Rebecca Gablé - Das Haupt der Welt

Begonnen von nirak, 15. Oktober 2013, 18:52:01

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nirak

[isbn]9783431038835[/isbn]

Meine Meinung: Es beginnt im Jahre 929, der Fürstensohn Tugomir wird bei einem Überfall von König Heinrich I.  als Geisel mit an den Königshof nach Magdeburg genommen, ebenso seine Schwester Dargomira. Hier werden sie die nächsten Jahre leben und erleben wie Otto zum König wird. Rebecca Gablé schildert eindrucksvoll von dem Leben dieser Zeit. Sie erzählt wie es dem Königshaus erging aber noch mehr wie die Gefangenen lebten und was sie ertragen mussten. Zunächst fiel es mir allerdings etwas schwer mich mit der Geschichte anzufreunden. Bei den vielen fremdklingenden Namen wie Tugomir, Dragomira und ähnliche, brauchte ich einige Zeit um mich an sie zu gewöhnen, aber nach den ersten 200 Seiten war ich so gefangen von der Geschichte, dass ich nur schwer mal unterbrechen konnte.

Gut gefallen hat mir, wie die Autorin hier historisch belegten Protagonisten Leben eingehaucht hat. Sie schildert sie facettenreich und bildhaft. Scheinbar mühelos verbindet sie ihre Fiktion mit den historischen Begebenheiten und schafft daraus eine Einheit. Niemand kann wohl genau sagen wie es damals im 10. Jahrhundert wirklich am Hof von Otto zuging, aber so wie hier geschildert könnte es durchaus gewesen sein. Ich fand es glaubwürdig und vor allem sehr interessant. Ihre einzelnen Charaktere sind facettenreich und lebhaft. Jeder einzelne ist nicht einfach nur gut oder böse sondern hat seine Ecken und Kanten die ihn sympathisch machten oder eben auch nicht. Die Autorin erzählt ihre Geschichte lebendig und abwechslungsreich, immer im richtigen Moment werden die Handlungsstränge gewechselt und der Spannungsbogen somit hoch gehalten. Mir hat das gut gefallen.

Cover/Gestaltung:Auf dem Cover ist eine Lanzenspitze zu sehen, sie liegt vor einem hellen Hintergrund. Ich finde das schlichte Cover sehr schön, vor allem nachdem ich das Buch gelesen habe, fand ich, es passte wunderbar zur erzählten Geschichte. Gleich zu Beginn gibt es dann ein Personenregister und am Ende ein ausführliches Nachwort der Autorin. Für den Rest der Gestaltung solltet ihr einfach mal einen Blick in das Buch werfen. Mir hat die Aufmachung sehr gut gefallen.

Mein Fazit: ,,Das Haupt der Welt" ist ein historischer Roman  vor einem realen Hintergrund. Mir hat er gut gefallen und ich konnte mich in der Welt von Tugomir und Otto verlieren, mit ihnen mitfiebern und hoffen, Kopfkino eben. Gern hätte ich am Ende noch weitergelesen aber nach nur 852 Seiten war Schluss. Ich hoffe sehr, dass es hier noch eine Fortsetzung geben wird. Ich finde einfach, die Geschichte ist noch nicht zu Ende erzählt. Für alle Fans historischer Romane die gern mehr über die deutsche Geschichte erfahren möchten ist ,,Das Haupt der Welt" ein unbedingtes muss. 

[note1]

Kathrin

Meine Meinung:
Mit ihrem neuesten Roman ,,Das Haupt der Welt" wagt Erfolgsautorin Rebecca Gablé wieder einmal einen Ausflug außerhalb Englands und dessen Geschichte. Stattdessen entführt sie uns in die Zeit und das Reich von Otto I.

Wie nicht anders zu erwarten liest sich auch dieses Buch wieder einmal sensationell gut an. Mit dem Überfall auf die Slawen durch Heinrich I zusammen mit seinem Sohn Otto und die damit verbundene Geiselnahme des slawischen Fürstensohn Tugomir und seiner Schwester Dragomira, wird man als Leser quasi direkt in das Geschehen hineinkatapultiert und von der Geschichte und dem Schicksal des Geschwisterpaars gefangengenommen. Es fällt schwer, das Buch aus der Hand zu legen und wie bei allen Gablé-Romanen wünscht man sich, das Buch würde nie enden.

Und dennoch gehört dieser Roman für mich zu den ,,schlechteren" von Rebecca Gablé, und das obwohl ich das Buch in historischer Sicht extrem spannend finde, da ich mich mit der deutschen Geschichte jener Zeit so gut wie gar nicht auskenne. Ich glaube sogar, dass gerade dieser Aspekt das Buch für mich noch faszinierender macht, als beispielsweise ein weiterer Waringham-Roman. Allerdings empfinde ich die Geschichte dieses Romans schon allein durch die Größe des Reiches als sehr komplex. Auch wenn das Buch im Gegensatz zu anderen Werken der Autorin einen verhältnismäßig kurzen Zeitraum umfasst (929 – 941 n. Chr.), hatte ich mitunter das Gefühl, dass die eine oder andere Stelle ausführlicher hätte sein können. Trotz Landkarte und Personenregister hatte ich manchmal den Überblick verloren mit den vielen Fürstentümer und ihren Fürsten. Da hätte ich es  mitunter gerne etwas ausführlicher gehabt.

Dies gilt auch für die Figuren. Weder Heinrich I noch sein Nachfolger Otto I konnten mich wirklich begeistern wie andere hist. Persönlichkeiten in früheren Werken der Autorin. Ich fand Otto zwar von der ersten Sekunde an sympathisch, aber im Vergleich zu einem John of Gaunt fehlte ihm doch deutlich an Charisma. Sein Bruder Thankmar  und seine große Liebe -  zumindest diejenige, die Rebecca Gablé ihm gegönnt hat – war mir da deutlich näher. Natürlich will ich nicht, dass Autoren die Geschichte in solchen Punkten verändern, aber um Thankmar tat es mir sehr leid!

Auch zur (nahezu fiktiven) Hauptfigur Tugomir konnte ich nicht so den rechten Draht finden. Ein Teil seiner Geschichte war sogar ein wenig vorprogrammiert, wie z.B. die Liebe zur Tochter seines Erzfeindes Gero, der mir wiederum zu böse geraten ist. Natürlich finde auch ich Gero absolut hassenswert, aber ich hätte mir mehr als nur diese eine Facette an ihm gewünscht. Auch bei Tugomir und seiner Angebeteten Alveradis fehlt es mir ein wenig an Tiefe. Weder habe ich so wirklich mitbekommen, geschweige denn gespürt, wie es so wirklich anfing zwischen den Beiden, noch wurde wirklich deutlich spürbar, wie Dragomira für Alveradis ,,eine wahre Freundin" im Kanonissen-Stift werden konnte. Auch hier fehlen mir ein paar Seiten.

Größter Schwachpunkt sind für mich jedoch die allzu häufigen Sexszenen – sowohl die Liebes- als auch die Vergewaltigungsszenen. War das schon immer sooo viel bei Rebecca Gablé? Mag ja sein, dass ich diesbezüglich im Laufe der Jahre deutlich kritischer geworden bin, aber erst kürzlich hat mir ein Autor bewiesen, dass ein nicht-geschriebenes Wort so viel prickelnder und erotischer sein kann.

Trotz der Kritikpunkte ist das hier aber immer noch ein Meckern auf sehr hohem Niveau. Ich habe auch dieses Buch extrem gerne gelesen und konnte es genießen, wenn es auch nicht das Meisterwerk von Rebecca Gablé in meinen Augen ist.

Bewertung:
[note2+]
Rock the Night!

sisquinanamook

Ich teile Kathrins Meinung.

Für ich ist allerdings der größte Schwachpunkt einen Heiler als Hauptfigur zu erschaffen und dann nur sehr wenig auf medizinische Dinge einzugehen.
Bis auf die Diagnose von Ottos Allergie mittels Armdrücken, die ich auch als Allergiker sehr, naja, seltsam finde, wird von Tugomirs Heikünsten zwar immer viel geschrieben, aber das wars dann auch.
Ich hätte mir ein paar mehr praktische Heilungsfälle gewünscht.

Aber auch das ist Jammern auf hohem Niveau.

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Viele Grüße
Daniela