Bruder Cadfael - Das Licht auf der Straße nach Woodstock - Ellis Peters

Begonnen von Annette B., 06. Februar 2010, 21:37:30

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Annette B.

[isbn]3453125177[/isbn]

Einen Klappentext zu diesem Buch konnte ich leider nicht finden, darum versuche ich hier einmal zu schildern, worum es in diesem Buch geht.

Dies ist kein Cadfael Roman im bekannten Sinne, sondern ein Buch mit drei Kurzgeschichten, die erzählen wie Bruder Cadfael zu seinem Entschluss kam, ins Kloster in Shrewsbury einzutreten.

Meine Meinung:

Ganz am Anfang des Buches erzählt Ellis Peters ( auf 4 Seiten), wie sie die Figur Bruder Cadfael erschaffen hat und welche Charaktereigenschaften bzw. welchen persönlichen Lebenslauf, sie ihm unbedingt geben wollte.
Diese Erklärung ist schon sehr interessant, besonders da sie auch erklärte, dass sie gar keine Serie geplant hatte zu dieser Figur ,,Bruder Cadfael". Sie wollte nur einfach mal einen Kriminalfall im Mittelalter ansiedeln und die Zeit, als der Thronstreit zwischen König Stephen und Kaiserin Maud tobte, reizte sie besonders.

Die erste Erzählung: Das Licht auf der Straße nach Woodstock

Diese erste Geschichte im Buch liest sich recht flüssig und einfach. Man lernt den Waliser und Kreuzfahrer >Cadfael ap Meilyr ap Dafydd< kennen, der auf dem Weg nach England noch an einigen kleineren Schlachten für König Henry, gegen William den Eroberer, in der Normandie teilnimmt. Cadfaels Dienstherr, der Edelmann Roger Mauduit (dem er sich auch erst in der Normandie angeschlossen hatte) nimmt ihn nach dem Ende der letzten Schlacht, mit nach England.
Dieser Edelmann und Ritter Mauduit hat in England, genauer gesagt in Woodstock, noch einen Prozess zu führen bei dem der König höchst persönlich das Urteil sprechen will. Der Ritter Mauduit bittet Cadfael und seinen Freund, den Schreiber Alard, ihm noch bis zur Urteilsverkündung zu dienen. Alle anderen Söldner entlässt der Ritter aus seinem Dienst, bevor er nach England zurück kehrt.

Der Ritter ist mit dem Kloster in Shrewsbury vor Gericht, da man sich um ein Dorf mit großzügigen Ländereien streitet, welches der Vater des Ritters, dem Kloster angeblich vererbt hat.

Tja und dann erfahren wir, wie Cadfael den Prior Heribert vom Kloster Shrewsbury kennen lernt und warum es Cadfael nach Shrewsbury zurück zieht.
Auch erfährt der aufmerksame Leser, was Cadfael als ,,Licht" oder ,,Erleuchtung"  sieht. Diese Erleuchtung, die ihm den Weg ins Kloster zeigt, ist jedoch etwas versteckt in einer Metapher.

Es ist nicht gerade überwältigend viel, was Cadfael in dieser Geschichte aus seinem Leben erzählt, aber man erfährt als Leser schon mal sehr viel über die politischen Hintergründe, die zu dem Streit zwischen König Stephen und Kaiserin Maud geführt haben. Denn der besagte Prozess in Woodstock wird um 3 Tage verschoben, da der Sohn des Königs auf der Überfahrt von Frankreich nach England, verunglückt.

Die zweite Erzählung: Der Geizhals

Beim lesen dieser Episode hatte ich den Eindruck das die Handlung noch in den ersten Jahren von Cadfaels Klosterjahren spielt. Der Name des Abtes wurde hier gar nicht genannt, aber ich vermute das es zu diesem Zeitpunkt der Abt Heribert gewesen sein muss. Denn es wird schon der Prior Robert erwähnt und sein Schreiber Jerome. 
Bei der Handlung haben wir es mit einem typischen Cadfael Fall zu tun und auch die Auflösung ist nach Art ,,Bruder Cadfael mit dem großen Herzen" geschrieben.
Als Fan von Bruder Cadfael habe ich mittlerweile längst begriffen, dass der Mönch immer wieder versucht den armen Sünder (bzw. Täter) vor den grausamen Strafen des Gesetzes damals zu schützen. Auch wenn Cadfael kein Priester ist, so schafft er es doch immer wieder den Täter zu einer freiwilligen Buße zu animieren, die ihm selbst und auch den Ärmsten der Armen großen Nutzen bringen wird.
Gerade diese pfiffigen Lösungen liebe ich so bei den Cadfael Romanen. Darum hat mir auch diese Geschichte genauso gut gefallen, wie die erste Geschichte des Buches.

Die dritte Erzählung: Der Augenzeuge

Hier konnte ich recht schnell den Zeitraum erkennen in der die Handlung spielt, denn Cadfael hat ein gutes Verhältnis zu seinem Abt Radulfus.
Allerdings ist mir Hugh Beringar in dieser Geschichte nicht begegnet, aber die Zusammenarbeit mit der ,,Obrigkeit von der Burg" funktionierte trotzdem gut. Auch ist die Auflösung des Kriminalfalls etwas anders als bisher. Der Mönch mit dem großen Herzen hat in diesem Fall kein Verständnis für den Täter und Sünder.
Auch diese Geschichte ist spannend erzählt und es ist für jeden Cadfael Fan ein Vergnügen sie zu lesen.

Abschließend würde ich sagen, dass man dieses Buch genauso gut am Anfang der Serie lesen kann, wie auch zwischendurch oder ganz am Ende der Serie.
Jede Erzählung in diesem Buch ist in sich abgeschlossen und verrät nichts über den Inhalt der anderen Bücher dieser Serie.

Dieses Buch ist mit vielen Bildern ausgestattet die Szenen aus dem mittelalterlichen Leben zeigen. Die Bilder sind farbig und ich würde sagen,(als Laie wohlgemerkt) im Stil der naiven Malerei gestaltet. Das Schiff z.B. sieht aus wie eine Nuss-schale und die Ritter könnten von Kindern gemalt sein. Auch die Farbpalette umfasst vielleicht 5 oder 6 Farbtöne. Trotzdem sind die Bilder ansprechend und passen auch sehr gut zu der Handlung.

Das Buch ist wirklich ein interessantes und nettes kleines Buch für Cadfael Fans. Es lässt sich schnell und leicht zwischendurch lesen und man kann es auch mal in der Handtasche mit nehmen zum Arzttermin oder im Zug. 

  [note2+] für die drei Erzählungen.

Ich möchte an dieser Stelle noch ein Wort zu den Übersetzungen dieser Bücher sagen!

Es mir beim lesen dieser Serie aufgefallen, dass die ersten 7 Bücher recht flüssig und leicht zu lesen waren.
Beim 8 Band hatte ich zwar eine Veränderung gemerkt, aber nicht sofort erkennen können warum ich mit dem Buch etwas langsamer voran gekommen bin, obwohl die Handlung wirklich spannend war.
Erst als ich bei dem Buch ,,Ein ganz besonderer Fall" immer wieder ganze Absätze oder extrem lange Sätze mehrmals lesen musste, um den Sinn zu verstehen, habe ich mal genauer nachgeschaut, wer diese Bücher übersetzt hat. Ab Band 8 hat Jürgen Langowski die Bücher übersetzt und dabei einen anderen Schreibstil eingearbeitet.
Ich konnte aber auch feststellen, dass die Übersetzungen von Jürgen Langowski mit jedem weiteren Buch besser wurden.
Ich denke es war auch für den Übersetzter etwas schwierig diese mittelalterliche Sprache, die Ellis Peters sicher im englischen Orginal benutzt hat, in eine verständliche deutsche Formulierung zu übersetzten. Zumal es ja auch in der deutschen Übersetzung dem Mittelalter angepasst sein sollte.
Ab dem Buch ,,Mörderische Weihnacht" merkt man das Jürgen Langowski sich in das Thema ,,Mittelalter" und auch in den Sprachgebrauch wunderbar eingearbeitet hat. Der Schreibstil wird flüssiger und auch leicht verständlich.

Hier eine Übersicht zu den Übersetztern:

Bruder Cadfael Band 1-4, übersetzt von Eva Malsch

Bruder Cadfael Band 5-7, übersetzt von Dirk van Gunsteren

Bruder Cadfael Band 8 (Des Teufels Novize) – Ende (Das Licht auf der Straße nach Woodstock)
übersetzt von Jürgen Langowski



Liebe Grüße Annette

Grisel

Zitat von: Annette B. in 06. Februar 2010, 21:37:30
Als Fan von Bruder Cadfael habe ich mittlerweile längst begriffen, dass der Mönch immer wieder versucht den armen Sünder (bzw. Täter) vor den grausamen Strafen des Gesetzes damals zu schützen. Auch wenn Cadfael kein Priester ist, so schafft er es doch immer wieder den Täter zu einer freiwilligen Buße zu animieren, die ihm selbst und auch den Ärmsten der Armen großen Nutzen bringen wird.
Gerade diese pfiffigen Lösungen liebe ich so bei den Cadfael Romanen. Darum hat mir auch diese Geschichte genauso gut gefallen, wie die erste Geschichte des Buches.

Das ist auch einer der vielen Gründe warum ich die Bücher so liebe und warum sie trotz Mord und Totschlag richtige Wohlfühlbücher für mich waren, weil es so oft damit endet, daß die Täter der weltlichen Gerichtsbarkeit entgehen. Und, wie Du sagst, nicht selten dank Cadfael, der Verständnis hat und weiß - für sich - daß es letzten Endes nur Gott zusteht, zu richten. Aber eben seiner Variante davon, dem Gott der Liebe.

ZitatIch denke es war auch für den Übersetzter etwas schwierig diese mittelalterliche Sprache, die Ellis Peters sicher im englischen Orginal benutzt hat, in eine verständliche deutsche Formulierung zu übersetzten. Zumal es ja auch in der deutschen Übersetzung dem Mittelalter angepasst sein sollte.

Peters/Pargeter hatte auch einen ganz eigenen und wunderbaren Schreibtstil. Das zu übersetzen ist sicher nie einfach. Ich habe die meisten Cadfaels auf Deutsch gelesen und damals noch nicht so auf die Feinheiten der Sprache geachtet. Aber gut, daß Du das untersucht hast. Ist interessant.

Annette B.

Zitat von: GriselDas ist auch einer der vielen Gründe warum ich die Bücher so liebe und warum sie trotz Mord und Totschlag richtige Wohlfühlbücher für mich waren, weil es so oft damit endet, daß die Täter der weltlichen Gerichtsbarkeit entgehen. Und, wie Du sagst, nicht selten dank Cadfael, der Verständnis hat und weiß - für sich - daß es letzten Endes nur Gott zusteht, zu richten. Aber eben seiner Variante davon, dem Gott der Liebe.

Ich finde immer die Ideen, die Cadfael entwickelt um den Täter auf der einen Seite zur freiwilligen Buße zu bewegen, - und auf der anderen Seite um den Täter vor dem zugriff des Gesetztes zu schützen, - soooo pfiffig und klug.  :muaha: Darum wollte ich das auch mal irgendwie in eine Rezi einbringen.

Zitat von: GriselPeters/Pargeter hatte auch einen ganz eigenen und wunderbaren Schreibtstil. Das zu übersetzen ist sicher nie einfach. Ich habe die meisten Cadfaels auf Deutsch gelesen und damals noch nicht so auf die Feinheiten der Sprache geachtet. Aber gut, daß Du das untersucht hast. Ist interessant.

Du das hat aber verdammt lange gedauert, bis mir ein Licht aufging :pling: und ich mal auf die Idee kam, über die Übersetzer nachzudenken. :rollen:
Liebe Grüße Annette

Grisel

Zitat von: Annette B. in 07. Februar 2010, 20:39:23
Ich finde immer die Ideen, die Cadfael entwickelt um den Täter auf der einen Seite zur freiwilligen Buße zu bewegen, - und auf der anderen Seite um den Täter vor dem zugriff des Gesetztes zu schützen, - soooo pfiffig und klug.  :muaha: Darum wollte ich das auch mal irgendwie in eine Rezi einbringen.

Gut so. Das ist ja auch ein wichtiger Charakterzug von ihm. Wobei Peters ja auch geschickt darin ist, uns für fast jeden Verständnis zu entlocken.

ZitatDu das hat aber verdammt lange gedauert, bis mir ein Licht aufging :pling: und ich mal auf die Idee kam, über die Übersetzer nachzudenken. :rollen:

Auf jeden Fall eine gute Idee. Ich lese Deine Rezensionen mit großer Freude.

Annette B.

ZitatWobei Peters ja auch geschickt darin ist, uns für fast jeden Verständnis zu entlocken.

Da hast du Recht! In diesem Punkt hat Ellis Peters echt ein besonderes Talent. :-)
Liebe Grüße Annette