Edgar Cantero - Mörderische Renovierung

Begonnen von mowala, 19. November 2018, 14:41:56

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mowala

Edgar Cantero - Mörderische Renovierung

Gebundene Ausgabe: 420 Seiten
Verlag: Golkonda Verlag; Auflage: 1. (26. Oktober 2018)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3946503491

Zum Inhalt
Nachdem Ambrose Wells sich aus dem Fenster gestürzt hat, erbt sein entfernter Cousin A. sein Anwesen und sein Vermögen.
Er zieht mit seiner jugendlichen, technikversierten stummen  Freundin Niamh in das geheimnisumwitterte Haus ein und wir schon bald von lebhaften Alpträumen geplagt und begegnet einer Geistererscheinung.
Die beiden versuchen mit allerlei technischem Equipment und Recherchearbeiten diesen Geheimnissen sowie dem Grund für die jährlich in dem Haus stattfindenden Treffen einer mysteriösen Gesellschaft auf den Grund zu gehen.

Meine Meinung
Das in schwarz-weiß gehaltene Cover erweckt schon mal Aufmerksamkeit. Die Bedeutung der einzelnen Elemente erklärt im Laufe des Buches
Der Titel erweist sich als etwas unglücklich übersetzt und deshalb verwirrend,  da Renovierungen in der Geschichte gar nicht vorkommen, es scheint mir eher ein Haufen Unordnung durch die beiden Bewohner zu entstehen.

Der Erzählstil hingegen ist äußerst spannend. Es wechselt von A.s Tagebucheinträgen und Briefen an eine Tante, Niamhs Notizen, Protokollen von Videoaufnahmen, Auszügen aus wissenschaftlichen Berichten und Fachliteratur zum Thema Psychologie und Parapsychologie. Gespickt immer wieder mit sehr lebhaften Schilderungen aus A.s verstörendem Traumtagebuch-
So entsteht auf spannende, abwechslungsreiche Weise nach und nach aus vielen Mosaiksteinchen ein Gesamtbild der Geschehnisse.
A.s Art und Weise jedem und allem zunächst mit einer gewissen ,,Unernsthaftigkeit" zu begegnen, lässt ihn vielleicht etwas oberflächlich erscheinen, täuscht aber darüber hinweg, dass er ein sehr guter Beobachter ist. Sein trockner Humor und ironische Betrachtungsweise schlägt sich immer wieder in seinen Tragebucheintragen und Briefen nieder, das er auch vor Selbstironie nicht halt macht, macht ihn das sehr sympathisch.
Niamh glänzt immer wieder durch ihren Einfallsreichtum und ist trotz ihrer offenbaren Jugend eindeutig der vernünftigere Part diese Duos.

Edgar Cantero versteht es seinen Figuren Charakter zu geben und sie lebendig werden zu lassen.
Auch die Beschreibung von A.s teilweise wirklich verstorenden, jedem Horrorfilm gerecht werdenden Träumen  ist sehr anschaulich.

Das Ende bietet die eine oder andere Überraschung und hat durchaus Potential zur Entwicklung einer neuen eigenständigen  Geschichte

[note2]
Das Leben ist zu kurz für später

Firnsarnwen

Ein junger Student und eine stumme Punkerin beziehen ein verlassene Anwesen nach dem Selbstmord des vorherigen Besitzers Ambrose Wells und entdecken, dass zu den dunklen Geheimnissen des Hauses mehr als nur ein Geist gehören.
Zunächst mal finde ich den deutschen Titel nicht gut gewählt, denn es geht in keinster Weise um eine Hausrenovierung, sondern um so viel mehr. Die Story enthält dermaßen viele Elemente vieler Genres, dass sie keiner davon eindeutig zuzuordnen ist. Würde ich den Versuch wagen, es einzugrenzen,um das Buch zu beschreiben, wäre es wohl ein düsterer Kriminalroman mit poe-ähnlichen Gruselelementen. Der Schreibstil ist sehr ungewöhnlich. Der Leser erfährt die Ereignisse aus Tagebucheinträgen, Videoaufzeichnungen, Zeitungsartikeln und Briefen und findet sich so mitten im Geschehen wieder. Gerade bei den Szenen, die durch die Videosequenzen vermittelt werden, steht man als Beobachter quasi direkt daneben und ist so unmittelbar ein Teil der Geschehnisse. Einen anderen Reiz der Geschichte machen die vielen verschlüsselten Botschaften aus, die von dem Toten hinterlassen worden sind und die nur mit Hilfe eines Codes lesbar gemacht werden können. Etwa in der Mitte des Buches stagniert die Spannung ein wenig, weil die gelösten Rätsel nur noch mehr Fragen aufwerfen und man sich keinen Reim darauf machen kann, was das Geheimnis von Ambrose war, das anscheinend sein ganzes Leben ausgemacht hat und letzten Endes zu seinem Tod geführt hat.
Die Auflösung, die im letzten Drittel ihren Lauf nimmt,ist dann Hochspannung pur und lässt nur wenig Raum für eine Lesepause. Insgesamt war das ein Lesevergnügen der ganz anderen Art und zum Glück für mich war der Gruselfaktor genau richtig: unterschwellig war stets diese unheimliche Atmosphäre da, hat mich aber nicht (anders wie bei der Hauptfigur) in meinen Träumen heimgesucht.
8/10
       
What we do in life, echoes in eternity