Silke Schütze - Wir nannten es Freiheit

Begonnen von Inge78, 04. April 2019, 07:50:23

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Inge78

ZitatDer neue historische Roman von Silke Schütze: Eine junge Frau kämpft gegen den Lehrerinnen-Zölibat und für ihre Liebe.

Berlin, 1916: Die herzliche, resolute Lene hat soeben ihr Lehrerinnen-Seminar bestanden. Als sie sich in den verschlossenen Paul verliebt, scheint ihr Glück vollkommen. Dass Paul wegen einer Kriegsverletzung nicht arbeiten kann, ist für Lene kein Hindernis: Sie liebt ihre Arbeit als »Fräulein« und kann genug Geld nach Hause bringen. Doch einer Hochzeit steht der sogenannte Lehrerinnen-Zölibat im Wege, ein Erlass, der verheiratete Frauen vom Schuldienst ausschließt. Entweder ihr Paul oder die Freiheit, den geliebten Beruf auszuüben? Eine unmögliche Wahl. Zu stark, um aufzugeben, kämpft Lene für die Freiheit, Liebe und Beruf zu vereinen.

Große Unterhaltung und ein anrührendes Stück Zeitgeschichte.

Erfolgsautorin Silke Schütze wurde mit dem renommierten Walter-Serner-Preis ausgezeichnet. "Wir nannten es Freiheit" ist ihr erster historischer Roman um ein anrührendes und bislang wenig bekanntes Stück Frauen-Geschichte.

Lene Lehmann ist Lehrerin. Was 1916 nicht selbstverständlich ist, kommt sie doch aus einfach Verhältnissen und erst die Arbeitgeber ihrer Mutter ermöglichten ihr die teure Ausbildung. Als sie sich verliebt steht sie letztendlich vor einer schwierigen Entscheidung. Aufgrund des Lehrerinnen Zölibats müsste sie bei einer Hochzeit ihre Arbeit aufgeben. Lene und ihre Kolleginnen lehnen sich dagegen auf. Doch als Paul in Verdun verletzt wird hat Lene plötzlich ganz andere Probleme.


Aufgrund des 1.Weltkrieges herrscht Mangel an Arbeitern. Somit müssen auch die Frauen tatkräftig mithelfen, in allen Belangen. Lene, als Halbwaise aufgewachsen, ist arbeiten gewohnt. Ihre Mutter arbeitet schon immer für ihren Lebensunterhalt. In ihrer Arbeit als Lehrerin geht Lene vollständig auf, sie liebt ihre Schülerinnen und ist engagiert. Einzig der kriegsverletze und damit dienstuntaugliche Direktor macht den Frauen das Leben an der Schule schwer und schätzt ihre Arbeit nicht wert. Seine Ablehnung steigert sich als die Lehrerinnen beginnen, gegen das Arbeitsverbot für verheiratete Frauen aufzubegehren.


Silke Schütz entführt den Leser in eine schwere Zeit, die geprägt ist von Angst, Tod und Mangel. Mitten im Krieg versuchen die Heimgebliebenen ihr Leben zu leben. Dazu gehört u.a. auch der Schwarzmarkt, der rege frequentiert wird.

Im Buch wird nicht nur das Lehrerinnenzölibat thematisiert, sondern es geht auch um die Stellung der Frauen im Allgemeinen. Und auch wenn der Krieg eher ein Nebenschauplatz ist, so wird er doch sehr gegenwärtig wenn die Kriegsverletzten nach Hause zurück kehren, an Körper und Seele gebrochen. Gerade diese Kriegstraumata wurden früher nicht als Krankheit wahrgenommen und die Betroffenen mussten alleine damit klar genommen.

Mit viel Einfühlungsvermögen und auch Humor beschreibt die Autorin diese schwere Zeit. Das Berlin der Kriegsjahre wird in diesem Buch lebendig. Die Personen sind symphatisch und man kann sich in ihre Probleme hineinversetzen. Einige Entscheidungen der handelnden Protagonisten konnte ich beim Lesen nicht nachvollziehen, wohl auch, weil ich sie aus heutiger Sicht beurteile.
Manches bleibt mir zu oberflächlich, einige Personen sind mir zu stereotyp. Etwas mehr Tiefe wäre hier schön gewesen.

Ein spannendes Buch was durchweg interessant bleibt und sich wunderbar weglesen lässt. Zum Ende hin überschlagen sich die Ereignisse, da hatte ich mir noch mehr Zeit gewünscht. Aber der Höhepunkt zum Schluß ist noch mal richtig toll. Ein mir unbekanntes Thema gut in Szene gesetzt.

[note2-]
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf