Die Spiegelreisende.Die Verlobten des Winters- Christelle Dabos

Begonnen von Firnsarnwen, 12. März 2019, 00:36:34

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Kathrin

#15
Hallo zusammen,

ich werde hier zu Band 1 jetzt keine wirkliche Rezi schreiben, sondern vermutlich eher nach Band 4 eine Rezi zur gesamten Reihe schreiben. Aber ich kann auf ein paar Punkte aus den vorherigen Postings eingehen.

Zitat von: Firnsarnwen in 12. März 2019, 00:36:34
Mit dem Hinweis "»Diese Saga steht Harry Potter in nichts nach. Eine abenteuerliche Reise durch sagenhafte Welten!« Elle" hat sich der Verlag meiner Meinung nach keinen Gefallen getan. Das mit den sagenhaften Welten stimmt. Trotzdem werden die Potterfans, die auf der Suche nach einem weiblichen Harry sind, enttäuscht sein.
Der Vergleich mit Harry Potter hinkt in der Hinsicht auch in meinen Augen gewaltig und ich stimme Dir zu, dass solche Aussagen oder auch irgendwelche angeblichen Zitate von irgendwelchen großen Schriftstellern zu einem Buch,  echt nichts aussagen. Nur weil Steven King einen bestimmten Thriller oder Horror-Roman angeblich sooooooo lobt, muss er mir ja noch lange nicht gefallen, selbst wenn der gute Herr King mein Lieblingsautor sein sollte, was er nicht ist (ich habe noch nix von ihm gelesen). Das ist und bleibt immer Geschmacksache.

Zitat von: Firnsarnwen in 12. März 2019, 00:36:34
Von der Magie, die einen bei J.K. Rowling auf jeder Seite verzaubert, ist hier weniger zu lesen.
Das wiederum sehe ich anders, denn mich konnte Christelle Dabos auf jeder Seite verzaubern. Ich liebe Ophelias Schal oder ihre Brille (allein die Tatsache, dass die Hauptfigur so herrlich unperfekt und kurzsichtig ist :->) und mir ging es wie Moni, dass ich den Einstieg in das Buch mit dem grummeligen Gebäude extrem liebe und mich das Buch dadurch direkt gepackt hatte.

Zitat von: Firnsarnwen in 12. März 2019, 00:36:34
Die Gemeinsamkeit liegt eher darin, dass beide "Welten" wirklich einzigartig und bis ins kleinste Detail durchdacht und stimmig sind. Und dabei ist die Welt der Archen so einzigartig, dass es den Vergleich zu HP nicht gebraucht hätte.
Und hier sind wir wieder beieinander, sowohl was den tollen Weltenaufbau angeht wie auch, dass es den Vergleich mit Harry Potter nicht gebraucht hätte. Aber man muss ja auch ein wenig Aufmerksamkeit erzeugen und ich glaube, der Inselverlag ist nicht gerade bekannt, für seine Fantasy-Sparte. Wenn ich es recht überdenke, sind das glaube ich die ersten Bücher überhaupt, die ich aus dem Verlag lese.

Womit wir auch gleich beim nächsten Thema wäre, was ich in einem früheren Thread schon mal gesagt habe. Mir gefällt das Cover auch nicht, bzw. eigentlich ist es diese babyblaue Hintergrundfarbe. Und es ist wirklich nur die Farbe, denn den Pol bzw. die Himmelsburg, die man auf dem Cover sieht, mag ich. Das hilft bei der Vorstellung. Band 2 und 3 finde ich deutlich schicker in hellgelb und grün, aber trotzdem auch nicht wirklich schick.

Zitat von: Firnsarnwen in 12. März 2019, 00:36:34
Die Idee, dass die Erde in 21 Archen zerschlagen wurde, die nun wie Inseln am Himmel schweben und jede für sich eigene Gesellschaftsstrukturen gebildet hat, ist grandios.
Das sehe ich genauso. Auch wenn mit Ophelia und Thorn wohl nach 4 Bänden Schluss ist, bietet diese Welt noch so einiges an Potential, so dass die Autorin z.B. andere Ideen, die sie hat, ebenfalls in dieser Welt spielen lassen könnte, auf einer anderen Arche, mit anderen Protagonisten ... wer weiß.

Zitat von: Firnsarnwen in 12. März 2019, 00:36:34
Im vorliegenden ersten Teil geht es erst einmal nur um die Archen Anima und Pol. Letztere ist eine eisige Welt, die man sich wohl am ehesten wie Sibirien vorstellen kann. Der Detailreichtum, mit denen die Hauptstadt von Pol, die Himmelsburg, beschrieben wird, ist atemberaubend und man fühlt sich beim Lesen an eine ähnliche Welt wie bei "Alice im Wunderland" erinnert.
Ich mochte den Pol tatsächlich auch extrem gerne, wobei ich schon auch traurig war Anima und Ophelias Familie verlassen zu müssen. Gerade ihren Großonkel habe ich auf Anhieb ins Herz geschlossen und ich vermute, dass das vielen so gehen wird, wenn sie die Reihe starten.

Zitat von: Firnsarnwen in 12. März 2019, 00:36:34
Neben den wunderbar kuriosen Nebenfiguren fallen die beiden Hauptfiguren Ophelia und Thorn auf. Sie sind beide mehr als sperrig und haben nicht nur Ecken und Kanten, sondern bestehen fast nur daraus. Ophelia ist ein verschlossenes, tollpatischiges Mädchen, das immer zu leise spricht und sich nicht so sehr für ihre Mitmenschen, sondern nur für ihr Museum interressiert. Thorn, der junge Mann aus Pol, mit dem sie verlobt werden soll, liegt mehr an Zahlen als an sozialen Beziehungen. Und so entwickelt sich ihre Beziehung im Schneckentempo und ist mitunter einfach nur frustierend.
Was die Beschreibung von Ophelia und Thorn angeht, bin ich bei Dir. Aber gerade, dass sich die Beziehung so langsam entwickelt und gerade Thorn so oft so unnahbar und ruppig ist, fand ich großartig.

Zitat von: Firnsarnwen in 12. März 2019, 00:36:34
Gleiches gilt für eine Phase im Buch, in der Ophelia aufgrund der gefährlichen Lage auf Pol zu absoluter Passivität verdammt ist. In diesem Teil habe ich ein bisschen den Lesefluss verloren. Und obwohl ich es gut finde, mal andere Figuren als den starken gutaussehenden Helden und die wunderschöne, mutige Heldin sich ineinander verlieben zu sehen, braucht man wirklich viel Geduld für die beiden. Ich hoffe darauf, dass in den Folgebänden die bereits angedeutete Charakterentwicklung deutlicher wird und beide aktiver agieren.
Das sehe ich auch anders. Ich habe diese Phase geliebt, weil wir da so viel über die Welt und die Menschen auf dem Pol erfahren und weil wir so wunderbare Figuren kennenlernen, wie zum Beispiel Reineke oder Gwenael. Von Archibald ganz zu schweigen :schmacht: :-) Ich kann mir nicht helfen, aber ich steh auf den Kerl  :dong:

Zitat von: Firnsarnwen in 12. März 2019, 00:36:34
Würde es nur danach gehen, würde ich dem Buch die Höchstpunktzahl geben. Durch den streckenweise schleppenden Lesefluss und den mitunter zu blass wirkenden Hauptfiguren sind es 8/10.
Ich habe Ophelia und Thorn übrigens nie als zu blass empfunden, sondern als herrlich anders. Ich habe mich aber die ganze Zeit gefragt, ob das nun wirklich ein Buch für größere Kinder oder Jugendliche wäre. Ob z.B. meine 11-jährige Nichte das so toll fände, oder ob es für so ein quirliges junges Ding nicht vielleicht streckenweise zu langatmig wäre, etwas was mir gefällt und was ich als Erwachsene tatsächlich feiere. Und ich weiß auch nicht, ob sie ein Buch über eine 21-jährige lesen wollen würde. Sie hat Harry Potter verschlungen, liest jetzt Tintenherz und Nevermoor parallel. Das sind Bücher, bei denen die Protagonistinnen in etwa ihr Alter haben. Ich bin mir sicher, dass meine Nichte den Schal lieben würde, die Brille vielleicht weniger, aber das ganze Buch? Die ganze Geschichte? Ich weiß es nicht.

Zitat von: Christiane in 12. März 2019, 11:02:50
Und dann: noch eine neue Serie? - Ich glaub, ich warte einfach noch ein bisschen. Dann weißt Du, Firni, ob es gut weitergeht und ich bekomm vielleicht auch ein etwas günstigeres Paperback  :->.
Okay, die Frage zu den Länge der Serie hat Firni ja schon beantwortet. Das mit dem Paperback bleibt abzuwarten. Band 1 ist gerade mal vor 1,5 Jahren erschienen. Das wird ggf. Verlagspolitik sein. Ich habe  z.B. keine Ahnung, wann die Harry Potter  (um wieder den Vergleich zu nutzen) als TB rausgekommen sind. Ich kannte da viele, viele Jahre lang nur die ersten HCs vom Carlsen-Verlag. Ich finde übrigens 18 Euro für ein Hardcover (als ich rede jetzt wieder von der Spiegelreisenden) echt günstig, wenn ich mir überlege, wie teuer so mancher hist. Roman ist als HC (nicht dass sich das Geld nicht lohnen würde)

Zitat von: FirnsarnwenSchiffe gibt es bislang nicht. Es gibt manche Begriffe in dem Buch, unter dem man sich eher was anderes vorstellt. Beispielsweise hat jede Arche einen " Hausgeist". Dieser ist aber nichts irgendwie Sphärisches, sondern eine richtige Person, am ehesten mit einer lebenden Gottheit zu vergleichen. Die Archen sind schwebende Erdteile. Von ihrer Entstehung ist bislang wenig bekannt, aber es deutet sich schon an, dass in einem bisher nicht zu lesenden Buch der Schlüssel zur Vergangenheit versteckt sein könnte.
Gerade was diese Begrifflichkeiten angeht "Arche" oder "Hausgeist" (um bei Deinen Beispielen zu bleiben) würde es mich irgendwie reizen, das französische Original zu lesen. Vielleicht mach ich das irgendwann mal als ebook, als Re-Read.

Ach ja, apropos Ebook...ganz entscheidender Vorteil des tatsächlichen Buches sind für mich die tollen Beigaben zu den Büchern. In jedem Buch ist ein Lesezeichen, passend zum Buch, auf dem die wichtigsten Personen aufgelistet sind und in jedem Buch eine Postkarte, mit dem Cover zum nächsten Band der Reihe. Gut, bleibt abzuwarten, ob neben dem Lesezeichen noch was in Band 4 drin ist, denn dann ist die Geschichte um Ophelia und Thorn ja zu Ende erzählt. Mitte/ Ende Juni 2020 werde ich es wissen. :->
In Band 2 und 3 sind übrigens weitere Extras enthalten, die denke ich auch im ebook drin sein werden. Aber ich finde das Vor- und Zurückblättern in "echten" Büchern halt einfacher, wie Ihr ja wisst.

Eine umfassende Rezi gibt es dann, wenn ich Band 4 gelesen habe ... wie schnell wird sich zeigen.

LG
Kathrin

Rock the Night!

Kathrin

Mit den vier Bänden zu ihrer Spiegelreisenden-Reihe ist der Französin Christelle Dabos ein wunderbares und außergewöhnliches Fantasy-Epos geglückt. Meine Meinung zu Band 1 haben hier (weiter oben) bereits kundgetan. Das was hier nun als Rezension folgt bezieht sich auf die komplette Reihe und müsste Spoiler-frei sein.

Absolut herausragend in dieser Fantasy-Reihe ist sowohl der Welten-Aufbau mit seinen unterschiedlichen Archen und den vielfältigen magischen Fähigkeiten der Archen-Bewohner als auch die ganz besondere und einzigartige Protagonistin Ofelia. Ofelia sticht aus der Menge der Fantasy-Protagonistinnen extrem heraus: sie ist anders, sie ist tollpatschig, sie macht und hat ihre Fehler, aber sie lernt dazu und ich liebe ihre magischen Fähigkeiten (das ,,Lesen" von Gegenständen durch Berührung und die Fähigkeit durch Spiegel reisen zu können. Sie ist ein Person, die man sofort ins Herz schließen muss, im Gegensatz zu Thorn, einem kalten und wortkargen Mann von der Arche Pol, mit dem sie im ersten Teil der Reihe verlobt wird und den sowohl Ofelia als auch wir Leser erst warm werden müssen. Neben Ofelia und Thorn lernen wir eine große Schar an Nebencharakteren kennen, von denen man auch so einige als Leser sehr lieb gewinnen kann.

Dass die komplette Reihe keine volle Punktzahl in der Bewertung von mir bekommt, liegt an den Bänden 3 und 4, die leider nicht ganz mit Band 1 und 2 mithalten konnten. Ich finde die Idee von Christelle Dabos, das Setting zu ändern – weg von Ofelias Heimatarche Anima und auch weg von der Arche Pol, die Welt bietet ja immerhin genügend Potenzial für andere tolle Archen mit ihren Eigenschaften – aber ich mochte die Arche, auf der Band 3 und 4 spielen leider nicht so wirklich. So eiskalt es auf dem Pol auch gewesen sein mag, so habe ich mich dort wesentlich wohler gefühlt, was vermutlich auch mit den Nebencharakteren zusammen hin, die mir in Band 3 und 4 etwas gefehlt haben, auch wenn sie nicht gänzlich weggefallen sind.

Leider konnte ich der Autorin teilweise in ihren Drehungen und Wendungen (die Echos, die Schatten, der Andere) nicht immer folgen. Da hatte ich mitunter schon das Gefühl, vollkommen aufmerksam lesen zu müssen, um nichts zu verpassen, weshalb ich auch nicht weiß, ob junge Jugendliche (z.B. meine Nichte mit 11 Jahren) der Geschichte immer hätte folgen können, ober ob es nicht irgendwann zu verwirrend geworden wäre ... das war ja schließlich bei der ollen Tante (mir) nicht anders.

Abe nichtsdestotrotz, eine tolle Geschichte, mit tollen, zauberhaften Ideen und Charakteren in einem tollen und besonderen Schreistil und eine tollen Gestaltung (Karten, Personenregister auf den Lesezeichen und einer jeweiligen Zusammenfassung des Vorgängerbandes ab Teil 2. Einziger Wermutstropfen ist da die Farbgestaltung der Cover, die Zeichnung finde ich toll, aber diese pastelligen Farben .... Uah, schrecklich!

Bewertung:
[note2]
Rock the Night!

Inge78

"Denn wenn die Illusionen verschwinden, bleibt nur die Wahrheit."

Ophelia wird verlobt. Und ihr Verlobter und seine Heimat sind ihr völlig fremd. Was wird sie erwarten

Autorin Christelle Dabos hat eine wundervolle Fantasy Welt erschaffen. Die Welt ist in einzelne Teile zerbrochen, die sogenannten Archen. Auf jeder Arche haben die Bewohner besondere Fähigkeiten. Ophelia ist eine "Leserin" und eine "Spiegelreisende" , heißt, die kann durch Berühren von Gegenständen etwas über ihre Besitzer erfahren und sie kann von Spiegel zu Spiegel reisen, solange sie ihr Ziel kennt. Ihr Verlobter Thorn lebt auf der Arche Pol, einer Eiswelt, bevölkert von Familien, die sich gegenseitig die Macht entreißen wollen. All diese Archen werden von den Familiengeister beherrscht, den Ahnen der Familien.
Das Buch ist gespickt von vielen Charakteren, von vielen Intrigen und stellt mehr Fragen als Antworten zu geben. Was aber für einen 1.Teil einer Reihe sehr passend ist. Ophelia ist eine tolle BuchHeldin, wunderbar unangepasst, die Story ist abwechslungsreich mit vielen überraschenden Wendungen. Und der Schreibstil der Autorin ist so wunderbar rutschig zu lesen, dass ich wirklich durch die Seiten gerauscht bin. Ich bin so gespannt auf die nächsten Teile und hoffen auf viele neue Ideen der Autorin .

[note1-]
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf