Die achte Karte - Kate Mosse

Begonnen von Lannie, 25. Februar 2010, 14:52:06

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Lannie

[isbn]978-3-426-63162-1[/isbn] Verlag: Knaur
ISBN: 978-3-426-63162-1
Seiten: 752
Ausgabe: Taschenbuch
ET: 10.2009
Preis: € 9,95

Als die junge Meredith auf der Suche nach ihren Wurzeln durch Paris streift, stößt sie auf ein seltenes und unvollständiges Set Tarotkarten aus vergangener Zeit. Die geheimnisvollen Abbildungen schlagen sie sofort in ihren Bann, denn eine Figur trägt unverkennbar Merediths Gesichtszüge. Was die junge Frau nicht weiß: Die Karten erzählen von einem schrecklichen Unglück in ihrer Familie – und es scheint, als habe sie die alten Geister wieder geweckt ...

Meine Rezension

,,Die achte Karte" ist der zweite Roman von Kate Mosse und ganz ähnlich angelegt wie ihr Erstling, ,,Das verlorene Labyrinth". Die Geschichte wird auch hier auf zwei Zeitebenen erzählt: Ende des 19. Jahrhunderts und 2007. Auch hier bieten beide Erzählebenen Thrillerelemente und mysteriöse bis paranormale Phänomene. Und leider gibt es noch eine weitere Parallele zu ,,Das verlorene Labyrinth". Auch hier spart Kate Mosse nicht mit französischen Sätzen, die weder im Text noch in einem Glossar erläutert werden.

Stilistisch und sprachlich kann ich kaum etwas aussetzen. Das Buch liest sich von Beginn an wirklich flüssig und angenehm. Der Drang, weiterzulesen ist sehr groß. Vor allem der Anfang ist äußerst rasant erzählt, dabei spannend und geheimnisvoll und mit sympathischen Figuren bestückt. Der Einstieg fiel mir damit besonders leicht. Die Sprache passt perfekt in die jeweilige Zeitebene, so dass auch das richtige Gefühl für die entsprechende Zeit aufkommt. Allerdings geizt Kate Mosse nicht mit französischen Sätzen, die ich mit meinem mageren Schulfranzösisch oftmals nicht bewältigen konnte. Vielleicht hat sich die Autorin dadurch französisches Flair erhofft. Leider kann dieses Stilmittel keine besondere Atmosphäre schaffen, sondern hat mich nur frustriert, da es nirgendwo Erläuterungen zu diesen Sätzen gibt.

Die Handlung beider Zeitebenen ist insgesamt spannend erzählt, überzeugender hingegen ist eindeutig das ausgehende 19. Jahrhundert. Es strahlt in meinen Augen wesentlich mehr Atmosphäre aus und ist von der Thematik her deutlich abwechslungsreicher und interessanter. Zwar ist auch das Heute flüssig und durchaus spannend erzählt, allerdings konnte ich mit dem Tarot, das hier zentraler Bestandteil der Handlung ist, wenig anfangen. Der Plot um dieses bestimmte Tarot ist für mich oftmals einfach nicht nachvollziehbar. Zwar nimmt dieses Tarot auch in der Vergangenheit Raum ein, doch ist es nicht das vordergründige Thema. Auch werden im Gegenwartsteil kleinere Handlungsfäden oftmals nicht bis zum Ende ausgeführt, sondern verlieren sich.

Am Ende bleibt hinsichtlich des Tarots vieles ungeklärt bzw. zu flüchtig aufgeklärt. Man kann die Auflösung nicht greifen, hat nur ein unbestimmtes Gefühl und schlägt das Buch eher unzufrieden zu. Ich hatte den Eindruck, es fehle noch was, die Geschichte sei nicht auserzählt. Zu viele Fragen bleiben unbeantwortet. Betrachtet man die Handlung ohne das Tarot und allem, was unmittelbar damit im Zusammenhang steht, hätte sich eine schöne, runde Geschichte ergeben, gerade in der Erzählebene des 19. Jahrhunderts. Hier gibt es viel Potential, auch ohne paranormale Ereignisse. Ich mag Mystery und Fantasy durchaus, wenn sie glaubhaft und verständlich erzählt wird. In ,,Die achte Karte" ist das leider nicht immer gegeben.
Sehr befremdet hat mich, dass Kate Mosse es nicht lassen konnte, derzeit populäre Verschwörungstheorien der katholischen Kirche einzubringen. Diese sind für die eigentliche Handlung absolut überflüssig, werden nicht näher verfolgt und wirken daher eher wie Effekthascherei.

Die Figuren fand ich einfach großartig. Sowohl die der Vergangenheit, als auch die der Gegenwart. Sie sind sympathisch, machen neugierig und es fällt leicht, eine Beziehung zu ihnen aufzubauen. Vor allem Léonie Vernier und ihr Bruder Anatole haben es mir auf Anhieb angetan. Ein wunderbares, so verschiedenes Geschwisterpaar, das alle meine Sympathien hatte. Aber auch Meredith Martin war mir sympathisch und ich habe sie gerne begleitet. Die Bösewichte der Geschichte waren überzeugend und zum Glück nicht klassisch böse. Bei ihnen konnte man zumindest teilweise eine Begründung für ihr Verhalten finden, was für mich persönlich eine gut ausgestaltete Figur mit ausmacht.

Fazit

Auch wenn es einige, wenig überzeugende Elemente in der Handlung gibt und das Ende eher unbefriedigend ist, konnte mich das Buch die gesamte Zeit über fesseln. Das Buch ist spannend erzählt, die Figuren sind derart sympathisch, dass sie einen Großteil der Handlung tragen und man gerne einige Ungereimtheiten übersieht. Ich hatte mit ,,Die achte Karte" kurzweilige Lesestunden und wenn man den Roman nicht allzu ernst nimmt, kommt man gerade in der Vergangenheit durchaus auf seine Kosten.

Meine Bewertung

[note3+]
Liebe Grüße
Lannie aka Cait

The Viewfinder

Kathrin

Oh je, wenn ich mir Lannies Meinung zu ,,Die Achte Karte" von Kate Mosse von vor (HILFE!) 11 Jahren so durchlesen, dann bin ich umso froher, dass ich dieses Buch nach 462 (von 747) Seiten im Februar dann doch irgendwann abgebrochen hatte. Und dabei sehe ich einige Dinge komplett konträr zu Lannie.

,,Die Achte Karte" war eines meiner 12 Books in 12 Months-Bücher für dieses Jahr, die ich aber gar nicht unbedingt auswähle, weil ich sie jetzt endlich mal lesen ,,muss" oder zwingend lesen will, sondern die eher dem SUB-Abbau – egal auf welche Weise – dienen sollen.  Im dazugehörigen Laberthread hatte ich versprochen, dass ich meine Meinung zu dem Buch und warum ich es abgebrochen habe hier noch kundtun will ... und jetzt 2,5 Monate später komme ich dann endlich mal dazu.
Das ist Buch ist zu einem Zeitpunkt bei mir eingezogen, wo ich endlich die totale Lust am Lesen wiedergefunden hatte und dem absoluten Kaufwahn erlegen bin. Wenn ich in dem Moment bei etwas klarerem Verstand gewesen wäre, dann weiß ich nicht, ob es wirklich eingezogen wäre. Um zu verdeutlichen, wie ausgeprägt der Kaufwahn (auf dem Flohmarkt) in dem Moment war: ich habe u.a. zwei weitere Bücher gekauft, die ich schon hatte. Das eine mit Absicht, weil es gut erhalten war (im Gegenteil zu meinem eigenen alten Exemplar) und beim anderen hatte ich prompt vergessen, dass ich es schon hatte. Da hab ich schon etwas blöd geschaut, als ich mein Charlie Lyne-Regal geschaut habe und das Buch – in einer anderen Ausgabe – entdeckt habe.

,,Die achte Karte" gehört wie ,,Das verlorene Labyrinth" und ,,Die Frauen von Carcasonne" zu Langue d'oc-Trilogie von Kate Mosse, wobei ich mir relativ sicher bin, dass man die drei Bücher auch komplett unabhängig von einander lesen kann. Es spielt auf zwei Zeitebenen, Ende der 19. Jahrhunderts und 2007 und wie Lannie auch schon schrieb, gibt es in beiden Erzählebenen Thrillerelemente und mysteriöse bis paranormale Phänomene. Und gerade letzteres hätte mich schon abschrecken müssen, denn ich hatte vor vielleicht 15 Jahren schon mal ein Buch (in einer LR mit Lannie übrigens) gelesen, wo mich diese paranormaleln Phänomene echt genervt habe. Ich habe zwar auch schon Bücher dieser Art gelesen, die ich gut fand, aber naja, eigentlich ist es nicht so mein Ding und mit Mitte 40 eigentlich noch viel weniger als mit Anfang 30.
Zitat von: LannieUnd leider gibt es noch eine weitere Parallele zu ,,Das verlorene Labyrinth". Auch hier spart Kate Mosse nicht mit französischen Sätzen, die weder im Text noch in einem Glossar erläutert werden.
Mit den französischen Sätzen hatte ich glücklicherweise aufgrund meiner Sprachenausbildung weniger Probleme, ich habe das sogar genossen, aber ich kann verstehen, wenn das jemanden stört oder auch aus dem Lesefluss reißt.
Zitat von: LannieStilistisch und sprachlich kann ich kaum etwas aussetzen. Das Buch liest sich von Beginn an wirklich flüssig und angenehm. Der Drang, weiterzulesen ist sehr groß. Vor allem der Anfang ist äußerst rasant erzählt, dabei spannend und geheimnisvoll und mit sympathischen Figuren bestückt. Der Einstieg fiel mir damit besonders leicht. Die Sprache passt perfekt in die jeweilige Zeitebene, so dass auch das richtige Gefühl für die entsprechende Zeit aufkommt. ...
Die Handlung beider Zeitebenen ist insgesamt spannend erzählt, überzeugender hingegen ist eindeutig das ausgehende 19. Jahrhundert. Es strahlt in meinen Augen wesentlich mehr Atmosphäre aus und ist von der Thematik her deutlich abwechslungsreicher und interessanter. Zwar ist auch das Heute flüssig und durchaus spannend erzählt, allerdings konnte ich mit dem Tarot, das hier zentraler Bestandteil der Handlung ist, wenig anfangen.
Da bin ich nur teils Lannies Meinung. Ja, der Anfang war gut und ja, die Sprache passt zur jeweiligen Zeitebene. An sich hat die Autorin auch echt schöne Ideen und kann auch gut und atmosphärisch schreiben, aber ich finde sie verzettelt sich und kommt nicht in die Pötte. Ich finde es mitunter furchtbar langatmig und ich hab mich wirklich von Seite zu Seite gequält. Im Gegensatz zu Lannie fand ich den Part der Gegenwart deutlich interessanter, als den in der Vergangenheit. Aber mit dem Tarot konnte ich auch nicht wirklich viel anfangen. Da bin ich voll bei Melli.

Im Endeffekt wollte ich mich einfach nicht weiter quälen. Ich hatte schon mit dem Labyrinth-Buch meine Probleme (vor zig Jahren), wobei mir letztes Jahr, das Buch ,,Der Kreis der Rabenvögel" von Kate Mosse richtig gut gefallen hat. Und wenn ich mir dann diesen Part von Lannies Rezi durch lese
Zitat von: LannieAm Ende bleibt hinsichtlich des Tarots vieles ungeklärt bzw. zu flüchtig aufgeklärt. Man kann die Auflösung nicht greifen, hat nur ein unbestimmtes Gefühl und schlägt das Buch eher unzufrieden zu. Ich hatte den Eindruck, es fehle noch was, die Geschichte sei nicht auserzählt. Zu viele Fragen bleiben unbeantwortet. ...
dann bin ich einmal mehr froh, dass ich das Buch abgebrochen habe, denn im Gegensatz zu Lannie konnte ich auch mit den Protagonisten – weder in der Gegenwart noch in der Vergangenheit – was anfangen.
Zitat von: LannieSehr befremdet hat mich, dass Kate Mosse es nicht lassen konnte, derzeit populäre Verschwörungstheorien der katholischen Kirche einzubringen. Diese sind für die eigentliche Handlung absolut überflüssig, werden nicht näher verfolgt und wirken daher eher wie Effekthascherei.
Das hat mich tatsächlich weniger gestört. Ich fand hingegen schade, dass wir nicht noch mehr über Debussy erfahren haben, lediglich dass er Anatoles Freund war (Vergangenheit) und Meredith über ihn eine Biografie schreiben wollte (Gegenwart), aber ansonsten spielte er keine Rolle. Zumindest nicht bis zu der Stelle, bis wohin ich gelesen habe. 
Ich bin mir jedenfalls sehr, sehr sicher, dass ich nichts mehr von Kate Mosse lesen werde, auch wenn ihre Plots eigentlich immer klug und spannend klingen und sie ist auch nicht so schlimm schmalzig / kitschig ist wie Lucinda Riley, aber das reizt mich halt nicht genug, um noch ein viertes Buch von ihr anzulesen.
Rock the Night!