Das Lächeln des Harlekins - Joanne Harris

Begonnen von Kathrin, 26. März 2007, 14:23:54

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Kathrin

[isbn]3548259987[/isbn]   Verlag: Ullstein
ISBN: 3548259987
Seiten: 431
Ausgabe: Taschenbuch
Preis: € 8,95


Inhaltsangabe:
Nach einer wilden Jugend bei vagabundierenden Schaustellern hat sich die ehemalige Trapezkünstlerin Juliette als Nonne in die kleine Inselabtei Sainte Marie de la Mer zurückgezogen. Ihre Tochter Fleur ist die einzige Erinnerung an ihr früheres Leben und an LeMerle, den Mann ihres Lebens, der sie so grausam verraten hat. Als jedoch die Äbtissin stirbt und ein zwölfjähriges ehrgeiziges Mädchen an deren Stelle berufen wird, ist es mit dem Frieden in dem kleinen Inselkloster vorbei. Denn die neue Äbtissin wird von ihrem Beichtvater begleitet, und der ist kein anderer als LeMerle, der undurchschaubare Pläne verfolgt. Gelingt es Juliette, seinen raffinierten Verführungskünsten zu widerstehen?

Meine Meinung:
Das erste Kapitel erfüllt die Aufgabe eines Prologs, den es allerdings nicht gibt, gut. Wir erfahren von der Vergangenheit der Protagonistin (Juliette), ohne dass es zu ausschweifend ist, und unheilvolle Boten, wie eine Krähe, bzw. auch der Tod der Äbtissin des Klosters bringen eine gewisse mystische und spannende Atmosphäre auf.

Aber dann kam erst mal die große Enttäuschung:  Die vielen Nonnen des Klosters haben mich bis zum Schluss total verwirrt. Da haben sich neben den Hauptfiguren Juliette und LeMerle nur noch zwei wirklich ein wenig ins Rampenlicht gespielt, alle anderen waren für sehr schemenhafte Gestalten, ohne einen eigenen Charakter zu haben. Trotzdem bleiben auch diese beiden relativ blass.

Auch Juliette gewinnt erst mal nicht an Farbe, da einfach viel zu viel erzählt und beschrieben wird und die Handlung dadurch zu kurz kommt. Dialoge sind leider erst mal Mangelware. Auch die Tagebuchform irritiert, ebenso die von mir nicht allzu sehr geschätzte Ich-Form, wobei es da natürlich auch hervorragende Ausnahmen zu gibt.  Zur Tagebuchform ist noch zu sagen, dass ich die hier auch nicht sonderlich mag, weil die Tage/ Daten, wie sie über den Kapiteln stehen, nicht zwingend zum Inhalt passen. Sprich Juliette erzählt in ihrem Tagebucheintrag vom 14.07.1610 von einer Geschichte, die 10 Jahre zuvor passiert ist und das ist für mich einfach nicht stimmig, auch wenn ich es vielleicht früher selbst so gemacht hab.

Dass ich als Leser etwas über Juliette Vergangenheit erfahren finde ich grundsätzlich schön, allerdings hätte ich es einfach gerne live miterlebt und nicht von ihr erzählt bekommen, sprich hier hätte Joanne Harris ausführlicher sein können. Dass sie es kann hat sie bei einer Szene, die in Epinal spielt gezeigt, das war Highlight-verdächtig! Aber grundsätzlich wird durch das viele Erzählen und die wenigen Dialoge einfach keine Spannung aufgebaut und die Figuren erhalten kein Leben und kommen daher auch nicht bei mir an. Sie sind langweilig und blass und ich kann einfach nicht mit ihnen mitfühlen. Es wird zu viel gefaselt und dröppelt zu viel vor sich hin.

Was mich auch stört sind die ständigen Wechsel in der Zeitform, mal Präsens und dann wieder Vergangenheit. Grundsätzlich mag ich die Gegenwartsform bei Geschichten/ Büchern weniger, ich finde das liest sich ziemlich holprig, aber ich bin es ja auch anders gewohnt, denn es gibt nicht viele Autoren/ innen die in der Gegenwartsform erzählen. Ich sehe auch nicht das Muster dahinter, wann die Autorin nun in der Vergangenheits- bzw. in der Gegenwartsform schreibt. Es wirkt willkürlich, passt vielleicht zu einem Tagebuchstil, aber es holpert einfach fürchterlich vor sich hin und wirkt unausgegoren.

Sehr gut gefallen hat mir die Figur und der Charakter von LeMerle!!! Das muss ich echt sagen! Irgendwas hat er, wohl wieder mal das reizvolle Verbotene. Er ist intrigant, spielt die Nonnen gegeneinander aus, benutzt sie zu seinen Zwecken und der eigentliche Zweck hinter seinem ganzen Spiel wird erst relativ spät geklärt. Er ist weiß Gott nicht der sympathische Held des Buches, dem alles gelingt, der durch und durch gut ist, aber gerade das macht ihn aus, das fasziniert nicht nur Juliette, sondern auch mich! Er hat so ein bissl was von einem de la Pole aus ,,Der König der purpurnen Stadt" von Rebecca Gablé.

Es ist wirklich schade, dass uns die Autorin nicht mehr von ihrem Können liefert, mit der Figur LeMerle und der Szene in Epinal hat sie bewiesen, dass sie fesselnd erzähleln kann und grundsätzlich denke ich dass viele ihrer Figuren und auch der gesamte Plot echt Potential für einen tollen Roman liefern könnten. Aber es wird in meinen Augen einfach nicht umgesetzt.

Vieles an der Geschichte geht mir auch einfach auf die Nerven. Ich finde es schon bedenklich, dass ich 40 Seiten vor Schluss am Überlegen bin, ob ich das Buch wirklich beenden oder vielleicht doch lieber weglegen soll. Das war ja mein zweiter Versuch, dieses Buch zu lesen. Aber ich glaube einfach nicht, dass ich etwas verpasst hätte, wenn ich es nicht gelesen hätte.

Bewertung:
[note3-]

lg
kathrin
Rock the Night!