[15 Jahr.] Die silberne Burg - Sabine Weigand

Begonnen von nirak, 24. Juni 2012, 13:36:53

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nirak

[isbn]9783596183395[/isbn]

Inhalt:

Anno 1415: Die junge Jüdin Sara ist gezwungen ihre Heimat zu verlassen, da ihr brutaler Ehemann sie sonst erschlagen hätte. In der Fremde erlernt sie den Beruf der Ärztin. Erneut muss sie fliehen und schließt sich einer Gauklertruppe an. Sie zieht gemeinsam mit ihnen nach Konstanz wo das Konzil der Kirche stattfinden wird. Unterwegs lernt sie Cirian einen irischen Mönch kennen sowie den jungen Ritter Ezzo. Alle drei verbergen  das Geheimnis ihrer Herkunft, doch sie werden Freunde.

Meine Meinung:

Zunächst erzählt die Autorin in drei unabhängig von ein anderen Erzählsträngen das Leben der Protagonisten bis zu dem Zeitpunkt an dem sie sich begegnen. Ihr Leben ist quasi ein Spiegel dieser Zeit und der Leser bekommt einen eindrucksvollen Einblick in das 15 Jahrhundert. In das Leben dieser Zeit, in den Glauben dieser Zeit und vor allem was es bedeutet hat in dieser Zeit als Jüdin aufzuwachsen und zu leben.

Zwischen durch lässt die Autorin ihre Protagonisten Sara auch mal selbst zu Wort kommen und so erzählt sie, wie die Ereignisse der letzten Tage dann auf sie gewirkt haben. Warum sich die Autorin dazu entschieden hat hier zwischendurch den Erzählstil zu wechseln kann ich nicht beurteilen auch wenn Saras Gedanken Interessant waren hat dieser Wechseln doch ein bisschen meinen Lesefluss gestört. Auf der anderen Seite bekommt der Leser dadurch noch mal einen etwas genaueren Eindruck von der Gefühlswelt Saras. Durch Sara bekommt der Leser ein ziemlich deutliches Bild von den Umständen und den Gepflogenheiten zu sehen. Gut gefallen hat mir, wie Sara immer wieder die Sitten der Christen betrachtet hat und wie sie damit umgegangen ist.

Aber nicht nur die Protagonisten Sara oder Cirian sind interessante Charaktere auch die Nebendarsteller wie die Gauklertruppe, haben ihren eigenen Charme. Aller Figuren sind wunderbar ausgearbeitet und haben Ecken und Kanten und waren entweder auf Anhieb Sympathisch oder eben nicht. Jeder von ihnen trug sein eigenes kleines Geheimnis mit sich herum und so nach und nach erfährt der Leser die Zusammenhänge. Ich fand es sehr spannend. Vor allem weil auch viel von dem Glauben der Menschen erzählt wurde, bezw. von den Gepflogenheiten der Juden überhaupt. Sabine Weigand hat es geschickt verstanden die einzelnen Handlungsstränge mit einander zu verweben und ein gesamt Bild zu schaffen. Auch hat ihr bildhafter Erzählstil dazu beigetragen, dass ich ein hervorragendes Kopfkino hatte und die Seiten nur so dahin geflogen sind.

Die historische Seite dieser Geschichte ist sehr gut recherchiert und man spürt beim Lesen deutlich wie viel Liebe und Mühe in diesem Buch stecken. So waren auch die politischen Ereignisse wie das historisch belegte Konstanzer Konzil ein Lesegenuss.
Geschickt hat die Autorin die Lebensgeschichten von historischen Persönlichkeiten einfließen lassen, so erfährt der Leser einiges Wissenswertes über den englischen Reformator John Wyclif und genauso über Jan Hus der auf dem Konstanzer Konzil sein Ende fand. Interessant die Konflikte der Kirche aus Sicht der einfachen Leute zu sehen und vor allem eben auch mal aus der Sicht einer Jüdin.

Die Aufmachung dieses historischen Romans hat mir dann auch sehr gut gefallen. Es gibt eine Karte des Europas im Mittelalter, ein Glossar der fremden Begriffe ist am Schluss genauso vorhanden wie ein ausführliches Nachwort der Autorin. In diesem Nachwort gibt es noch jede Menge wissenswertes nachzulesen und hat mir sehr gut gefallen. Ich lese so was immer wieder gern. Auch die kleinen Einschübe der Liedtexte und die Passagen der Medizin aus dieser Zeit haben mir gut gefallen. Sie machen dieses Buch zu einem authentischen Zeitzeugen auch wenn es sich nur um ein fiktives Werk handelt. Wobei die Juden Ärztin Sara eine historisch Belegte Person ist und wirklich gelebt und gearbeitet hat. Mir hat diese Geschichte jedenfalls gut gefallen und ich denke das Leben von Sara bin Levi könnte durchaus so verlaufen sein wie die Autorin es hier schildert.

Mein Fazit: Die silberne Burg ist ein historischer Roman der Lust auf mehr macht. Es erzählt aber nicht nur einfach eine Geschichte sondern auch von Liebe, Glaube und Hoffnung. Die Liebesgeschichte ist hier sehr gut mit den historischen Gegebenheiten verwoben und wirkt dadurch einfach authentisch und hat mir gut gefallen.  Ich hoffe noch oft solche Bücher lesen zu dürfen.   

Bewertung: [note1]