Im Krebsgang von Günter Grass

Begonnen von Nebelpriesterin, 08. April 2008, 14:23:36

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Nebelpriesterin

Anlsslich des Fernsehzweiteilers zum Untergang der Wilhelm Gustloff habe ich mir die Novelle "Im Krebsgang" von Günter Grass aus dem SUB gefischt, die dieses Thema behandelt.


[isbn]3423131764[/isbn]

Der Ich-Erzähler Paul Pokriefke erzählt die Geschichte um die Katastrophe des Untergangs des Schiffes ,,Wilhelm Gustloff" am 30. Januar 1945. Die Aufforderung diese Geschichte aufzuschreiben erhält er von einem Dritten, der in der Geschichte nicht auftaucht. 

Die Geschichte des Journalisten Paul Pokriefke ist unmittelbar mit der Geschichte der Gustloff verbunden, denn er wurde in der Nacht des Untergangs geboren und hat von seiner Mutter, Tulla Pokriefke, jahrelang alle Geschichten rund um die Gustloff zu hören bekommen.

Bei seiner Recherche stößt er auf die Internetseite www.blutzeuge.de. Dort finden sich Berichte über den Namensgeber der Gustloff, über seine Biografie und seine Ermordung, über den Bau des Schiffes, die Kreuzfahrten, die von der Organisation "Kraft durch Freude" durchgeführt wurden und letztlich von dessen Untergang. Paul erkennt in den Aussagen der Website Details wieder, die er von seiner Mutter seit Jahren erzählt bekommen hat und entdeckt in dem Verfasser der Seite seinen Sohn Konrad, der nun seinerseits ihre Geschichte hören muss. Konrad hat einen Gegenspieler in seinem Internetportal, Wolfgang Stremplin, der die Rolle des Gustloff-Mörders David Frankfurter einnimmt. Zwischen beiden entwickelt sich eine Beziehung, die vielleicht als ,,Feind-Freundschaft" bezeichnet werden kann und die in einem persönlichen Treffen endet.

Grass jongliert sehr geschickt mit den unterschiedlichen Handlungssträngen und Zeitebenen und bewegt sich dabei nicht immer gradlinig fort. Der Erzählstil folgt vielmehr den Bewegungen eines Krebses - einen Schritt seitwärts und dann zwei zurück. Dennoch ist der Fortlauf der Geschichte immer Ziel führend. Außerdem packt Grass viele Informationen in dieses mit 224 Seiten doch recht dünne Buch. 

In meinen Augen geht es in dieser Novelle um die Auswirkungen der Vergangenheit auf die Gegenwart. Die Vergangenheit, die Tulla Pokriefke nie verarbeitet hat und die sie nie losgelassen hat, hat in ihren Geschichten Einfluss auf das Schreiben von Paul und auf die Handlungen des Enkels Konrad. Die Ermordung Gustloffs hat unmittelbar Einfluss auf die Handlung sowohl von Konrad als auch von Wolfgang.

Geschichte ist immer aus Resultat aus vergangenem und hat immer Auswirkungen auf Zukünftiges Sie  hat keinen klar definierten Anfangs- und Endpunkt.

Mein Fazit: Dies war mein erstes Buch von Günter Grass und ich bin angenehm überrascht, wie flüssig es sich lesen ließ. Ich hatte aufgrund des namens ,,Grass" eher ein sperriges schwer verdauliches Werk erwartet.