mensch bin und das einfach nicht mehr "vertuschen" kann. Nicht mehr die Kraft habe, draußen "den Starken" zu markieren. Viele Leute verwechseln meine Unsicherheit mit Arroganz... Für mich ist dieses Buch sogesehen ein "Coming Out".
Zumal Du es ja auch nicht unter Pseudonym veröffentlicht hast. Wie waren die Reaktionen? Und meinst Du, sie lesen dein Buch?
Das glaube ich eher gesagt nicht. Ich habe nicht wirklich gesagt, dass ich ein Buch veröffentlicht habe. Es ging nur um meine Art, die Welt wahrzunehmen und wie es mich beeinträchtigt in meiner Arbeit.

Zitat
ZitatJa - die Novelle... die mag man oder man lehnt sie vollkommen ab; so jedenfalls meine Erfahrung. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass man, wenn man die Novelle nicht mag, auch eher Schwierigkeiten mit diesem Buch hat. Sie sind ja auch irgendwie miteinander verwoben...
Als "Nichtmöger" der Novelle werde ich Dir dann schon ehrlich sagen, wie mir Über Leben gefällt
Weiß ich, danke ich Dir auch sehr!

Zitat
ZitatJa, das ist es... Aber wie sagt meine Tochter mittlerweile: "Was willst du eigentlich...?! Er ist ein Mann seiner Zeit! Du musst und darfst es nicht richtig finden aus deiner heutigen Sicht - aber es war halt einfach so... Reib dich nicht auf..."
Das ist sehr fatalistisch gedacht. Ja, Dantez lebte in einer anderen Zeit, aber auch da war eine Vergewaltigung verpönt. Impulskontrolle sollte jeder Mann können und ein NEIN sollte jeder Mann verstehen. So sehr der Druck auch da ist.
O.k., hier muss ich wohl den Kontext herstellen: Sie meinte damit, dass ich - die heutige Person - mich nicht aufreiben soll, dass er - als Teil meiner Seele, aber Mann seiner Zeit - derart gehandelt hat, was ich - die heutige Person - ein Stück weit auch in meiner Verantwortung gesehen habe, quasi als Mittäter. Vielleicht ist das jetzt schwer, hier zu transportieren. Das wäre jetzt ein Exkurs in Rückführungen und ich denke, führte hier doch ein wenig zu weit...
Es war mehr so gemeint wie: "Reib dich nicht auf, für etwas, was ein anderer getan hat, der Mensch seiner Zeit war. Du als Mensch von heute verpönst das und würdest es auch nicht tun."
Ich hoffe, jetzt ist es klarer formuliert.
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Inge78

ZitatO.k., hier muss ich wohl den Kontext herstellen: Sie meinte damit, dass ich - die heutige Person - mich nicht aufreiben soll, dass er - als Teil meiner Seele, aber Mann seiner Zeit - derart gehandelt hat, was ich - die heutige Person - ein Stück weit auch in meiner Verantwortung gesehen habe, quasi als Mittäter. Vielleicht ist das jetzt schwer, hier zu transportieren. Das wäre jetzt ein Exkurs in Rückführungen und ich denke, führte hier doch ein wenig zu weit...
Es war mehr so gemeint wie: "Reib dich nicht auf, für etwas, was ein anderer getan hat, der Mensch seiner Zeit war. Du als Mensch von heute verpönst das und würdest es auch nicht tun."
Ich hoffe, jetzt ist es klarer formuliert.

Ja, stimmt
So wird es klarer, ich hatte das falsch verstanden
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf

mowala

#6
Ich bin zwar noch nicht ganz am Ende von Abschnitt III, aber hier sei schon mal erwähnt.
Sch.. auf grammatikalische Regeln Ich finde egal- egaler- total egal als Steigerung absolut möglich und richtig :dong: :-> :->

Deine Tochter hat recht, Dantez ist ein Mann seiner Zeit und was er getan hat - und von manchem nicht mal dafür verurteilt würde- sind nicht deine Taten.
Das rechtfertigt ihn nicht, aber erst recht macht es dich nicht schuldig.
Das Leben ist zu kurz für später

Esmeralda

Ich habe diesen Abschnitt heute morgen beendet.

Und auch mir sind die (versuchten) Vergewaltigungen von Dantez sauer aufgestoßen. Ich meine, ich kann es ja irgendwie nachvollziehen, wenn man "Druck abbauen" will,  aber doch nicht mit Gewalt.  :meckern:

Natürlich trifft Dich als Autorin - und auch als "Medium" - keine Schuld. Du gibst ihm halt nur die Plattform.  :schmusen:

Ich muss gestehen, dass ich die Novelle (Laura) gar nicht gelesen habe  :rotwerd: und irgendwie nicht recht weiß wie ich das in der ganzen Geschichte nun einordnen soll. Bin gespannt, ob es noch eine größere Rolle spielen wird ...

Ansonsten gefällt mir der Wechsel zwischen Gegenwart und Roman / Novelle recht gut.
Life is too short to read bad books. 

Dante

Zitat von: Esmeralda in 23. April 2020, 14:17:19
Natürlich trifft Dich als Autorin - und auch als "Medium" - keine Schuld. Du gibst ihm halt nur die Plattform.  :schmusen:
Vielen Dank. Ich mach mir das auch immer bewusst. Aber es ist halt eine Schwingung, die in meinem Körper resoniert. Das macht das ganze ein Stück weit "realer".

Und ehrlichweise muss ich auch ergänzen, dass es für mich hochsensitiven Menschen schon schlimm ist, wenn einer nur über eine Handlunug nachdenkt. Die Schwingung, die mich dann oftmals erreicht, schmerzt genauso, als hätte er es schon gemacht... Klar, kann man jetzt sagen: Die Gedanken sind frei. Aber dem möchte ich doch gerne den Spruch aus dem Talmud entgegenhalten:

ZitatAchte auf deine Gedanken, denn sie werden Worte.
Achte auf deine Worte, denn sie werden Handlungen.
Achte auf deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten.
Achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden dein Charakter.
Achte auf deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal
Und das soll jetzt bitte nicht als Rat verstanden werden. Es ist schlicht die Beschreibung, was in mir vor sich geht, wenn ich zwar nicht Schuld, weil nicht verantwortlich bin - aber doch dabei...

ZitatIch muss gestehen, dass ich die Novelle (Laura) gar nicht gelesen habe  :rotwerd: und irgendwie nicht recht weiß wie ich das in der ganzen Geschichte nun einordnen soll. Bin gespannt, ob es noch eine größere Rolle spielen wird ...
Man muss die Novelle auch nicht gelesen haben, um dieses Buch zu verstehen. Warte es einfach mal ab...

ZitatAnsonsten gefällt mir der Wechsel zwischen Gegenwart und Roman / Novelle recht gut.
Das wiederum freut mich sehr, denn ich hätte gedacht, dass der Bruch den Lesefluss unterbricht. Eine Weile hätte ich am eigentlichen Roman nur weiterschreiben können, wenn ich immer wieder zeitliche Brüche gehabt hätte - also ähnlich wie ich es im Moment mache: Ein Roman darüber, dass eine Romanfigur dem Autor die Lebensgeschichte erzählt... Ich dachte, das kann nicht funktionieren, deshalb hab ich es jetzt wieder gelassen...
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Christiane

Ich hab diesen zweiten Abschnitt 'Novelle' nun auch beendet.

Auch wenn Dantez mir nicht so unglaublich sympathisch ist fand ich es doch schade, nun nicht zu erfahren wie es ihm weiter ergeht. Aber die Überleitung fand ich so gut erzählt, dass das Weiterlesen gleich wieder Spaß gemacht hat.

Der Jakobsweg - Ich hab glaub ich zuerst von meinen tief religiösen Tanten vom Jakobsweg gehört und das daher lange Zeit für eine ausschließlich katholische Veranstaltung gehalten. Da ich mit den Pilgerreisen meiner Tanten (nicht auf dem Jakobsweg, aber nach Lourdes, La Salette, ins 'heilige Land', ...) nicht so viel anfangen konnte, hab ich mich mit dem Jakobsweg lange nicht näher befasst.
Dann kam Hape Kerkeling und ich hab versucht, sein Buch zu hören. Ich fand den Einstieg klasse, bin aber an meiner Unfähigkeit beim Hörbücher-hören gescheitert und als Buch steht 'Ich bin dann mal weg' immer noch auf meinem Wunschzettel. Zu dem Zeitpunkt kam mir dann die Erkenntnis, dass man diese Wanderung auch ganz ohne diesen katholischen Bezug machen konnte.
Als nächstes kam dann mein Sohn vor nun etwa 2 1/2 Jahren heim und teilte uns mit, dass er nach dem Abi mit 4 Leuten aus seiner Stufe ein Stück des Jakobsweges wandern wollte. Die 5 waren dann tatsächlich für gut 3 Wochen von Oviedo nach Santiago de Compostela unterwegs und ich fand diese Art, das Abitur zu 'begehen' großartig.
Ich selbst werde den Jakobsweg sicherlich nicht wandern. Das scheitert vor allem daran, dass ich nicht mit schwerem Gepäck unterwegs sein kann - da macht mein Rücken nicht mit. Wir haben für uns aber inzwischen die Wanderungen mit Gepäcktransport entdeckt. Ohne die lange Geschichte, die den Jakobsweg so besonders macht und mit der Bequemlichkeit, dass man nur mit kleinem Rucksack unterwegs ist. Ich genieße es, draußen zu sein, ich bekomme so den Kopf frei, gewinne Abstand zum Alltag, freue mich über unerwartete Entdeckungen unterwegs, ... Aber ich glaube, meine Erwartungen an diese Wanderungen sind nicht so weitreichend wie das, was Du Dir anscheinend vom Jakobsweg versprichst.
Über Deine Schilderung von Dir und Deiner Familie mit Rucksack und Apfelschnitzen auf Wanderung hab ich mich königlich amüsiert. Diese Art, solche 'Dönekes' zu erzählen, liebe ich sehr.

Du schreibst darüber, dass es Dir so wichtig war, dass andere Dich nicht für durchgeknallt halten.  Ich hab mir immer gewünscht, dass es mir völlig egal wäre, was andere von mir denken - hab es aber nie wirklich geschafft. Inzwischen ist es mir schon egaler (ja, ich mag diese Neukreation der deutschen Sprache. Sprache lebt und entwickelt sich weiter. - Sag das deinem Lektor.  :zwinker:). Aber es gibt Menschen, die mir wichtig sind und wenn die mich für durchgeknallt hielten würde es mich treffen. Meine Vermutung ist, dass es vielen, wenn nicht den meisten Menschen so geht. Da schließe ich mich Deiner These vollkommen an.
Was Dich betrifft: dass Du durchschnittlich wärest kann man wohl kaum ernsthaft behaupten. Aber ich finde das auch nicht erstrebenswert. Ich finde es interessant, dass es auch so besondere Menschen gibt, dass es Leute mit diesem oder jenem Spleen gibt, dass es Menschen jenseits des Mainstream gibt. Es macht das Leben bunt und damit schöner.

Ich glaube nicht an Reinkarnation - lese aber einfach trotzdem weiter  :->. Ich finde es einfach ein interessantes Gedankenspiel.
Staunt euch die Augen aus dem Kopf, lebt, als würdet ihr in zehn Sekunden tot umfallen. Bereist die Welt. Sie ist fantastischer als jeder Traum, der in einer Fabrik hergestellt wird.
Ray Bradbury (1920 - 2012)

Christiane

So, und dann schickst Du in Kapitel 8 Dantez wieder auf Tour. Ich muss sagen, dass mir dieser Teil viel weniger gefallen hat als der erste. Und das lag nicht an Dantez' persönlicher Entwicklung. Ja natürlich, er lässt hier jeden Anstand, jedes Mitgefühl vermissen, benutzt die Frauen wo es geht für seine Befriedigung. (Und Esme, Druck abbauen ist ja schön und gut, aber da könnte er im Zweifel auch selbst Hand anlegen. - Wobei ich keinen Schimmer habe, mit welchen Tabus das möglicherweise zur damaligen Zeit belegt war?)
Auf mich wirkte die ganze Handlung irgendwie zusammengezimmert. Es geht alles sehr schnell, ist wenig ausgearbeitet. La Rochelle, Brest, Sarmia, ... bis Hamburg - die ganze lange Reise wird in wenigen Sätzen abgehandelt. Die Figuren haben gar keine Zeit, sich wirklich beim Leser vorzustellen. Diese Eile hat mir nicht gefallen.

Eines ist mir bei der Vergewaltigungsszene noch aufgefallen: Da vergräbt Dantez sein Gesicht an der Brust seines Opfers und denkt 'Endlich wieder zu Hause!'
Meine erste Assoziation dazu war der Gedanke daran, dass seine Amme ihn so unglaublich lang gestillt hatte und er nun die weibliche Brust - in diesem Kontext! - als sein Zuhause tituliert. Das empfand ich als total pervers. Ich glaube, dieser direkte Bezug von Mutterliebe zu sexueller Lust stößt mich dabei so ab.


Dann springt Kapitel 9 wieder in Deine Gegenwart und sofort bin ich wieder dabei, gefällt mir der Stil, 'lebt' das Buch. (Keine Ahnung, ob verständlich ist was ich meine?)
Deine Novelle hab ich nicht gelesen, kenne nur den Ausschnitt hier aus dem Buch und ich bin mir nicht sicher, ob ich damit was anfangen könnte. Diese Zusammenführung der diversen Mythen und Religionen, die alle so einen Typus des 'Hüters der Pforte' haben, jeweils unter einem eigenen Namen, hat mir gefallen. Ich fand es auch immer interessant, solche Gemeinsamkeiten bei den verschiedenen theologischen/weltanschaulichen Richtungen zu finden.
Was diese Novelle mit Dantez zu tun hat, wie du das miteinander verquickt hast, ist mir allerdings nicht klar geworden. Aber vielleicht erklärt sich das ja später noch?
Staunt euch die Augen aus dem Kopf, lebt, als würdet ihr in zehn Sekunden tot umfallen. Bereist die Welt. Sie ist fantastischer als jeder Traum, der in einer Fabrik hergestellt wird.
Ray Bradbury (1920 - 2012)

Christiane

Zitat von: Dante in 23. April 2020, 14:58:06
Und ehrlichweise muss ich auch ergänzen, dass es für mich hochsensitiven Menschen schon schlimm ist, wenn einer nur über eine Handlunug nachdenkt. Die Schwingung, die mich dann oftmals erreicht, schmerzt genauso, als hätte er es schon gemacht... Klar, kann man jetzt sagen: Die Gedanken sind frei. Aber dem möchte ich doch gerne den Spruch aus dem Talmud entgegenhalten:

ZitatAchte auf deine Gedanken, denn sie werden Worte.
Achte auf deine Worte, denn sie werden Handlungen.
Achte auf deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten.
Achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden dein Charakter.
Achte auf deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal
Und das soll jetzt bitte nicht als Rat verstanden werden. Es ist schlicht die Beschreibung, was in mir vor sich geht, wenn ich zwar nicht Schuld, weil nicht verantwortlich bin - aber doch dabei...


Beim ersten Lesen dieses Talmud-Zitats regt sich in mir spontan Widerspruch: Achte auf deine Gedanken  - ja, da kann ich mitgehen. ... denn sie werden Worte. - nein, das würde ich so nicht stehen lassen, sondern sagen 'denn sie könnten Worte werden.'
Für mich sind Gedanken zunächst mal so eine Art Versuchslabor: ich denke mir Sachen aus, durchdenke Situationen, mögliche Handlungen und ihre Konsequenzen, etc. Die Gedanken sind genau die Möglichkeit, sich selbst zu kontrollieren und dafür zu sorgen, dass nur die Dinge zu Worten und Taten werden, die meine ethisch-moralische Kontrollinstanz 'durchgehen' lässt.

Und bezogen aufs Schreiben: Nach dieser Spruch wäre jeder Thriller-Autor (fast ?) so ein Schwein wie der Mörder, den er erdacht hat. Ist das wirklich so?
Staunt euch die Augen aus dem Kopf, lebt, als würdet ihr in zehn Sekunden tot umfallen. Bereist die Welt. Sie ist fantastischer als jeder Traum, der in einer Fabrik hergestellt wird.
Ray Bradbury (1920 - 2012)

Inge78

ZitatDruck abbauen ist ja schön und gut, aber da könnte er im Zweifel auch selbst Hand anlegen. - Wobei ich keinen Schimmer habe, mit welchen Tabus das möglicherweise zur damaligen Zeit belegt war?

Die anderen Männer auf dem Schiff machen das ja auch, aber will ja nicht, weil er nicht gehänselt werden will und weil er das Gefühl hat, dass einige der Seeleute auch ihn als "Zeitvertreib" ansehen könnten
So habe ich das jedenfalls verstanden
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf

mowala

Ich auch Inge. Zum einen will er sich nicht "unter Zeugen" einen runterholen und womöglich die anderen Männer auf dumme Gedanken bringen, zum anderen ist es nicht nur der Akt allein, der ihm fehlt. Bei der Vergewaltigung sieht man auch sein Bedürfnis nach dem Gefühl der Geborgenheit einer weiblichen Brust. Sicher hat sein jahrelanges Gestillwerden damit zutun. Was auch von Seiten der Stiefmutter etwas krank war. Vllt wollte sie, dass er sich nicht wieder verlassen fühlt :kopfkratz:

Soll alles keine Rechtfertigung sein, nur der Versuch einer Erklärung
Das Leben ist zu kurz für später

Christiane

Zitat von: Inge78 in 24. April 2020, 08:26:25
ZitatDruck abbauen ist ja schön und gut, aber da könnte er im Zweifel auch selbst Hand anlegen. - Wobei ich keinen Schimmer habe, mit welchen Tabus das möglicherweise zur damaligen Zeit belegt war?

Die anderen Männer auf dem Schiff machen das ja auch, aber will ja nicht, weil er nicht gehänselt werden will und weil er das Gefühl hat, dass einige der Seeleute auch ihn als "Zeitvertreib" ansehen könnten
So habe ich das jedenfalls verstanden
Ach richtig, daran hatte ich gestern Abend beim Schreiben gar nicht mehr gedacht.  :rotwerd:
Staunt euch die Augen aus dem Kopf, lebt, als würdet ihr in zehn Sekunden tot umfallen. Bereist die Welt. Sie ist fantastischer als jeder Traum, der in einer Fabrik hergestellt wird.
Ray Bradbury (1920 - 2012)